Gegenwart Ausgabe 01/2010

"Die Gegenwart" Heft 01/2010

Inhaltsverzeichnis Heft 01/2010

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Impressum

Editorial

DBSV-Nachrichten:

Mitmachen statt abwarten!

Kurzinfo: DBSV-Verbandstag 2010

Lobbyarbeit nach der Wahl

Mittel beschaffen  –  Neutralität wahren

Kurzinfo: BAG Selbsthilfe

Freifahrt wieder in Gefahr?

Meldungen

AMD-Therapie: Offener Brief an Ärzte und Krankenkassen

Frühförderung für blinde und sehbehinderte Kinder

Diabetesbeauftragte tagen in Mündersbach

Fachgruppenleitertagung für physiotherapeutische Berufe

Tagung der Hilfsmittelberater

Wild Wild West  –  Reiten in Boltenhagen

Korrektur DBSV-Inform 12/09

Selbsthilfe braucht starke Frauen

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Thema: Low Vision

Individuelle Hilfen  –  gemeinsame Lösungen

Schlechte Sicht  –  gute Betreuung: Low Vision in Skandinavien

Kurzinfo: See bad  –  feel good

Mein Weg in die "doppelte" Selbstständigkeit

Netzwerken ist der beste Weg

Kurzinfo: Beratungsstelle für Sehbehinderte

Low-Vision-Pioniere in Bayern

LowVision-Stiftung

Leseraktion:

Nicht sehen und gesehen werden

In Kürze:

Reisen

Die Kraft des Atems

Städtetrip oder Nordic Walking

Freizeit

Tandem-Hilfen 2010

Seminare und Tagungen

Fit am Computer  –  entspannt mit Yoga

Orientierung für Studieninteressierte

Esperanto-Kongress 2010

Service

Neuer Service bei der Bahn

Berliner Ratgeber für Menschen mit Behinderung

Personalia

Wechsel an der Spitze der BAGSO

Sehbehindertentag:

Kirche mit anderen Augen

Kurzinfo: Sehbehindertensonntag am 6. Juni 2010

Spiele-Tipps:

Fixe Wort-Finder gesucht

Projekte:

Mitgliedergewinnung: kein Ein-Mann-Job

Recht:

Recht auf Internet

Kurzinfo: Rechte behinderter Menschen

Meldungen

Veröffentlichung zum Behindertengleichstellungsrecht

Testlabor:

Mobile DAISY-Player

Kurzinfo: Folgetest "BrookSense"

Menschen:

"Dieses Bild ist wie eine Zwillingsschwester"

Kurzinfo: Mut zur Schönheit

Verkehr:

Ein Flughafen soll barrierefrei werden

Integration:

Meldungen aus der Taubblindenarbeit

Neues Kennzeichen für taubblinde Menschen

Fachdienst Integration taubblinder Menschen in Bayern

Weiterbildungszertifikat für Taubblindenpädagogen

Gründung Taubblinden-Assistenten-Verband

Bildung:

Das Auge spricht mit

Kurzinfo: Eye Talk English

Medien:

Bücher

Hörbuchverlag Radioropa setzt auf DAISY

Wahlverwandt und ebenbürtig

Der Anwalt

Kurzinfo: Medibus-Katalog

Zeitschriften

Politik-Journal

Kurzinfo: Hörzeitungsauskunft

Hörfilme

Novemberkind

Sport:

Anpfiff für den Frauenfußball

Kurzinfo: Bonus auf DBSV-Inform  –  Hörfeature zum Turnier

Meldungen

Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Blindenschach

Aus den Ländern:

Bayern

BBSB ehrt Elternreferenten

Berlin

Lesungen im Untergrund

Rheinland-Pfalz

Mainzer Dom als Tastmodell

Die andere Seite:

Der Eckrentner

Rätsel:

Januar-Rätsel

Lösung des Dezember-Rätsels

Anzeigen:

Wir beraten Führhundhalter

PRIVATE KLEINANZEIGEN

VERKAUFE

SUCHE

PARTNERSUCHE

GEWERBLICHE ANZEIGEN

BBSB  –  Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund e.V.

SynPhon GmbH

Der Blindenhörbuchladen

AASB Maria Seidling

BFW Würzburg gGmbH

Deutscher Hilfsmittelversand

Papenmeier RehaTechnik

RTB

Handy Tech

Hörfilm-Forum:

Aktuelle Hörfilm-Sendetermine

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Titelbild:
Unter der Standlupe schreiben: Bei der Low-Vision-Versorgung sind vergrößernde Sehhilfen von zentraler Bedeutung  –  um das Sehvermögen optimal zu nutzen


Rückseite:
Festivalgesichter: Besucher des Louis Braille Festivals der Begegnung sprechen über ihre Wünsche
"Ich wünsche mir eine Welt, in der die Leitstreifen nicht einfach aufhören. Nichts ist so unangenehm, wie irgendwo zu stehen und nicht weiter zu wissen. Mein Traum wäre, überall selbstständig hinzukommen."
        Petra Schmachtel (38) aus Senden, Landkreis Neu-Ulm



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Rat und Hilfe erhalten Blinde und Sehbehinderte unter der bundesweiten Rufnummer
(01805) 666 456.

(0,14 € / Min.)

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Impressum


"Gegenwart",
Magazin für blinde und sehbehinderte Menschen und ihre Freunde,
64. Jahrgang.


Redaktion: Irene Klein (Leitung), Inka Strunk

Redaktionsassistenz: Ilona Nicolai


Redaktion "Gegenwart"
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Tel.: (0 30) 28 53 87-130
Fax: (0 30) 28 53 87-200
E-Mail: gegenwart@dbsv.org (auch für Anzeigen)


Herausgeber:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Präsidentin: Reynate Reymann
Geschäftsführer: Andreas Bethke

Die "Gegenwart" erscheint monatlich (Juli/August als Doppelnummer)

  • in Punktschrift,
  • in Schwarzschrift und
  • im Internet unter www.dbsv.org (ausgewählte Beiträge)

Die "Gegenwart" ist Bestandteil der DAISY-CD DBSV-Inform, die von Mitgliedern aller Landesvereine des DBSV kostenfrei bezogen werden kann.


Jahresbezugspreis der Printausgaben:
38,50 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 44 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.

Einzugsermächtigung wird erbeten.


Weitere Informationen beim DBSV-Zeitschriftenverlag,
Petra Wolff
Tel.: (0 30) 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org


Bankverbindung:
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ: 100 205 00, Sonderkonto Zeitschriftenverlag
Konto-Nr. 3273301


Kündigungen des Abonnements für das Folgejahr sind bis Ende September vorzunehmen.


Anzeigenpreise:

Private Kleinanzeigen bis 180 Zeichen kosten 5 Euro, jedes weitere Wort 50 Cent.
Kommerzielle Kleinanzeigen kosten 9 Euro pro Druckzeile.
Für Großanzeigen und Beilagen bitte Preisliste anfordern.

Anzeigenschluss ist jeweils der 1. des Vormonats 1. des Vormonats (für die Januar-Ausgabe der 20.11.).


Gestaltung: pusch:mann:schaft
Schwarzschriftdruck: Druck Center Meckenheim
Punktschriftdruck: Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB)
DAISY-Produktion: DZB und Berola-Film GmbH


Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

das neue Jahr ist Verbandstagsjahr. Alle vier Jahre wird das höchste Organ des DBSV einberufen. So will es die Satzung. Denn nach vier Jahren ist es an der Zeit, die Richtung der Verbandsarbeit zu überprüfen, neue Impulse zu setzen, neue Leitlinien festzulegen und auch ein neues Präsidium zu wählen. All dies geschieht auf breiter Basis. Bis zu 200 Delegierte werden Mitte Juni in Berlin erwartet. Aber auch jeder Einzelne ist gefragt, sich in die Debatte einzumischen, zum Beispiel über die "Gegenwart". DBSV-Präsidentin Renate Reymann gibt in dieser Ausgabe den Anstoß und lädt alle Leser ein, die Zukunft des DBSV mitzugestalten.

Von der Verbandspolitik mitten hinein ins Leben, das mit einer Sehbehinderung schon mal zum Hindernislauf geraten kann. Dabei könnte alles so viel einfacher sein, wenn Augenärzte, Optiker, Sozialarbeiter, Rehalehrer, Psychotherapeuten und Pädagogen an einem Strang ziehen würden. "Low Vision" nennt sich dieser Ansatz, den die "Gegenwart" zum Thema macht. Während die interdisziplinäre Zusammenarbeit in Deutschland noch viel zu selten zustande kommt, zeigen die skandinavischen Länder, wie Menschen mit schlechter Sicht optimal versorgt werden können.

Und schließlich ganz ans Ende der "Gegenwart" auf die letzte Umschlagseite: Im neuen Jahr erzählen hier blinde und sehbehinderte Menschen, wie sie sich eine bessere Welt vorstellen. Stimmen, die auf dem Louis-Braille-Festival der Begegnung eingefangen wurden.

Ob mit den Ohren, den Händen oder den Augen  –  ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre.

Irene Klein
Redaktion "Gegenwart"  

DBSV-Nachrichten:

Mitmachen statt abwarten!

Zwei bedeutende Ereignisse im Juni 2010 werfen ihre Schatten voraus: die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika und der Verbandstag des DBSV in Berlin. DBSV-Präsidentin Renate Reymann bringt den Ball ins Rollen und appelliert gleich zu Beginn des neuen Jahres an alle Mitglieder, sich aktiv an den Vorbereitungen zu beteiligen und die Zukunft des Verbandes mitzugestalten.


Der Verbandstag ist das höchste Organ des DBSV. Hier werden auf breiter Basis die Leitlinien festgelegt, die für die nächsten Jahre die Richtung der Verbandsarbeit vorgeben. Die Delegierten wählen das neue Präsidium als Führungsgremium, das die Beschlüsse des Verbandstages durchsetzt. Bevor wir diese Beschlüsse fassen, diskutieren wir ausführlich deren Inhalte, legen gemeinsam Strategien fest und erörtern sozialpolitische Fragen zur Stellung blinder und sehbehinderter Menschen in der Gesellschaft. Zu den Verbandstagen laden wir regelmäßig Vertreter sozialer Organisationen und der Bundesregierung ein. In den Diskussionen mit ihnen wollen wir die Stärke unseres Verbandes demonstrieren, unsere Forderungen und Anliegen deutlich machen und in die Öffentlichkeit und die politischen Gremien tragen.

Nach der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention geht es auf dem Verbandstag 2010 darum, wie der DBSV die Umsetzungsstrategien der Bundesregierung befördern, beeinflussen und kontrollieren kann. Wir werden die notwendigen Schritte konsequent auf den Erhalt und die Verbesserung der Lebens- bedingungen behinderter Menschen in allen gesellschaftlichen Bereichen ausrichten. Dieser Verbandstag steht vor der Herausforderung, die permanenten gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen im neuen Jahrzehnt aufzunehmen und zu reflektieren. Das heißt, wir müssen unser Handeln auf den Prüfstand stellen. Daraus können sich Veränderungen der Strukturen, der finanziellen Sicherung und des Aufgabenprofils unseres Verbandes ergeben. Das Spannungsfeld zwischen ständig wachsenden Anforderungen und nicht automatisch mitwachsenden finanziellen Ressourcen erfordert ein zielorientiertes Zusammenwirken der Landesverbände, der korporativen Organisationen, des Präsidiums, letztlich aller Mitglieder des DBSV. Bewährt haben sich dabei dicht geknüpfte Netzwerke, in die auch andere Verbände und Organisationen sowie Persönlichkeiten einbezogen sind.

In Abstimmung mit dem Verwaltungsrat hat das Präsidium Themenschwerpunkte aus dem breiten Aufgabenspektrum gewählt, die wir auf dem Verbandstag diskutieren werden. Dabei geht es unter anderem um Barrierefreiheit im Bereich der Mobilität und beim Medien- und Informationszugang, um die Belange von Senioren und die strukturelle Weiterentwicklung des DBSV. Die Ergebnisse fließen in Beschlüsse, Aufträge und Empfehlungen für die Arbeit der nächsten Jahre ein. In der Zeit bis zum Verbandstag werden wir die "Gegenwart" als Sprachrohr zu unseren Mitgliedern nutzen, um die Themen in kurzen Exposés vorzustellen. So können Sie Ihre Ideen und Anregungen für die Zukunft des Verbandes einbringen und die Zielrichtung mit beeinflussen.

In den kommenden Jahren wird das neue Präsidium die Verbandspolitik an den Beschlüssen des Verbandstages ausrichten. Daraus abgeleitet entstehen Arbeitsaufträge und neue Projekte, die im Zusammenwirken mit der Geschäftsstelle, den Landesverbänden und Verbandsgremien realisiert werden. Dabei brauchen wir viele zielführende Ideen, fachliche Kompetenz und noch mehr ehrenamtliches Engagement. Ein Themenschwerpunkt dieses Verbandstages befasst sich daher mit der Zukunft des Ehrenamtes im DBSV.

Die Fußballweltmeisterschaft lebt von Akteuren und Zuschauern. Die Spieler bereiten sich intensiv darauf vor und die Fans warten auf spannende Begegnungen. Für spannende Begegnungen auf unserem Verbandstag gilt: Mitmachen statt abwarten! Der Appell zum Mitmachen jetzt und über den Verbandstag hinaus geht an alle: Gestalten Sie die Arbeit des DBSV, seine Weiterentwicklung aktiv mit und stärken Sie in den Landesvereinen und korporativen Organisationen den Spitzenverband. Bringen Sie sich engagiert in die Verbandspolitik ein, so schaffen wir gemeinsam einen schlagkräftigen Verband für die Herausforderungen des neuen Jahrzehntes.

Renate Reymann
Präsidentin des DBSV  


Dazu ein Bild: Wünscht sich eine aktive Basis für den Verbandstag: DBSV-Präsidentin Renate Reymann


Kurzinfo: DBSV-Verbandstag 2010

Alle vier Jahre tritt der Verbandstag des DBSV zusammen. In diesem Jahr ist es wieder soweit: Vom 16. bis 19. Juni werden die Wegweiser für die Verbandsarbeit der nächsten Jahre aufgestellt. Satzungsgemäß setzt sich der Verbandstag aus den Delegierten der ordentlichen Mitglieder, sprich der Landesvereine, je einem Vertreter der korporativen Mitglieder sowie den Ehrenmitgliedern des Verbandes und dem Präsidium zusammen. Jeder Landesverein entsendet jeweils einen Delegierten auf alle angefangenen 250 Mitglieder. Jeder Delegierte, jeder Vertreter eines korporativen Mitglieds, jedes Präsidiumsmitglied und jedes Ehrenmitglied hat auf dem Verbandstag eine Stimme. Ein Delegierter kann bis zu vier Stimmen auf sich vereinigen.

Lobbyarbeit nach der Wahl

Vom Personalkarussell in der Bundespolitik über die Zertifizierung von Integrationsberatern bis zum Blindentischtennis reichte das Themenspektrum der Präsidiumssitzung am 20. November  –  nicht zu vergessen DAISY, denn DAISY löst nun endgültig die Kassette ab. Ein Interview mit Dr. Thomas Kahlisch, Mitglied des DBSV-Präsidiums und Direktor der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB).


Herr Dr. Kahlisch, die neue Bundesregierung ist im Amt. Und der Koalitionsvertrag berücksichtigt die Belange behinderter Menschen nur als Randnotiz. Muss man sich angesichts dieser Signale seitens der Selbsthilfe für die nächsten vier Jahre warm anziehen?

Dr. Thomas Kahlisch: Ich denke schon: warm anziehen, gute Lobbyarbeit machen und viele Kontakte zur Politik suchen. Da sitzen ja auch ein paar neue Leute, denen man sich vorstellen muss. Das Karussell dreht sich noch. Wir wissen gar nicht so genau, wer am Ende für was zuständig sein wird. Und das ist für uns auch eine Chance, unsere Interessen an neue Player neu zu vermitteln. Das setzt voraus, dass wir uns auf breitester Linie politisch engagieren. Es ist ja nicht nur im Bund, sondern auch in vielen Ländern neu gewählt worden.


Sehr wichtig wird die UN-Behindertenrechtskonvention sein, die in Deutschland seit März geltendes Recht ist. Und es trifft sich ganz gut: Die Kultusministerkonferenz ist gerade dabei, ihre Empfehlungen für den Förderschwerpunkt Sehen zu überarbeiten. Welche Chance erwächst daraus für die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe?

Wenn schon in der Konvention eindeutige Aussagen gemacht werden, um bestmögliche Bildungsangebote für behinderte Menschen zu schaffen, dann ist es aus unserer Sicht sehr wichtig, dass da etwas passiert, nicht ohne uns, sondern gemeinsam mit uns. Es geht darum, Gehör zu finden, damit die Lehrer in die Lage versetzt werden, Spezialkenntnisse wie Brailleschrift oder Mobilität zu vermitteln, viele Themen, die uns am Herzen liegen und die wir unbedingt in die Schule bringen wollen. Denn die blinden und sehbehinderten Schüler der Zukunft sollen Erfolge verzeichnen, wenn die Inklusion dann greift.


Ein weniger positives Signal geht von Baden-Württemberg aus. Die Presse hat es mal wieder als erstes gewusst: Offenbar steht die Freifahrt für behinderte Menschen im Nahverkehr auf dem Prüfstand. Wie reagiert der DBSV auf diesen Versuch, Nachteilsausgleiche zu kürzen?

Mit Erschrecken nehmen wir das zur Kenntnis. Und wir nehmen es nicht nur zur Kenntnis, sondern wehren uns auch dagegen, denn diese Kuh wird ja immer mal wieder durchs Dorf getrieben. Wir haben in den Ländern mit der politischen Lobbyarbeit begonnen. Dabei möchte ich auch auf den Standpunkt von Klaus Hahn verweisen, der in dieser "Gegenwart" steht.


Blinde und sehbehinderte Menschen brauchen bei der Teilhabe am Arbeitsleben besondere Unterstützung, wenn es also darum geht, einen bestehenden Arbeitsplatz behindertengerecht auszustatten oder einen neuen Arbeitsplatz zu suchen. Hierfür gibt es die so genannten Integrationsfachberater. Was macht der DBSV, um hier für eine gute Unterstützung zu sorgen und gewisse Mindeststandards zu gewährleisten?

Im Rahmen des Netzwerks berufliche Teilhabe ist ein Konzept erarbeitet worden, das eine Zertifizierung von Fachberatern für blinde und sehbehinderte Menschen möglich machen soll. Durch die flächenhafte Integrationsberatung haben wir einfach das Problem, dass viele Integrationsberater nicht die Spezialkenntnisse haben, wie etwa eine Braillezeile oder ein Screenreader funktioniert oder welche Möglichkeiten Blinde und Sehbehinderte im konkreten Berufseinsatz haben. Deshalb ist eine zertifizierbare Weiterbildung ein großes Anliegen des DBSV. Dafür gibt es jetzt ein Papier, das es sozusagen mit Futter zu untersetzen gilt, nämlich mit Ausbildungsinhalten, dem so genannten Curriculum. Gleichzeitig sind wir aktiv, den Integrationsämtern dieses Konzept an die Hand zu geben und sie zu motivieren, eine solche Ausbildung für ihre Fachberater anzustreben, damit das Wissen in die Fläche getragen werden kann.


Nachdem sich der DBSV in den vergangenen zwei Jahren für Blindenfußball stark gemacht hat, will er nun eine neue Sportart unter die Leute bringen. Welche ist das und was ist da geplant?

Es geht um Tischtennis für blinde Menschen. Wir haben im Präsidium beschlossen, dass es in diesem Bereich neue Angebote geben soll. Auf dem Festival in Hannover war das ein absoluter Selbstläufer, denn dieser Sport ist für Jung und Alt geeignet. Anders als beim Fußball, was doch eher eine leistungsorientierte Geschichte ist, kann daraus ein Massensport werden. Und das ist ja nur zu begrüßen, weil es uns ja immer wieder an Bewegung fehlt.


Zum Jahreswechsel 2009/10 übergibt die Kassette endgültig das Staffelholz an DAISY. Die Selbsthilfe und auch die Blindenhörbüchereien haben alles getan, um den Menschen den Umstieg leicht zu machen. Welches Fazit ziehen Sie als DAISY-Beauftragter des DBSV aus dieser Kampagne?

Wir ziehen ein sehr positives Fazit, weil viele Nutzer umgestiegen sind und auch die Vorteile erkannt haben. Leider ist es nicht möglich, zu jedem Einzelnen nach Hause zu gehen und ihm zu zeigen, wie die Technik funktioniert. Es gab ja verschiedene Initiativen, die Geräte vorzuführen, auch bei bestimmten Veranstaltungen. Aber die Menschen zu erreichen, ist eine Aufgabe, die noch nicht abgeschlossen ist. Es kommen ja auch immer wieder neue Menschen hinzu, denn das Problem mit dem Sehen nimmt im Alter zu. Aber insgesamt sind wir sehr froh, auch mit DBSV-Inform, weil die breite Masse der Hörer das Angebot nutzt.


Das Braille-Jahr 2009 liegt hinter uns und hat mit zahlreichen Initiativen Öffentlichkeit hergestellt, Öffentlichkeit nicht nur für die Punktschrift, sondern auch für das Thema Blindheit ganz allgemein. Natürlich ist und bleibt Braille ein Dauerthema. Wie geht es also weiter?

Ja, wir wollen Braille wirklich zum Dauerthema des 21. Jahrhunderts machen. Da schauen wir mal richtig in die Zukunft: Im September 2011 wird es einen Welt-Braille-Kongress unter dem Titel "Braille im 21. Jahrhundert" geben. Der DBSV hat sich in seiner Präsidiumssitzung dazu bekannt, die DZB und andere internationale Organisationen zu unterstützen, diese Konferenz in Deutschland auszurichten. Und ich freue mich sehr darüber, dass wir nach DAISY 2009 in zwei Jahren Braille 21 erleben können. In den nächsten Monaten werden wir vorstellen, was da alles geboten wird. Noch sind wir ja ganz am Anfang der Planung. Aber wie man heute so schön sagt: "Save the date" (Merken Sie sich den Termin vor), letzte September-Woche 2011 für Braille 21.

Dieses Gespräch führte Irene Klein.
(Originalton auf DBSV-Inform)


Dazu ein Bild: "Wir wollen Braille zum Dauerthema des 21. Jahrhunderts machen", erklärt Dr. Thomas Kahlisch im Namen des DBSV-Präsidiums

Mittel beschaffen  –  Neutralität wahren

Neutralität und Unabhängigkeit sind hohe Güter. Das gilt auch für die Selbsthilfe, die auf Gelder von außen angewiesen ist. Um mehr Transparenz zu schaffen, hat der DBSV-Verwaltungsrat Ende Oktober beschlossen, eine entsprechende Selbstauskunft zu veröffentlichen  –  und ist damit einer Empfehlung der BAG Selbsthilfe gefolgt. Ein Interview mit deren Geschäftsführer Dr. Martin Danner.


Herr Dr. Danner, beim DBSV-Verwaltungsrat wurde beschlossen, auf der Homepage des DBSV eine Selbstauskunft über Zuwendungen von Wirtschaftsunternehmen zu veröffentlichen. Warum ist so etwas notwendig?

Dr. Martin Danner: In den vergangenen Jahren ist durch Presseveröffentlichungen immer wieder darauf hingewiesen worden, dass die Selbsthilfe zwar einerseits eine ganz wichtige Rolle im Gesundheitswesen spielt, auf der anderen Seite aber auch Empfängerin von Zuwendungen ist. Das sind Zuwendungen von Krankenkassen, der öffentlichen Hand oder auch von Wirtschaftsunternehmen. Und gerade bei den Wirtschaftsunternehmen, insbesondere der Pharmaindustrie, ist zu vermuten, dass dort nicht nur altruistische Motive im Spiel sind, sondern auch ein Interesse besteht, auf die Positionierung der Selbsthilfe einzuwirken. Deswegen ist es ganz wichtig, dass es Maßstäbe gibt, wie man sich seitens der Selbsthilfe gegenüber Wirtschaftsunternehmen zu verhalten hat. Außerdem geht es darum, Transparenz zu schaffen, welche Gelder fließen. Und genau das ist der Punkt, der bei der Selbstauskunft zum Tragen kommt: Wir möchten, dass die Selbsthilfeorganisationen anhand einer Selbstauskunft deutlich machen, in welchem Umfang sie derartige Mittel in Anspruch nehmen. Nebenbei gesagt, wird das in der Öffentlichkeit oft überschätzt.


Die BAG Selbsthilfe als Dachverband der Selbsthilfeorganisationen hat Leitsätze für die Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen erarbeitet. Was beinhalten diese Leitsätze?

Zunächst einmal ist es mir wichtig, dass es Mitgliedsverbände der BAG Selbsthilfe waren, die sich selbst solche Leitsätze gegeben haben. Wir als Dachverband haben nur den Prozess moderiert, wie man aus diesen indikationsspezifischen Leitsätzen Gesamtleitsätze für die Selbsthilfe machen kann. Dabei haben wir gewisse eherne Grundsätze festgehalten, etwa dass man ausschließlich im Interesse der Mitglieder tätig wird und keine Fremdinteressen wahrnimmt. Darüber hinaus geben wir themenbezogene Hinweise, wie man sich zum Beispiel verhalten soll, wenn man Sponsoring in Anspruch nimmt oder wie Veranstaltungen ausgestaltet sein müssen, damit sie neutral und inhaltlich unabhängig sind. Was ist bei Mitgliederzeitschriften zu beachten, damit dort keine untergeschobenen Beiträge zu lesen sind? Und wie müssen die Strukturen im Verband beschaffen sein, damit die Willensbildungsprozesse ordnungsgemäß funktionieren?


Welche konkrete Unterstützung bietet die BAG Selbsthilfe ihren Mitgliedsorganisationen, um zum Beispiel beim Sponsoring oder bei der Anzeigenakquise sauber zu verfahren?

Wenn man die Leitsätze zu den jeweiligen Themen liest, hat man schon eine gewisse Orientierung, was in Ordnung ist und was nicht. Darüber hinaus haben wir so genannte Monitoringausschüsse eingerichtet  –  das sind Gremien, die den Mitgliedsverbänden zur Verfügung stehen, wenn es unklare Sachverhalte gibt. Die Verbände können so genannte Prüfbitten an die Monitoringausschüsse richten und erhalten dann Auskunft, ob bestimmte Vertragsinhalte in Ordnung sind. Um diese Unsicherheiten in der Praxis zu minimieren, arbeiten wir im Augenblick auch an Musterverträgen.


Wie reagiert denn die Industrie auf diese Professionalisierung seitens der Selbsthilfe? Ist man da auch an klaren Verhältnissen interessiert oder fürchtet man die Transparenz?

Die Industrie hat teilweise die Leitsätze der BAG Selbsthilfe kopiert. Es gibt Codices der Arzneimittelhersteller, die unsere Formulierungen passagenweise übernommen haben. Das deutet auf ein Bedürfnis hin, diese Entwicklungen mitzutragen. Letztlich wird aber die Praxis zeigen, ob der Erlass von Codices wirklich dazu führt, dass sich die Wirtschaftsunternehmen in ihrem Handeln umstellen oder ob es nur darum geht, etwas zu verlautbaren, während man weiter versucht, intransparente Einflussnahmen vorzunehmen. Allerdings gibt es natürlich auch heute schon Unternehmen, die daran interessiert sind, Transparenz zu schaffen.


Und wie ist es bei der Selbsthilfe um das Problembewusstsein bestellt? Müssen Sie da viel Aufklärungsarbeit leisten oder rennen Sie im Allgemeinen offene Türen ein?

Wir sind froh, dass es relativ viele Mitgliedsverbände sind, die Prüfbitten an die Monitoringausschüsse richten. Das nehmen wir nicht als Indiz dafür, dass vieles im Argen liegt, sondern eher dafür, dass das Problembewusstsein gewachsen ist und dass die Aktiven in der Selbsthilfe stärker reflektieren, wo es problematische Einflussnahmeversuche oder Vertragsinhalte geben könnte. Insofern sind wir ganz zufrieden. Allerdings muss ich einschränkend dazu sagen, dass wir unsere Arbeit vor allem auf der Bundesebene entfalten können. Von dort ist es noch ein sehr weiter Weg bis zu den örtlichen Selbsthilfegruppen. Da setzen wir ganz auf die Mitgliedsverbände, die Beratungsinhalte verbandsintern weiterzutragen.

Dieses Gespräch führte Irene Klein.
(Originalton auf DBSV-Inform)


Dazu ein Bild: Ebnet den Weg für eine faire und transparente Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfe und anderen Akteuren im Gesundheitswesen: Dr. Martin Danner, Geschäftsführer der BAG Selbsthilfe


Kurzinfo: BAG Selbsthilfe

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen vereint unter ihrem Dach 107 bundesweit tätige Selbsthilfeorganisationen, 14 Landesarbeitsgemeinschaften und vier Fachverbände mit über einer Million Einzelmitgliedern. In Ausgestaltung des Sozialstaatsgebots des Grundgesetzes tritt die BAG Selbsthilfe für die Gleichstellung behinderter und chronisch kranker Menschen ein. Durch sozialpolitische Einflussnahme auf allen staatlichen Ebenen sowie durch Aufklärung und Information der Öffentlichkeit wirkt die BAG Selbsthilfe darauf hin, behinderte und chronisch kranke Menschen an allen sie betreffenden Entscheidungen wirksam zu beteiligen.

www.bag-selbsthilfe.de

Freifahrt wieder in Gefahr?

Standpunkt von Klaus Hahn, Mitglied des DBSV-Präsidiums


Das Superwahljahr 2009 ist kaum zu Ende, die neue Bundesregierung noch nicht eingespielt. Der Milliardenpoker um Konzerne und Großbanken geht weiter, der politische Poker um versprochene Steuersenkungen erst richtig los. Währenddessen fragen sich die "normalen Leute", wer das alles bezahlen soll. Ihre Befürchtung, die durch langjährige Erfahrung genährt ist, sagt ihnen: Natürlich wieder wir. Und richtig: Anfang November erhielt die baden-württembergische Sozialministerin den Auftrag, zu prüfen, wie viel Geld man mit der Freifahrtregelung für behinderte Menschen im öffentlichen Personennahverkehr einsparen könnte. Über den Bundesrat soll  –  gemeinsam mit anderen Ländern  –  eine Änderung der gesetzlichen Regelungen erreicht werden, zum Nachteil derer, die auf den Nachteilsausgleich dieser Mobilitätshilfe angewiesen sind. Die baden-württembergischen Organisationen behinderter Menschen protestierten postwendend, und der DBSV alarmierte den "Gemeinsamen Arbeitskreis Rechtspolitik". Auf Initiative des Blinden- und Sehbehindertenvereins Westfalen verabschiedete die Mitgliederversammlung der nordrhein-westfälischen Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe eine Entschließung, in der die Landesregierung aufgefordert wird, sich der Initiative aus dem Südwesten zu widersetzen.

Wir erinnern uns: Es war 2004, als zuletzt an der Freifahrt gespart wurde. Damals gingen die Kürzungen der öffentlichen Hand zu Lasten der Verkehrsträger. Der Versuch, die Rechte behinderter Menschen entsprechend einzuschränken, scheiterte jedoch am massiven Widerstand der Selbsthilfeorganisationen, der von DBSV und DVBS (Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf) angeführt und argumentativ untermauert wurde. Es lohnt sich also, der Politik frühzeitig und flächendeckend klar zu machen, dass Nachteilsausgleiche keine Manövriermasse für Haushälter sind. Deshalb wird der DBSV auch diesmal wieder den Schulterschluss mit anderen Spitzenverbänden wie dem Paritätischen und der BAG Selbsthilfe suchen.

Meldungen

AMD-Therapie: Offener Brief an Ärzte und Krankenkassen

Auf Initiative des DBSV haben sich am 13. November fünf Verbände in einem offenen Brief an die Spitzenverbände der Ärzte und der Krankenkassen sowie an den Bundesgesundheitsminister gewandt, um die Aufnahme der ärztlichen Behandlung der feuchten Altersbedingten Makula-Degeneration (AMD) in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen zu fordern. Neben dem DBSV haben der Verbraucherzentrale Bundesverband, der Sozialverband Deutschland, die BAG Selbsthilfe und der Sozialverband VdK Deutschland den Brief gezeichnet.

Die Absender machen den GKV-Spitzenverband und die Kassenärztliche Bundesvereinigung dafür verantwortlich, dass es nach wie vor keine Regelversorgung für Betroffene der feuchten AMD gibt, dass einer unbekannten Zahl von Patienten ein nicht zugelassenes Medikament verabreicht wurde und dass eine Vielzahl von kassenspezifischen Lösungen entstanden ist, die sich jeglicher Qualitätskontrolle entziehen. Grund dafür sei, dass sich Ärzte und Krankenkassen im so genannten Bewertungsausschuss nicht einigen können oder wollen, wie das Verabreichen der Medikamente abgerechnet werden soll. Darüber hinaus weisen die Verbände in ihrem Schreiben darauf hin, dass Betroffene laut der Phase IV Studie zum Medikament Lucentis durchschnittlich 19 Tage auf die Bewilligung des Erstattungsantrages und damit auf die erste Behandlung warten, was zu schweren und bleibenden Schädigungen des Auges führen kann.

Den Brief im Wortlaut und Infos für Betroffene finden Sie unter www.dbsv.org/makula

Frühförderung für blinde und sehbehinderte Kinder

Wenn bei einem kleinen Kind eine Sehbehinderung festgestellt wird, muss es so früh wie möglich in seinen Wahrnehmungs- und Bewegungsmöglichkeiten gefördert werden. Die französische Fédération des Aveugles et Handicapés Visuels de France (FAF) hat für die Frühförderung blinder Kinder Methoden entwickelt, die sie in der Sprache und Tastfähigkeit so trainieren, dass sie leichter lesen und schreiben lernen. Um dieses Konzept weiterzuentwickeln, fördert die Europäische Union ein Projekt, an dem sich neben der FAF und dem DBSV die Blinden- und Sehbehindertenverbände aus Irland, der Slowakei, Rumänien und Tschechien beteiligen. Von 2010 bis 2012 werden auf der Basis der bestehenden Methoden neue Ansätze entwickelt und in Seminaren mit Kindern erprobt. Die Erkenntnisse sollen dann in Kurse für Eltern einfließen, die auch in Deutschland angeboten werden. Außerdem ist der Aufbau einer Internetplattform geplant, die von Fachleuten wie von Eltern genutzt werden kann, um die frühe Förderung von Kindern mit Seheinschränkung zu verbessern.

Bereits 2005 hat der DBSV begonnen, ein Netzwerk für Elternberatung aufzubauen. So können sich sowohl Eltern blinder und sehbehinderter Kinder als auch selbst betroffene Eltern gegenseitig beraten. Unter www.dbsv.org/elternberatung können Ratsuchende andere Eltern in ihrer Nähe finden. Mit dem neuen Frühförderprojekt wird das Angebot nun ausgebaut.


Dazu ein Bild: EU unterstützt Frühförderungsprojekt

Diabetesbeauftragte tagen in Mündersbach

Vom 4. bis 7. März findet die Jahrestagung der Diabetesbeauftragten der DBSV-Landesvereine in der AURA-Pension "Haus Hubertus" in Mündersbach statt. Wichtigster Tagesordnungspunkt ist die geplante Gründung einer gemeinsamen Koordinationsstelle "Leben mit Diabetes" innerhalb des DBSV. Die Koordinationsstelle soll die Arbeit der Diabetesbeauftragten unterstützen und fördern und die Vernetzung mit Fachorganisationen und anderen Selbsthilfegruppen vorantreiben. Vorträge sind unter anderem zum Berufsbild der Diabetesberaterin und zur Weiterentwicklung von sehbehinderten- und blindengerechten Hilfsmitteln für Diabetiker geplant.

Anmeldungen beim
DBSV
Anita Zucker
Fax: 030 / 28 53 87-200
E-Mail: a.zucker@dbsv.org
(Anmeldeschluss: 30.1.)

Fachgruppenleitertagung für physiotherapeutische Berufe

Die Koordinationsstelle für physiotherapeutische Berufe lädt alle Fachgruppenleiter aus den DBSV-Landesvereinen vom 12. bis 14. März zu einer Tagung ins AURA-Hotel Saulgrub ein. Neben dem Erfahrungsaustausch und der Entlastung der Koordinationsstelle geht es um Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung sowie um die jüngste Änderung des Berufsgesetzes und die Konsequenzen. Außerdem steht ein Vortrag über die Heilkräfte der Natur auf dem Programm.

Anmeldungen bei
Siegfried Volkert, Bundeskoordinator
Tel.: 02 31 / 13 40 23
E-Mail: volkert137@aol.com
(Anmeldeschluss: 20.1.)

Tagung der Hilfsmittelberater

Auf Einladung des DBSV treffen sich die Hilfsmittelberater der Landesvereine vom 18. bis 21. März zu einer Arbeitstagung im AURA-Hotel Saulgrub. Ein Schwerpunkt des Programms liegt auf der Wahrnehmung von Körpersprache, Mimik und Gestik durch blinde und sehbehinderte Menschen. Wie sich die Kommunikation gerade im Beratungsgespräch verbessern lässt, können die Teilnehmer in Rollenspielen lernen. Weitere Themen der Tagung sind die Navigation mittels GPS- und RFID-Technologie, der Hörfilm, Spiele und Bücher für blinde und sehbehinderte Menschen sowie Low Vision als Beratungsgegenstand für sehbehinderte Ratsuchende. Außerdem gibt es einen Rückblick auf die "SightCity" und andere Messen des vergangenen Jahres und einen Überblick über die neuesten Entwicklungen auf dem Hilfsmittelmarkt.

Anmeldungen beim DBSV
Anita Zucker
Fax: 030 / 28 53 87-200
E-Mail: a.zucker@dbsv.org
(Anmeldeschluss: 15.1.)

Wild Wild West  –  Reiten in Boltenhagen

Der DBSV-Jugendclub hat ein ganz besonderes Angebot für abenteuerlustige Tierfreunde zwischen 10 und 14 Jahren. Wer Pferde mag oder kennen lernen möchte und seine Freizeit gerne in der Natur verbringt, ist bei dem Kurs "Wild Wild West" auf dem Reiterhof Gabriel in Boltenhagen genau richtig. Dort können zehn Mädchen und Jungen mit Seheinschränkung vom 30. März bis 3. April etwas über den artgerechten Umgang mit Pferden lernen, Voltigierübungen machen, begleitete Ausritte erleben und vieles mehr. Der Kurs wird von erfahrenen Reitlehrern geleitet. Die Kinder werden während der gesamten Zeit von Begleitpersonen unterstützt. Die Unterbringung erfolgt in Doppel- und Dreibettzimmern im Evangelischen Familienferiendorf Boltenhagen.

Nähere Informationen und Anmeldung beim
DBSV
Nicole Barenkamp
Tel.: 030 / 28 53 87-284
E-Mail: n.barenkamp@dbsv.org
(Anmeldeschluss: 29.1.)


Dazu ein Bild: Behindert oder nicht: Viele Kinder lieben Pferde

Korrektur DBSV-Inform 12/09

Auf das CD-Label von DBSV-Inform ist im Dezember versehentlich die falsche Ausgabe gedruckt worden: 12/10 anstelle von 12/09. Die Redaktion verfügt über keinerlei visionäre Kräfte, sondern im Presswerk sind die Druckvorlagen durcheinandergeraten. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

Selbsthilfe braucht starke Frauen

Wie lassen sich mehr und vor allem auch junge Frauen für die frauenbezogene Arbeit in der Selbsthilfe gewinnen? Diese Frage beschäftigte die Frauenvertreterinnen von elf DBSV-Landesvereinen, die sich vom 5. bis 8. November zu ihrem jährlichen Seminar diesmal im AURA-Hotel Timmendorfer Strand trafen.

Was es in unserer Zeit bedeutet, sich frauenspezifisch zu positionieren, beleuchtete Dr. Barbara Lutz, Erziehungswissenschaftlerin und Familientherapeutin. Traditionelle Themen wie Gesundheit und Ernährung haben die gleiche Berechtigung wie eine Neubestimmung des Geschlechterverhältnisses und der Zugang von Frauen zu Forschung und Technik. Eine kontinuierliche Arbeit erfordert Organisationstalent, Beharrlichkeit, ein gewisses Zeit-Budget und auch körperliche Kräfte. In ihrem Referat hob Barbara Lutz die besondere Verantwortung von Frauen in Leitungspositionen hervor. "Leitungsfunktion ist Vorbildfunktion", so ihre Devise. Deshalb müssen die Leitenden bereit sein, andere Frauen langsam in die Aufgaben hineinwachsen zu lassen.

Drei weitere Vorträge standen auf dem Programm: Um die Herausforderung, bei Kindern nicht die Behinderung in den Mittelpunkt zu stellen, sondern die spezifischen Begabungen zu fördern, ging es im zweiten Beitrag von Barbara Lutz. Unter dem Titel "Rechtlich  –  rechtlos" analysierte Petra Marek, selbst schwerbehindert, die Auswirkungen des Antidiskriminierungsgesetzes auf das Arbeitsrecht. Und schließlich sprach Rita Schroll vom Hessischen Koordinationsbüro für behinderte Frauen über die Frauenarbeit vor Ort und Möglichkeiten, diese zu verbessern.

Das nächste DBSV-Frauenseminar findet vom 21. bis 24. Oktober in Saulgrub statt und steht allen Frauen offen, die an dieser Arbeit interessiert sind.

Helga Neumann
Frauenvertreterin im DBSV und Mitglied des DBSV-Präsidiums  


DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Wer Inhaber einer DBSV-Karte ist, lebt günstiger. Mitglieder der Landesvereine profitieren von einer Reihe attraktiver Vergünstigungen:

  • Verein zur Förderung der Blindenbildung e.V. (VzFB): 5% auf alle Hilfsmittel und Bücher
  • Landeshilfsmittelzentrum für Blinde und Sehbehinderte Sachsen (LHZ): 5% auf alle Produkte
  • Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB): 5% auf alle Zeitschriften-Abos
  • Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV): "Gegenwart"-Abo (Punkt- und Schwarzschrift) für 38,50 Euro statt 44 Euro; kostenfreies Abo von DBSV-Inform (DAISY)
  • Dussmann das KulturKaufhaus, Berlin: 10% auf Hörbücher und Hörspiele
  • SUS ® Franchise GmbH: 10% auf Dienstleistungen im Rahmen des Umzugsservice
  • NH-Hotels: Sonderkonditionen auf den Übernachtungspreis (auch für Begleitpersonen)
  • MANRA Limited: Nachlässe auf Mobilfunk-, Festnetz- und Internettarife sowie bei neuen Mobilfunkverträgen und Vertragsverlängerungen auch auf Handysoftware und DAISY-Player

Die Angebote werden ständig erweitert. Aktuelle Informationen in der "Gegenwart". Außerdem haben viele Landesvereine zusätzliche Rabattaktionen mit ihren Partnern vor Ort vereinbart.


Mitgliedschaft lohnt sich!


Nähere Informationen beim
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Tel.: 030 / 28 53 87-190 sowie im
Internet unter www.dbsv.org/dbsv-karte

Thema: Low Vision

Nicht sehend, aber auch nicht blind: Wer sehbehindert ist, bewegt sich zwischen zwei Welten. Und kann schon mal die Orientierung verlieren, wenn er vom Augenarzt zum Optiker, vom Optiker zur Krankenkasse, von der Krankenkasse zum Reha-Trainer, vom Reha-Trainer zum Integrationsamt, vom Integrationsamt zum Hilfsmittelberater rennt. Es könnte so viel einfacher sein, gäbe es alle Angebote unter einem Dach. "Low Vision" heißt dieser ganzheitliche Ansatz, der in Deutschland nur mühsam in die Praxis findet.

Die "Gegenwart" macht Low Vision zum Thema, klärt die Begrifflichkeiten und gibt einen groben Überblick über die Versorgungssituation in Deutschland. Die Herausforderungen, denen sich die verschiedenen Berufsgruppen stellen müssen, kommen ebenso zur Sprache wie die Erfahrungen eines Betroffenen. Was die Selbsthilfe leisten kann, zeigt das Beispiel des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes. Und schließlich wandert der Blick über die Grenzen nach Skandinavien, wo die Low-Vision-Versorgung weltweit Maßstäbe setzt.

Individuelle Hilfen  –  gemeinsame Lösungen

Keine Sehbehinderung ist wie die andere. Das macht die Versorgung der Betroffenen, vor allem der neu Betroffenen nicht gerade einfacher. Wie lässt sich das vorhandene Sehvermögen optimal nutzen? Wie kommt man mit der eigenen Verunsicherung klar? Wo gibt es finanzielle Unterstützung? Verschiedenste Fachdisziplinen sind gefragt. Low Vision ist, wenn alle in einem ganzheitlichen Sinn zusammenarbeiten.


Demografisch betrachtet, gewinnt Low Vision immer mehr an Bedeutung: Im Jahr 2050 wird es in Deutschland mehr als doppelt so viele ältere wie jüngere Menschen geben. Nahezu jeder dritte Einwohner wird dann 65 Jahre und älter sein. Da manche Augenerkrankungen wie zum Beispiel die Altersbedingte Makula-Degeneration (AMD) erst im höheren Lebensalter auftreten, ist mit der zunehmenden Alterung der Gesellschaft auch ein Anstieg der Zahl von Menschen mit Seheinschränkung zu erwarten.

Derzeit erleiden jährlich 23.000 bis 24.000 Menschen einen Sehverlust, von denen etwa 72 Prozent älter als 60 Jahre sind. Sehbehinderungen, besonders solche, die plötzlich auftreten oder sich in ihrem Ausmaß verändern, werden nicht selten als Angst auslösend erlebt und gehen zum Teil mit depressiven Verhaltensformen einher. Die jahrelang selbstverständlich gelebte Visualität geht verloren, Verunsicherung tritt ein, nicht nur bei dem Betroffenen, sondern oft auch bei seinen Angehörigen. Menschen mit Low Vision benötigen eine individuelle, ganz auf ihre Bedürfnisse ausgerichtete Versorgung und Beratung.


Was heißt nun eigentlich "Low Vision"?

"Low Vision" heißt wörtlich übersetzt "herabgesetztes Sehvermögen". Die Verwendung dieser Begrifflichkeit mag manchmal etwas verwirren, da wir ihr zweierlei Wortsinn beimessen: Zum einen wird "Low Vision" seit den 1970er Jahren, besonders im anglo-amerikanischen Sprachraum, synonym verwendet mit "partially sighted" oder "visually impaired". Gemeint ist damit die Gruppe von Menschen mit einer Sehbehinderung, die also weder blind noch sehend sind. Diese Kategorisierung orientiert sich an den Sehschärfewerten und der Größe des Gesichtsfeldes. Medizinische und sozialrechtliche Definitionen sprechen bei einem Visus von 0,3 bis 0,05 von einer "Sehbehinderung", bei einem Visus von 0,05 bis 0,02 von einer "hochgradigen Sehbehinderung", jeweils mit bestmöglicher optischer Korrektur.

Zum anderen wird der Begriff "Low Vision" aber auch verwendet, um den gesamten Prozess der Einschätzung und Förderung des Sehvermögens sowie die Beratung und Unterstützung von Menschen mit einer Sehbehinderung in jedem Lebensalter zu bezeichnen. Handelt es sich hierbei um die Förderung von Kindern mit angeborenen oder früh erworbenen Entwicklungsstörungen oder Erkrankungen, spricht man von "Habilitation", da etwas erstmals gelernt wird. Im Umgang mit Erwachsenen steht "Low Vision" in Verbindung mit der "Rehabilitation". Gemeint sind alle Maßnahmen, Leistungen und Hilfen, die auf die Behinderungsbewältigung und soziale Eingliederung behinderter und von Behinderung bedrohter Menschen gerichtet sind.


Low Vision als Grundhaltung

Die Bezeichnung "Low Vision" wurde bewusst gewählt, weil sie im deutschsprachigen Raum bisher nicht mit Grenzwerten oder Zuschreibungen von Blindheits- oder Sehbehinderungsdefinitionen belegt ist. Mit der Verwendung dieses Begriffs sollen Defizitbeschreibungen wie (Seh)-"Behinderung", (Seh)-"Rest" oder (Seh)-"Schwäche" vermieden werden. Stattdessen geht es um die sinnvolle Nutzung auch des geringsten Sehvermögens, unabhängig von gesetzlichen, pädagogischen oder medizinischen Klassifikationen.

Die Wahrnehmung und Auswirkung einer Sehbehinderung sowie die jeweiligen Bedürfnisse und Notwendigkeiten zur Bewältigung sind bei jedem Menschen  –  selbst bei gleicher Diagnose und scheinbar gleichen messbaren Daten  –  stets subjektiv und ausgesprochen unterschiedlich. Jeder Lebenskontext erfordert individuelle Zugangsweisen, ob in der Frühförderung, in der Schule, im Beruf, in der Rehabilitation oder im hohen Lebensalter. Aus den USA stammt eine Definition für "Low Vision", die die Besonderheit dieses Arbeitsfeldes sehr treffend beschreibt und deshalb hier sinngemäß wiedergegeben werden soll: "Low Vision ist eine Aufgabe, bei der Fachleute aus verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten mit dem Ziel, nicht nur zwischen blind und sehend zu unterscheiden, sondern auf die dazwischen liegenden Abstufungen des Sehens einzugehen, die damit verbundenen Schwierigkeiten für den einzelnen zu erkennen, individuelle Hilfen anzubieten und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, mit denen die betroffene Person das ihr verbleibende Sehvermögen optimal nutzen kann." Damit wird deutlich, dass Low Vision eine sensible und ganzheitliche Grundhaltung erfordert, die den Menschen mit einer Sehbehinderung in all seinen Lebens-bezügen berücksichtigt.


Was umfasst eine Low-Vision-Beratung?

Die Besonderheit im Arbeitsfeld "Low Vision" ist, dass Menschen mit einer Sehbehinderung zwar "noch sehend", aber eben nicht mit Sehenden gleichzusetzen sind und ihnen in der Regel nicht mit Blindentechniken geholfen werden kann. Die Spannbreite an Versorgungserfordernissen ist ausgesprochen groß, Übergänge oft fließend. Low Vision ist sowohl eine medizinisch-optische wie auch pädagogisch-psychologische Aufgabe. Der Bereich der Low-Vision-Versorgung und -Unterstützung ist ebenso wie der Beratungsbedarf der betroffenen Person äußerst komplex und vielschichtig: Er beinhaltet zum einen eine umfassende medizinische Diagnostik, zum anderen eine funktionale Einschätzung des Sehens. "Funktional" meint, wie die betroffene Person in alltäglichen Situationen mit ihrem vorhandenen Sehvermögen umgeht. Zum Bereich "Low Vision" gehört auch der große Bereich der Anpassung optischer, zum Teil vergrößernder, und nichtoptischer Hilfsmittel sowie das Training mit diesen Hilfsmitteln. Bei Bedarf werden spezielle Sehstrategien erlernt oder Veränderungen in der Gestaltung der Umwelt vorgenommen. Nötig ist manchmal auch eine Beratung im psycho-sozialen Umfeld oder Unterstützung bei der Kontaktaufnahme zu den Kostenträgern.


Die Versorgungssituation in Deutschland

Bisher gibt es in Deutschland keine Möglichkeit zur beruflichen Erstausbildung zum Low-Vision-Berater oder -Therapeuten. Low-Vision-Berater haben sich für diese Tätigkeit speziell weitergebildet und kommen aus Erstberufen wie der Augenheilkunde, Augenoptik, Optometrie, Orthoptik, Sonder- oder Sozialpädagogik.

Beratung für sehbehinderte Menschen bieten bundesweit verschiedene Einrichtungen mit jeweils unterschiedlicher Ausrichtung. Zum einen existieren Sehbehinderten-Ambulanzen, die meistens an Augenkliniken angeschlossen sind. Daneben gibt es Beratungsstellen, die nicht in der Trägerschaft von Augenkliniken liegen, wie zum Beispiel die Beratungsstelle für Sehbehinderte in Berlin oder die Rehabilitationseinrichtungen für Sehbehinderte (RES) in Marburg. Die meisten der Berufsbildungs- und Berufsförderungswerke in Deutschland wie auch einige Sonderschulen mit dem Förderschwerpunkt Sehen bieten ebenso Beratung für Menschen mit Sehbehinderung an, darunter die Blindenstudienanstalt Würzburg oder das NIKO Sehzentrum in Stuttgart. Auch die Selbsthilfeverbände erweitern ständig ihre Angebote, zu nennen ist hier beispielsweise der Rehadienst des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes (BBSB). Low-Vision-Beratung mit dem Schwerpunkt der optischen Versorgung wird bundesweit auch von Augenoptikern und Optometristen angeboten; einige von ihnen haben sich hierfür eigens zum "Fachberater für Sehbehinderte" qualifiziert. Daneben bieten einige Hilfsmittelhersteller Beratungsleistungen an.

So vielschichtig und komplex Low Vision ist, so unterschiedlich sind auch die Versorgungswünsche und -bedarfe der einzelnen Personen. Zwar gibt es, wie oben beschrieben, bundesweit Low-Vision-Beratungen, dennoch bleibt die Versorgung lückenhaft, solange sie an den jeweiligen fachlichen Schwerpunkt der Beratungseinrichtung gebunden ist. In Deutschland wird bisher noch sehr geräteorientiert gedacht, wenn es um die Low-Vision-Versorgung geht. Obwohl die Gruppe spätsehgeschädigter Senioren bundesweit den weitaus größten Anteil ausmacht, wird sie bisher, anders als Kinder und im Beruf stehende Personen, in keiner Institution hinsichtlich der Frage nach Low-Vision-Rehabilitation automatisch aufgefangen und versorgt.

Wünschenswert wäre ein flächendeckendes Angebot an Zentren für Vision-Rehabilitation mit einem Arbeitsteam aus Augenarzt, Orthoptist, Reha-Lehrer, Augenoptiker, Pädagogen, Sozialarbeitern und anderen, in denen auf die einzelnen Versorgungswünsche der betroffenen Personen bedarfsgerecht eingegangen wird. Zumindest benötigt Low Vision aber die Bereitschaft zur interdisziplinären Kooperation, etwa in Form eines Netzwerks, und zum Informationsaustausch auch mit Selbsthilfegruppen und Kostenträgern.

Kirsten Wahren-Krüger, Diplompädagogin und Orthoptistin, Leiterin der AG Low Vision im Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (VBS), lebt zurzeit in den USA; E-Mail: k.wak@web.de


Dazu drei Bilder:

    • Am Anfang jeder Low-Vision-Beratung steht die exakte Vermessung des Sehvermögens durch den Augenarzt oder den Optometristen
    • Ein Langstocktraining kann auch sehbehinderten Menschen helfen, sicher durch die Welt zu kommen
    • Kompetente Beratung gesucht: Viele Alltagsprobleme lassen sich ganz einfach mit Hilfsmitteln lösen

Schlechte Sicht  –  gute Betreuung: Low Vision in Skandinavien

In vielen Ländern steckt die Low-Vision-Beratung noch in den Kinderschuhen. Schweden, Dänen und Norweger dagegen sind auch bei schlechter Sicht gut beraten  –  seit mehr als 35 Jahren bietet Skandinavien eines der besten Low-Vision-Programme der Welt.


In Skandinavien sind alle Angebote, die sehbehinderte Menschen benötigen, unter einem Dach zusammengefasst. Über Schweden, Dänemark und Norwegen verteilt, gibt es ein Netz mit 69 so genannten Low-Vision-Kliniken. In diesen Zentren arbeiten Optometristen, Low-Vision-Trainer, Sozialarbeiter und andere Berufsgruppen Hand in Hand, um sehbehinderte und auch blinde Menschen optimal zu versorgen. Im Jahr 2008 waren es insgesamt rund 600 Mitarbeiter. In Norwegen liegt der Schwerpunkt auf der Optometrie, einer Teildisziplin der Augenoptik, bei der es um die Messung und Korrektur von Fehlsichtigkeiten geht. In Schweden und Dänemark ist dagegen jeder zweite Mitarbeiter ein Low-Vison-Trainer, neben der Hilfsmittelberatung werden hier viele Ressourcen auf Rehabilitations-Trainings verwendet. Sämtliche Einrichtungen, Reha-Maßnahmen und Hilfsmittel stehen den Betroffenen innerhalb des staatlichen Gesundheitssystems kostenlos zur Verfügung.

Eine Schlüsselrolle bei der skandinavischen Low-Vision-Versorgung spielen die Augenärzte. Nur sie können die Patienten an die Spezialkliniken überweisen, vorausgesetzt es wird mit Korrektur eine Sehschärfe von maximal 30 Prozent erreicht. Augenärzte und Low-Vision-Kliniken stehen in ständigem Austausch. Besonders die Kommunikation mit den Optometristen, die in Skandinavien über Jahre gewachsen ist, ist von entscheidender Bedeutung für eine gute Versorgung.

Der Startschuss für die heutige Low-Vision-Versorgung in Skandinavien fiel in den 1960er Jahren. Damals wurden den Patienten trotz unterschiedlicher Bedürfnisse häufig dieselben Hilfsmittel verschrieben, Reha-Trainings gab es so gut wie gar nicht. In dieser Zeit eröffnete der Kopenhagener Augenarzt Henning Skyddsgaard die erste medizinisch orientierte Low-Vision-Klinik in Europa. Die erste schwedische Klinik wurde 1973 in Göteborg von einer privaten Stiftung initiiert. Seit 1976 haben Empfehlungen der Regierung die Entwicklung weiter vorangebracht  –  in Form von Leitfäden für regionale Kliniken, die damals noch an die Augenkliniken angebunden waren. Die Low-Vision-Klinik Stockholm ist mit 82 Mitarbeitern heute vielleicht sogar die größte der Welt. Die erste norwegische Klinik wurde 1979 eröffnet, auf Betreiben von Hilfsmittelzentren für Menschen mit Behinderung.

Früh wurde auch der Bedarf an qualifiziertem Personal erkannt. Die Universität Stockholm bietet seit 1976 ein Studium zur Low-Vision-Therapie an, genauso wie die Universitäten in Kopenhagen und Oslo. Optometristen können an der Universität von Kalmar oder der Optometrie-Schule im norwegischen Kongsberg eine Weiterbildung in "Optometrischer Rehabilitation" absolvieren.

Von Beginn an haben Low-Vision-Experten aus allen drei Ländern eng zusammengearbeitet und Erfahrungen ausgetauscht. Alle drei Jahre findet die gemeinsame "Nordische Low Vision Konferenz" statt. Mit Erfolg: Eine Studie der Universität Kalmar von 2008 kommt zu dem Ergebnis, dass der Low-Vision-Service in Skandinavien sehr gut etabliert und gut zugänglich ist. Ihre Erfahrungen geben die Experten auch über Skandinavien hinaus gerne weiter, denn Nachahmer in anderen Ländern und auf anderen Kontinenten sind dringend erwünscht!

Krister Inde, Universität Kalmar, Schweden, arbeitet seit den 1970er Jahren als Sehbehindertenpädagoge und hat das Low-Vision-Netzwerk in Skandinavien mit aufgebaut.


Kurzinfo: See bad  –  feel good

Vor kurzem hat Krister Inde seine Erfahrungen mit der eigenen Sehbehinderung in dem Buch "See bad  –  feel good" beschrieben.

Das Buch ist in deutscher Übersetzung als Großdruck samt DAISY-CD zum Selbstkostenpreis von 5 Euro zzgl. Versandkosten erhältlich beim

Bund zur Förderung Sehbehinderter
Jutta Saßenrath
Tel.: 02 11 / 76 85 71
E-Mail: j.sassenrath@bfs-ev.de

Mein Weg in die "doppelte" Selbstständigkeit

Er spricht von seiner "Tippeltappel-Tour". Als Bernd Walsch urplötzlich die Diagnose Retinitis Pigmentosa (RP) bekam, lief er vom Augenarzt zur Krankenkasse, vom Integrationsamt zum Mobilitätstraining bis zur Selbsthilfe. Dass auf diesem Weg viele Menschen auf der Strecke bleiben, weiß er ganz genau. In der "Gegenwart" erzählt der Unternehmer, wie er seiner Sehbehinderung mit einem "Masterplan" begegnete.


Nach Jahren als Angestellter in der Stahlbranche beschloss ich 2001, mich als Industrievertreter selbstständig zu machen. Mein Büro war eingerichtet, die ersten Kunden da  –  nur selbstständig arbeiten, das war plötzlich ein Problem. Denn man diagnostizierte bei mir Retinitis Pigmentosa, die Augenkrankheit, bei der sich das Sichtfeld immer weiter einschränkt, bis man am Ende vielleicht sogar erblindet. Ein schwerer Schlag für mich persönlich, aber auch für die berufliche Zukunft und das finanzielle Überleben meiner Familie. Kann ich das schaffen mit einer eigenen Firma? Mancher Zweifel ging mir durch den Kopf, doch ich habe mich entschlossen, es zu schaffen  –  mit jeder Hilfe, die ich bekommen kann.

Aber wo gibt es diese Hilfe? Ich startete die "Tippeltappel-Tour", die wohl jeder Sehbehinderte oder Blinde antreten muss. Zum Glück nannte mir ein Optiker die Berliner Beratungsstelle für Sehbehinderte. Die Mitarbeiter gingen sehr einfühlsam auf mich ein, boten sowohl psychologische Hilfe als auch viele praktische Ratschläge an. Durch Broschüren und Gespräche bekam ich hier den Kontakt zur Selbsthilfe und zu den richtigen Stellen bei den Behörden.

Aber was braucht man überhaupt als plötzlich sehbehinderter Unternehmer? Bei Selbsthilfegruppen wie Pro Retina oder dem Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin erhielt ich Hinweise, welche Hilfsmittel aus der riesigen Auswahl für mich sinnvoll sein könnten. Erfahrungen anderer Betroffener brachten Licht ins Dunkel und zahlreiche Hilfsmittelausstellungen die Möglichkeit, einfach mal auszuprobieren  –  ob Leselupe, DAISY-Player oder Sprachausgabe. Auch bei der Beratungsstelle entdeckte ich viele gute Angebote, meldete mich zum Beispiel zum Mobilitätstraining an, das ich für den Privatalltag brauchte. Um die vielen Informationen in den Griff zu bekommen, entwarf ich schließlich eine Art "Masterplan", wie ich das auch für berufliche Projekte mache, um den dann Schritt für Schritt abzuarbeiten.

Am dringendsten war für mich das Thema "Arbeit", denn der Betrieb musste weiterlaufen. Das Sichtfeld wurde rasant kleiner und der Arbeitsalltag immer mühseliger. Da kam das Integrationsamt ins Spiel, mit dem ich auch heute noch regelmäßig in Kontakt bin. Zunächst besuchte mich eine Mitarbeiterin von "Lebenswelten" im Auftrag des Amtes, um meine Arbeitssituation kennen zu lernen und meinen Bedarf festzustellen. Danach wusste ich sehr genau, welche Hilfsmittel ich beantragen konnte, um meinen Arbeitsalltag nach und nach wieder zu "normalisieren". Heute habe ich einen speziellen Computerbildschirm mit invertierten Farben, ein Zoomprogramm, eine spezielle Telefonanlage, Leselupen und vieles mehr. Aber die größte Hilfe bleibt für mich die Arbeitsassistenz. Ohne das Integrationsamt wäre ich nicht darauf gekommen, dass ich in so großem Umfang Anspruch darauf habe. Eine von zwei Assistentinnen ist täglich im Büro aktiv, begleitet mich auf Außentermine in Stahlwerken oder bei Kongressen. Die Kunden reagieren auf das "Outing" als Sehbehinderter meist positiv, das Geschäft läuft gut.

Ja, ich habe es geschafft. Ich bin den Weg in die berufliche Selbstständigkeit gegangen und habe mir gleichzeitig meine persönliche Selbstständigkeit zurückerobert. Es gibt viele Angebote, Schulungen, ganz erstaunliche Hilfsmittel, Unterstützung finanzieller Art  –  man muss sie nur kennen und wissen, worauf man Anspruch hat. Mir hat dabei ganz klar meine Unternehmermentalität geholfen. Denn man braucht eine ordentliche Portion Eigeninitiative und Durchhaltevermögen und darf sich außerdem nicht von der Bürokratie abschrecken lassen. Das fällt sicher vielen Menschen sehr viel schwerer als mir. Deshalb bin ich in der Selbsthilfe mittlerweile auf die Geberseite gewechselt und gebe meine Erfahrungen gerne weiter.

Aufgezeichnet von Inka Strunk, Redaktion "Gegenwart"


Dazu ein Bild: Hat sich durchgebissen: Bernd Walsch an seinem barrierefreien Arbeitsplatz

Netzwerken ist der beste Weg

Augenärzte, Optiker, Sozialarbeiter, Mobilitätstrainer, Psychotherapeuten und Pädagogen  –  sie alle können zu einer guten Low-Vision-Versorgung beitragen. Wenn sie an einem Strang ziehen, um sehbehinderte Menschen durch den Dschungel der Ratlosigkeit zu führen.


Eine spezielle Ausbildung zum Low-Vision-Spezialisten gibt es nicht. Stattdessen sind in diesem Bereich verschiedene Berufsgruppen an verschiedenen Orten tätig. Als erstes die Augenärzte, die zunächst jeder Mensch aufsucht, um eine Sehbehinderung wegtherapieren zu lassen. Wenn dies nicht möglich ist, ist nicht selten Funkstille. Die meisten Menschen können eine gravierende Seheinschränkung nicht einfach hinnehmen, sich Hilfsmittel anschaffen und zum Alltag übergehen. Zunächst gilt es, den Schock über die schlechte Nachricht zu überwinden. Manche Menschen brauchen dafür einen Psychotherapeuten, andere schaffen es mit der Zeit und mit jemandem, der da ist, mitfühlen und zuhören kann, ohne zu drängeln.

Ein Mensch, der mit der Diagnose einer Sehbehinderung konfrontiert wird, hat oft gar keine Vorstellung, wie das Leben weitergehen kann. Der Augenarzt stellt einen wichtigen Dreh- und Angelpunkt dar. Er kann als erster den Kontakt zu wichtigen Ansprechpartnern herstellen. In Berlin gibt es dafür die Beratungsstelle für Sehbehinderte im Bezirksamt Mitte von Berlin. Hier arbeitet ein engagiertes und effektives Team aus Augenärztin, Augenoptiker, Sozialarbeiterinnen und Orthoptistin eng zusammen. Auch die Kompetenzen einer Mobilitätstrainerin, einer Psychotherapeutin und einer Sehbehindertenpädagogin sind vor Ort. Mit dem gebündelten Fachwissen aus den verschiedenen Disziplinen können bestmögliche, auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten abgestimmte Lösungen entwickelt werden.

Da es außerhalb von Berlin keine multiprofessionellen Zentren dieser Art gibt, hat die Selbsthilfe als Beobachter und Lotse enorme Bedeutung für die Beratung. Egal wohin der Betroffene sich wendet, er sollte einen kompetenten Ansprechpartner für sein persönliches Anliegen finden. Nicht jeder weiß alles, aber er sollte wissen, wer es weiß  –  das heißt, er muss vernetzt sein. Was aber macht eine gute Vernetzung aus und wie erreicht man sie?

Die Angebote sind vielfältig und für Arzt und Patient oft nicht leicht zu durchschauen. Vergrößernde Sehhilfen gibt es beim spezialisierten Augenoptiker. Falls dies nicht reicht, damit der Patient wieder lesen kann, braucht er Hilfsmittelfirmen für elektronisch vergrößernde Sehhilfen oder Vorlesesysteme. Und dann? Wer weiß schon, welche Angebote es noch für den Alltag gibt? Wo gibt es sprechende Uhren, Waagen und andere Alltagshilfsmittel? Wer begleitet mich auf Wegen, die ich nicht alleine gehen kann, wenn die Angehörigen arbeiten müssen? Muss ich Rente beantragen? Welche Vorteile bietet mir das Schwerbehindertenrecht und ab wann gibt es Blindengeld?

Fast alle in die Belange sehbehinderter Menschen eingebundenen Berufsgruppen haben sich zunächst nur am Rande mit diesem Personenkreis beschäftigt. Wer in den Sehbehindertenbereich wechselt, hat sich aus verschiedensten Gründen spezialisiert. Er weiß, wie es in seinem Beruf üblicherweise zugeht und kann gegebenenfalls vermitteln. Eigentlich könnte es ganz einfach sein: Jeder Fachmann gibt sein Know-how in die Runde und der Betroffene ist gut versorgt. Wenn jeder seine Grenzen und die Realitäten der verschiedenen Beteiligten kennt und achtet  –  wunderbar! Aber wer das Vorgehen anderer Berufsgruppen nicht kennt, beäugt fremde Arbeitsgebiete gerne skeptisch. Wird entsprechend der Standards im Sinne des Klienten gearbeitet oder geht es überwiegend um finanzielle Interessen? In Deutschland arbeiten die meisten der an der Low-Vision-Versorgung beteiligten Berufe einzeln und selbstständig. Deshalb können immer auch schwarze oder graue Schafe dabei sein.

Informationen bei Fortbildungen und persönliche Kontakte sind der beste Ausweg. Es ist wichtig, dass sich die verschiedenen Fachleute begegnen und austauschen  –  Menschen, die an dem Thema interessiert sind und bereit sind, Zeit (und Geld) zu investieren, um in diesem Bereich gut zu werden. Wir brauchen Menschen mit Offenheit, die aufgrund ihrer Persönlichkeit Kontakte herstellen können. Außerdem sind strukturierte Informationsquellen nötig (die gepflegt werden müssen). Wir brauchen Fachwissen, reichlich soziale Kompetenz und Engagement, aber auch Betroffene, die sich für ihre ureigenen Interessen einsetzen und mit denen gut zusammengearbeitet werden kann. Kurz: Menschen, deren Wert über Euro oder Dollar hinausgeht und die längst wissen, dass jeder Mensch in seinem Leben gelegentlich Unterstützung braucht.

Dr. Christine Stamm
Leiterin der Berliner Beratungsstelle für Sehbehinderte


Dazu ein Bild: Setzt Low Vision in die Praxis um: Dr. Christine Stamm


Kurzinfo: Beratungsstelle für Sehbehinderte

Bezirksamt Mitte von Berlin
Reinickendorfer Str. 60b, 13347 Berlin
Tel.: 030 / 90 18-4 52 46
E-Mail: bfs@ba-mitte.verwalt-berlin.de
Telefonzeiten:

montags bis mittwochs, 8 bis 15 Uhr

donnerstags, 8 bis 17 Uhr und

freitags, 8 bis 13 Uhr

(Termin nur nach Vereinbarung)

Low-Vision-Pioniere in Bayern

Low Vision wird beim Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) groß geschrieben. Alle Rehabilitationslehrerinnen und -lehrer sind auch ausgebildete Low-Vision-Trainer. Mit den beiden Hilfsmittelberaterinnen hat der Rehadienst des BBSB 13 Mitarbeiter, die nicht nur blinden, sondern auch sehbehinderten Menschen kompetente Hilfe bei der Bewältigung des Alltags bieten.


1993 fing alles an: Damals bekamen meine Kollegin Ruth Nolte und ich die Möglichkeit, uns in der Schweiz zu Low-Vision-Trainerinnen ausbilden zu lassen. Seit 1990 Rehalehrerin beim BBSB, war mir klar geworden, dass unsere Arbeit den Bedürfnissen sehbehinderter Menschen oft nicht gerecht werden konnte. Anstatt den vorhandenen Sehrest auszunutzen, hatten wir in der Ausbildung überwiegend Blindentechniken gelernt, oft unter Einsatz einer Augenbinde. In der Schweiz war es der Augenoptiker Fritz Buser, der der Low-Vision-Arbeit das Feld bereitete. Er konfrontierte mich mit dem Begriff "Low Vision" und ich erfuhr, dass die Schweiz in diesem Bereich Deutschland weit voraus war. Nach anderthalb Jahren berufsbegleitender Fortbildung hatten wir Ende 1994 das Diplom in der Tasche. Wir gehörten zu den ersten Low-Vision-Trainern Deutschlands und konnten unsere neuen Kenntnisse in unserer Arbeit beim BBSB umsetzen.

Ein Beispiel: Frau A., 73 Jahre, alleinstehend, setzt sich mit dem BBSB in Verbindung, da ihr Sehvermögen aufgrund von AMD (Altersbedingter Makula-Degeneration) nachlässt und sie mit der Bewältigung ihres Haushaltes nicht mehr gut zurechtkommt. Bei einem ersten Hausbesuch kann Frau A. ihre Probleme schildern. Gleichzeitig kann sich die Rehalehrerin ein Bild von der häuslichen Situation machen. Gemeinsam erstellen die beiden einen Zeitplan, um der Dame Schritt für Schritt wieder zu mehr Selbstständigkeit und Lebensqualität zu verhelfen.

Im Laufe der Zeit verändert sich einiges in der Küche: Die Beleuchtung wird durch neue Unterschrankleuchten verbessert, die Temperaturregler am Herd werden taktil markiert und bei der Vorratshaltung schaffen Großschriftbeschriftungen und neue Ordnungsbehältnisse eine bessere Übersicht und damit leichtere Handhabung. Durch spezielle Techniken und die Berücksichtigung von Kontrasten lernt Frau A., wie sie am besten Kartoffeln schälen und Zwiebeln schneiden kann.

Ein kaum genutztes Bildschirmlesegerät findet in der Küche seinen neuen Platz. Frau A. übt den Umgang mit dem Gerät und lernt weitere Einsatzmöglichkeiten neben dem Zeitungslesen kennen. So kann sie wieder Rezepte, Packungsaufschriften und auch die digitale Anzeige ihrer Küchenwaage lesen. Eine vorhandene Lupe reicht zwar nicht mehr zum Lesen, erweist sich aber als nützlich, um die Waschmaschine einzustellen. Um die starke Blendung drinnen und draußen zu reduzieren, werden noch Kantenfilter getestet. Falls etwas Geeignetes gefunden wird, bekommt der Augenarzt einen kurzen Bericht, damit er eine Verordnung ausstellen und der Optiker passende Filter bestellen kann.

Was der BBSB ist und was er zu bieten hat, lässt sich auf verschiedenen Wegen erfahren  –  bei Veranstaltungen, aus der Zeitung, dem Radio, von Optikern und Augenärzten, über Kliniken und Senioreneinrichtungen oder auch über das Versorgungsamt. Jeder sehbehinderte oder blinde Mensch, der sich in Bayern aufhält, kann zum BBSB Kontakt aufnehmen. Unter anderem wird er dort über den Rehadienst informiert. Bei Interesse wird zeitnah der Kontakt zum nächsten Rehalehrer hergestellt.

Idealerweise lernen wir Rehafachleute die Betroffenen in ihrer häuslichen Umgebung kennen, erfragen und ersehen vor Ort die jeweiligen Probleme und können mit unserer mobilen Ausrüstung gleich dort ansetzen, wo die Schwierigkeiten liegen, egal ob es um spezielle Techniken, ein Hilfsmittel des täglichen Gebrauchs oder ein optisches Hilfsmittel geht. Immer entscheidet der Betroffene zusammen mit dem Rehalehrer, wie es weiter geht, ob und in welcher Intensität eine Rehaschulung oder ein Low-Vision-Training stattfinden soll.

Ziel der Rehatätigkeit ist es, die Betroffenen durch Lebenspraktische Fähigkeiten, Orientierung, Mobilität und Kommunikationsfertigkeiten zu unterstützen, möglichst (wieder) selbstständig ihren Alltag bewältigen zu können. Unter Low-Vision-Rehabilitation versteht man eine Maßnahme, die eine bessere Ausnutzung des reduzierten Sehpotenzials zum Ziel hat und eine Verbesserung der Sehleistung bewirkt. Die Verknüpfung beider Bereiche ist meines Erachtens unerlässlich, um sehbehinderte Menschen effektiv und umfassend zu unterstützen.

Nach der Philosophie des BBSB sollen alle Rehalehrer auch ausgebildete Low-Vision-Trainer sein. Und so werden neue Kolleginnen und Kollegen so bald wie möglich im Low-Vision-Bereich nachqualifiziert. Interne Schulungen, fachliche Treffen sowie regelmäßige Gruppensupervision ermöglichen einen intensiven Austausch untereinander und garantieren einen qualitativ gleichermaßen hohen Standard.

Kathrin Schreck
Rehabilitationslehrerin und Low-Vision-Trainerin des BBSB


Dazu ein Bild: Individuelle Low-Vision-Beratung: Kathrin Schreck erklärt einer Klientin, wie ein Bildschirmlesegerät zu bedienen ist

LowVision-Stiftung

Die Anforderungen an das Sehen nehmen permanent zu. Der Informationsfluss wird immer schneller und ist hauptsächlich visuell ausgerichtet. Wie soll da ein Mensch mit einer Sehbehinderung seine Umwelt bewältigen? Das Thema "Low Vision" gewinnt in der medizinischen Diagnostik, Therapie und Rehabilitation immer stärker an Bedeutung. Um die Angebote für sehbehinderte Menschen flexibel und effektiv zu gestalten, muss ein gut funktionierendes Netzwerk aufgebaut bzw. vertieft werden.

Vor zehn Jahren wurde die LowVision-Stiftung mit Sitz in Würzburg gegründet und begann bundesweit mit dem ersten Schritt in Richtung "Informationsnetzwerk". Die vorrangige Aufgabe besteht in der fachlichen und informellen Integration aller an der Versorgung und Betreuung sehbehinderter Menschen beteiligten Berufsgruppen. Darüber hinaus soll der Informationsaustausch über Ergebnisse der Low-Vision-Forschung verbessert und die Gesellschaft für das Thema "Low Vision" sensibilisiert werden. Beispielhafte Projekte sind der Low-Vision-Kongress in Würzburg, regionale Öffentlichkeitsveranstaltungen und die Programmgestaltung des SightCity-Forums.

In ihrer Arbeit wird die LowVision-Stiftung durch einen Wissenschaftlichen Beirat und einen Förderkreis unterstützt. Es besteht darüber hinaus eine enge Kooperation mit den Selbsthilfegruppen und -verbänden, mit Berufsverbänden und Institutionen. Die LowVision-Stiftung gGmbH übt ihre Aufgaben neutral und fachübergreifend aus und ist kein Beratungszentrum. Seit dem 1. Juli 2009 ist die Blindeninstitutsstiftung Würzburg Gesellschafterin der LowVision-Stiftung.

Sabine Kampmann
Geschäftsführerin  

Leseraktion:

Nicht sehen und gesehen werden

Der erste nimmt es leicht, der zweite ärgert sich, der dritte philosophiert darüber: Wenn Sehende und Nicht-Sehende sich begegnen, wird es manchmal schwierig. Leser der "Gegenwart" erzählen.


Wenn die Zäpfchen versagen

"In Ihrem Mutterpass steht, dass Sie eine Sehbehinderung haben", meinte die freundliche Hebamme im Kreißsaal. "Ich habe Achromatopsie", erwiderte ich. "Das ist völlig belanglos, weil man da NUR keine Farben sieht", war der beiläufige Kommentar der anwesenden Ärztin. Mein Gemüt ist eher ein freundliches und der Umstand, dass der Wehenschreiber die Geburt meines dritten Kindes unmittelbar und unumgänglich ankündigte, hielt mich davon ab, einen hochwissenschaftlichen Vortrag darüber zu halten, was es bedeutet, wenn im menschlichen Auge die Zäpfchen ihren Dienst versagen.

Was also bedeutet "nicht sehen" für einen so genannten Achromaten? In einer für Sehende gemachten und auf Farben programmierten Welt ist es nicht einfach, sich zu orientieren. Öffentliche Einrichtungen haben ihre Abteilungen oft nach Farben sortiert, will man mit EC-Karte bezahlen, muss man mit "grün" bestätigen. Und wenn einem der Augenarzt noch bei der dritten Konsultation etwas mit den Worten "da steht so eine rote Figur davor" beschreibt, weiß man definitiv, dass man hier falsch ist.

Ein weiteres großes Problem ist die fehlende Wahrnehmung von Kontrasten und das erheblich eingeschränkte Gesichtsfeld bei Sonne und Schnee. Da kommt es schon mal vor, dass man einen Blumentopf für die seltsame Frisur einer neugierigen Nachbarin hält, dass man in vollem Ernst an der Haustür sagt "darf ich Ihnen aufschließen, junger Mann" und erst an der Stimme seinen eigenen Vater erkennt oder dass man in der Schwimmbaddusche ein kleines blondes Mädchen in ein Handtuch wickelt, während das eigene ganz erstaunt zuschaut und man dann der verdutzten "richtigen" Mutter die Situation erklären muss. Die Geschichte, wie ich mich nicht am Bootssteg, sondern an einer Badehose vor dem Ertrinken im Plattensee rettete, ist heute noch ungeschlagener Renner bei unserem alljährlichen Freundestreffenwochenende.

"... und gesehen werden"? Wir Achromaten zwinkern, blinzeln und kneifen ständig die Augen zusammen. Da kann es in der "Frauenumkleide" im Fitnessstudio zwischenmenschlich schon mal zu Missverständnissen kommen. Und wenn mich Freunde mit Sätzen wie "Du siehst auch keinen" oder "Du bist wirklich blind wie ein Maulwurf" begrüßen, weil ich mal wieder irgendwo an ihnen vorbeigerannt bin oder ihr Winken aus dem Auto heraus nicht gesehen habe, antworte ich laut und deutlich "Ja!".


Dazu ein Bild: Nadine Sabath (38) ist allein erziehende Mutter von drei Kindern. Sie arbeitet als Medienbildungsassistentin bei Radio F.R.E.I. in Erfurt und ist dort mitverantwortlich für das "Erfurter Hörmagazin". Nadine Sabath gehört dem Vorstand der Kreisorganisation Erfurt des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Thüringen an.


Leser schreiben für Leser

Nach der großen Resonanz auf die Leseraktion "Mein Braille" soll im neuen Jahr weiter geschrieben werden. Die "Gegenwart" ruft unter dem Motto "Nicht sehen und gesehen werden" zur Leseraktion 2010 auf und veröffentlicht ausgewählte Geschichten.

Kontakt:
DBSV, Redaktion "Gegenwart"
Rungestr. 19, 10179 Berlin
E-Mail: gegenwart@dbsv.org

In Kürze:

Reisen

Die Kraft des Atems

"Die Kraft des erfahrbaren Atems" nach Professor Ilse Middendorf steht im Mittelpunkt eines Seminars, das vom 19. bis 21. März (weiterer Termin: 17. bis 19. September) im AURA-Zentrum Bad Meinberg stattfindet. Die Teilnehmer erfahren durch einfache Körperbewegungen die nährende, ordnende und heilende Kraft des Atems. Durch das Üben mit diesen Atemweisen können sie ihr Empfindungsbewusstsein im Innen und Außen wecken und ihre Sinne öffnen. Die Seminarleiterin Sanatha Hanning ist selbst sehbehindert.

Nähere Informationen beim
AURA-Zentrum
Oberförster-Feige-Weg 1, 32805 Bad Meinberg
Tel.: 05234/904-0
E-Mail: info@aura-zentrum.de
www.aura-zentrum.de

Städtetrip oder Nordic Walking

Einen Tagesausflug nach Kopenhagen mit blindengerechter Stadtführung, einen Abend im Kasino Travemünde mit Einführung ins Roulette und einen Tag in Hamburg oder Wismar, der alten Hansestadt und dem Herkunftsort Störtebekers: Das Programm vom 21. bis 27. März im AURA-Hotel Timmendorfer Strand verspricht jede Menge Abwechslung  –  auch mit Wanderungen am Meer und Lesungen.

Vom 2. bis 5. April können Sportmuffel mit Nordic Walking den Spaß an der Bewegung entdecken. Trainer Lars-Michael Ahrens bietet über Ostern einen Kurs für blinde und sehbehinderte Teilnehmer an und informiert auch zu Ernährung und Gewichtsabnahme. Stöcke werden gestellt.

Nähere Informationen beim
AURA-Hotel
Strandallee 196, 23669 Timmendorfer Strand
Tel.: 0 45 03/60 02-0
E-Mail: timmendorfer-strand@aura-hotels.de
www.aura-timmendorf.de

Freizeit

Tandem-Hilfen 2010

Einen vollen Veranstaltungskalender präsentiert der gemeinnützige Verein Tandem-Hilfen für das Jahr 2010. Unter dem Motto "Tandem für alle" geht es vom 30. Mai bis 7. Juni in Boltenhagen auf die Räder. Vom 16. bis 25. Juli treffen sich blinde und sehbehinderte Jugendliche zum 7. Internationalen Tandem-Camp in Lutherstadt Wittenberg. Außerdem sind in Kooperation mit dem Radkultur-Zentrum Vogtland und aktiv-tours im Mai Eltern-Kind-Wochenenden in der Region Leipzig sowie im September eine Tour durch das Senftenberger Seenland geplant. Bereits am 14. Februar steigt beim Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin (ABSV) ein Benefizkonzert mit Musikern aus Berlin, Halle, Leipzig und Rostock. Der Erlös soll Jugendlichen aus osteuropäischen Ländern die Teilnahme am Internationalen Tandem-Camp ermöglichen.

Nähere Informationen bei
Dr. Thomas Nicolai
Tel.: 030/208 17 20
E-Mail: thomasnicolai@gmx.de
www.tandem-hilfen.de


Dort können Sie sich auch für den neuen Newsletter "Die Kette" anmelden.

Seminare und Tagungen

Fit am Computer  –  entspannt mit Yoga

Im Auftrag des Blinden- und Sehbehinderten-Vereins Mecklenburg-Vorpommern führt Hasan Karahasan auch 2010 wieder zahlreiche PC-Kurse für Einsteiger und Fortgeschrittene durch. Im Februar und März sowie im Oktober und November werden im AURA-Hotel "Ostseeperlen" in Boltenhagen Kurse zu Word und Excel, Windows und Internetnutzung jeweils mit der Sprachausgabe JAWS angeboten. Wer eher Entspannung sucht, kann vom 6. bis 10. April mit Bruni Romer Yoga lernen oder sich vom 29. September bis 3. Oktober mit Hartmut Rudolph dem Autogenen Training widmen.

Nähere Informationen zu Kursterminen und Anmeldung beim
AURA-Hotel "Ostseeperlen"
Strandpromenade 53, 23946 Ostseebad Boltenhagen
Tel.: 038825/370-0
E-Mail: ostseeperlen@t-online.de
www.ostseeperlen.de

Orientierung für Studieninteressierte

Für blinde und sehbehinderte Oberstufenschüler und Schulabsolventen veranstaltet das Studienzentrum für Sehgeschädigte (SZS) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) eine bundesweite Orientierungsveranstaltung. Vom 10. bis 12. Mai können sich Interessierte über Universitäten und Hochschulen, Studienfächer und -abschlüsse, fachliche Anforderungen, Studienorte, studentisches Wohnen, Orientierung und Mobilität und vor allem über pädagogische und technische Unterstützung im Studium informieren. Dazu stehen Experten, studentische Vertreter und ältere Studierende mit Seheinschränkung zur Verfügung. Für interessierte Eltern wird ein gesondertes Programm angeboten.

Nähere Informationen und Anmeldung beim
SZS, Susanne Schneider
Tel.: 07 21/608-27 60
E-Mail: susanne.schneider@kit.edu
www.szs.kit.edu
(Anmeldeschluss: 12.4.)

Esperanto-Kongress 2010

Der polnische Augenarzt und Philologe Ludwik Zamenhof entwickelte 1887 mit Esperanto eine leicht erlernbare, neutrale Sprache für die internationale Verständigung. Es entstand eine internationale Sprachgemeinschaft, die das Esperanto seither für viele Zwecke anwendet, vor allem für Reisen, Brieffreundschaften, internationale Treffen und kulturellen Austausch. Auch zahlreiche Organisationen blinder und sehbehinderter Menschen haben eigene Esperanto-Gruppen gegründet. Sie treffen sich in diesem Jahr vom 10. bis 15. Juli zum 76. Internationalen Kongress Blinder Esperantofreunde (IKBE) in Wien.

Nähere Informationen bei
Theodor Speckmann
E-Mail: theo.speckmann@t-online.de

Service

Neuer Service bei der Bahn

Die Deutsche Bahn hat in drei ausgewählten Reisezentren ein Pilotprojekt gestartet: An den Hauptbahnhöfen Hamburg und Leipzig sowie in München-Pasing können sich mobilitätseingeschränkte Reisende nach vorheriger Terminabsprache beraten lassen. Das hat den Vorteil, dass sich die Berater gezielt auf die besonderen Bedürfnisse ihrer Kunden einstellen können.

Die Anmeldung erfolgt am besten über die
Mobilitätsservice-Zentrale
Tel.: 0 18 05/512 512 (0,14 Euro/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk ggf. abweichend)
E-Mail: msz@deutschebahn.com
(Achtung: neue Adresse!)


Im Übrigen haben sich die Öffnungszeiten der Mobilitätsservice-Zentrale geändert. Ab sofort sind die Mitarbeiter dort

montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr und
samstags, sonntags und feiertags von 8 bis 16 Uhr

erreichbar.

Berliner Ratgeber für Menschen mit Behinderung

Der Berliner Ratgeber für Menschen mit Behinderung liegt in der neunten aktualisierten Auflage vor  –  und das auch als DAISY-Buch. Die Broschüre ist in der aktuellen Ausgabe von DBSV-Inform in Buch 7, den Vereinsnachrichten des Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenvereins Berlin (ABSV), zu finden. Da es um zahlreiche Rechte geht, die auf bundesgesetzlichen Regelungen beruhen, ist die Lektüre auch für Nicht-Berliner interessant.

Personalia

Wechsel an der Spitze der BAGSO

Professor Dr. Ursula Lehr, Bundesministerin a.D. und renommierte Alternsforscherin, ist neue Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO). Sie tritt die Nachfolge von Walter Link an, der nicht erneut kandidierte. Sein Hauptanliegen war der gerechte Ausgleich zwischen den Generationen, den er durch den intensiven Dialog mit Jugendverbänden vorangebracht hat.

Die neue Aufgabe übernehme sie gern, so die neue Vorsitzende, weil es wichtig sei, dass sich die Älteren einmischen. "Das Erfahrungswissen der Älteren wird immer noch viel zu wenig genutzt. Deswegen betrachte ich es als Herausforderung, meine langjährige Erfahrung als Wissenschaftlerin und Politikerin jetzt mit dem Rückhalt von 13 Millionen Mitgliedern einzubringen."

Die BAGSO ist die Interessenvertretung der älteren Generationen. Unter ihrem Dach sind über 100 Organisationen zusammengeschlossen, darunter der DBSV.

Sehbehindertentag:

Kirche mit anderen Augen

Der Sehbehindertentag 2010 ist ein Sonntag und wird damit zum Sehbehindertensonntag. Eine gute Gelegenheit, um mit der evangelischen und katholischen Kirche zu kooperieren.


Der DBSV gehört zu den ältesten und größten Selbsthilfeorganisationen in Deutschland, aber im Vergleich zu seinen Kooperationspartnern am diesjährigen Sehbehindertentag ist er erstens noch nicht lange im Geschäft und nimmt sich zweitens eher klein aus. Über 16.000 evangelische Gemeinden gibt es in Deutschland, mehr als 12.500 Pfarreien zählt die katholische Kirche und um die 50 Millionen Deutsche sind Mitglieder in den beiden großen Kirchen.

Der DBSV hat sich also einiges vorgenommen, denn am 6. Juni 2010 sollen möglichst viele deutsche Kirchengemeinden zusammen mit den Ortsgruppen der Selbsthilfe eine gemeinsame Aktion durchführen: den Sehbehindertensonntag.


In der Vorbereitungsgruppe sind neben dem DBSV vertreten:

  • die Arbeitsstelle Pastoral für Menschen mit Behinderung der Deutschen Bischofskonferenz und
  • der Dachverband der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge.

Die Einladung zum Mitmachen richtet sich an:

  • die Landesvereine und Ortsgruppen des DBSV,
  • alle katholischen und evangelischen Pfarreien, Gemeinden, Vereine, Verbände, Initiativen und Gruppierungen,
  • alle Einzelpersonen und Gruppen, die sich aktiv mit dem Thema "Menschen mit Sehbehinderung" befassen wollen.

Der 6. Juni 2010 soll zu einem Tag der Begegnung werden. Die Partner der Aktion wünschen sich, dass Menschen mit und ohne Sehbehinderung entdecken, was gemeinsam möglich ist, und diesen Tag miteinander gestalten.

Um die Initiativen vor Ort anzukurbeln, wurde ein Aktionsleitfaden entwickelt, der Anfang dieses Monats in einer Auflage von 25.000 Stück versendet wird, unter anderem an jede Kirchengemeinde in Deutschland.

Die Aktionsvorschläge sind unterschiedlichster Art, von einer "Wanderung des Hörens" über einen Gottesdienst zum Thema "Mit anderen Augen sehen" bis zu einer Kirchenführung der besonderen Art. Dabei sollen Kirchengebäude und Kunstwerke erfühlt bzw. aus nächster Nähe unter die Lupe genommen werden. Zu den weiteren Aktionsideen gehören ein Erlebnisnachmittag für Kinder und ein "Gemeinde-TÜV". Bei dieser Aktion sind die Gemeinden aufgefordert, gemeinsam mit sehbehinderten Menschen Räumlichkeiten und Veranstaltungen zu prüfen und Barrieren aufzuspüren.

Auch Einzelpersonen sind ausdrücklich eingeladen, beim Sehbehindertensonntag mitzuwirken  –  lassen Sie sich vom Leitfaden inspirieren oder entwickeln Sie eigene Ideen! Die Aktionspartner sind sehr daran interessiert, von Ihren Aktionen zu erfahren, unter anderem, weil einige Ideen im Internet veröffentlicht werden sollen.

Volker Lenk  
Pressesprecher des DBSV  


Dazu ein Bild: In der Mitte ein großer, grauer Fleck: Die Titelseite der Aktionsmaterialien zeigt eine Kirche aus der Sicht eines sehbehinderten Menschen mit Makula-Degeneration


Kurzinfo: Sehbehindertensonntag am 6. Juni 2010

Postadresse:
Sehbehindertensonntag
c/o DBSV
Rungestr. 19, 10179 Berlin
E-Mail: info@sehbehindertensonntag.de
www.sehbehindertensonntag.de


Die Partner der Initiative:

  • Arbeitsstelle Pastoral für Menschen mit Behinderung der Deutschen Bischofskonferenz
    Andreas Gesing
    Tel.: 02 21 / 27 22 09 00
  • Dachverband der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge
    Holger Johansen
    Tel.: 02 11 / 58 98 98 (vormittags) oder
    02 11 / 17 11 110 (AB)
  • Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband
    Volker Lenk
    Tel.: 030 / 28 53 87-140

Spiele-Tipps:

Fixe Wort-Finder gesucht

"Wortfix" ist ein pfiffiges Wortspiel für zwei bis acht Spieler ab sieben Jahren, das besonders in großen Runden kurzweilig ist. Es gibt rote und blaue Kärtchen mit Buchstaben, welche gemischt und verdeckt auf den Tisch gelegt werden. Die blauen Karten sind zur Unterscheidung auf der Rückseite gerillt, alle Buchstaben sind auch in Brailleschrift gekennzeichnet. Der erste Spieler deckt zuerst ein rotes, dann ein blaues Kärtchen auf, so dass alle die Buchstaben sehen oder tasten können. Alle Mitspieler versuchen nun, ein zusammengesetztes Wort zu bilden. Dabei muss das erste Wort mit dem Buchstaben des roten Kärtchens, das zweite Wort mit dem blauen Buchstaben beginnen. Aus "H" und "T" wird zum Beispiel "Haustür". Der schnellste Wortfinder erhält vom vorher ausgewählten Spielleiter einen blauen Chip. Fünf blaue Chips können gegen einen gelben Chip mit einer Kerbe ausgetauscht werden. Die aufgedeckten Karten werden wieder untergemischt, dann ist der nächste Spieler dran. Fällt keinem ein Wort ein, wird neu gezogen. Die Spieler können die Regeln auch erweitern und ausmachen, dass keine Wortkombination zweimal genannt werden darf oder dass alle Wörter aus einem bestimmten Bereich wie Musik oder Biologie stammen müssen. Zum Schluss zählen alle Spieler ihre Chips und ermitteln den "Wortfix"-Sieger.

Erika Lendecker  
Velen Integrationsspiele  


Wortfix

Preis: 17 Euro zuzüglich Versandkosten

Erhältlich bei
Velen Integrationsspiele
Tel.: 0 26 31 / 7 43 27
E-Mail: info@velen-spiele.de
www.velen-spiele.de


Haben Sie auch ein Spiel, das Sie den Lesern der "Gegenwart" empfehlen wollen?

Dann schreiben Sie uns:
DBSV
Redaktion "Gegenwart"
Rungestr. 19, 10179 Berlin
E-Mail: gegenwart@dbsv.org

Projekte:

Mitgliedergewinnung: kein Ein-Mann-Job

Je mehr Mitglieder, desto stärker die Selbsthilfe. Die schwierige und zum Teil mit Ratlosigkeit diskutierte Frage ist nur: Wie die Mitglieder gewinnen? Der Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg (BSVH) ist mit Unterstützung des DBSV neue Wege gegangen. Und hat die Trendwende geschafft.


Sechs Prozent Mitgliederverlust in nur sechs Jahren: Das war die ernüchternde Bilanz des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg (BSVH) im Jahr 2007. Geschäftsführer Jochen Fischer erinnert sich: "Wohin uns das, was wir bis dahin getan hatten, gebracht hat, wussten wir: Eine Mitgliederentwicklung, die nicht mehr ausreicht, den naturbedingten Verlust auszugleichen."

Neue, bis dahin undenkbare Wege wurden beschritten. Ein Fachmann für Mitglieder-Marketing hielt einen Vortrag beim BSVH. Eine bunte Gruppe setzte sich zusammen: von der hauptamtlichen Sozialberaterin bis zum ehrenamtlichen Bezirksgruppenleiter, vom PR-Praktikanten bis zum Geschäftsführer. Und auch dabei: ein Unternehmer, der dem Verein über Jahre verbunden war. Eines war nämlich schon früh klar: Mitgliedergewinnung ist kein Ein-Mann-Job. Sie braucht eine breite Basis. Alle müssen zusammenarbeiten, sich ergänzen, voneinander lernen.

"Wir sind gut", hört man von vielen DBSV-Landesvereinen. Allerorten ist man stolz auf die hilfreichen Beratungs- und Veranstaltungsangebote. Doch Jochen Fischer gibt zu bedenken: "Wissen dieses Gutsein auch die Menschen, denen gerade die Diagnose AMD, Grüner Star oder Diabetes offenbart wurde? Nein, sie wissen es nicht." Fischers Fazit: "Unser 'Gutsein' muss draußen bekannt sein, nicht bei uns."

Aber wie wird man bekannter? Die Gruppe hatte kaum praktische Erfahrungen mit professionellem Marketing. Und waren die Tipps der Experten auf einen Blinden- und Sehbehindertenverein übertragbar? Um das zu testen, beschränkte sich das Team auf den Bezirk Hamburg Nord. Wer sollte erreicht werden? Die Altersbedingte Makula-Degeneration (AMD) ist die häufigste Ursache für eine Sehbehinderung bei Menschen über 50 Jahren. In Deutschland leiden daran weit mehr als zwei Millionen Menschen. Die wenigsten von ihnen kennen ihren regionalen Blinden- und Sehbehindertenverein. Das sollte in Hamburg-Nord anders werden.

Zunächst suchten die Aktiven ein Werbemotiv für Plakate, Zeitungsanzeigen, Internet, Briefe und Postkarten. Axel Mangelsdorf, Projektgruppen-Mitglied und Unternehmer, ließ mögliche Motive entwickeln. Nach langen Debatten und dem Testen im Familien- und Freundeskreis blieb schließlich eine fröhliche Seniorin übrig, die entspannt zurückgelehnt auf einer Parkbank sitzt. Offensichtlich hat sie den Warnhinweis "Frisch gestrichen!" nicht gesehen.

Das Motiv zusammen mit einem Infotext und der Telefonnummer des BSVH wurde auf Postkarten und Briefe gedruckt und zu Tausenden verteilt. Die BSVH-Oma lächelte von Plakaten und war im Wochenblatt. Haupt- und Ehrenamtler stellten sich auf einen enormen Ansturm ein, Telefonschichten wurden eingeteilt, auch für die Abendstunden. Das Telefon blieb still. Keine Reaktionen. Die Enttäuschung war groß.

Musste man noch offensiver werben? Ausprobieren. Statt der Umschreibung "Wir helfen Ihnen, wenn es dunkel wird" ließ das Team die Frage "Makula-Degeneration?" über das Motiv drucken  –  dazu die BSVH-Telefonnummer. Nachdem die geänderte Anzeige in den Wochenblättern erschienen war, stand das Telefon im Louis-Braille-Center nicht mehr still. Christin Becker ist Sozialberaterin und erinnert sich an die Anrufer: "Sie hatten Fragen zum Verlauf von AMD, wollten wissen, ob die Aussagen ihres Augenarztes richtig sind, suchten Rat zu alternativen Heilmethoden und Therapie-Möglichkeiten." Becker zufolge unterschieden sich die Anrufer stark von den klassischen Vereinsmitgliedern: "Ein Drittel der Anrufer konnte noch so gut sehen, dass keine Einschränkungen zu bemerken waren. Der Rest interessierte sich im Wesentlichen für vergrößernde Seh- und Lesehilfen und suchte Austauschmöglichkeiten mit anderen AMD-Betroffenen."

Unerwartete Begegnungen machte auch Ulrike Backofen. Die Bibliothekarin des BSVH wollte Flyer und Plakate bei Augenärzten verteilen. "Uns begrüßte meist eine freundliche Arzthelferin, die uns in aller Regel sagte: Das kann nur der Herr Doktor entscheiden." Auch in Apotheken gab es Probleme, da dort schon viel Infomaterial aushing. Um Hunderte Plakate unter die Leute zu bringen, verlegte sich Backofen auf Gemüseläden, Friseure und Restaurants. Sollte ein Blinden- und Sehbehindertenverein in Kneipen und Restaurants werben? Ulrike Backofen sagt: "Ja, dort befinden wir uns in bester Gesellschaft. Zahlreiche andere Initiativen und Veranstalter hängen dort Plakate auf und hinterlegen ihr Infomaterial. Damit erreicht man viele Leute."

Der BSVH schaltete 10- bis 15-sekündige Radio-Spots zum Thema AMD. André Rabe reichte das nicht. Der geburtsblinde Ehrenamtler schlug vor, einen BSVH-Film drehen zu lassen. Zu seinen Gründen sagt er: "Ich bin in einer sehenden Welt groß geworden, auch wenn ich auf eine Blindenschule gegangen bin, und ich lebe in einer sehenden Welt. Also ist es für mich naheliegend, Sehbehinderte und Sehende auch mit geeigneten Mitteln anzusprechen." Die Filme über das Louis-Braille-Center und das AURA-Hotel Timmendorfer Strand sind auf der Homepage www.bsvh.org zu sehen und erfreuen sich großer Beliebtheit.

Immer wieder machte das Projekt-Team des BSVH überraschende Erfahrungen. Altgewohntes wurde in Frage gestellt. Neue Perspektiven mussten eingenommen werden. Nach zwei Jahren der Arbeit ist sich die Gruppe einig: Ein Perspektivenwechsel lohnt sich für alle Seiten, und Mitgliedergewinnung ist anstrengend, aber nötig  –  und sie macht Spaß. In Hamburg war man erfolgreich. Geschäftsführer Jochen Fischer kennt die aktuellen Zahlen: "Wir haben den Verlust seit 2001 ausgleichen können. Auf den Tiefstand von Ende 2007 bezogen, bedeutet das ein Plus von 6,5 Prozent in nur zwei Jahren."

Heiko Kunert  
Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg  


Dazu ein Bild: Provokant, aber wirkungsvoll: Das Kampagnenmotiv des BSVH zeigt eine ältere Dame mit gelber Armbinde, die auf einer frisch gestrichenen Bank sitzt

Recht:

Recht auf Internet

Zählt das Internet zu den Grundbedürfnissen? Diese Frage hat das Sozialgericht Marburg am 5. März 2009 in bemerkenswerter Klarheit bejaht und dem blinden Kläger einen Anspruch auf Ausstattung mit einem offenen Vorlesesystem inklusive Braillezeile zulasten seiner gesetzlichen Krankenkasse zugesprochen (S 6 KR 66/08). Die Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" (rbm) informiert.


Der Kläger hatte die Versorgung mit einem offenen Computervorlesesystem beantragt. Konkret ging es darum, den vorhandenen PC mit dem behinderungsspezifischen Zubehör in Form einer Braillezeile und des Screenreaders JAWS auszustatten. Die zuständige Krankenkasse bewilligte jedoch nur eine Versorgungspauschale für die Braillezeile als Komponente eines so genannten geschlossenen Vorlesesystems. Damit ist kein Zugang zum Internet möglich, vielmehr handelt es sich um ein Kompaktgerät, das nur dem Einscannen und der Wiedergabe von Texten dient. Daraufhin landete der Fall vor Gericht.

In der Urteilsbegründung heißt es, dass das offene Vorlesesystem einen Behinderungsausgleich im Bereich der Kommunikation vermittle, weil der Kläger damit nicht nur gedruckte Texte einschließlich Tabellen und Spalten lesen kann, sondern darüber hinaus auch Zugang zu Informationen hat, die er sich selber über das Internet erschließen kann. Bei der Beurteilung, ob der Gebrauchsvorteil die erheblichen Mehrkosten rechtfertige, erklärt das Gericht, dass es sowohl ausreichend als auch erforderlich sei, wenn ein konkreter Informationsbedarf im Rahmen einer normalen Lebensführung auftritt. Als Maßstab hierfür sei der allgemein praktizierte Informationsbedarf heranzuziehen (BSG, Urteil vom 23.8.1995, Az.: 3 RK 7/95).

Das Gericht fährt fort: "Das Grundbedürfnis der Information im Alltag umfasst in der heutigen Zeit auch die Möglichkeit, sich Zugang zu Informationen durch Recherchen zu verschaffen. Es beschränkt sich nicht auf das Lesen von Druckschriften. [...] Zur Überzeugung des Gerichts ist mittlerweile als Standard, zumindest bei jungen Menschen, anzusehen, dass ein Rechner mit Internetanschluss vorhanden ist. Für Recherchen, also zur Informationsbeschaffung, ist das Internet als Medium sicherlich heute nicht mehr wegzudenken. Die Nutzung des Internets ist deshalb in den Schutzbereich des Rechts auf ein selbstbestimmtes Leben einschließlich der Schaffung eines eigenen geistigen Freiraums und der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu sehen. Die umfassende Information ist auch für die Persönlichkeitsentfaltung und Allgemeinbildung von elementarer Bedeutung. Bereits in diesem Sinne ist eine Zugangsmöglichkeit zum Internet als Grundbedürfnis im Zuge der Modernisierung, Technisierung und Digitalisierung der Gesellschaft anzusehen."

Zusammenfassend stellt das Marburger Gericht fest, dass sowohl der Zugang zu Informationen als auch die Teilnahme am schriftlichen Geschäftsverkehr heute selbstverständliche Bestandteile eines selbstbestimmten Lebens seien, die aufgrund ihrer verfassungsrechtlichen Bedeutung jedem Menschen zugestanden werden müssen. Wörtlich führt es weiter aus: "Mit dem Verweis auf allein ein geschlossenes Vorlesesystem wird dem Kläger jeglicher Zugang zu Informationen verwehrt. Es wird ihm darüber hinaus verwehrt, am schriftlichen Geschäftsverkehr teilzunehmen. [...] Eine Reduktion des Menschen auf das Lesen von Drucktexten käme im Hinblick auf die sonst zur Verfügung stehenden Informationsmöglichkeiten in der heutigen Zeit einer Verdummung gleich. Demgegenüber steht ein unerschöpflicher Informationspool im Internet, den sich der Kläger nach seinen Bedürfnissen erschließen kann. Nicht zuletzt vermag er so am schriftlichen Geschäftsverkehr teilzunehmen."

Im Ergebnis eine erstaunlich deutliche Stellungnahme eines Sozialgerichts, die nach Auffassung des rbm-Teams die Rechtsprechung des Bundessozialgerichts konsequent und sachgerecht weiterentwickelt. Allerdings soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass es ein gegenteiliges Urteil in einer vergleichbaren Sache des Landessozialgerichts Bayern vom 4. September 2008 gibt (Az.: L 4 KR 15/07). Hoffen wir, dass sich die im Marburger Urteil dargestellte Rechtsauffassung in der Sozialrechtsprechung durchsetzen wird.

Dr. Michael Richter  
Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen"  


Kurzinfo: Rechte behinderter Menschen

Die Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" gGmbH ist eine gemeinsame Einrichtung von DBSV und DVBS (Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf). Die Rechtsberatung wird ausschließlich von blinden und sehbehinderten Juristen durchgeführt, die über spezielles Know-how in behindertenrechtlichen Fragen verfügen.

Für Mitglieder der DBSV-Landesvereine und des DVBS ist die Dienstleistung kostenfrei.

Kontakt:
Dr. Michael Richter, Christiane Möller
Tel.: 0 64 21 / 948 88 32
E-Mail: recht@dvbs-online.de
telefonische Beratungszeiten:
    montags und mittwochs, 13 bis 17 Uhr
    freitags, 9 bis 14 Uhr



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Meldungen

Veröffentlichung zum Behindertengleichstellungsrecht

Anfang 2010 erscheint im Auftrag des Bundeskompetenzzentrums Barrierefreiheit (BKB) im Nomos-Verlag eine umfassende Textsammlung zum Behindertengleichstellungsrecht. Damit wurde eine Veröffentlichung des Vereins "Netzwerk Artikel 3" auf den Rechtsstand vom 1. Januar 2010 aktualisiert. Der Buchfassung ist in der gesamten Auflage eine barrierefreie CD-ROM gleichen Inhalts beigefügt.

Die Textsammlung enthält sowohl Gesetzestexte bzw. -auszüge als auch Erläuterungen von renommierten Juristen. Sie hat den Anspruch, das gesamte in Deutschland geltende Behindertengleichstellungsrecht darzustellen. Das reicht von der UN-Behindertenrechtskonvention über das maßgebliche Europäische Recht bis hin zu den einzelnen Landesbestimmungen etwa zur Unterbringung psychisch Kranker. Sie will ein nützliches Hilfsmittel für diejenigen sein, die im weitesten Sinne mit der Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen zu tun haben und soll dazu beitragen, dem Gleichstellungsrecht zur Durchsetzung zu verhelfen.

Herausgeber der Veröffentlichung sind Horst Frehe, Mitglied der Bremischen Bürgerschaft und Richter am Sozialgericht a.D., und Professor Dr. Felix Welti vom Lehrstuhl für Sozialrecht und Verwaltungsrecht an der Hochschule Neubrandenburg. Frehe war maßgeblich am Behindertengleichstellungsgesetz des Bundes beteiligt. Professor Welti hatte bereits die fachliche Leitung bei der Erstellung der Vorfassung vom "Netzwerk Artikel 3".


Horst Frehe und Prof. Dr. Felix Welti (Hg.): Behindertengleichstellungsrecht
Nomos-Verlag
Broschiert, ca. 900 Seiten
Preis: 29 Euro (inkl. CD)
Erhältlich im Buchhandel

Testlabor:

Mobile DAISY-Player

Wer auch unterwegs nicht auf DAISY verzichten möchte, braucht einen mobilen Player. Immer mehr Modelle kommen auf den Markt. Anstelle der CD wird eine Speicherkarte genutzt, die sehr viel kleiner ist und gleichzeitig eine höhere Speicherkapazität hat. INCOBS hat vier Geräte getestet.


Sie sind kaum größer als ein Handy und heißen Milestone 312, Plextalk PTP1, Victor Reader Stream und Tomboy. Um Hörmedien abzuspielen, müssen die Daten zuvor von einer CD auf die Speicherkarte kopiert werden. Hierzu ist ein PC erforderlich.


Die Geräte/Ausstattung

Mit 53 Gramm Gewicht ist der Milestone 312 der kleinste und leichteste Player, der Victor Reader Stream ist mit 180 Gramm das schwerste Gerät. Mit Ausnahme des Milestones, der sich mit insgesamt sechs Tasten bedienen lässt, sind alle Player mit einer Nummerntastatur sowie zusätzlichen Funktionstasten ausgestattet. Während der Milestone, der Victor Reader und der PTP1 über interne Speicher verfügen, wird der Tomboy nur mit einer externen Speicherkarte betrieben.

Bei der Akkuleistung hat der Victor Reader Stream am besten abgeschnitten. Er kann 15 bis 17 Stunden ohne Aufladen genutzt werden. Dagegen waren der Milestone-Akku nach 9,5 Stunden und der Tomboy-Akku nach zehn Stunden aufgebraucht.


Bedienung

Gute Ergebnisse erzielten alle DAISY-Spieler bei der Bedienung: Gut fühlbare Tasten und eine sichere Begleitung durch Sprachausgabe und Signaltöne machen die Nutzung relativ einfach. Obwohl der Milestone mit nur sechs Tasten auskommt, wurde darauf geachtet, dass Doppelbelegungen nur bei selten genutzten Funktionen wie dem Wechsel der Sprechgeschwindigkeit notwendig sind. Kritikpunkt bei dem Tomboy sind die zu leichtgängigen Tasten. Um Fehlbedienungen zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Tasten beim Transport zu sperren.


Abspielfunktionen

Neben DAISY-Büchern in den Formaten DAISY 2.02 und DAISY 3.0 spielen die Geräte auch Audiodateien wie Wave oder MP3 und teilweise Formate wie Ogg Vorbis, AAC, WMA sowie das von internationalen Hörbüchereien genutzte AMR-WB-Format. Innerhalb eines Dokuments sind alle üblichen Navigationsmöglichkeiten gegeben, also das gezielte Ansteuern von Phrasen, Abschnitten, Lesezeichen und Titeln.

Einschränkend sei bemerkt, dass beim Milestone der gezielte Sprung zu einer Überschrift oder zu einer Seite des Buches nicht möglich ist. Sowohl der Victor Reader Stream als auch der Tomboy geben Ordnerstrukturen vor, die beim Einlegen einer Speicherkarte angelegt werden. Diese Struktur ist beim Kopieren vom PC auf die so vorbereitete Karte strikt einzuhalten, da die DAISY-Bücher und Audiodateien sonst nicht wiedergegeben werden.

Beim Plextalk-Gerät war die Navigation in umfangreichen Büchern in der Vergangenheit mitunter verlangsamt. Dies wurde durch die aktuelle Firmware optimiert.


Tonqualität

Nicht zufriedenstellend schnitt der Victor Reader ab: Der eingebaute Lautsprecher klingt sehr dünn und ist bestenfalls zum kurzen Hineinhören in Hörbücher oder zum Abhören von Sprachnotizen geeignet. Der Plextalk-Lautsprecher klingt für seine Größe recht ordentlich, verzerrt aber den Klang, wenn die Lautstärke bis zur höchsten Stufe eingestellt wird. Überzeugen konnte die Tonqualität des Milestones und vor allem die des Tomboys: Die eingebauten Lautsprecher klingen kräftig, die Ausgabe ist klar und deutlich. Für echten Hörgenuss empfiehlt sich aber trotzdem der Anschluss eines Kopfhörers bzw. externer Lautsprecher.


Aufnahmefunktionen

Der PTP1 ist der einzige der getesteten mobilen Player, mit dem DAISY-Titel im WAV- oder MP3-Format aufgenommen werden können. Das eingebaute Mikrofon ist klanglich ausgewogen, so dass recht ordentliche Mitschnitte gemacht werden können. Während der Aufnahme kann zu jeder Zeit eine Abschnittsmarke gesetzt werden. Das ist besonders beim Aufzeichnen langer Vorträge hilfreich. Mit dem PTP1 erstellte Aufnahmen können allerdings  –  im Vergleich zu den stationären Geräten PTR1 / PTR2  –  nur in eingeschränktem Umfang bearbeitet werden.

Der Milestone ermöglicht die Erzeugung von Audiodateien im MP3-Format. Auch Sprachnotizen können aufgezeichnet werden. Diese Funktion bietet auch der Victor Reader Stream, allerdings benötigt man hierfür eine spezielle Konvertierungssoftware, um die Aufzeichnungen anschließend am PC hören zu können. Mit dem Tomboy können Aufnahmen im WAV-Format in Mono erstellt werden.


Weitere Funktionen

Sämtliche Geräte bieten eine Text-to-Speech-Funktion, so dass Textdokumente mit synthetischer Sprachausgabe vorgelesen werden können. Auch Terminverwaltung, Wecker oder Radio gehören teilweise zur Ausstattung bzw. können zusätzlich erworben werden. Der Milestone 312 bietet optional die Funktion "Speakout" zur Identifikation von Objekten über so genannte RFID-Etiketten.


Fazit

In Bezug auf die Nutzung von DAISY-Büchern lassen die vier getesteten Geräte keine wesentlichen Wünsche offen. Wer selbst DAISY-Titel erzeugen möchte, für den ist der Plextor PTP1 die erste Wahl. Als wahre Abspielmaschine erweist sich der Victor Reader Stream, läuft sein Akku doch bis zu 17 Stunden. Wer einen extrem kleinen und leichten Player sucht, ist mit dem Milestone 312 gut bedient. Der größte der Player, also der Tomboy, hat gut fühlbare Tasten, deren Bedienung auch für motorisch eingeschränkte Menschen geeignet ist  –  wären sie nur nicht so leichtgängig.

Carsten Albrecht und Heike Clauss  
INCOBS  –  Informationspool Computerhilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte  


Dazu ein Bild: DAISY-Player im Handyformat: Der Tomboy (r.) punktet vor allem mit seiner Tonqualität, der PTP1 kann sogar im MP3-Format aufnehmen


Kurzinfo: Folgetest "BrookSense"

Der Test eines weiteren, ganz neuen DAISY-Players, dem "BookSense", war zum Redaktionsschluss noch nicht abgeschlossen. Die Testergebnisse sind ab Anfang Januar auf der Homepage von INCOBS zu finden: www.incobs.de

Menschen:

"Dieses Bild ist wie eine Zwillingsschwester"

Heike Herrmann, 48

"Ich möchte mit diesem Bild die Einladung aussprechen, genau die zu sein, die man eben ist. Die innere Strahlkraft nach außen strahlen zu lassen und das eigene Handicap lediglich einen Teil des Gesamtkonzeptes sein zu lassen!" So erklärte ich Doris meine Message, während ich ihr Modell stand, barfuß auf einer Matte, in meinem grünen bodenlangen, seidenen Kleid.

Wir hatten uns in einem Marburger Netzwerk von Unternehmerinnen kennen gelernt. Beraterinnen, Grafikerinnen, selbstständige Bürokauffrauen, Therapeutinnen, Malerinnen, Rechtsanwältinnen, Übersetzerinnen, Clowninnen und viele mehr begegnen sich dort, um sich auszutauschen und gegenseitig zu beflügeln. Bei einem Treffen erzählte ich von meiner Idee, einen Kalender mit schönen blinden Frauen und Männern zu erstellen. Der Titel für das Projekt steht schon fest: "Venus und Mars". Daraufhin kam die Malerin Doris Baum auf mich zu und fragte, ob mir bewusst sei, welche sinnliche, weibliche Ausstrahlung ich hätte und ob sie mich malen dürfte. Natürlich fühlte ich mich sehr geschmeichelt.

Einige Monate später saßen wir in der wunderschönen Frühlingssonne auf einer Parkbank, umgeben von einer Wiese, uralten Bäumen, Wasser und Enten. Wir sprachen über meine synästhetische Wahrnehmung, Tage, Monate und Zahlen in verschiedenen Farben vor mir zu sehen. Doris erfühlte ihre Assoziationen von Farben, bezogen auf meine Person. Es entstanden Ideen, wie das Bild farblich gestaltet sein sollte, in welcher Kleidung und Position ich mich darstellen wollte. Wir tauschten uns über unser Leben, unsere Kinder, unsere beruflichen Vorstellungen aus. Ohne einen persönlichen Bezug zueinander ist es nicht möglich, so tief und eng miteinander zu arbeiten, wie es das Malen eines Bildes erfordert  –  dies lernte ich von Doris.

Doris wollte mich in Grün malen. Wir ersannen gemeinsam das Bild der Venus, Göttin der Liebe und der Schönheit, aber auch der Natur und der Blumen, und sahen sie in einem langen Kleid daherschweben, verschmolzen mit einer grünen Wiese, umrahmt von ihren langen Haaren. Ich bestand darauf, dass diese Venus ihren  –  meinen  –  Blindenstock trägt. Wie hätte sie  –  ich  –  sonst an diesen Ort kommen sollen? Außerdem gehört der Blindenstock zu meinem Körpergefühl. So wurde aus der Venus eine blinde Venus und aus dem Bild schließlich "Die Einladung der Venus".

Einen Menschen zu malen ist etwas völlig anderes als ihn zu fotografieren und ich sollte merken, dass es etwas völlig anderes ist, gemalt zu sein als Fotos von sich selbst zu besitzen, sie weiterzugeben oder auch zu veröffentlichen. Dieses Bild in Lebensgröße empfinde ich wie einen Teil von mir, als sei es meine Zwillingsschwester, die erschaffen wurde.

Heike Herrmann
Psychotherapeutische Heilpraktikerin und Supervisorin für Menschen mit und ohne Handicap
Tel.: 0 64 21 / 16 67 34
E-Mail: info@captain-handicap.de
www.captain-handicap.de


Kurzinfo: Mut zur Schönheit

Blinde und erblindende Frauen schreiben über Weiblichkeit, Eitelkeit, Schönheit. Sie sind einem gemeinsamen Aufruf von Heike Herrmann und Jennifer Sonntag gefolgt, aus dem zwei Anthologien hervorgegangen sind. Die "Gegenwart" stellt in den nächsten Ausgaben einige der Autorinnen vor.


Dazu ein Bild: Ein Gemälde in kräftigen Farben: Eine Frau steht in einem langen, flaschengrünen Seidenkleid auf einer froschgrünen Wiese. Um sie herum sind, wie ausgeschnitten, bunte Blüten verstreut. Ihr langes, braunes Haar fällt auf ihre nackten Schultern. Sie hält einen Blindenstock, dessen Ende von weißen Blümchen umspielt wird. Im Hintergrund leuchtet ein rotblauer Himmel.
Doris Baum: "Die Einladung der blinden Venus", 2009, Öl auf Leinwand, 200 x 130 Zentimeter; Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin, www.dorisbaum.de

Verkehr:

Ein Flughafen soll barrierefrei werden

Auf dem Gelände des Flughafens Schönefeld entsteht derzeit das neue Drehkreuz mit dem vorläufigen Namen BBI  –  Berlin Brandenburg International. Ein Prestigeprojekt, bei dem sich die Selbsthilfe mit Nachdruck für Barrierefreiheit einsetzt. Die "Gegenwart" ist dabei und berichtet in loser Folge über den Verlauf der Verhandlungen.


Im Herbst 2011 sollen die ersten Flugzeuge in die Luft gehen. Mit Hochdruck wird auf der größten Baustelle Deutschlands gearbeitet, die Konturen von Terminal, neuer Startbahn, Straßen- und Schienenanbindung sind allmählich zu erkennen. Weniger sichtbar ist die Arbeit des "Arbeitskreises Barrierefreies Bauen am Flughafen BBI", der sich weiterhin durch Pläne, Grundrisse und Verordnungen fräst, um für behinderte Menschen die bestmögliche Zugänglichkeit des Flughafens zu sichern. Dabei geht es mal kontroverser, mal weniger kontrovers zu, wie zuletzt die Diskussionen über WC-Anlagen und Stufenausführungen zeigten.

Auf sämtlichen Ebenen des Flughafens werden den WC-Anlagen fast immer behindertengerechte Toiletten zugeordnet. Diese werden im Terminal auf der so genannten Landseite  –  also vor der Sicherheitskontrolle  –  von dem Leitsystem für blinde und sehbehinderte Menschen erschlossen. Das Leitsystem ist so angelegt, dass es auf der Zwischenebene über den Regional-, Fern- und S-Bahnsteigen, in der darüber liegenden Ankunftshalle und in der oben liegenden Abflughalle jeweils zu einem behindertengerechten WC auf der linken und rechten Seite der Hallen führt. Die Wegeführung wird auf Handlaufschildern erläutert, die WC-Räume sind mit taktilen Schildern gekennzeichnet. Bei den Türen handelt es sich in der Regel um Schiebetüren.

Auf der Luftseite jenseits der Sicherheitskontrolle wurde seitens des DBSV eine Auffindemöglichkeit für die WC-Anlage nahe den Wartebereichen am Gate gefordert. Dies wurde so gelöst, dass quer über den langen Gang des Piers Auffangstreifen angeordnet werden, die in den Vorraum der jeweiligen WC-Anlage weisen. Weitere barrierefreie WC-Anlagen, etwa bei der Gepäckausgabe, werden mit einem etwa zwei Meter in den Raum hineinragenden Auffindestreifen markiert.

Ein noch ungelöster Punkt ist die Auffindbarkeit der WC-Anlagen in den Wartebereichen der seitlichen Pieranlagen, die das Terminalgebäude u-förmig umschließen. Hier ist ein niedrigerer Ausstattungsstandard geplant: Es wird ein Terrazzofußboden eingesetzt, in den nach Aussagen der Architekten keine Bodenindikatoren verlegt werden können. Dies sei jedoch kein Problem, da diese Wartebereiche überschaubar klein und die WC-Anlagen in der Nähe der Eingangstüren gelegen seien. Im Arbeitskreis haben wir als Vertreter der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe dennoch darauf bestanden, dass eine Lösung für die taktile Auffindbarkeit gefunden werden sollte.

Anspruch der Architekten  –  und auch ganz im Sinne der Nutzer  –  war es, für die barrierefreien WC-Anlagen einen Standardtyp zu entwerfen, der im ganzen Gebäude zum Einsatz kommt. Mit einer spiegelgleichen Anordnung ist dies bis auf wenige Ausnahmen gelungen. Auf Anregung des Arbeitskreises werden einzelne Anlagen mit höhenverstellbaren Einrichtungen ausgestattet, wofür noch ein Piktogramm zu entwickeln ist.

Die Grundrisse der WC-Anlagen und Wandansichten mit Sanitärobjekten gaben nur in kleineren Punkten Anlass zur Kritik. Um zu einer kontrastreichen Gestaltung zu gelangen, wird an den Wänden hinter den weißen Sanitärobjekten dunkler Naturstein eingebaut. Der Hinweis von unserer Seite, dass keine Armaturen mit Sensor eingebaut werden sollten (um ein versehentliches Auslösen beim Suchen nach der Seife zu vermeiden), wurde aufgenommen, so dass keiner mit nassen Ärmeln in den Flieger steigen muss. Bei den WCs selbst sind die Taster für Spülung und Notruf auf dem Haltebügel problematisch, weil sie gleich aussehen. Unser Vorschlag war, den Notruftaster  –  ähnlich wie bei Fahrstühlen üblich  –  versenkt bzw. mit einem umlaufenden Rahmen bündig auszuführen. Eine Fehlbedienung und Verwechslung soll somit vermieden werden. Für gestürzte Personen ist durch ein umlaufendes Zugseil am Boden eine zweite Notrufbetätigung vorgesehen, die ebenfalls kontrastreich hervorgehoben werden sollte.

Wurde die barrierefreie Ausführung der WC-Anlagen mit großem Konsens bearbeitet, gab es bei den Treppenanlagen erhebliche Differenzen zwischen allen Beteiligten des Arbeitskreises. Grund hierfür waren die Haupttreppen zwischen den beiden Terminalebenen. Diese sollen nach Entwürfen der Architekten als offene Treppen gestaltet werden, das heißt, dass auf die hintere Begrenzung der Stufe verzichtet wird, damit ein freier Durchblick möglich ist. So ästhetisch leicht und schön solche Treppen auch sein mögen, sie werden als nicht barrierefrei eingestuft, da man an den Stufenunterschneidungen hängen bleiben kann. Nach der noch geltenden DIN-Norm 18024-2 "Barrierefreies Bauen" sind sie sogar unzulässig.

Nun ist es mit den Normen aber so, dass sie erst rechtsverbindlich sind, wenn sie in die "Technischen Baubestimmungen" des jeweiligen Landes aufgenommen worden sind  –  nur dann muss ein Bauherr sie zwingend berücksichtigen. In unserem Fall war das Problem, dass diese Norm in Brandenburg zwar eingeführt, der entsprechende Abschnitt aber ausgenommen ist. Zudem sind die Architekten der Meinung, dass diese Treppen keine "notwendigen" Treppen sind, die beispielsweise im Rettungsfall benutzt werden, und daher keine erhöhten Sicherheitsanforderungen erfüllen müssen. Das mag zwar prinzipiell stimmen, aber es sind dennoch die Treppen, die vom Publikumsverkehr am meisten genutzt werden.

Auch der Hinweis auf den Stand der Technik, der im Rechtsfall unabhängig von gültigen Normen relevant sein kann, brachte kein Einlenken. Der Vertreter des Bauherrn versprach immerhin, die Forderung zu prüfen. Bis es dazu gekommen war, hatte die Berliner Behördenvertreterin ein Schreiben an die Bauherren  –  eine Gemeinschaft aus den Ländern Berlin und Brandenburg sowie dem Bund  –  verfasst, um seitens der Politik Unterstützung zu erhalten. Das wiederum verstimmte den Bauherrenvertreter, da er nicht vorab informiert worden war. Währenddessen hatten die Brandenburger Behindertenvertreter die Forderung längst abgeschrieben und befürchteten zudem, dass die Tätigkeit des Arbeitskreises durch das politische Schreiben diskreditiert werden könne  –  ein Vorwurf, den ich persönlich nicht nachvollziehen kann, da so ein Schreiben gerade zeigt, wie ernst die Arbeit genommen wird.

Letztlich wurde an oberster Bauherrenstelle dann aber doch entschieden, dass die Treppen ausgeführt werden wie geplant. Und so ist abschließend an dieser Stelle bereits allen zu raten, doch besser die Aufzüge und Fahrtreppen zu nutzen, um vom Bahnhof zum Terminal zu kommen.

Peter Woltersdorf
Architekt für Barrierefreies Bauen beim Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin (ABSV)


Fortsetzung folgt

Im nächsten Beitrag wird über die Planung und Bemusterung der Aufzüge berichtet. Bisherige Themen: Projektvorstellung ("Gegenwart" 11/2008), Leitsystem für Blinde und Sehbehinderte ("Gegenwart" 4/2009).


Dazu ein Bild: Armin, das BBI-Baustellenmaskottchen, ist eine fleißige Ameise im Blaumann, mit vier Händen und zwei Füßen

Integration:

Meldungen aus der Taubblindenarbeit

Neues Kennzeichen für taubblinde Menschen

Der Gemeinsame Fachausschuss Hörsehbehindert / Taubblind (GFTB) hat ein Kennzeichen für taubblinde Menschen entwickelt. Damit können Betroffene ihrer Umwelt signalisieren, dass sie weder hören noch sehen können. Auf dem Pin, den man sich anstecken kann, sind zwei übereinander liegende Hände zu sehen. Das entspricht der Gebärde für "taktil", darunter steht "taubblind". Das Kennzeichen ersetzt nicht den weißen Stock oder die gelbe Armbinde, ist also kein Verkehrsschutzzeichen. Es ist bei den Taubblindenberatern der DBSV-Landesvereine, bei Beratungsstellen für Taubblinde und Einrichtungen wie dem Deutschen Taubblindenwerk erhältlich. Beim DBSV kann es zu einem Einzelpreis von 2 Euro bestellt werden:

Torsten Resa
Tel.: 030 / 28 53 87-281
Fax: 030 / 28 53 87-200
E-Mail: t.resa@dbsv.org


Dazu ein Bild: Zum Anstecken: Kennzeichen für taubblinde Menschen

Fachdienst Integration taubblinder Menschen in Bayern

Am 29. Oktober stellte sich in München der Fachdienst "Integration taubblinder Menschen in Bayern" (ITM) der Öffentlichkeit vor. ITM ist deutschlandweit die erste größere Beratungsstelle für diesen Personenkreis. In einem dreijährigen Projekt haben Betroffene und Experten die Situation taubblinder Menschen analysiert. Daraus ist nun ein überregionaler Fachdienst geworden, dessen Träger die Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe Bayern ist.

Der Fachdienst unter der Leitung von Susanne Günther-Wick ist Anlaufstelle für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen und deren Angehörige. Ein zentrales Anliegen ist die Assistenzvermittlung, die in Oberbayern bereits aufgebaut wurde und nun bayernweit ausgebaut werden soll. Weiterhin geht es darum, Informations- und Bildungsangebote für taubblinde Menschen zu schaffen, die Selbsthilfe zu stärken und in der Öffentlichkeit für das Thema "Taubblindheit" zu sensibilisieren.

Die Netzwerkarbeit unter den einschlägigen Einrichtungen in Bayern soll durch den Fachdienst vorangebracht werden, etwa zu den Sozialdiensten, der Selbsthilfe oder den Ausbildungseinrichtungen für Taubblindendolmetscher und -assistenten. Auch Kontakte über die Landesgrenzen Bayerns hinaus bis nach Österreich und in die Schweiz sind im Aufbau begriffen.

Kontakt:
Fachdienst Integration taubblinder Menschen in Bayern
Schwanthaler Str. 76, 80336 München
Tel.: 089/55 19 66 82
Fax: 089 / 55 19 66 84
E-Mail: info@fachdienst-itm.de
www.fachdienst-itm.de

Weiterbildungszertifikat für Taubblindenpädagogen

Die Weiterbildung im Bereich Taubblindenpädagogik macht Fortschritte. 23 Teilnehmer aus Deutschland und der Schweiz konnten im Herbst nach Beendigung des ersten Weiterbildungskurses "Förderung bei Menschen mit Taubblindheit/ Hörsehbehinderung" ein Zertifikat in Empfang nehmen.

Bisher wurden Taubblindenpädagogen einrichtungsintern oder in einrichtungsübergreifenden Kursen weitergebildet, außerdem seit gut zehn Jahren durch die jährlichen Tagungen der Arbeitsgemeinschaft Hörsehbehinähere Taubblind im Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (VBS). Die Notwendigkeit eines systematischen und umfassenden Bildungsangebotes war schon lange erkannt. So setzte sich die Arbeitsgemeinschaft der Einrichtungen und Dienste für taubblinde Menschen (AGTB) für die Entwicklung eines Curriculums ein und beauftragte die Johann Wilhelm Klein-Akademie in Würzburg mit der Organisation eines Weiterbildungskurses. Über anderthalb Jahre verteilt, fanden neun Blöcke à zwölf Stunden abwechselnd in Würzburg, Hannover und Potsdam statt. Die Zertifikate wurden am Ende von Hanne Pittroff, Blindeninstitutsstiftung Würzburg, und Gudrun Lemke-Werner, Deutsches Taubblindenwerk Hannover, überreicht.

Die nächste Weiterbildung ist für Herbst 2010 geplant.

Nähere Informationen im
Internet unter www.jwk-akademie.de

Gründung Taubblinden-Assistenten-Verband

Am 10. Oktober wurde der Taubblinden-Assistenten-Verband (kurz: TBA-Verband) gegründet. Die Idee dafür war bereits beim ersten TBA-Kongress Ende Januar 2009 entstanden. Neun Monate später fand in Fulda die Gründungs- und erste Mitgliederversammlung des Verbandes statt. Die sieben Gründungsmitglieder beschlossen die Satzung, wählten den Vorstand und bereiteten die Eintragung ins Vereinsregister vor. Außerdem wurde die inhaltliche Arbeit angeschoben. Zwei der dringlichsten Themen sind die Qualifizierung von TBA und die Anerkennung des Berufsbildes.

Zum Vorstand des TBA-Verbandes gehören Almuth Kolb als 1. Vorsitzende, Kathleen Schmidt als stellvertretende Vorsitzende und Monika Knufmann als Schatzmeisterin. Das zweite TBA-Treffen soll vor allem dem Erfahrungsaustausch dienen und findet vom 30. bis 31. Januar im Gehörlosenzentrum in Berlin statt.

Weitere Informationen per
E-Mail: info@tba-verband.de


Der Gemeinsame Fachausschuss Hörsehbehindert / Taubblind (GFTB) erarbeitet derzeit ein Qualifikationsprofil für Taubblindenassistenten. Darin wird unter anderem festgeschrieben, dass TBA Gebärdensprache, taktile Gebärden, Lormen und Blindenschrift beherrschen müssen.


Dazu ein Bild: Die sieben Gründungsmitglieder des neuen TBA-Verbandes

Bildung:

Das Auge spricht mit

Ob mit dem mittelalterlichen Bogenschützen, dem Mann von der BBC oder dem kranken Kälbchen  –  Hauptsache sprechen. Das ist die Devise der Sprachenschule "Eye Talk English". Und was fast noch wichtiger ist: Der Unterricht und das Freizeitprogramm sind ganz auf blinde und sehbehinderte Menschen ausgerichtet.


"Eye Talk English": So hieß das fremdsprachige Abenteuer, auf das ich mich vor einigen Monaten eingelassen habe. Schon lange war ich auf der Suche nach einer Möglichkeit, mein Schulenglisch aus längst vergangener Zeit wieder aufpolieren zu können. Klar gibt es English schools, leider aber immer nur für Sehende. Das geht auch, irgendwie, aber es ist immer ein recht großer Aufwand damit verbunden. Doch Weihnachten 2008 hatte das Schicksal ein Einsehen und bescherte mir "Eye Talk English".

Mary und Nick Moss aus Tonbridge in Großbritannien sind die beiden Menschen, die hinter diesem Wortspiel stecken. Vor rund zehn Jahren haben sie ihre Englischschule für blinde und sehbehinderte Menschen gegründet. Wochenweise lassen sich hier Schulungskurse buchen, inklusive Abholung vom Flughafen und hervorragend organisiertem Freizeitprogramm.

Kaum war das Flugzeug sicher gelandet, ging's auch schon los. In Heathrow holten mich Mary und Nick ab und wir fuhren nach Tonbridge, rund 40 Kilometer südöstlich von London. Beim Mittagessen gab es conversation vom Feinsten, alles in English, of course! Und so zog sich das durch den ganzen Nachmittag und den netten Abend. Mary und Nick sind wirklich zwei klasse Typen, locker, interessiert, aufgeschlossen und freundlich. Um ten p.m. war für mich aber Schluss. Mein Hirn streikte: Englisch Deutsch Deutsch Englisch Englisch Deutsch Engl... Schluss!

Am nächsten Tag begrüßte mich ein super Wetter, sonnig warm mit einer angenehmen Brise. Aber: Wie soll ich bloß den ganzen Tag überstehen, wenn ich nur Englisch reden kann? Das war einer meiner ersten Gedanken beim Aufwachen. Doch dafür war ich nun mal da. Also, aufgestanden und ran an den Sprachenspeck. Und in der Tat funktionierte es schon besser als am Tag zuvor.

Am Nachmittag stand das Castle of Tonbridge auf dem Programm. Erstmal kein Hingucker. Schlösser haben wir in good old Germany ja selber zur Genüge. Doch dann war ich höchst überrascht, denn das Schloss von Tonbridge ist nicht irgendein alter Kasten, in dem man sich als neugieriger Blinder staubige Finger holt. Das Touristikbüro hat sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: Sie haben das Schloss so instandgesetzt, wie es einst gewesen sein muss  –  inklusive Inventar und Puppen, die die einzelnen Amtsträger darstellen. Besonders beeindruckend war die Waffenkammer des Gebäudes. Neben den verschiedenen Schwertern und Helmen lag auch ein echtes Kettenhemd, mit geschätzten drei Kilogramm wirklich ein schwerer Brocken. Direkt daneben ein etwa drei Meter hoher und fünf Zentimeter dicker Holzstock. "Was ist das?", fragte Nick. "Keine Ahnung", die Antwort. "Vielleicht eine Lanze?" Weit gefehlt. Dieser lange massive Holzstock war ein Bogen für Schützen mit Pfeilen, wie wir vom Audioguide erfuhren.

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen begann Mary mit mir eine Art Tagebuch, in dem wir die Erlebnisse der ersten beiden Tage aufschrieben, in Englisch versteht sich. Das war eine gute Gelegenheit, meine ganzen Fehler aufzuarbeiten. Und Mary tat es mit unglaublicher Geduld, Hingabe und mit Perfektionismus. Danach war ich ein paar Zentimeter kleiner geworden. "So viel mache ich falsch?" Das sei aber gar kein Problem, meinte Mary, es seien Dinge, die man gut lernen könne und machte mir wieder Mut. "Also relax mal ein bisschen, du perfektionistischer Deutscher", dachte ich und wuchs wieder zu meiner alten Größe heran.

Als eingeschworener Agatha-Christie-Fan hatte ich mir ein paar Dinge in Großbritannien etwas anders vorgestellt, unter anderem die Essenszeiten und -regeln. Nach diesen wenigen Tagen auf der Insel weiß ich nun: Die essen genau wie wir auch. Solche Sachen wie ein "full english breakfast", "teatime" um vier und "hightable" am Abend scheinen zuletzt die englischen Ritter für wichtig gehalten zu haben. Hier jedenfalls gab es all dies nicht. Zum Frühstück aß Nick Müsli und Mary gekochten Hafer. Seltsam fanden die beiden allerdings, dass ich morgens am liebsten Brot mit Wurst esse.

Neben dem vormittäglichen Englischunterricht gehört ein äußerst reichhaltiges Freizeitprogramm zum besonderen Angebot von "Eye Talk English". Üblicherweise gibt man vor der Reise seine Hobbys und Lieblingsaktivitäten an. Danach überlegen sich die beiden einen Programmvorschlag. Natürlich ist das komplette Angebot an Ausflügen und Aktivitäten blindengerecht. "Eye Talk English" sorgt dafür, dass es genügend haptisch, akustisch und lukullisch zu erleben gibt.

Auf meinem Programmzettel stand auch der Besuch der Chislehurst Caves, ein besonders großes Höhlensystem, in dem einst Kreide abgebaut wurde. Mutmaßlich haben bereits Druiden, sozusagen die Priester der Wikinger, Höhlen in den Kreidestock gegraben. Als ich mich mit Nick auf den Weg machte, wusste ich nicht, was mich erwarten würde. Es sind weit verzweigte Kreidehöhlen, die sage und schreibe 35 Kilometer lang sind. Genutzt wurden sie auch von den Engländern im Zweiten Weltkrieg. Sie dienten als Bunker bei Bombenangriffen, hier "the blitz" genannt. Weil die Menschen viel Zeit in den Höhlen verbringen mussten, haben sie dort kurzerhand eine kleine unterirdische Stadt errichtet. Es gab unter anderem diverse Schlafräume, einen Tante-Emma-Laden, ein Krankenhaus und zwei Kirchen. Es soll Leute gegeben haben, die in diesen Höhlen mehrere Jahre am Stück verbracht haben, ohne einmal ans Tageslicht gegangen zu sein.

Eine wichtige Funktion all dieser Ausflüge ist natürlich, die englische Sprache zu hören und zu sprechen. Denn natürlich konnte ich bei den morgendlichen Unterrichtsstunden viel über so genannte "copula verbs", über "modal auxiliary verbs" und über die englische Zeitenbildung lernen. Anwenden musste ich dies alles aber selbst, in der freien Wildbahn sozusagen.

Apropos freie Wildbahn: Marys Bruder Simon züchtet Kälber. Und zwar streng biologisch. Eines der Kälbchen, das während meiner Zeit geboren wurde, hatte einen echt schweren Start. Es lag schief im Mutterleib, so dass die Geburt mehrere Stunden dauerte. Endlich angekommen, wollte es erst nicht atmen und machte auch sonst einen unglücklichen Eindruck, erzählte mir Simon bei einem späteren Besuch. Denn das Kälbchen sollte mich und Mary noch etwas in Atem halten.

Zuvor standen aber noch ein paar spannende Ausflüge auf dem Programm. Zum Beispiel zu den Chatham Dockyards. Das ist ein altes Dock, in dem bis vor 20 Jahren Schiffe und U-Boote gebaut wurden. Heute ist es ein interaktives Museum, in dem wir uns anhand von lebensgroßen Puppen angeschaut haben, wie man vor 200 Jahren Schiffe baute. Wie haben sie zum Beispiel die bis zu zehn Zentimeter dicken Planken dazu überreden können, sich zu einem Schiffsrumpf biegen zu lassen? Der Besuch auf einem 150 Jahre alten Segelschiff, dem letzten noch existierenden englischen Zerstörer des Zweiten Weltkriegs und einem intakten U-Boot rundeten den Tag mehr als ab.

Ein wichtiges Moment von "Eye Talk English" besteht darin, die Studenten möglichst oft mit der ganz "normalen" Bevölkerung in Kontakt zu bringen. Dazu gehörte in meinem Fall auch besagtes Kälbchen. Auch am zweiten Tag nach der Geburt hatte es noch nicht begonnen, selbstständig zu trinken. Und weil wir gerade bei Marys Bruder waren, oblag uns die Aufgabe, dem Kleinen mit der Flasche etwas Milch einzuträufeln. Das Problem: Es wollte und wollte nicht schlucken. Also nahm ich den wuscheligen Kopf auf den Schoß und massierte ihm den Hals, während Mary die Milchflasche an die Lippen des Kalbs führte. Es gelang eher schlecht als recht. Schweren Herzens eröffnete uns Simon, dass er es noch einen Tag versuchen wolle, danach müsse er es aber zum Schlachter geben. Denn er vermutete, dass es bei der Geburt einen Hirnschaden erlitten hatte.

Traurig, aber nicht ganz hoffnungslos widmeten wir uns wieder unserem Kursprogramm und besuchten am nächsten Nachmittag BBC-Radio Kent. Ähnlich wie in Deutschland gibt es in Großbritannien einzelne Länder. Sie heißen County und je nachdem, wie man sie zählt, sind es ziemlich viele. Öffentlich-rechtliche Fernseh- und Radiosender wie etwa den Hessischen oder den Bayerischen Rundfunk gibt es 59 an der Zahl. Sie sind in der BBC, der British Broadcasting Corporation, zusammengeschlossen. In zahllosen Telefonaten hatte Mary erreicht, dass uns der Leiter der BBC-Radiosektion für den County Kent empfing. Aus meiner eigenen Erfahrung als Radiojournalist beim Hessischen Rundfunk konnte ich ihm ein paar gezielte Fragen stellen. Mein Fazit: Alles ganz anders und manches vom ersten Hinhören sogar besser. Wenigstens aus der Sicht des Journalisten. Ob sich das für den Hörer respektive Zuschauer ebenso bemerkbar macht, muss natürlich jeder selber entscheiden. Viele Radioprogramme der BBC lassen sich auch auf www.bbc.co.uk online hören.

Beim Abendessen klingelte plötzlich das Telefon. Mary ging ran und begrüßte ihren Bruder. Sie sprach eine Weile mit ihm und kam dann freudestrahlend an den Tisch zurück. "Das Kälbchen lebt noch", sagte sie begeistert. "Really", fragte ich, "but what has he done?" Sie erzählte, dass Simon in letzter Verzweiflung einen Osteopathen gerufen hatte. Der wollte versuchen, den Energiefluss im Körper des Tieres in Schwung zu bringen. Dabei stellte er fest, dass das Kalb nach der höchst anstrengenden Geburt völlig ausgepowert war. Das erklärte auch, warum es die ganze Zeit nur am Boden lag und röchelte. Der Osteopath meinte, es habe zu wenig Energie gehabt, um trinken und schlucken zu können. Nachdem er ihm in zwei Stunden einen guten Schluck aus der kosmischen Energiepulle verabreicht hatte  –  kaum zu glauben  –  trank es und versuchte sogar, schon einmal aufzustehen. Damit war das Schlachtermesser abgewendet, buchstäblich in letzter Sekunde. Es lebt übrigens immer noch, bis heute. Simon will es auch behalten, zum Züchten. Denn es ist mittlerweile ein echtes Prachtkalb geworden.

Was sich währenddessen dramatisch dem Ende entgegenneigte, war meine Zeit in England. Zwei Wochen können schnell vorübergehen. Besonders wenn es eine so tolle Zeit war, wie ich sie bei "Eye Talk English" erlebt hatte. Etwas über eine Stunde dauerte der Rückflug, währenddessen unterhielt ich mich angeregt mit einer Londoner Psychologin. Noch beim Hinflug vor 14 Tagen hätte ich das nicht für möglich gehalten. Was ich aber ganz gewiss für möglich halte, das ist mein comeback. Und zwar nach Tonbridge, allerspätestens in diesem Jahr.

Jürgen Fleger ist blind und arbeitet als freier Redakteur und Autor beim Hessischen Rundfunk


Kurzinfo: Eye Talk English

Die Sprachenschule "Eye Talk English" in Tonbridge, etwa 40 Kilometer südöstlich von London, bietet Englischkurse speziell für blinde und sehbehinderte Menschen an. Die Kurse können wochenweise gebucht werden, entweder als Intensivkurse für ein bis zwei Personen oder als Gruppenkurse für bis zu zwölf Personen. Das Unterrichtsmaterial wird auf Wunsch in Punktschrift oder Großdruck zur Verfügung gestellt. Die Unterbringung der Teilnehmer, die mindestens 16 Jahre alt sein sollten, erfolgt in Gastfamilien. Neben dem Sprachunterricht gehören Ausflüge und andere Aktivitäten zum Programm.

Mary de Vere Moss, die Leiterin von "Eye Talk English", ist zertifizierte Lehrerin für Englisch als Fremdsprache und verfügt über langjährige Erfahrungen im Unterricht für blinde und sehbehinderte Menschen.

Nähere Informationen bei
Mary de Vere Moss
Tel.: 00 44 / 17 32 / 35 93 28
E-Mail: eyetalkenglish@lineone.net
Internet: website.lineone.net/~eye-talkenglish/index.html.htm


Dazu zwei Bilder: Englisch in freier Wildbahn und auf hoher See: Jürgen Fleger am Steuerrad der HMS Gannet, teils Segel-, teils Dampfschiff, und mit einem Kälbchen, das nach der Geburt völlig entkräftet war.

Medien:

Bücher

Hörbuchverlag Radioropa setzt auf DAISY

Der Argon Verlag hat die Spur gelegt und produziert seine Hörbücher seit gut einem Jahr auch als DAISY-CDs. Nun ist ihm der Hörbuchverlag Radioropa gefolgt. Bis zum Jahreswechsel 2009/10 sind mehr als 20 DAISY-Titel im Handel. In Zukunft soll standardmäßig jede MP3-CD aus dem Hause Radioropa  –  ob Neuerscheinung oder Nachauflage  –  als DAISY-CD erscheinen. Dazu wird je nach Titel entweder die separate MP3-CD genutzt oder die Bonus-MP3-CD, die bei vielen umfangreichen Hörbüchern kostenlos im Lieferumfang enthalten ist.

Das Sortiment von Radioropa umfasst ca. 1.400 Hörbücher und deckt eine enorme Bandbreite vom Thriller bis zum Ratgeber ab. Dabei handelt es sich ausschließlich um ungekürzte Lesungen. Denn, so die Philosophie des Verlages: Jede Seite, die es wert ist gedruckt zu werden, ist auch wert vorgelesen zu werden! Neben Autorenlesungen, etwa von Jacques Berndorf, sind Hörbücher mit bekannten Synchronsprechern (zum Beispiel von Denzel Washington und Angelina Jolie) besonders beliebt.

Alle DAISY-Hörbücher von Radioropa sind im Buchhandel erhältlich. Informationen zu den DAISY-Titeln sind auch im Internet unter www.hoerbuchnetz.de zu finden. Allerdings ist diese Seite leider noch nicht barrierefrei.

Wahlverwandt und ebenbürtig

Ein Buch-Tipp von Heidrun Fruggel, Westdeutsche Blindenhörbücherei


Die Kulturwissenschaftlerin Hazel Rosenstrauch hat eine Doppelbiografie über Caroline und Wilhelm von Humboldt vorgelegt und damit einem wirklich modernen Ehepaar ein Denkmal gesetzt. Während sein Bruder Alexander sich den Naturwissenschaften widmete, lagen Wilhelms Schwerpunkte in kulturwissenschaftlichen Zusammenhängen und bis heute ist er als Bildungsreformer bekannt. Seine Persönlichkeit ist aber ohne seine Frau nicht denkbar. Caroline von Dacheröden, die Mutter seiner fünf Kinder, war in den Hauptstädten Europas zu Hause. Als Partnerin war sie ihm in ihrer Neugier, ihrer Bildung, dem Kunstsinn ebenbürtig. Wenn die beiden auch keine allzu leidenschaftliche Liebe verband, so war es doch eine innige Beziehung auf Augenhöhe. Die Autorin kratzt an dem allzu harmonischen Bild des Traumpaares des 19. Jahrhunderts und zeigt auch die weniger sympathischen Seiten der beiden.


Hazel Rosenstrauch: Wahlverwandt und ebenbürtig  –  Caroline und Wilhelm von Humboldt
Eichborn Verlag
Sprecherin: Monika Steffens
1 CD DAISY (750 Minuten)

Der Anwalt

Ein Buch-Tipp von Anja Beduhn, Norddeutsche Blindenhörbücherei


Kann es Thriller geben, bei denen man jede Seite mit Genuss hört  –  und denen doch die elementarste Zutat eines Thrillers fehlt, nämlich Spannung? Wer glaubt, das ginge nicht, der höre dieses Buch.

Der Jurastudent Kyle McAvoy glaubt an das Funktionieren des Justizsystems, bis er in Konflikt mit einer mächtigen Organisation gerät, die hinter der Fassade von Rechtschaffenheit in kriminelle Machenschaften verstrickt ist. Diese erpresst ihn mit einer vergessen geglaubten Jugendsünde und zwingt ihn, in Amerikas größte Anwaltskanzlei einzutreten. Dort wird gerade ein riesiger Prozess zwischen zwei Kontrahenten der Rüstungsindustrie vorbereitet, in den auch die US-Regierung involviert ist. Kyle soll Firmengeheimnisse ausspionieren und seinen Erpressern zuspielen.

Spannend sind vor allem die Inneneinsichten in die unbarmherzige Welt einer Wallstreet-Großkanzlei, in der die Junganwälte mit 20-Stunden-Tagen und 7-Tage-Wochen schnell ihrer Illusionen beraubt werden. Ebenso faszinierend beschrieben sind die  –  wenn auch nur angedeuteten  –  Verstrickungen der US-Behörden mit der Rüstungsindustrie.


John Grisham: Der Anwalt
Heyne Verlag
Sprecher: Volker Lohmann
1 CD DAISY (780 Minuten)


Kurzinfo: Medibus-Katalog

Im Online-Katalog der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen (Medibus) sind inzwischen 100.000 Punktschrift- und Hörbuchtitel verzeichnet. Diese Titel können über alle angeschlossenen Blindenhörbüchereien ausgeliehen werden.

Informieren Sie sich bei Ihrer Bücherei vor Ort oder stöbern Sie selbst im Internet unter www.medibus.info

Zeitschriften

Politik-Journal

Wer die täglichen Nachrichten verstehen will, braucht Hintergrundwissen. Das bringt monatlich die Hörzeitschrift "Politik-Journal" ins Haus. Die ausführlichen Texte, zumeist aus Materialien der Bundeszentrale für politische Bildung, klären über Grundsatzfragen und historische Zusammenhänge auf  –  wissenschaftlich fundiert und allgemein verständlich.


Politik-Journal
Erscheint monatlich als DAISY-CD
Jahresabo: 10,20 Euro
Kostenfreie Probeausgabe


Bestellungen bei
ATZ e.V.  –  Hörmedien für Sehbehinderte und Blinde
Tel.: 0 55 31 / 71 53
E-Mail: atz@blindenzeitung.de


Kurzinfo: Hörzeitungsauskunft

In Deutschland gibt es mehr als 200 Hörzeitungen und -zeitschriften für blinde und sehbehinderte Menschen. Einen Überblick mit detaillierten Angaben einschließlich Preisen und Bestelladressen finden Sie bei der Hörzeitungsauskunft der ATZ im Internet: www.blindenzeitung.de/ztg

Hörfilme

Novemberkind

Malchow, DDR, 1980: Die 20-jährige Anne versteckt Juri, einen Deserteur der Roten Armee. Die zwei verlieben sich, doch Juri wird per Haftbefehl gesucht, ihm droht die Todesstrafe. Sie verlassen das Land. Bei ihrer Flucht in den Westen müssen sie Annes sechs Monate alte Tochter Inga zurücklassen. Inga wächst bei den Großeltern auf und glaubt, ihre Mutter sei bei einem Badeunfall ums Leben gekommen. 25 Jahre später begegnet sie dem Literaturprofessor Robert, der sie auf die Spuren ihrer Vergangenheit schickt. Zunächst empfindet Inga starke Widerstände. Doch dann bittet sie Robert, ihr zu helfen ...

Der Film wurde unter anderem ausgezeichnet mit dem Publikumspreis beim Max Ophüls Festival 2008, dem Publikumspreis sowie Nachwuchsdarstellerpreis für Hauptdarstellerin Anna Maria Mühe beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern 2008, dem MFG-Star Baden-Baden 2008 und  –  nicht zu vergessen  –  mit dem Deutschen Hörfilmpreis 2009.


Novemberkind
Drama, D 2007/08
Regie: Christian Schwochow
Mit Ulrich Matthes, Anna Maria Mühe u.a.
Hersteller: Schwarzweiss Filmverleih
Audiodeskription: Deutsche Hörfilm gGmbH (DHG) mit Unterstützung von HW Leasing Wismar


Die DVD ist für 19,95 Euro bei der
DHG erhältlich,
Tel.: 030 / 23 55 73 40
E-Mail: service@hoerfilm.de

Sport:

Anpfiff für den Frauenfußball

Brasilianerinnen gewinnen erstes internationales Blindenfußballturnier für Frauen


Immer wieder tönen die "voy"-Rufe durch die Halle, schon etwas atemlos. Die Torfrau wirft den Ball weit in die gegnerische Hälfte. Im Zweikampf um den Ball kommen zwei Spielerinnen auf die Seitenbande zu. Da ertönt ein dreifacher Pfiff und ein unglaubliches Jubelgeschrei bricht los. Brasilien hat das erste Frauenspiel im Blindenfußball gewonnen und ist am Ende auch Sieger des "1. Women Worldcup" geworden, des weltweit ersten Blindenfußballturniers für Frauen. Zwei weitere Mannschaften aus St. Pauli-Mainz und Marburg-Berlin-Essen-Chemnitz hatten sich für das Turnier am 14. und 15. November in Marburg formiert, das der DBSV gemeinsam mit der Deutschen Blindenstudienanstalt (Blista) und der SSG Blista organisierte, gefördert von der "Aktion Mensch" und der dänischen Firma Handi Life Sport.

"Die Frauenspiele sind nicht so hart und ich kann mich mehr trauen", sagte Marion Weber aus Berlin nach dem ersten Spiel. "So was sollte es auf jeden Fall öfter geben", stimmte Katja Reichstein zu, die aber, wie die meisten deutschen Spielerinnen auch, weiterhin bei den Ligaspielen der Männer mithalten will. Die Frauenmannschaften überzeugten mit einem hohen Spielniveau, die Brasilianerinnen, die erst seit zwei Monaten trainieren, ebenso wie die deutschen Fußballerinnen, die sich schon seit 2006 in den Männerspielen behaupten.

Nun ist klar, dass die begonnene Frauenfußballgeschichte weitergeschrieben werden muss. Rudi Ullrich aus dem DBSV-Präsidium: "2011 ist die Weltmeisterschaft der sehenden Fußballerinnen in Deutschland. Spätestens dann muss es das nächste große Fußballereignis für blinde Frauen geben."

Reiner Delgado
Sozialreferent des DBSV  


Dazu ein Bild: Engagierte Zweikämpfe: Beim "1. Women Worldcup" in Marburg zeigten blinde Spielerinnen ihr Fußballtalent


Kurzinfo: Bonus auf DBSV-Inform  –  Hörfeature zum Turnier

von Reiner Delgado

Ergebnisse und Tabelle des "1. Women Worldcup" im Internet unter www.blindenfussball.info

Meldungen

Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Blindenschach

Es war die 20. Auflage der Mannschaftsmeisterschaft des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbundes (DBSB). Die Jubiläumsausgabe fand vom 24. bis 30. Oktober in Bad Salzuflen statt und wurde mit einer Rekordbeteiligung von 16 Vierer-Teams ausgetragen. Nach äußerst spannendem Verlauf konnte sich der Titelverteidiger SK Turm Hannover mit 8:2 Punkten aufgrund der mehr erzielten Brettpunkte knapp vor dem punktgleichen BSC München durchsetzen. Den dritten Platz belegte mit 7:3 Punkten überraschend die BSG Augsburg. Für den Rekordmeister der vergangenen Jahre, den BSK Heidelberg, reichte es diesmal nur zu Platz 4. Für die Siegermannschaft spielten Oliver Müller, Eckhard Kröger, Peter Ellinger und Axel Eggebrecht.

Aus den Ländern:

Bayern

BBSB ehrt Elternreferenten

Am 6. November verlieh der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) die Medaille für besondere Verdienste an den langjährigen Elternreferenten Horst Jachmann. Von 1997 bis 2007 war er in dieser Funktion für die Selbsthilfe aktiv, leitete unter anderem den Arbeitskreis Elternarbeit, in dem er bis heute mitarbeitet. Bei den Veranstaltungen, die der BBSB für Familien mit blinden Kindern und für Schüler vor der Berufswahl ausrichtet, gehörte Jachmann zu den Organisatoren. Auf seine Initiative hin entstand die Schrift "Bildung für blinde und sehbehinderte Menschen in Bayern" als Orientierungshilfe für Eltern. Selbst Lehrer und Vater, war und ist Horst Jachmann unzähligen Eltern von blinden und sehbehinderten Kindern kompetenter Ansprechpartner und einfühlsamer Berater. Auch in anderen Gremien wie dem Elternbeirat des Blinden- und Sehbehindertenzentrums Nürnberg und der Deutschen Blindenstudienanstalt (Blista) in Marburg war Jachmann aktiv.

Berlin

Lesungen im Untergrund

Im Jahr 2009 jährte sich nicht nur der Geburtstag von Louis Braille zum 200. Mal, sondern auch der von Edgar Allan Poe, Wegbereiter der modernen Grusel- und Kriminalliteratur. Die Mitglieder des Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenvereins Berlin (ABSV) ließen sich von dieser Parallele zu einer Braillelesung in einem ganz besonderen Ambiente inspirieren. Dank einer Kooperation mit dem Berliner Unterwelten e.V. fand bereits Ende September eine Lesung in einem "toten" U-Bahnhof statt. Der Zulauf übertraf alle Erwartungen. Roswitha Röding und Christine Langer lasen die Geschichten "Wassergrube und Pendel" und "Das verräterische Herz", der blinde Gitarrist Markus Virck unterstützte die Lesung mit passenden Klängen. In den labyrinthartigen, spärlich beleuchteten, unterirdischen Gemäuern herrschte absolute Ruhe, am Ende gab es viel Beifall. Gäste und Mitwirkende waren derart begeistert, dass der ABSV im November zu einer weiteren Lesung am gleichen Ort einlud. Diesmal standen "Der Wein Amontillado" und "Hopp-Frosch" auf dem Programm. Und weil auch diese Veranstaltung so gut ankam, wird 2010 weitergelesen  –  auch wenn die Tour de Braille schon Geschichte ist.

Rheinland-Pfalz

Mainzer Dom als Tastmodell

Im Jahr des 1.000-jährigen Domjubiläums wurde in Mainz ein Tastmodell eingeweiht, das blinden und sehbehinderten Bürgern das Ertasten des Wahrzeichens ihrer Stadt ermöglicht. Der Dom St. Martin/St. Stephan war im Hochmittelalter innerhalb von 34 Jahren errichtet worden. Durch acht größere Brände wurde er immer wieder zerstört. Zahlreiche Veränderungen und Erweiterungen gaben dem Bau sein heutiges Aussehen. Da die Strukturen und Proportionen des prachtvollen Gotteshauses blinden Menschen verschlossen bleiben, beauftragte die Mainzer Bürgerstiftung den Bildhauer Egbert Broerken aus Welver, ein Tastmodell des Doms herzustellen. Bereits in Städten wie Bayreuth, München, Münster und Stralsund stehen Broerkens Bronzeplastiken. Im vergangenen Jahr schuf er nun für Mainz den "kleinen Dom zum Anfassen", der in einer Größe von 130 * 130 Zentimetern auf einen Natursteinsockel montiert und zwischen dem Liebfrauenplatz und der Nagelsäule am Dom aufgestellt wurde.


Dazu ein Bild: Ein Bronzemodell macht den Mainzer Dom auch für blinde Menschen begreifbar

Die andere Seite:

Der Eckrentner

Gastglosse von Hans Joachim Biermann, Blinden- und Sehbehindertenverein Bremen


Keiner hat ihn je gesehen oder gesprochen  –  also auch nicht interviewt. Demnach gibt es ihn nicht. Aber man glaubt an ihn. Schlimmer noch, man rechnet mit ihm, weil man ihn braucht für die Berechnung der künftigen Renten. Deshalb geistert er durch zahllose Beratungen und Computersysteme: der Eckrentner. Da muss doch die Frage erlaubt sein: Wer hat ihn in die Ecke gestellt? In welche überhaupt? Und warum eigentlich?

Sein Alter ist nicht bekannt. Eins ist aber sicher: Abitur kann er nicht haben. Auch ein Studium war ihm nicht möglich, denn er hat 45 Jahre lang gearbeitet und brav seine Beiträge entrichtet. Nun schafft das normalerweise kein Mensch, viereinhalb Jahrzehnte ohne Pause  –  also nie krank und schon gar nicht behindert  –  und noch dazu beitragspflichtig zu wirken. Diese Tatsache hat die Experten der Rentenkommission jedoch nicht daran gehindert, ihn zu gebären.

Seitdem existiert er  –  zwar nicht leibhaftig  –  aber doch in Gestalt einer Formel, einer Messgröße. Damit ist zu rechnen. Genau das tun die Fachleute. Und wie geht das? Dafür gibt es geduldig wiederholte Erklärungen der Experten. Die wiederum sind so erhellend wie die aus einer fernöstlichen Sprache übersetzte Gebrauchsanweisung des neuesten Computersystems. Die versteht ja auch keiner. Und niemand regt sich darüber auf. Stattdessen denkt man scharf nach und fragt Freunde und Kollegen, die man für sachkundig hält, um viele gut gemeinte Ratschläge zu erhalten, die sich erfahrungsgemäß widersprechen. Damit muss man eben rechnen. Wie mit dem Eckrentner.

Rätsel:

Januar-Rätsel

Die folgenden zehn Tiere haben sich so sehr geschüttelt, dass ihre Buchstaben durcheinander geraten sind und sie kaum noch als Tiere zu erkennen sind. Wie heißen sie richtig? Kleiner Tipp: Es sind drei Tiere des Jahres 2010 dabei.


    1. Leaeismöwen
    2. Raushacke
    3. Romorkan
    4. Fourbschal
    5. Deltwein
    6. Felante
    7. Politane
    8. Kalpine
    9. Turmmeiler
    10. Eisenkarker

Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 20. Januar an den

DBSV
Rungestr. 19, 10179 Berlin oder per
E-Mail an gegenwart@dbsv.org


Übrigens: Wer im Laufe des Jahres alle "Gegenwart"-Rätsel richtig löst, nimmt Ende Dezember an einer Verlosung teil. Zu gewinnen sind drei attraktive Überraschungspreise.

Lösung des Dezember-Rätsels

Reger  –  Elle  –  Lese  –  Ines  –  Ehe  –  Flor  –  Pop  –  Feim  –  Ebbe  –  Ibi  –  Leda  –  Egge  –  Radar

Lösungswort: Reliefpfeiler

Anzeigen:

Private Kleinanzeigen, in denen elektronische Hilfsmittel zum Verkauf angeboten werden, müssen den Zusatz "Privateigentum" enthalten. Anzeigen, die diesen Zusatz nicht enthalten, werden künftig nicht angenommen. Auch dürfen diese Anzeigen nicht unter Chiffre-Nummer geschaltet werden. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Die Redaktion  

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Arbeitskreis der Blindenführhundhalter im Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband
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AASB Maria Seidling

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Seit dem 11.12.2007 ist die Firma AASB nach DIN ISO 9001 zertifiziert.

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BFW Würzburg gGmbH

Wieder im Beruf!

Thorsten Schöndube (42), blind ...
... arbeitet jetzt als Protokollführer im neuen Rathaus Hannover.

Berufsförderungswerk Würzburg gGmbH
Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte
Fon: 0931 9001-0
E-Mail: info@bfw-wuerzburg.de
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Ein Muss für den cleveren Städtebummler!

Kapten ist ein Stadt-Navigationsgerät mit Spracherkennung und ohne Bildschirm. Ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit Bus und Bahn oder mit dem Auto: Kapten führt Sie sicher zum Ziel. Und Kapten kann noch mehr: Auf Wunsch speichert Kapten die Koordinaten von für Sie persönlich interessanten Orten (z.B. Restaurants, Boutiquen) und führt Sie wieder dorthin, wenn Sie den entsprechenden Namen nennen. Außerdem bietet Kapten u.a. einen Audioguide, bei dem Sie Wissenswertes zu Sehenswürdigkeiten abrufen können, einen MP-3-Player und ein UKW-Radio.

Der Kapten hat ein Miniformat: 7 cm lang, 50 g leicht und eine Maxi-Ausdauer: sechs Stunden Dauerbetrieb ohne Aufladung.

Erhältlich ist er als Kapten-Basis-Set zum Preis von 245,00¾ (Best.-Nr. 205 0060-1) oder als Kapten-Comfort-Set zum Preis von 345,00¾ (Best.-Nr. 205 0061-1). Für mehr Informationen sprechen Sie uns

Für mehr Informationen sprechen Sie uns einfach an!


Deutscher Hilfsmittelversand der Blista und des VzFB

VzFB
Bleekstraße 26, 30559 Hannover
Tel.: (05 11) 9 54 65  –  32
Bestellservice: (0 18 02) 25 83 12
E-Mail: v.vzfb@vzfb.de
Onlineshop/Internet: www.vzfb.de

Blista
Am Schlag 8, 35037 Marburg
Tel.: (0 64 21) 60 60
E-Mail: info@blista.de
Internet: www.blista.de

Papenmeier RehaTechnik

JAWS-Modul Office 2007, noch effizienter geht's nicht!

Die extremen Veränderungen von Microsoft Office 2007® sind für viele blinde Menschen eine gravierende Umstellung bei der täglichen Arbeit.

Nutzen Sie das neue Papenmeier JAWS-Modul Office 2007 für den schnellen und effizienten Umstieg auf die aktuellste Microsoft Office-Version.

Wir beraten Sie gerne ausführlich. Rufen Sie am besten gleich an! Info-Hotline: 02304 / 946-118

F.H. Papenmeier GmbH & Co.KG
Talweg 2, 58239 Schwerte
E-Mail: info.reha@papenmeier.de
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RTB

Verena Bentele (27 Jahre, Paralympics-Siegerin Biathlon/Langlauf)  –  blind und dennoch extrem mobil.

Wir zeigen ihr den richtigen Weg.


Akustik "Berlin"

    • lautstärkeabhängige Regelung den Wünschen von Benutzern und Anwohnern entsprechend
    • optimaler Lärmschutz durch Schallausrichtung gemäß den gängigen Richtlinien
    • universell einsetzbar
    • leichtere behindertengerechte Ausstattung der bestehenden Lichtsignalanlagen

Taster "Berlin"

    • Sensorfläche oder Mechanik
    • verdeckte Anforderung (z.B. Verlängerung der Grünphase/Zuschaltung des Blindensignals)
    • Vibrationsmodul zur taktilen Signalisierung
    • Variante Pilotton im Taster

Alle Informationen im Internet:
www.rtb-bl.de
Tel.: +49 (0) 52 52-97 06 -0

Handy Tech

Elektronische Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte


iRead: "einfach lesen"

Die Vorlesesoftware iRead verwandelt einen Windows-PC mit Bildschirmausleseprogramm und Scanner in ein offenes Vorlesesystem.


An dieser Stelle erscheint in der Schwarzschriftausgabe ein Bild von Nicola. Sie sitzt an ihrem Schreibtisch und scannt mühelos ihre Lernunterlagen sowie die tägliche Post ein, die sie sich anschließend vom Screen Reader Window-Eyes vorlesen lässt.


"Einfach"

Ein Tastendruck und iRead liest in wenigen Sekunden gedruckte Texte für Sie vor. iRead sucht hierbei automatisch nach einem betriebsbereiten Scanner, wählt die optimalen Einstellungen aus und erfasst den Text. Ein weiterer Tastendruck genügt, um die Blattlage der eingelesenen Seite zu erfragen.


"Lesen"

iRead gibt den erkannten Text auf Ihren Wunsch satzweise, wortweise oder zeichenweise wieder. iRead sucht bereits bei der Texterkennung nach Überschriften und erstellt daraus unmittelbar ein Inhaltsverzeichnis. Diese einzigartige automatische Erstellung des Inhaltsverzeichnisses ermöglicht es Ihnen, bequem von Überschrift zu Überschrift zu springen.


Mit iRead alles im Griff

In erfassten Texten können Sie mit der Suchfunktion gezielt zu einzelnen Worten springen. An jeder beliebigen Textstelle können Sie eine Lesemarke setzen, um jederzeit schnell wieder dahin zu gelangen.


iRead schafft den Zugang

iRead kann Bilddateien verschiedener Formate, wie z.B. JPG, GIF, TIF usw., einlesen und den abgebildeten Text erkennen. Damit werden diese, sonst unzugänglichen Dateien, lesbar. Perspektivische Verzerrungen und Drehungen werden von iRead automatisch korrigiert.


Komplette Lösung

iRead ist optimiert für die Nutzung mit Bildschirmausleseprogrammen, so genannten Screen Readern. Falls Sie nicht einen der gängigen Screen Reader wie Window-Eyes, JAWS oder ZoomText mit Sprachausgabe nutzen, können Sie iRead mit dem kostenlosen Screen Reader NVDA verwenden. Dieser arbeitet optimal mit Handy Tech Braillezeilen.


iRead und Window-Eyes, das Traumpaar

Window-Eyes, der neue Star unter den Bildschirmausleseprogrammen, ist die Traumkombination mit iRead. Alle Informationen sind perfekt aufeinander abgestimmt. Fordern Sie noch heute Ihre Demoversion für iRead und Window-Eyes an.


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Telefon 07451 / 5546-0
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E-Mail info@handytech.de
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Fil. Stuttgart:
Winfried Volz, Manuel Schunk
Tel. 0711 2202299-0
stuttgart@handytech.de

Fil. Köln:
Raphael Mader, Stefan Schäfer
Tel. 0221 921556-0
koeln@handytech.de

Fil. Marburg:
Martin Sopart, Dirk Adamski
Tel. 06421 690012-0
marburg@handytech.de

Fil. Lüneburg:
Ingo Reinke, Sascha Paul
Tel. 04131 699698-0
lueneburg@handytech.de

Hörfilm-Forum:

Aktuelle Hörfilm-Sendetermine


Fr, 1.1.10, 8.05 Uhr, ARD
Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen
D 2004, Kinderfilm, 106 Min.


Fr, 1.1.10, 8.20 Uhr, MDR
Ein Herz und eine Seele: Urlaubsvorbereitung
D 1974, Fernsehserie, 45 Min.


Fr, 1.1.10, 20.05 Uhr, SF 1
Die Herbstzeitlosen
CH 2006, Komödie, 90 Min.


Fr, 1.1.10, 20.45 Uhr, arte
Lady Chatterley, Teil 1
F 2006, Drama, 105 Min.


Fr, 1.1.10, 0.55, arte
Lady Chatterley, Teil 2
F 2006, Drama, 100 Min.


Sa, 2.1.10, 8.50 Uhr, MDR
Ein Herz und eine Seele: Frühjahrsputz
D 1973, Familien-Serie, 45 Min.


So, 3.1.10, 9.00 Uhr, MDR
Ein Herz und eine Seele: Besuch aus der Ostzone
D 1974, Fernsehserie, 45 Min.


Mo, 4.1.10, 0.12 Uhr, SF 2
Basic Instinct
USA 1992, Erotikthriller, 123 Min.


Mo, 4.1.10, 0.15 Uhr, BR
Sein oder Nichtsein
USA 1942, Komödie, 99 Min.


Mo, 4.1.10, 1.45 Uhr, ARD
Brot und Tulpen
I 2000, Komödie, 110 Min.


Mo, 4.1.10, 21.00 Uhr, arte
Lang lebe Ned Devine
IR 1998, Komödie, 91 Min.


Di, 5.1.10, 11.45 Uhr, BR
Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen
D 2004, Kinderfilm, 106 Min.


Di, 5.1.10, 20.15 Uhr, SWR
Tatort: Schneetreiben
D 2005, Krimi, 90 Min.


Mi, 6.1.10, 12.30 Uhr, MDR
Heimweh nach drüben
D 2007, Komödie, 90 Min.


Mi, 6.1.10, 23.00 Uhr, ARD
Himalaya  –  Der Gipfel des Glücks
GB 2006, Dokumentarfilm, 104 Min.


Do, 7.1.10, 21.00 Uhr, arte
Grasgeflüster
GB 2000, Komödie, 93 Min.


Do, 7.1.10, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Nur eine Nacht


Fr, 8.1.10, 20.15 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Penthouse mit Leiche


Fr, 8.1.10, 21.00 Uhr, arte
Die Frau vom Checkpoint Charlie, Teil 1
D 2006, Drama, 85 Min.


Fr, 8.1.10, 22.25 Uhr, 3sat
Mit Haut und Haar
ESP 1997, Drama, 96 Min.


Fr, 8.1.10, 21.45 Uhr, ARD
Tatort: Ruhe sanft
D 2007, Krimi, 90 Min.


Fr, 8.1.10, 22.30 Uhr, arte
Die Frau vom Checkpoint Charlie, Teil 2
D 2006, Drama, 90 Min.


Sa, 9.1.10, 22.00 Uhr, arte
Das wahre Leben!
D 2006, Tragikomödie, 103 Min.


So, 10.1.10, 20.15 Uhr, ARD
Tatort: Klassentreffen
D 2009, Krimi, 2009, 90 Min.


Mo, 11.1.10, 14.45 Uhr, arte
Der große Diktator
USA 1940, Komödie, 125 Min.


Mo, 11.1.10, 23.00 Uhr, SWR
Ein Fisch Namens Wanda
USA 1987, Komödie, 100 Min.


Di 12.1.10, 0.20 Uhr, arte
Lady Chatterley, Teil 1
F 2006, Drama, 105 Min.


Di, 12.1.10, 20.15 Uhr, 3sat
Wahnsinnig verliebt!
F 2002, Krimi, 92 Min.


Mi, 13.1.10, 0.55 Uhr, arte
Lady Chatterley, Teil 2
F 2006, Drama, 100 Min.


Mi, 13.1.10, 22.05 Uhr, MDR
Tatort: Mauerblümchen
D 2008, Krimi, 90. Min


Do, 14.1.10, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Nur der Sieg zählt


Fr, 15.1.10, 22.45 Uhr, ARD
Tatort: Racheengel
D 2007, Krimiserie, 90 Min.


Sa, 16.1.10, 20.15 Uhr, MDR
Frantic
USA/F 1988, Thriller, 120 Min.


Sa, 16.1.10, 20.15 Uhr, BR
Wer früher stirbt ist länger tot
D 2008, Drama, 105 Min.


So, 17.1.10, 1.00 Uhr, arte
Lady Chatterley, Teil 1
F 2006, Drama, 105 Min.


So 17.1.10, 1.20, Uhr, BR
Wer früher stirbt ist länger tot
D 2008, Drama, 105 Min.


So, 17.1.10, 20.15 Uhr, ARD
Tatort  –  Der Polizistinnenmörder
Ch/D 2010, Krimi, 90 Min.


Mo, 18.1.10, 0.56, 3sat
Showdown in Seoul
J 2002, Krimi, 90 Min.


Mo, 18.1.10, 1.00 Uhr, arte
Lady Chatterley, Teil 2
F 2006, Drama, 100 Min.


Di, 19.1.10, 22.55 Uhr, 3sat
Der Wald der Trauer
F/J 2007, Drama, 97 Min.


Do, 21.1.10, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Spiel, Satz und Mord


Fr, 22.1.10, 0.35 Uhr, arte
Grasgeflüster
GB 2000, Komödie, 93 Min.


Fr, 22.1.10, 14.45 Uhr, arte
Lang Lebe Ned Devine
IR 1998, Komödie, 91 Min.


Fr, 22.1.10, 22.25 Uhr, 3sat
Gefangen in der Hölle
USA 2000, Drama 110 Min.


Sa, 23.1.10, 1.20 Uhr, ARD
Die Rückkehr des Tanzlehrers, Teil 1
D 2004, Krimi, 90 Min.


Sa, 23.1.10, 2.55, ARD
Die Rückkehr des Tanzlehrers, Teil 2
D 2004, Krimi, 90 Min.


Sa, 23.1.10, 20.15 Uhr, NDR
Tatort Arme Püppi
D 1998, Krimi, 90 Min.


Sa, 24.1.10, 21.44 Uhr, 3sat
Der Pianist
Pl/F/GB/D 2002, Drama, 148 Min.


So, 24.1.10, 20.00 Uhr, SF 1
HD Läppli
CH 1959, Komödie, 115 Min.


Di, 26.1.10, 21.45 Uhr, BR
Vom Ende der Eiszeit
D 2006, Krimi, 90 Min.


Do, 28.1.10, 22.25 Uhr, 3sat
Der Tag, an dem Aldo Moro starb
I/GB/D 2003, Krimi, 120 Min.


Do, 28.1.10, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Ertrunkene Träume


Fr, 29.1.10, 21.45 Uhr, ARD
Polizeiruf 110: Verstoßen
D 2007, Krimiserie, 87 Min.


Fr, 29.1.10, 22.25 Uhr, 3sat
Im Schatten der Wälder
F 2003, Krimi, 90 Min.


So, 31.1.10, 20.00 Uhr, SF 1
Heldin der Lüfte
CH 2008, Drama, 90 Min.



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