Gegenwart Ausgabe 02/2009

"Die Gegenwart" Heft 02/2009

Inhaltsverzeichnis

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Impressum

Editorial

Thema: Taubblindheit

Weder Hören noch Sehen

Aus dem Alltag von Vier Usher-Betroffenen

Ich behalte meine Muttersprache!

Ich lorme lieber, seit ich nicht mehr vom Mund ablesen kann

In der Elektrowerkstatt habe ich viele gute Freunde

Zum ersten Mal selbst kochen und waschen

Vertrauen entwickeln  –  Möglichkeiten entdecken

Allein wohnen  –  in der Gemeinschaft leben

Taubblindheit: Behinderung eigener Art

Zwölf Seiten aus aller Welt

DBSV-Nachrichten:

Teilhabe statt Fürsorge

Meldungen

Jahrestagung der Diabetesbeauftragten

Fachgruppenleitertagung für physiotherapeutische Berufe

Offenes Seminar der Koordinationsstelle "Leben mit Sehbehinderung"

In Kürze:

Reisen

Stadtluft schnuppern

Virtuelle Reisen mit dem AURA-Zentrum Bad Meinberg

Ganz Ohr in der "Villa Rochsburg"

Italienisch lernen in "Bella Italia"

Paris mit allen Sinnen

Kultur

"Lippels Traum" auf der 59. Berlinale

"Titus" in Heidelberg

Wissenschaft

Schnellhörer gesucht

Seminare und Tagungen

Gelassen und selbstsicher auftreten

Abitur  –  was nun?

Auszeichnungen

Verdienstkreuz für Gerd Schäfers

Braille:

Sechs Punkte, die viel erzählen

Initiative Braille

Fühlbare Genialität

Mein Braille

DAISY:

DAISY2009. Zukunft denken.

Internationales:

Europa in fünf Schritten: Wie die Europäische Union entstand

Nachruf Sir John Wall

Hilfsmittel:

FotoVisionen

Leben:

Integration zu Ende denken

Menschen:

"Ich bin Fischer"  –  Familie Ahator

"Wenigstens bin ich nicht faul, nur weil ich blind bin"

"Wir haben viele Sinne, die uns beim Fischen nützlich sind"

"Unsere Familie kann nicht so viel erreichen wie andere  –  das ärgert mich"

"Man heiratet und sieht diesen Mann nie wieder"

Verkehr:

Mobil am Flughafen

Glücklich über den Wolken

Aus aller Welt:

Olympische Spiele, Teil 2

Medien:

Bücher

Barack Obama

Die achte Sünde

Kalte Heimat

Aus den Ländern:

Baden-Württemberg

"Ich sehe was, was du nicht siehst": ein Theaterprojekt

Berufsorientierung für Schulabgänger

Bayern

"S'Münchner Herz  –  wia's singt und klingt"

Nürnberg im Miniaturformat

Die andere Seite:

Wie kommen Sie mit Ihren guten Vorsätzen auf Touren?

Rätsel

Anzeigen:

Wir beraten Führhundhalter ...

Private Kleinanzeigen

VERKAUFE

PARTNERSUCHE

VERSCHIEDENES

SUCHE

VERSCHENKE

GEWERBLICHE ANZEIGEN

LHZ

Wussten Sie, ...

Legen Sie stets das Gewünschte ...

AASB Maria Seidling

Der Blindenhörbuchladen

kolless spezialuhren

Windows ohne Maus ...

Mehr Unabhängigkeit im Alltag!

Passt!

RTB

HÖRFILM-FORUM

Hörfilm-Sendetermine Februar

Hörfilm-Sendetermine März

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Titelbild:
Aus der Isolation befreit: Viele taubblinde Menschen kommunizieren per Lormalphabet


Rücktitel:
Phil Hubbe: Blinder Humor


Bildbeschreibung:
Begegnen sich zwei blinde Männer mit Führhunden auf der Straße. Der eine Führhund hebt zaghaft eine Pfote und wendet sich an seinen Kollegen: "... zum Bahnhof?"  –  Der andere Führhund antwortet lässig: "... bis zur Kreuzung und dann links."



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Rat und Hilfe erhalten Blinde und Sehbehinderte unter der bundesweiten Rufnummer
(01805) 666 456.

(0,14 € / Min.)

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Impressum


"Gegenwart",
Magazin für blinde und sehbehinderte Menschen und ihre Freunde,
63. Jahrgang.


Redaktion: Irene Klein

Redaktionsassistenz: Ilona Nicolai


Redaktion "Gegenwart"
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Tel.: (0 30) 28 53 87-130
Fax: (0 30) 28 53 87-200
E-Mail: gegenwart@dbsv.org (auch für Anzeigen)


Herausgeber:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Präsidentin: Reynate Reymann
Geschäftsführer: Andreas Bethke

Die "Gegenwart" erscheint monatlich (Juli/August als Doppelnummer)

  • in Punktschrift,
  • in Schwarzschrift und
  • im Internet unter www.dbsv.org (ausgewählte Beiträge)

Die "Gegenwart" ist Bestandteil der DAISY-CD DBSV-Inform, die von Mitgliedern aller Landesvereine des DBSV kostenfrei bezogen werden kann.


Jahresbezugspreis der Printausgaben:
35 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 40 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.

Einzugsermächtigung wird erbeten.


Weitere Informationen beim DBSV-Zeitschriftenverlag,
Petra Wolff
Tel.: (0 30) 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org


Bankverbindung:
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ: 100 205 00, Sonderkonto Zeitschriftenverlag
Konto-Nr. 3273301


Kündigungen des Abonnements für das Folgejahr sind bis Ende September vorzunehmen.


Anzeigenpreise:

Private Kleinanzeigen bis 180 Zeichen kosten 5 Euro, jedes weitere Wort 50 Cent.
Kommerzielle Kleinanzeigen kosten 9 Euro pro Druckzeile.
Für Großanzeigen und Beilagen bitte Preisliste anfordern.

Anzeigenschluss ist jeweils der 1. des Vormonats 1. des Vormonats (für die Januar-Ausgabe der 20.11.).


Gestaltung: pusch:mann:schaft
Schwarzschriftdruck: Druck Center Meckenheim
Punktschriftdruck: Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB)
DAISY-Produktion: DZB und Berola-Film GmbH


Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wer weiß, vielleicht wird man im historischen Rückblick von einem Wendepunkt in der Behindertenpolitik sprechen. Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen hat jedenfalls das Potenzial dazu. Nach einem zähen Ringen um ihre Ratifikation trat sie zum 1. Januar 2009 endlich auch in Deutschland in Kraft. Damit ist die Zeit der Sonderrechte für behinderte Menschen vorüber  –  auch für sie gilt nichts anderes als die Menschenrechte, etwa das Recht auf selbstbestimmtes Leben oder das Recht auf Bildung.

Die UN-Konvention wird viel in Bewegung bringen, und das weltweit. In vielen Ländern der Erde werden behinderte Menschen an den Rand der Gesellschaft gedrängt, wenn nicht sogar ausgegrenzt. So war es lange Zeit auch in China  –  bis Olympia kam. Mit den Paralympischen Spielen 2008 ist der Traum von "Olympia für alle" ein Stück Realität geworden. Und auch über den Sport hinaus  –  so ist in dieser "Gegenwart" zu lesen  –  bahnt sich in China ein neuer Umgang mit behinderten Menschen an.

In der UN-Konvention ist explizit auch von Taubblindheit die Rede. Damit ist die Anerkennung der doppelten Sinnesbehinderung als Behinderung eigener Art in greifbare Nähe gerückt, was den Forderungen des DBSV zugunsten taubblinder Menschen Rückenwind gibt. Die "Gegenwart" widmet den Themenschwerpunkt dieser Ausgabe all jenen, die weder sehen noch hören können.

Ob mit den Ohren, den Händen oder den Augen  –  ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre.

Irene Klein  
Redakteurin der "Gegenwart"

Thema: Taubblindheit

Minderheiten bedürfen des besonderen Schutzes, der besonderen Aufmerksamkeit. Wer blind oder sehbehindert ist, weiß das nur zu gut. Wer taubblind ist, weiß es vielleicht noch besser. Denn er gehört  –  wenn man so will  –  zu einer Minderheit in der Minderheit.

Die "Gegenwart" widmet den Themenschwerpunkt dieser Ausgabe all jenen, die weder sehen noch hören können. Wie können sie mit anderen Menschen in Kontakt treten, ihren Alltag bewältigen, sich Informationen beschaffen und außer Haus unterwegs sein? Vieles geht nur mit persönlicher Assistenz.

Wie sich der DBSV für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen einsetzt, erläutert Wolfgang Angermann, Geschäftsführer des Deutschen Taubblindenwerks und Mitglied des DBSV-Präsidiums, in einem Interview. Die Frühförderung und Beschulung taubblinder Kinder und ein Pilotprojekt zum ambulant betreuten Wohnen sind weitere Themen dieses Schwerpunkts.

Weder Hören noch Sehen

Taubblinde Menschen haben es schwer. Ganz selbstverständliche Dinge werden für sie schnell unerreichbar. Aber in Begegnungen mit Taubblinden erfährt man schnell, dass viele von ihnen klug, selbstbewusst, lebensfroh und sozial integriert sind.


Wer von Geburt an blind ist, kann lernen, sich an Geräuschen und Stimmen zu orientieren, kann verstehen und sprechen lernen und kann sein Leben selbst in die Hand nehmen. Wer gehörlos auf die Welt kommt, kann lernen, Mimik und Gestik zu deuten, kann die Gebärdensprache lernen und selbstbestimmt durchs Leben gehen. Wer ohne Sehen und Hören geboren wird, braucht eine sehr intensive Förderung, um zu verstehen, was Tag und Nacht ist, was man essen kann und was nicht, was heute, gestern und nächste Woche bedeutet.

Von den Kindern, die taubblind, aber ohne weitere Behinderungen auf die Welt kommen, werden viele in ihrem Leben nicht lernen können, eine Tageszeitung oder ein Fachbuch zu verstehen. Nicht nur, dass sie die Wörter, die sie lesen und schreiben sollen, nicht hören können  –  sie können auch die Dinge, die diese Wörter beschreiben, nicht sehen. Die meisten taubblinden Kinder haben allerdings noch weitere körperliche oder geistige Einschränkungen.

Es gibt gehörlose Menschen, die im Lauf ihres Lebens an einer fortschreitenden Netzhauterkrankung erblinden. Sie haben das Usher-Syndrom. Diese Menschen konnten vorher selbstständig leben, sich mit Gebärdensprache verständigen, lesen und schreiben. Sie kommen aus der Gehörlosenkultur. Nun müssen sie Blindenschrift und Lormen lernen, das heißt, sie müssen sich in einer ungewohnten Form in einer Fremdsprache verständlich machen. Natürlich gibt es auch sehende oder blinde Menschen, die durch Unfall oder Krankheit ertauben. Ihre Muttersprache ist die Lautsprache. Wenn sie die Blindenschrift lernen, können sie sich über vieles informieren und schriftlich mit anderen in Kontakt treten.

Taubblinde Menschen brauchen spezielle Hilfsmittel und vor allem persönliche Hilfe, um ihren Alltag zu bewältigen. Diese Hilfe kann teilweise von Angehörigen geleistet werden. Aber Hilfe durch Angehörige und Bekannte macht auch abhängig. Deshalb brauchen Taubblinde persönliche Assistenz. Nur so können sie mit anderen Menschen in Kontakt kommen, ihren Haushalt bewältigen, sich Informationen beschaffen und außer Haus unterwegs sein.

Der DBSV setzt sich dafür ein, dass diese Assistenz vom Staat finanziert wird. In diesem Zusammenhang fordert er die Einführung eines Merkzeichens für Taubblinde (Tbl) im Schwerbehindertenausweis. Damit könnte man auch genauer ermitteln, wie viele taubblinde Menschen es in Deutschland gibt. Der Gemeinsame Fachausschuss Hörsehbehindert/Taubblind schätzt, dass die Zahl zwischen 2500 und 6000 liegt. Assistenten für taubblinde Menschen müssen vieles können, vor allem im Bereich der Kommunikation, die von Blindenschrift über Lormen bis zu taktilem Gebärden reicht. Damit sich Taubblinde auf gut geschulte Assistenzpersonen verlassen können, werden inzwischen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen Taubblindenassistenten ausgebildet.

Innerhalb des DBSV wurden die Interessen taubblinder Menschen bis 2008 von Annette Simmet und Andreas Schenk vertreten, die sich sehr für diese Gruppe eingesetzt haben. Da es immer mehr Bestrebungen gibt, eigene Selbsthilfegruppen zu gründen, wurden zunächst einmal keine neuen Taubblindensprecher gewählt. Die schon bestehenden Selbsthilfegruppen haben sich in der Bundesarbeitsgemeinschaft Taubblinder zusammengeschlossen. Der DBSV unterstützt die Bestrebungen taubblinder Menschen, ihre Interessen selbst zu vertreten.

Vielleicht wird es künftig normal sein, dass taubblinde Menschen ihr Leben selbstbestimmt führen können, dass sie Bildung und Förderung erhalten, dass sie alle nötigen Hilfsmittel bekommen und für alles, was sie nicht allein bewältigen können, Assistenz in Anspruch nehmen können. Der DBSV tritt dafür ein.

Reiner Delgado  
Sozialreferent des DBSV


Dazu Bild: Sprechende Hände: zwei taubblinde Frauen mit ihren Begleiterinnen


DBSV-Angebote für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen

  • Im Gemeinsamen Fachausschuss Hörsehbehindert/Taubblind setzt sich der DBSV mit weiteren Organisationen für hörsehbehinderte und taubblinde Menschen ein.
  • In einem Modellprojekt mit dem Institut für Rehabilitation und Integration Sehgeschädigter (IRIS) wurde ein Mobilitätstraining für hörsehbehinderte und taubblinde Menschen konzipiert.
  • Bei der jährlich stattfindenden zweiwöchigen DBSV-Taubblindenfreizeit können sich betroffene Menschen erholen und bilden.
  • Folgende Veröffentlichungen des DBSV können kostenlos abonniert werden (Bestätigung der Taubblindheit/Hörsehbehinderung durch den Landesverein):
    • Aktuelle Tagesnachrichten in Punktschrift (Voll- oder Kurzschrift), erscheint an allen Werktagen (siehe Seite xxx)
    • "Der Taubblinde", Zeitschrift für taubblinde Menschen (sechs Ausgaben pro Jahr) in Punktschrift, Schwarzschrift oder per E-Mail
    • "Gegenwart" (elf Ausgaben pro Jahr) in Punktschrift, Schwarzschrift oder als Braille-Datei auf der DAISY-CD DBSV-Inform

Bestellungen beim
DBSV-Zeitschriftenverlag
Petra Wolff
Tel.: 030 / 28 53 87-220
Fax: 030 / 28 53 87-200
E-Mail: zeitschriftenverlag@dbsv.org

Aus dem Alltag von Vier Usher-Betroffenen

Ich behalte meine Muttersprache!

Ich bin gehörlos geboren. Gebärdensprache ist meine Muttersprache. Ich liebe die Gebärdensprache.

Mit 14 Jahren war ich nachtblind, später begann sich mein Gesichtsfeld einzuschränken. Dass ich das Usher-Syndrom hatte, erfuhr ich erst später. Ich bekam auch den Grauen Star. Als ich 28 Jahre alt war, wurde deshalb mein linkes Auge operiert. Die OP hat nicht geklappt, danach konnte ich auf dem linken Auge gar nichts mehr sehen. Vor der OP konnte ich noch Gebärden erkennen, nach der OP nicht mehr. Das war sehr schwer für mich!

Meine Mutter hat einfache Gebärden an meinem Körper gemacht; ich sollte auch Lormen lernen. Aber das hat mir nicht gefallen, weil ich als Gehörloser viele Worte nicht verstehe. Ich habe oft nicht verstanden, was die Leute von mir wollten. Dann lernte ich die Selbsthilfegruppe Usher-Betroffene und Taubblinde in Recklinghausen kennen. Dort wurde viel taktil gebärdet. Ich habe es geübt und es hat mir sehr gut gefallen! Seitdem gebärde ich immer taktil.

Manchmal ist es schwierig, weil die Gebärden ohne Mundbild gleich aussehen. Aber man kann das Wort umschreiben oder die Gebärde ein bisschen verändern. Das klappt gut. Wenn ich ein Wort nicht verstehe, kann man es mir auch buchstabieren. Das ist kein Problem. Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass vor allem Gehörlose Hemmungen haben, eine taubblinde Person beim Gespräch anzufassen. Aber allgemein ist die Kommunikation mit Gehörlosen oder gut gebärdenden Hörenden für mich kein Problem, auch bei Vorträgen bekomme ich alles mit. Die Kommunikation ist schnell und flüssig.

Ich kann auch lormen, aber die taktile Gebärdensprache ist meine Sprache, damit fühle ich mich wohl. Ich bin froh, dass ich meine Muttersprache behalten konnte!

Clemens Hoppe  


Taktiles Gebärden

Das taktile Gebärden wird vor allem von Menschen genutzt, die von Geburt an gehörlos sind und erst später erblinden. Grundlage ist die Gebärdensprache gehörloser Menschen. Um die Gebärden zu erkennen, legt die taubblinde Person ihre Hände auf die Hände des Gebärdenden. Die einzelnen Gebärden stellen nicht Buchstaben, sondern ganze Wörter dar, so dass taktiles Gebärden deutlich schneller ist als Lormen.

Ich lorme lieber, seit ich nicht mehr vom Mund ablesen kann

Ich bin von Geburt an gehörlos und Usher-Betroffen, als Einziger in der Familie. Bis zum Jahr 2002 konnte ich sehr gut sehen. Seit 2003 hat sich mein Sehvermögen sehr verschlechtert. Seit meinem 40. Lebensjahr sehe ich nur noch unscharf und verschwommen. Deshalb war die Verständigung mit meiner Familie und Freunden nicht mehr möglich. Durch einen Tipp des Landschaftsverbandes bin ich auf die Fachgruppe BSV Westfalen für Taubblinde und Hörsehbehinderte gestoßen.

Im April 2003 fuhr ich für einen Tag zur Reha-Woche der Fachgruppe nach Hattingen. Ich habe gesehen, wie die Dolmetscher lormten und taktil gebärdeten. Ich fand beides sehr interessant. So konnte ich wieder mit anderen sprechen. Zuvor habe ich mit meiner Familie und Freunden in Lautsprache gesprochen. Nur mit Gehörlosen und Schwerhörigen habe ich immer gebärdet.

Ich habe schon 1998 im Taubblindenwerk Hannover das Lormen kennen gelernt. Aber ich habe es schnell wieder vergessen, da ich noch sehr gut vom Mund ablesen konnte. Im April 2004 nahm ich zum ersten Mal selbst an einem Lormkurs bei der Reha-Woche teil. Anfangs war es nicht so einfach. Erst nach vielen Übungen wurde ich immer besser. Anfangs konnte ich nur Buchstaben und Wörter verstehen. Später auch längere Sätze. Aber trotzdem brauchte es Zeit.

Meine Familie und Freunde können nicht lormen und schreiben stattdessen oft Großbuchstaben in meine Hand  –  ich kann das auch gut verstehen. Mit meinen taubblinden Freunden lorme ich meistens und mit den Hörsehbehinderten gebärde ich zum größten Teil taktil und zum anderen Teil lorme ich mit ihnen. Ich persönlich bevorzuge das Lormen, weil mehr Wörter oder längere Sätze gebildet werden können.

Thomas Brumann  

In der Elektrowerkstatt habe ich viele gute Freunde

Ich arbeite in der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) in Lenkersheim. Täglich von Montag bis Freitag kommt früh morgens ein Kleinbus zu mir zum Abholen und fährt nach Lenkersheim. Abends bringt er mich wieder nach Hause. Die Busfahrtkosten übernimmt der Bezirk Mittelfranken.

In der Elektrowerkstatt der WfbM muss ich die Stifte von Gleichstrommotoren in die Stecker stecken. Die Motoren werden für Lkws zur Verstellung der Außenspiegel verwendet. Nach dieser Steckermontage werden sie wieder zurück zur Spiegelfabrik gebracht, um die Außenspiegel fertig zu montieren. Dann bekommt der Lastwagen-Hersteller Mercedes-Benz die kompletten Außenspiegel zum Anschrauben. An dieser Steckermontage sind nur mein Arbeitskollege und ich beteiligt. Leider kann ich ihn beim Sprechen nicht gut verstehen.

In der Elektrowerkstatt arbeiten 16 Leute. Davon sind viele geistig behindert. Sie können nicht fehlerfrei schreiben. Sie machen sehr viele Rechtschreibfehler. Darum können sie auch nicht fehlerfrei lormen. Mit ihnen habe ich bei der Arbeit oft Ärger, aber wir lachen auch. Mein Gruppenleiter ist fast immer freundlich zu mir. Er kann gut lormen. Er ist sehr zufrieden mit meiner Arbeit und nimmt Rücksicht auf mich. Aber leider habe ich nicht viel Kontakt zu ihm, weil er fast immer in der ganzen WfbM unterwegs ist. Meistens muss er die elektrischen Maschinen reparieren und warten.

Ich habe kaum Kontakt zum Werkstattleiter der WfbM. Aber ich gehe oft zu den Sozialpädagoginnen, wenn ich irgendwelche Probleme habe. Sie lormen sehr gut und helfen mir gerne. Darüber bin ich sehr froh. Ich bin meistens sehr zufrieden mit meiner Arbeit in der Elektrowerkstatt. Wenn die Stifte der Motoren schlecht oder krumm sind, habe ich manchmal Schwierigkeiten. Dann muss man sie richten, damit man sie leichter stecken kann. Das macht viel Arbeit. Darum reklamiert mein Gruppenleiter die schlechte Qualität bei der Spiegelfirma.

Ich will mit der Steckermontage weitermachen, solange ich noch gut sehen kann. In der WfbM habe ich viele gute Freunde, die lormen können. Während der Pausen kann ich mich mit ihnen unterhalten.

Erich Stürzenhofecker  


Lormen

Der taubblinde Lyriker und Schriftsteller Hieronymus Lorm (eigentlich Heinrich Landmann) entwickelte 1881 ein Tastalphabet. Das Lormen basiert darauf, dass die einzelnen Buchstaben auf den Fingern und der Handfläche mit Berührungen dargestellt werden. Die Informationsvermittlung erfolgt also buchstabenweise und setzt voraus, dass der Betroffene die Schriftsprache beherrscht.

Zum ersten Mal selbst kochen und waschen

Ich heiße Andreas Pour und wurde gehörlos geboren. Erst mit fünf Jahren besuchte ich den Kindergarten der Gehörlosenschule in meiner Geburtsstadt Leipzig. Dort lernte ich eine bessere Artikulation beim Sprechen. Dann besuchte ich zehn Jahre lang die Gehörlosenschule. Nach meinem Abschluss der polytechnischen Oberschule mit Prädikat war ich zwei Jahre lang in Berlin in der Berufsausbildung für Gehörlose zum Mechaniker für Büromaschinen und Datenverarbeitung. Danach arbeitete ich bei der Kassentechnik in Leipzig. Anschließend bildete ich mich zum ersten gehörlosen Wirtschaftskaufmann der DDR weiter und arbeitete zehn Jahre lang im ehemaligen VEB Robotron-Anlagenbau Leipzig.

Auf dem Arbeitsweg passierte ein Verkehrsunfall. Ich war fünf Stunden lang bewusstlos. Ich hatte eine leichte Gehirnerschütterung und einen schweren Parierbruch im rechten Oberschenkel. Zwölf Wochen lang musste ich im Krankenhaus bleiben. Einige Zeit nach dem Unfall wurden meine Augen schlechter. Deshalb bin ich seit Januar 1992 Frührentner.

Natürlich bin ich zufrieden, wenn ich eine Beschäftigung habe, zum Beispiel mit dem Computer, Lesegerät, Teletext oder Hometrainer. Außer Briefe und Faxe schreiben kann ich im Moment nichts weiter machen, weil sich mein Sehen sehr verschlechtert hat. Darum habe ich mich im Deutschen Taubblindenwerk für eine Reha-Maßnahme angemeldet. Hier habe ich das Schreiben mit zehn Fingern am PC gelernt, das ist gar nicht so schwierig. Außerdem war mein Langstock kaputt, darum musste ich zum Augenarzt gehen, wo ich ein Rezept für einen neuen Stock bekommen habe und auch eine Befürwortung für die Braillezeile und das Tabli (Tastatur und Display als Erweiterung der Braillezeile zur Kommunikation mit Sehenden). Dank des Langstocks konnte ich selbstständig in der Umgebung spazieren gehen. Durch Schnee und Eis war das Mobilitätstraining schwierig.

Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben selbst die Waschmaschine benutzen können, das habe ich im LPF-Unterricht gelernt. Meine Kleidung riecht gut und es freut mich sehr, dass ich jetzt alleine waschen kann. Und natürlich bin ich auch in die Lehrküche gegangen, wo ich einige Sachen gelernt habe, zum Beispiel den Umgang mit dem automatischen Eierkocher, Nudeln kochen mit Fleisch und Tomatensoße und vieles andere. Und auch Knöpfe annähen habe ich dort gelernt. Das macht mir richtig Spaß, mit der Nadel zu arbeiten.

Im Taubblindenwerk gibt es auch ein Schwimmbad. Damit war ich sehr zufrieden, denn ich konnte sogar 1800 Meter in nur einer Stunde schwimmen. Seit September 1972 bin ich aktiver Schwimmer beim Gehörlosensportverein in Leipzig. Jede Woche gehe ich schwimmen. Das macht mir richtig Spaß. Meine Sportfreunde sind nett zu mir. Das taktile Gebärden klappt gut, aber leider können sie nicht lormen.

1995 war ich erstmals in der Schweiz, wo der internationale Förderkurs für Taubblinde und Hörsehbehinderte in Landschlacht stattfindet. Dort lernte ich Alma kennen, die ebenfalls gehörlos und stark sehbehindert war. Zwölf Jahre waren wir ein Paar, bis sie im Juni 2007 an Krebs gestorben ist.

Andreas Pour  


Usher-Syndrom

Die Menschen, die hier aus ihrem Leben berichten, leiden alle am Usher-Syndrom, der häufigsten Ursache für Taubblindheit. Hierbei handelt es sich um eine genetisch bedingte Hörsehschädigung: von Geburt an Gehörlosigkeit (Usher I) oder hochgradige Schwerhörigkeit (Usher II) in Verbindung mit einer Degeneration der Netzhaut (Retinopathia Pigmentosa, RP). Als Kinder sind die Betroffenen zunächst normalsehend. Von der Peripherie beginnend, degeneriert die Netzhaut ungefähr ab dem siebten Lebensjahr. Nachtblindheit und Gesichtsfeldeinschränkungen sind die Folge. Die Betroffenen werden röhren- oder tunnelsichtig. Die Degeneration führt zu erheblichen Beeinträchtigungen bis hin zur Blindheit.

Vertrauen entwickeln  –  Möglichkeiten entdecken

In Schulen für taubblinde/hörsehbehinderte Kinder stehen die Bedürfnisse jedes Einzelnen im Vordergrund. Es geht zuallererst um die Entwicklung kommunikativer und sozialer Kompetenzen, erst dann um das Erreichen bestimmter Lernziele. Eine Arbeit, die von den Taubblindenpädagogen Respekt vor der Persönlichkeit des Kindes, Beobachtungsgabe, Einfühlungsvermögen und ein hohes Maß an Kreativität erfordert.


In Deutschland gibt es mehrere Einrichtungen, die sich der Beschulung taubblinder/hörsehbehinderter Kinder widmen. Recht neu ist eine Abteilung im Förderzentrum Sehen der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn in Schramberg; die Oberlinschule in Potsdam ist die älteste deutsche Einrichtung. Weitere Orte, an denen taubblinde/hörsehbehinderte Kinder gefördert werden, sind die Schulen des Deutschen Taubblindenwerks in Hannover und der Blindeninstitutsstiftung Würzburg sowie das Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte in Halberstadt und die Paulinen-Schule in Paderborn.

All diesen Schulen ist gemeinsam, dass sie sich grundsätzlich an den Erziehungs- und Unterrichtszielen der allgemeinen Bildungseinrichtungen orientieren. Jedoch muss ein großes Spektrum an zusätzlichen Förderangeboten und auch an spezifischem Fachwissen vorgehalten werden, da wir es mit sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten zu tun haben. Die folgenden Beispiele sollen dies verdeutlichen:

  • Jennifer ist sechs Jahre alt, von Geburt an hör- und sehgeschädigt und aus dem Kindergarten in eine Schulgruppe gewechselt. Sie kennt inzwischen viele Gebärden, kann Tiergeräusche nachahmen und Fragen mit "ja" oder "nein" beantworten. Jennifer ist in ihrer Motorik stark beeinträchtigt, kann aber beim Pürieren ihres Essens helfen, indem sie einen Spezialschalter bedient. Zur Orientierung im Alltag hat sie einen Plan, in dem Bezugsobjekte (Bilder, Gegenstände und Symbole) auf bevorstehende Ereignisse hinweisen.
  • Dennis ist ebenfalls sechs Jahre alt, geburtstaubblind und ganz neu in der Schule. Der Alltag stellt viele Anforderungen an ihn: Die Esstherapie hat die Sonde abgelöst, er muss viel Zeit im Stehtrainer verbringen. Besonders gern ist er aber auf dem Schoß des Erwachsenen und spürt die Schwingungen und Vibrationen, wenn er zu einem Lied sanft geschaukelt wird. Durch Mimik, Gestik und Körperbewegungen kann er ausdrücken, ob und wie er bewegt werden möchte.
  • Ronja ist neun Jahre alt und kann schon lesen und schreiben. Sie ist hochgradig sehbehindert und braucht beim Lernen große Buchstaben und eine gute Beleuchtung. Da fremde Menschen ihre Lautsprache wegen der Hörschädigung schlecht verstehen, benutzt sie die lautsprachbegleitende Gebärde, um zu kommunizieren. Zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehören Pizza essen und wildes Toben mit ihrem Freund Thomas.
  • Ayse ist zwölf Jahre alt und taubblind. Sie kann Punktschrift lesen und verständigt sich mit anderen über taktile Gebärden. Das heißt, sie fühlt die Gebärden bei ihren Partnern ab und gebärdet selbst unter deren Händen, damit sie sicher ist, dass ihr zugehört wird. Vor drei Jahren hat sie ein Cochlea-Implantat bekommen und versteht zunehmend gesprochene Sprache. Ayse interessiert sich für alles, was in ihrer Umgebung passiert.
  • Sebastian ist 16 Jahre alt und vor einem Jahr aus einer Schule für Sehbehinderte gekommen. Er versteht Sprache nur noch, wenn sie direkt an seinem Ohr gesprochen wird, sein Gesichtsfeld ist bereits stark eingeschränkt. Die Hörsehbehinderung ist erst vor einigen Jahren aufgetreten. Das Lormen hat er schnell gelernt. Sebastian arbeitet auf den Realschulabschluss hin und geht regelmäßig zum Rudern und Gitarrenunterricht.

Taubblindheit und Hörsehbehinderung können für die Betroffenen ganz unterschiedliche Auswirkungen haben. Diese hängen entscheidend vom Grad der Beeinträchtigung des Hörens und Sehens ab, von zusätzlichen Behinderungen und vor allem vom Zeitpunkt des Eintritts der Sinnesschädigung. Die Begegnung mit einem geburtstaubblinden Menschen führt uns in eine ganz andere Situation als die mit einem später ertaubten und erblindeten Menschen.

Das Förderangebot in den Schulen muss deshalb ganz individuell auf die Bedürfnisse des Einzelnen zugeschnitten sein. Die Förderplanung erfolgt im Team, oft in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit therapeutischen und psychologischen Diensten. Da die doppelte Sinnesbehinderung direkten Kontakt oder unmittelbare Nähe erfordert, steht der Einzelunterricht im Vordergrund. Die Lerngruppen sind klein. Ausschlaggebend für die Zusammensetzung ist erst in zweiter Linie das Alter, wichtiger sind das Lernniveau und die Kommunikationstechniken, die die Kinder einsetzen. In unseren Schulen geht es selten um das Erreichen eines allgemeinen Klassenzieles, sondern um die Entwicklung kommunikativer und sozialer Kompetenzen, um Selbstständigkeit und Selbstbestimmung im Rahmen der persönlichen Möglichkeiten und um ein größtmögliches Maß an Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben.

Auf den ersten Blick sieht der Stundenplan für alle Kinder gleich aus: Da ist die tägliche Einzelförderung mit der Lehrkraft und den Erziehern, die Gruppenstunde, der Sport-, Schwimm- und Rhythmikunterricht, weiterer Fachunterricht je nach Fähigkeiten der Schüler, die Arbeit in der Lehrwerkstatt. Die Therapien haben ebenso ihren Platz wie die Arbeitsgemeinschaften  –  in Hannover sind dies Rudern, therapeutisches Reiten, Psychomotorik und Theater.

Die Unterrichtsinhalte richten sich nach der Lernausgangslage. Die Arbeit der Lehrer ist so breit gefächert, wie es die Kinder und Jugendlichen verlangen: Geht es bei den einen um Mathematik oder Erdkunde, kann es bei den anderen um Basale Stimulation zur Förderung der Wahrnehmung oder um das gemeinsame Herstellen einer Speise gehen.

Lehrer an Schulen für taubblinde/hörsehbehinderte Kinder müssen Fachleute für die Förderschwerpunkte Hören und Sehen sein und sich darüber hinaus mit einem Thema ganz besonders gut auskennen: der Kommunikation, denn sie unterliegt besonderen Erschwernissen und ist aus diesem Grunde schon immer das zentrale Thema der Taubblindenpädagogik gewesen.

Die Hinführung geburtstaubblinder Kinder zu einem befriedigenden Kommunikationsvermögen stellt uns immer wieder vor Herausforderungen. Wir müssen uns auf die Suche machen nach gemeinsamen "Gesprächsthemen" auf der Ebene des Kindes. Das kann auch ein einfaches Körperspiel sein, bei dem die Grundprinzipien der Kommunikation  –  etwa die aufeinander bezogene Wechselseitigkeit in der gemeinsamen Aktivität  –  geübt werden. Es ist an uns, behutsam auf die Äußerungen des Kindes zu achten und Antworten so zu geben, dass sie beim Kind ankommen. Die Erfahrungen von Selbstwirksamkeit und Gemeinsamkeit sind wichtige Lernschritte, die in frühen Dialogen zwischen Eltern und Babys ausgelöst werden. Für taubblinde und hörsehbehinderte Kinder müssen Situationen so gestaltet werden, dass dieses Erleben möglich wird, da hier die Grundlagen für eine erfolgreiche Kommunikation gelegt werden. Für viele Kinder ist es dann noch ein langer Weg zum Symbolverständnis, das auch über Bezugsobjekte angebahnt werden kann. Der Erwerb von Lautsprache, ein umfangreicher Gebärdenwortschatz oder das Erlernen der Punktschrift sind wiederum abhängig von den Lernvoraussetzungen.

Wir sehen im taubblinden/hörsehbehinderten Kind einen Partner, der sein Entwicklungsgeschehen aktiv mitbestimmt. Die Achtung der Individualität eines jeden Menschen, Beobachtungsgabe, Einfühlungsvermögen, Präsenz und vor allen Dingen die Bereitschaft, sich auf die Suche nach einem gemeinsamen Weg zu machen, sind die Fähigkeiten, die Taubblindenpädagogen benötigen, um für jedes Kind gute Entwicklungsbedingungen zu schaffen.

Gudrun Lemke-Werner  
Direktorin des Bildungszentrums im Deutschen Taubblindenwerk und 2. Vorsitzende des Verbands für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik


Dazu Bilder:

    • Wahrnehmung fördern: Die Berührung mit einer Bürste vermittelt dem taubblinden Kind Eindrücke von der Außenwelt
    • Mit Stift und Papier: Ein hörsehbehindertes Kind lernt lesen und schreiben

Allein wohnen  –  in der Gemeinschaft leben

Viele taubblinde Menschen leben in Einrichtungen und erfahren dort Sicherheit und Gemeinschaft. Andere suchen nach einer Wohnform, die mehr Unabhängigkeit und Eigenverantwortlichkeit ermöglicht. Dass sich beides miteinander verbinden lässt, beweist ein Pilotprojekt zum ambulant betreuten Wohnen. Ein Besuch beim Taubblindendienst in Radeberg.


Die vier Mitglieder des Leitungsteams der Taubblindengruppe der Blinden- und Sehbehindertenvereine Nordrhein-Westfalen lassen sich mitsamt ihren vier Assistentinnen auf das Abenteuer Deutsche Bahn ein und fahren von Essen über Berlin bzw. von Köln über Frankfurt nach Dresden. Dort werden wir von Manuela Müller, einer Mitarbeiterin des Taubblindendienstes, in Empfang genommen und mit einem kleinen Bus nach Radeberg verfrachtet. Sinn und Zweck der weiten Reise: Kennenlernen der neuen Selbsthilfegruppe Taubblinde in Sachsen und der ebenfalls neuen Einrichtung "Ambulant betreutes Wohnen für taubblinde/hörsehbehinderte Menschen" in Radeberg.

Deutschlandweit gibt es inzwischen neun Selbsthilfegruppen. In Nordrhein-Westfalen bestehen neben der Taubblindengruppe der Blinden- und Sehbehindertenvereine, in denen sich Taubblinde aus der Gehörlosenkultur und der hörenden Welt zusammenfinden, zwei Selbsthilfegruppen von Usher-Gehörlosen in Recklinghausen und Köln. Allerdings sind die Grenzen fließend, die Veranstaltungen der einzelnen Gruppen stehen allen offen und werden unabhängig von einer Mitgliedschaft genutzt  –  wer so isoliert lebt, wie viele taubblinde Menschen es zwangsläufig tun, der nimmt jede Gelegenheit wahr zu Austausch und Kommunikation.

Das Treffen der Taubblindengruppe Sachsen findet in den Gemeinschaftsräumen der Dreikönigskirche in Dresden statt. Insgesamt sind 35 Personen gekommen  –  von Mal zu Mal werden es mehr, stellt Manuela Müller vergnügt fest. Die Nordrheiner und Westfalen stellen ihre Aktivitäten vor. Es gibt viele Rückfragen aus dem Publikum, vor allem zu der für alle Betroffenen zentralen Frage: Wie steht es mit der Assistenz? Wann endlich wird der besondere Bedarf taubblinder Menschen anerkannt? Die Assistentinnen aus Nordrhein-Westfalen berichten über die acht Monate dauernde Ausbildung in Recklinghausen und die von dem taubblinden Diakon Peter Hepp durchgeführte Qualifikationsmaßnahme in Rottweil.

Am folgenden Tag lernen die taubblinden Besucher aus Nordrhein-Westfalen das ambulant betreute Wohnen in Radeberg kennen. Eine neu eingerichtete Vibrationsampel lässt uns die Pillnitzer Straße sicher überqueren; nach 200 Metern stehen wir vor dem zweistöckigen, frisch renovierten Wohnhaus. Peter R., ein Bewohner des Hauses, zeigt uns stolz die von ihm selbst mit leuchtend orangefarbenen Blumen bepflanzte Rabatte vor dem Haus. Auf der Rückseite des Hauses erklärt Ruth Zacharias, Geschäftsführerin des Taubblindendienstes, den Zweck eines überdimensionierten Hochbeets: "Jeder Mieter kann ein sechs Quadratmeter großes Stück für sich beanspruchen und nach eigenen Vorstellungen bepflanzen." Um die Hausecke herum finden wir eine Sitzecke mit Gartentischen und Stühlen, ausreichend für 20 bis 30 Personen, ein Grillplatz soll später eingerichtet werden.

Schließlich besichtigen wir in der ersten Etage eine Wohnung, die noch nicht bezogen ist. Große, helle Räume, Wohn- und Schlafzimmer, Küche, Bad, Internetanschluss, Telefon, Rufanlage  –  genug Platz auch für zwei Personen. Wir setzen uns im Gemeinschaftsraum des Hauses Dammweg 1 um einen großen Tisch und lassen uns von Frau Zacharias das in Deutschland einmalige Projekt erklären: Die Bewohner haben ihre Wohnung zu einem Preis von 4,50 Euro pro Quadratmeter gemietet. Sie können ihren Alltag und ihr privates Leben selbst nach ihren Bedürfnissen und Wünschen organisieren, ohne die Isolation zu fürchten, die das Leben vieler Taubblinder unerträglich macht. Eine der sechs Wohnungen des Hauses ist der Gemeinschaft vorbehalten: Dort kann gefeiert und können Gäste bewirtet werden. Außerdem steht allen Hausbewohnern ein voll ausgestatteter Computer zur Verfügung. Zwei erfahrene Trainer haben diese Anlage geprüft und sind voll Anerkennung. Schon gibt es eine Vereinbarung für das kommende Jahr: ein Computer-Kurs für die Radeberger.

Für Hilfe, Beratung und Begleitung gibt es bislang einen Heilerziehungspfleger, Erdmann Kaube. Jedem Bewohner stehen elf Stunden Betreuung pro Woche zu. Da diese Wohnform für taubblinde Menschen bundesweit Modellcharakter hat, entschied die zuständige Landesbehörde des Freistaates Sachsen: Für drei zu betreuende Personen steht ein Mitarbeiter zur Verfügung und leistet Hilfe in den Bereichen Kommunikation, Wohnen und alltägliche Lebensführung, Bildung und Freizeit. Zur Konzeption des Modells gehören aber nicht nur Selbstbestimmung und Gemeinschaft, sondern auch eine sinnvolle Beschäftigung. Im weiteren Aufbau der Arbeitsbereiche des Taubblindendienstes soll deshalb eine geeignete und sinnvolle Arbeit für alle Betreuten organisiert werden  –  ob in der Gärtnerei, im Botanischen Blindengarten, beim Basarverkauf oder der Imbissversorgung für die Gartenbesucher.

Zurzeit wohnen vier Taubblinde im Dammweg 1 und ein weiterer in einer anderen Wohnung in Radeberg. Zwei Wohnungen sind im Dammweg noch frei. Und Frau Zacharias plant weiter: Das unmittelbar angrenzende Grundstück Dammweg 3 mit 1.000 Quadratmetern wird gekauft, um nach dem Abriss des alten Gebäudes einen Neubau mit sechs weiteren Wohnungen für den gleichen Zweck zu bauen.

Die Besucher hören staunend zu und beginnen zu träumen. Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es zahlreiche taubblinde Menschen, denen nach diesem Modell ein selbstbestimmtes Leben ohne Isolation ermöglicht werden könnte. Bevor wir auseinander gehen, planen wir ein großes bundesweites Selbsthilfetreffen taubblinder Menschen, das in Radeberg stattfinden soll. Themen gibt es genug: Assistenz, Dolmetscher, Wohnen für taubblinde Menschen, die Anerkennung der Behinderung "taubblind" und die Selbstvertretung in einem eigenen Verband.

Ursula Benard  
Leiterin der Fachgruppe für Taubblinde und Hörsehbehinderte der Blinden- und Sehbehindertenvereine in Nordrhein-Westfalen


Ambulant betreutes Wohnen in Radeberg

Nähere Informationen beim
Taubblindendienst
Pillnitzer Str. 71, 01454 Radeberg
Tel.: 0 35 28 / 43 97-0
E-Mail: info@taubblindendienst.de
www.taubblindendienst.de


Bundesweites Taubblindentreffen 2009

Schirmherrschaft: Christine Clauß, Sächsische Staatsministerin für Soziales

1. bis 3. Mai 2009

Radeberg (bei Dresden), Storchennest

Nähere Informationen bei
Ursula Benard
Tel.: 02 09 / 34 94 77
Fax: 02 09 / 402 64 88
E-Mail: twinkle@gelsennet.de


Dazu Bild: Selbstbestimmt leben: die ersten taubblinden Bewohner vor ihrem neuen Zuhause in Radeberg

Taubblindheit: Behinderung eigener Art

Persönliche Assistenz ist das A und O. Ob bei der Kommunikation, der Mobilität oder der Bewältigung des Alltags, taubblinde Menschen sind auf besondere Unterstützung angewiesen. Und bekommen sie viel zu selten, weil ihre Ansprüche sozialrechtlich noch nicht klar definiert sind. Ein Interview mit Wolfgang Angermann, Geschäftsführer des Deutschen Taubblindenwerks, Vorsitzender des Gemeinsamen Fachausschusses Hörsehbehindert/Taubblind und Mitglied des DBSV-Präsidiums.


Herr Angermann, im vergangenen Jahr hat der Gemeinsame Fachausschuss Hörsehbehindert/Taubblind  –  darin sind Selbsthilfeorganisationen sowohl gehörloser als auch blinder Menschen zusammengeschlossen  –  gegenüber der Politik die Forderung nach einem Merkzeichen für Taubblindheit erhoben. Warum?

Wolfgang Angermann: Merkzeichen gibt es im Schwerbehindertenausweis, Bl für blind, Gl für gehörlos. Wir vom Fachausschuss meinen, dass taubblinde Menschen ein eigenes Merkzeichen haben sollten, weil sie eine eigene Behinderung haben. Deswegen fordern wir das Merkzeichen Tbl. Nun hat ein solches Merkzeichen nur dann einen Sinn, wenn damit bestimmte Sozialleistungen verbunden sind oder zumindest der Anspruch darauf signalisiert wird, denn der direkte Anspruch auf die Sozialleistungen ergibt sich häufig erst daraus, dass weitere Merkzeichen, wie zum Beispiel RF im Fall der Rundfunkgebührenbefreiung, hinzukommen. Beim Merkzeichen Tbl würden wir uns wünschen, dass daraus zum Beispiel für die Krankenkassen klarer hervorgeht, welche Hilfsmittel benötigt werden, dass ein taubblinder Mensch eben keine sprachgestützten Hilfsmittel benutzen kann, sondern auf Braillezeilen angewiesen ist, wenn es um Lesegeräte geht. Und das Zweite, was wir uns von so einem Merkzeichen erhoffen, ist eine klare Dokumentation für die persönliche Assistenz, die taubblinde Menschen brauchen als besonders isolierte Menschen.


Sie haben eben den Begriff "Behinderung eigener Art" angesprochen. Das Europäische Parlament hat schon im Jahr 2004 Taubblindheit als Behinderung eigener Art anerkannt. Wieso ist diese Einstufung im Gegensatz zur Summe zweier Behinderungen so wichtig?

Weil die Beeinträchtigung, die taubblinde Menschen haben, weder bei den Beeinträchtigungen, die mit Gehörlosigkeit zu tun haben, eingeordnet werden kann, noch bei denen, die mit Blindheit zu tun haben. Man kann auch nicht beides zusammenzählen und sagen, gehörlos plus blind ist taubblind. Wenn das Fehlen der Sinne aufeinander trifft, dann tritt sehr schnell eine Isolation ein, die dazu führt, dass taubblinde Menschen einen ganz besonderen Bedarf haben. Man kann das vielleicht so verdeutlichen: Ein blinder Mensch, der würde ein Flugzeug hören, ein gehörloser Mensch würde ein Flugzeug sehen, aber ein taubblinder Mensch, der bekommt überhaupt nicht mit, dass da ein Flugzeug ist.


Taubblinde Menschen sind in fast allen Lebensbereichen auf besondere Unterstützung angewiesen. Deswegen ist das Thema persönliche Assistenz sehr wichtig. Wie ist der aktuelle Stand? Haben taubblinde Menschen tatsächlich die Möglichkeit, persönliche Assistenz in Anspruch zu nehmen?

Wir kennen die Assistenz bisher vor allem aus dem Sozialgesetzbuch (SGB) IX als Arbeitsassistenz. Das setzt natürlich voraus, dass man einen Beruf hat. Wir kennen außerdem seit kurzer Zeit das persönliche Budget. Da gibt es einmal den Paragrafen 17, SGB IX und es gibt das persönliche Budget nach dem SGB XII, das dann aber einkommens- und vermögensabhängig ist. Man könnte sich durchaus vorstellen, dass taubblinde Menschen ihre persönliche Assistenz aus diesem persönlichen Budget bezahlen. Im Moment sehe ich da aber noch gewisse Schwierigkeiten, weil der Betrag mit Sicherheit auf das Blindengeld angerechnet werden würde. Und das würde dazu führen, dass der eigentliche Bedarf dann eben doch nicht gedeckt werden könnte.


Ein taubblinder Mensch kann entweder unter dem schützenden Dach einer Einrichtung leben wie hier im Taubblindenwerk Hannover. Er kann aber auch versuchen, eigenständig zu leben, was meistens im familiären Kontext geschieht. Wo ist persönliche Assistenz überhaupt realistisch? Wo kann sie wirklich geleistet werden?

Unser deutsches System ist so ausgerichtet, dass wir entweder Einrichtungen haben, in denen entsprechende Betreuungsdienste angeboten werden. Oder man verlässt sich auf Angehörige, Freunde oder Bekannte, die persönliche Assistenz in irgendeiner Weise leisten. Das ist alles nicht sehr verlässlich organisiert. Hinzu kommt, dass wir in Deutschland noch keine durchorganisierte Ausbildung für persönliche Assistenten kennen wie beispielsweise in Skandinavien. Deshalb ist es auch das Bemühen des Fachausschusses, solche Assistentenausbildungen zu schaffen.

Für taubblinde Menschen, die in Einrichtungen wohnen, kann man natürlich Assistenz in Form von Betreuungsdiensten organisieren. Und im Rahmen von Familienhilfen kann man über Kirchen und ähnliche Einrichtungen dafür sorgen, dass taubblinden Menschen Assistenzleistungen zur Verfügung stehen. Allerdings muss man dazu sagen, dass solche Hilfen häufig zwar gut gemeint, aber nicht immer so professionell sind, wie sie sein sollten.


Um einen konkreten Anspruch anzumelden, muss ein Bedarf quantifiziert werden. Ist das schon geschehen?

Nein, noch nicht. Aber das ist eine Hausaufgabe, die wir aus dem Gespräch zum Merkzeichen Tbl mit dem Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung mitgenommen haben. Erstens, den Personenkreis zu definieren, so dass erfassbar wird, wer eigentlich taubblind und damit leistungsberechtigt ist. Und das Zweite ist, genauer zu umschreiben, worin der Bedarf besteht, den taubblinde Menschen haben. Das ist zum einen Assistenz als Mobilitätshilfe, so wie sie ja bisweilen auch für blinde Menschen nötig ist, und zum anderen natürlich Assistenz als Kommunikationshilfe  –  das heißt, zwischen dem taubblinden Menschen und der Umwelt zu vermitteln, sei es bei Arztbesuchen, bei Einkäufen oder anderen ganz alltäglichen Dingen.


Taubblinde Menschen haben wie alle anderen Menschen das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe. Dazu gehört auch, dass man durch bezahlte Arbeit seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Welche Chancen haben taubblinde Menschen auf dem Arbeitsmarkt?

Auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ist es angesichts komplexer Arbeitsprozesse sehr schwer, taubblinde Menschen einzugliedern. Was hier gebraucht würde, das wäre eine kreative Arbeitsorganisation, die es ermöglicht, bestimmte Arbeitsfelder so zu zerlegen, dass manche Teile von taubblinden Menschen durchgeführt werden können, ohne dass sie allumfassend für eine bestimmte Tätigkeit qualifiziert sein müssen. Das beste Beispiel ist der Masseur: Früher gab es eine Ausbildung für die reine Massagetätigkeit. Heute gibt es das nicht mehr, stattdessen gibt es die Ausbildung zum Physiotherapeuten. Und um diese Gesamtqualifikation zu erwerben, muss man eine Menge Dinge lernen, die für taubblinde Menschen sehr schwer und häufig nicht zu bewältigen sind.


Dem Berufsleben vorgelagert ist die schulische Bildung. Welche Chancen haben taubblinde Menschen, eine schulische Bildung entsprechend ihren intellektuellen Fähigkeiten zu genießen?

An unserer Schule in Hannover haben wir sehr individuelle Bildungsangebote mit unterschiedlichen Abschlüssen. Angesichts der vielen mehrfachbehinderten taubblinden Kinder gibt es häufig Schulabschlüsse, die keine Berufsausbildung ermöglichen, wohl aber eine Ausbildung für eine Tätigkeit in einer Werkstatt für behinderte Menschen. Es gibt aber auch Einzelfälle, wo wir Kinder und Jugendliche in eine allgemeinbildende Schule überführen können. Dann geht es allerdings wieder um das Thema Assistenz, weil die Schulen nicht darauf eingerichtet sind, mit behinderten Schülern umzugehen.


Wenn man politisch etwas bewegen will, ist es sinnvoll und auch notwendig, dass sich die verschiedenen Einrichtungen zusammenschließen und mit einer Stimme sprechen. Wie ist die Zusammenarbeit der verschiedenen Einrichtungen für taubblinde Menschen organisiert?

Wir haben im politischen Bereich den schon erwähnten Gemeinsamen Fachausschuss, der eingebunden ist in die Organisationsstruktur der Verbände, die deutschlandweit im Selbsthilfebereich aktiv sind. Das ist das entscheidende politische Sprachrohr. Daneben gibt es die Arbeitsgemeinschaft der Einrichtungen und Dienste für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen (AGTB), die vor allem das Ziel verfolgt, dass bei der Betreuung in Einrichtungen taubblindengerechte Standards eingehalten werden. Die AGTB sorgt außerdem dafür, dass sich die Einrichtungen gegenseitig unterstützen  –  ob bei der Auseinandersetzung um angemessene Vergütungen oder um die Personalschlüssel zu erreichen, die notwendig sind, um eine gute und qualifizierte Betreuung für taubblinde Menschen anbieten zu können.


Zum Abschluss noch einmal zurück zum Merkzeichen Tbl: Ist diese Forderung Ihrer Ansicht nach ein Schlüssel, um die Situation taubblinder Menschen zu verbessern? Und für wie realistisch halten Sie es, dass dieses Merkzeichen tatsächlich zur Praxis wird?

Da ich weiß, wie schwer es ist, so ein Merkzeichen durchzusetzen und die Bereitschaft in der Politik im Moment nicht so ist, dass wir damit rechnen können, wäre es völlig falsch, sich ausschließlich auf dieses Ziel festzulegen. Wir müssen unabhängig davon auch die Ziele persönliche Assistenz, Kommunikationshelfer und ähnliches weiter verfolgen. Ich würde also nicht so weit gehen und sagen, dass das der Schlüssel zum Erfolg wäre. Aber wir meinen, dass es auf jeden Fall ein Ziel ist, für das es sich lohnt zu kämpfen, das uns zwingt nach Definitionen zu suchen und den Bedarf genau darzulegen und das auch dazu führen könnte, dass taubblinde Menschen als eigene Behindertengruppe anerkannt werden. Worauf ich an dieser Stelle hinweisen möchte, ist, dass das im internationalen Bereich nicht nur in der europäischen Erklärung, die Sie vorhin erwähnt haben, bereits der Fall ist, sondern inzwischen auch in der UN-Konvention, Artikel 24. Da werden taubblinde Menschen neben blinden und gehörlosen Menschen ausdrücklich erwähnt, als eine Gruppe, die Anspruch hat auf einen angemessenen Lernort.


Herr Angermann, ich danke Ihnen ganz herzlich für dieses Gespräch.


Dieses Gespräch führte Irene Klein.

(Originalton auf der DAISY- und Kassettenausgabe der "Gegenwart")


Dazu Bild: Fordert ein Merkzeichen für taubblinde Menschen: Wolfgang Angermann, Geschäftsführer des Deutschen Taubblindenwerks und Mitglied des DBSV-Präsidiums

Zwölf Seiten aus aller Welt

Es ist die kleinste Tageszeitung Deutschlands. Klein, weil sie zum einen nur zwölf Seiten umfasst und zum anderen nicht mehr als 90 Abonnenten hat: Taubblinde Menschen, für die die Tagesnachrichten in Punktschrift unverzichtbar sind  –  als Verbindung zur Außenwelt.


Eigentlich ist Christine Günzel Kauffrau für Bürokommunikation. Ihre Ausbildung hat sie am Berufsbildungswerk Soest absolviert, danach drei Jahre lang in einem Callcenter gearbeitet. Aber das war nicht unbedingt das Richtige für sie. Seit fünf Jahren ist sie nun beim DBSV als Redakteurin der Tagesnachrichten für taubblinde Menschen tätig  –  "eine sehr sinnvolle Arbeit", wie sie selbst sagt.

An fünf Tagen pro Woche erhalten die Abonnenten die zwölfseitigen Nachrichten per Blindensendung  –  je nach Wunsch in Kurz- oder Vollschrift. Die Meldungen werden aus den Newslettern von Deutscher Welle und Deutschlandradio zusammengestellt. Enthalten sind die wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Themen aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt. Der Wetterbericht ist ebenso vertreten wie Sportthemen  –  meist Fußball. Christine Günzel erzählt, dass sie selbst nicht so viel mit Sport anfangen kann, sich aber selbstverständlich bei der Themenauswahl nicht von ihrem eigenen Geschmack leiten lassen darf. Größere Ereignisse wie die Fußball-Europa- oder -Weltmeisterschaft und die bevorstehende Leichtathletik-Weltmeisterschaften im Sommer werden auch etwas ausführlicher behandelt.

Der rote Faden über die Ausgaben hinweg ist der 32-jährigen Redakteurin, die selbst blind ist, besonders wichtig: Wenn sie ein Thema einmal begonnen hat, verfolgt sie es, um möglichst lückenlos über weitere Entwicklungen zu berichten, etwa bei den Landtagswahlen in Hessen. "Natürlich kann man es nicht allen Lesern recht machen", erklärt Christine Günzel. Sie hat "ihre" Abonnenten nach ihren Wünschen gefragt und schmunzelt, wenn sie berichtet, dass von Wissenschaft bis Katastrophen alles dabei war. Wenn nach den wichtigsten Nachrichten noch etwas Platz ist, versucht sie, einigen Wünschen zu entsprechen. Denn die Leser achten darauf, dass die Seiten komplett beschrieben sind.

Etwa vier Stunden pro Tag ist sie mit der Auswahl, dem Bearbeiten, dem Ausdrucken und Verschicken der Tagesnachrichten beschäftigt, montags auch länger, weil sich über das Wochenende viele Meldungen angesammelt haben. Sie überträgt die Texte in eine möglichst einfache Sprache, Fremdwörter werden erklärt und lange Sätze gekürzt  –  in Rücksicht auf die geringere Sprachfähigkeit, die die Taubblindheit der Leser oft mit sich bringt. Christine Günzel, die bis vor wenigen Monaten noch Christine Prescher hieß, mag ihre Arbeit auch deshalb gern, weil sie so selbst immer auf dem Laufenden ist über das, was in Deutschland, Europa und der ganzen Welt passiert.

Katharina Eberenz  
Redaktion "Gegenwart"


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Tel.: 030 / 28 53 87-210
Fax: 030 / 28 53 87-200
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Dazu Bild: Bringt taubblinden Menschen die Welt nach Hause: Christine Günzel, Redakteurin der Tagesnachrichten des DBSV

DBSV-Nachrichten:

Teilhabe statt Fürsorge

Am 1. Januar 2009 in Kraft getreten: die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen


Es hatte alles so gut begonnen. Deutschland wollte die UN-Behindertenrechtskonvention und war bei den Verhandlungen in New York eine der Lokomotiven. So gehörte die Bundesrepublik auch zu den ersten Ländern, die das Übereinkommen am 30. März 2007 unterzeichneten. Doch als es an die Ratifikation ging, trat die Bundesregierung auf die Bremse.

"Die UN-Konvention markiert einen Paradigmenwechsel im rechtspolitischen Verständnis des Begriffs 'Behinderung'  –  weg vom Prinzip der Fürsorge, hin zur gleichberechtigten Teilhabe", erklärt Renate Reymann, Präsidentin des DBSV. "Damit ist die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen künftig als Menschenrechtsverletzung zu betrachten."

Dass sich das Ratifikationsverfahren so sehr in die Länge zog, hat zunächst mit Übersetzungsfehlern zu tun. So wurde "Inclusion" mit "Integration" statt "Inklusion" übersetzt, "Living independently" mit "unabhängige Lebensführung" statt "selbstbestimmt Leben" und "accessibility" mit "Zugänglichkeit" statt "Barrierefreiheit". Weiterhin erklärte die Bundesregierung in der so genannten Denkschrift, einer Art Stellungnahme, dass es keinen großen Korrekturbedarf gäbe, dass das nationale Recht den Vorschriften der Konvention schon weitgehend entspräche.

"Die Bundesregierung will sich international als behindertenfreundlicher Staat profilieren, aber auf nationaler Ebene möglichst alles beim Alten lassen", so die Einschätzung von Renate Reymann. Die Behindertenverbände brachten ihre Kritik im Rahmen einer Anhörung im Juli 2008 vor. Und bewiesen Pragmatismus, indem sie eine Grundsatzdiskussion zugunsten des Ratifikationsverfahrens zurückstellten. Schließlich hat die Denkschrift in rechtlicher Hinsicht nur wenig Bedeutung und auch die Übersetzung ist unverbindlich, weil Deutsch nicht zu den Amtssprachen der UN zählt.

Am 1. Januar 2009 war es endlich soweit: Die UN-Behindertenrechtskonvention trat auch in Deutschland in Kraft, nachdem Bundestag und Bundesrat im Dezember 2008 zugestimmt hatten. Nun geht es darum, die Umsetzung in nationales Recht kritisch zu begleiten. Das Potenzial ist nicht zu unterschätzen, auch für blinde und sehbehinderte Menschen. "Wir werden die Politik nicht schonen", verspricht Renate Reymann. "Gerade in einem Wahljahr haben wir gute Möglichkeiten, uns Gehör zu verschaffen."

Irene Klein
Redakteurin der "Gegenwart"  

Meldungen

Jahrestagung der Diabetesbeauftragten

Vom 5. bis 8. Februar 2009 findet in der AURA-Pension "Haus Hubertus" in Mündersbach die Jahrestagung der Diabetesbeauftragten der Landesvereine im DBSV statt. Zentraler Programmpunkt ist die Gründung einer Koordinationsstelle "Leben mit Diabetes", die im April 2008 vom Verwaltungsrat des DBSV beschlossen wurde. Weiterhin wird eine Zusammenarbeit mit der Deutschen Diabetes-Stiftung angestrebt. Für die ehrenamtlichen Diabetesbeauftragten in den DBSV-Landesvereinen soll ein Anforderungsprofil entwickelt werden, das Möglichkeiten für ein Zusammenwirken mit medizinischen Diabetesberaterinnen eröffnet.

Nähere Informationen bei
Hans-Karl Peter
DBSV-Koordinator Fachausschüsse
Tel.: 030 / 28 53 87-190
E-Mail: h-k.peter@dbsv.org

Fachgruppenleitertagung für physiotherapeutische Berufe

Die Koordinationsstelle der physiotherapeutischen Berufe hat alle Fachgruppenleiter in den Landesvereinen des DBSV zu einer Tagung vom 12. bis 15. März 2009 in das SFZ-Berufsbildungswerk für Blinde und Sehbehinderte in Chemnitz eingeladen. Neben berufsbezogenen Themen und dem Tätigkeitsbericht der Koordinationsstelle steht ein ausführlicher Austausch mit Lehrern und Schülern des SFZ Chemnitz auf der Tagesordnung.

Nähere Informationen bei
Siegfried Volkert, Bundeskoordinator
Tel.: 02 31 / 13 40 23 (privat) oder 0 23 04 / 10 92 00 (dienstlich)
E-Mail: volkert137@aol.com

Offenes Seminar der Koordinationsstelle "Leben mit Sehbehinderung"

"Leben mit Sehbehinderung  –  informieren, qualifizieren, mitmachen!": So lautet der Titel eines Seminars, zu dem die Koordinationsstelle "Leben mit Sehbehinderung" im DBSV vom 30. April bis 3. Mai 2009 ins AURA-Zentrum Bad Meinberg einlädt. Schwerpunkt sind drei zweitägige Workshops zu folgenden Themen: Mimik, Gestik und Körpersprache, FotoVisionen  –  Digitale Fotografie in Freizeit und als Hilfsmittel (siehe Seite 0202), Orientierung und Mobilität. Weiterhin stehen Empfehlungen für die Beratung und Unterstützung von Menschen mit Sehbehinderung beim Einkauf sowie die Vernetzung von ehrenamtlichen Aktivitäten sehbehinderter Menschen zur Diskussion.

Nähere Informationen bei
Irmgard Badura, Leiterin der Koordinationsstelle
Tel.: 09 11 / 409 77 09
E-Mail: irmgard.badura@bbsb.org

Anmeldungen beim
DBSV
Anita Zucker
Fax: 030 / 28 53 87-200
E-Mail: a.zucker@dbsv.org
(Anmeldeschluss: 15.3.2009)

In Kürze:

Reisen

Stadtluft schnuppern

Auch im Jahr 2009 bietet der Veranstalter anders-sehn wieder zehn interessante Reisen an, zum Beispiel in die Städte München, Hamburg und Berlin. Sie können bayerische Schmankerln genießen und Geschichten von König Ludwig hören, mit der Wasserschutzpolizei durch den Hamburger Hafen fahren oder die Kuppel des Berliner Reichstags besteigen. Auf allen Reisen kann bei Bedarf eine Begleitung hinzugebucht werden, auch das Mitbringen eines Führhundes ist in der Regel möglich.

Ausführliche Informationen auf Audio- oder DAISY-CD bei
anders-sehn
Susanne Hahn
Tel.: 0 64 21 / 16 50 90
E-Mail: anders-sehn@web.de
www.anders-sehn.de

Virtuelle Reisen mit dem AURA-Zentrum Bad Meinberg

Wenn man so will, sind es beides Reisen, die das AURA-Zentrum Bad Meinberg im Februar anbietet: Wer die weite Welt des Internet erobern möchte, kann vom 8. bis 13. Februar 2009 einen Computerkurs für Anfänger besuchen. Dabei werden die Grundlagen im Umgang mit dem PC vermittelt, um nicht zuletzt das Internet nutzen zu können. Wer dagegen mehr Interesse an anderen Ländern hat, der kann vom 16. bis 20. Februar 2009 ein Stück Europa erkunden. Belgien, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande sind Thema von Vorträgen, Dokumentationen und persönlichen Reiseberichten. An einem Abend wird auch ein französisches Menü serviert  –  mit einem guten Glas Bordeaux.

Nähere Informationen beim
AURA-Zentrum
Oberförster-Feige-Weg 1, 32805 Horn Bad Meinberg
Tel.: 0 52 34 / 90 40
E-Mail: info@aura-zentrum.de


Der aktuelle Urlaubs- und Hausprospekt 2009 ist im Internet unter www.aura-zentrum.de verfügbar, kann aber auch in Schwarzschrift oder auf CD angefordert werden.


Dazu Bild: Wahrzeichen Londons: die Tower Bridge

Ganz Ohr in der "Villa Rochsburg"

"Literatur zum Lauschen" steht vom 10. bis 16. März 2009 in der "Villa Rochsburg" auf dem Programm. Unter der Leitung von Peter Behnke geht es um deutsche Dialekte, Hörspiele, Dichtung und Musik. Besuche der Leipziger Buchmesse und der ARD-Hörbuchnacht sind vorbereitet, ebenso eine Schriftstellerlesung mit Diskussion.

Nähere Informationen bei der
AURA-Pension "Villa Rochsburg"
Schlossstr. 17, 09328 Lunzenau, OT Rochsburg
Tel.: 03 73 83 / 83 800
E-Mail: villa@bsv-sachsen.de


Das komplette Jahresprogramm 2009 ist im Internet unter www.villa-rochsburg.de verfügbar, kann aber auch beim Villateam angefordert werden.

Italienisch lernen in "Bella Italia"

Einen zweiwöchigen Kultur- und Erholungsurlaub in Bozen inklusive Italienisch-Intensivkurs für Anfänger bietet das Blindenzentrum St. Raphael vom 14. bis 28. März 2009 an. Der Sprachunterricht umfasst 40 Kursstunden, wobei die persönlichen Interessen der Teilnehmer berücksichtigt und verschiedene Aspekte der italienischen Lebenskultur integriert werden. Zusätzlich stehen sechs Ausflüge zu bedeutenden Kulturstätten und in die zauberhafte Landschaft Südtirols auf dem Programm, begleitet von zweisprachigen Führern (deutsch/italienisch). Das Angebot umfasst die Unterbringung in komfortablen Zweibett- oder Einzelzimmern, Vollpension und freie Benutzung des Wellnessbereichs.

Nähere Informationen beim
Blindenzentrum St. Raphael
Tel.: 00 39 / 04 71 / 44 23 24 / 25
E-Mail: info@blindenzentrum.bz.it
www.blindenzentrum.bz.it

Paris mit allen Sinnen

Anlässlich des 200. Geburtstags von Louis Braille veranstaltet der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS) vom 19. bis 24. Mai 2009 für blinde und sehbehinderte Reiselustige und deren Begleitpersonen eine Busreise nach Paris. Das Geburtshaus, die Taufkirche und das Grabmal des Erfinders der Punktschrift sind ebenso ein Muss des Besichtigungsprogramms wie Eiffelturm, Notre-Dame und Champs Elysées. Außerdem lassen sich die berühmtesten Denkmäler Frankreichs im Miniaturformat ertasten, Wissenschaft und Technik erforschen und weltberühmte Kunst erfühlen.

Nähere Informationen bei
Rita Schroll
Tel.: 0 64 21 / 20 08 96
E-Mail: schroll@online-home.de
Internet: www.dvbs-online.de
(Anmeldeschluss: 15. Februar 2009)

Kultur

"Lippels Traum" auf der 59. Berlinale

Der Bayerische Rundfunk und Hörfilm e.V. präsentieren auf der 59. Berlinale am 8. Februar 2009 um 14 Uhr im Cinemaxx 3 am Potsdamer Platz eine Live-Audiodeskription zum Kinderfilm "Lippels Traum" von Lars Büchel ("Erbsen auf halb sechs"). Nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Paul Maar erzählt der Film die Geschichte des elfjährigen Philipp. Weil sein Vater (Moritz Bleibtreu) auf Geschäftsreise ist, passt die neue Haushälterin (Anke Engelke) auf Lippel auf. Doch die entpuppt sich als kleinkarierter Kinderschreck. Und so flüchtet sich Lippel in eine orientalische Traumwelt  –  ganz ohne fliegenden Teppich. Der Film, produziert von der Collina Filmproduktion in Co-Produktion mit Universum Film, Bayerischem Rundfunk, B.A. Produktion und element e, erlebt auf dem Festival seine Weltpremiere.

Kartenbestellungen bei der
Hörfilmbeauftragten des ABSV Roswitha Röding
Tel.: 030 / 391 27 63
E-Mail: r.roeding@hoerfilmev.de

"Titus" in Heidelberg

Deutschlandweit erstmalig realisieren das Heidelberger Theater und Hörfilm e.V. ein für blinde und sehbehinderte Besucher barrierefreies Opernerlebnis. Wolfgang Amadeus Mozarts "Titus" wird am 7. März 2009 mit einer Live-Audiodeskription versehen, zu empfangen per ausleihbarem Audioguide. Zu einem besseren Verständnis des Bühnengeschehens tragen auch Bühnen-, Kostüm- und Maskenführungen bei. Eine Audioführung durch das Foyer rundet das Programm ab.

Kartenbestellungen unter dem
Stichwort "Höroper" an der Theaterkasse
Tel.: 0 62 21 / 582 00 00
E-Mail: tickets@theater.heidelberg.de

Weitere Informationen und Anmeldungen zum Rahmenprogramm bei
Anke Nicolai
Projektleiterin Hörfilm e.V.
Tel.: 01 76 / 22 98 87 03
E-Mail: a.nicolai@hoerfilmev.de


Dazu Bild: In Heidelberg auf dem Spielplan: Mozarts "Titus" mit Audiodeskription

Wissenschaft

Schnellhörer gesucht

Blinde Menschen sind in der Lage, synthetisch beschleunigte Sprache zu verstehen. Diese Beobachtung ist der Ausgangspunkt einer Studie, die unter der Leitung von Professor Dr. Ingo Hertrich an der Neurologischen Klinik der Universität Tübingen durchgeführt wird. Dabei geht es im Kern um folgende Fragen: Welche neuronalen Mechanismen des Gehirns ermöglichen eine beschleunigte Sprachwahrnehmung? Welche Veränderungen lassen sich bei Personen beobachten, die diese Fähigkeit erst erlernen? Warum ist die Verarbeitungsgeschwindigkeit von Sprachsignalen bei Sehenden begrenzt? Für ein neurowissenschaftliches Experiment werden blinde und sehbehinderte Versuchspersonen gesucht. Teilnehmen können blinde Menschen, die beschleunigte Sprachausgaben bereits nutzen, wie auch solche, die bereit sind, diese Fähigkeit zu erlernen.

Nähere Informationen bei
Maike Borutta
Tel.: 0 70 71 / 298 77 08
E-Mail: maike.borutta@med.uni-tuebingen.de

Seminare und Tagungen

Gelassen und selbstsicher auftreten

Mit herausfordernden Gesprächssituationen angemessen umgehen zu können  –  das ist das Ziel eines Seminars mit dem Titel "Gesprächsführung und Gelassenheit", das der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS) vom 12. bis 15. März 2009 in Herrenberg bei Stuttgart anbietet. Unter der Leitung von Ingrid Langer können vor allem Berufstätige lernen, in schwierigen Gesprächs- und Verhandlungssituationen gelassener, selbstsicherer und kompetenter aufzutreten. Grundlagen der Kommunikation und Gesprächsführung, bestimmende Faktoren von Gesprächsstress und persönliche Strategien zur "besseren" Kommunikation sind Themen der Veranstaltung. Ein Aufbauseminar ist vom 11. bis 14. Juni 2009 geplant.

Nähere Informationen bei
Andreas Wohnig
Tel.: 0 64 21 / 948 88-23
E-Mail: wohnig@dvbs-online.de
Internet: www.dvbs-online.de
(Anmeldeschluss: 10. Februar 2009)

Abitur  –  was nun?

Jährlich bietet das Studienzentrum für Sehgeschädigte (SZS) der Universität Karlsruhe (TH) blinden und sehbehinderten Oberstufenschülern und Schulabsolventen eine bundesweite Orientierungsveranstaltung an. Die diesjährige O-Phase findet vom 18. bis 20. Mai 2009 statt. Währenddessen können Fragen zu Universitäten und Hochschulen, Studienfächern und -abschlüssen, fachlichen Anforderungen, einzelnen Studienorten, studentischem Wohnen, Orientierung und Mobilität und vor allem zu spezifischen pädagogischen und technischen Unterstützungen im Studium diskutiert werden. Dazu stehen Experten der jeweiligen Themenkomplexe, studentische Vertreter und ältere sehgeschädigte Studierende zur Verfügung.

Nähere Informationen und Anmeldung bei
Susanne Schneider
Engesserstr. 4, 76128 Karlsruhe
Tel.: 07 21 / 608 27 60
E-Mail: s-schneider@szs.uni-karlsruhe.de
www.szs.uni-karlsruhe.de
(Anmeldeschluss: 16. April 2009)

Auszeichnungen

Verdienstkreuz für Gerd Schäfers

Seit Jahrzehnten engagiert sich Gerd Schäfers aus Singen für die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe. Als Anerkennung für seinen Einsatz überreichte ihm der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger am 5. Dezember 2008 im Namen des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Gerd Schäfers, der im Alter von 24 Jahren erblindete, ist Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenvereins Südbaden. Unter seiner Leitung richtete der Verein eine Beratungsstelle, ein Lehrzentrum und einen regelmäßigen Tag der offenen Tür ein. Auch die regelmäßige Hilfsmittelausstellung und das Infomobil für den Vor-Ort-Service gehen auf seine Initiative zurück. Seit 2005 vertritt Gerd Schäfers seinen Landesverein in der Landeskommission für Blinde und Sehbehinderte in Baden-Württemberg.


Dazu Bild: Ministerpräsident Günther Oettinger überreicht Gerd Schäfers das Bundesverdienstkreuz

Braille:

Sechs Punkte, die viel erzählen

Zu Ehren des Erfinders der Blindenschrift startete der DBSV die Tour de Braille in der französischen Botschaft in Berlin


Es war ein dem Ereignis angemessener Ort. Am 4. Januar 2009 wurde in der französischen Botschaft in Berlin der 200. Geburtstag von Louis Braille gefeiert. Der Botschafter Bernard de Montferrand hatte zu einem Empfang geladen, um den Erfinder der Punktschrift zu würdigen. Rund 250 Gäste aus der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe, Sozialverbänden, Politik, Wirtschaft und Kultur waren der Einladung gefolgt und erlebten gleichzeitig den Startschuss der Tour de Braille.

Felix Steindorff, Schüler des Fichtenberg-Gymnasiums in Berlin, eröffnete den Lesemarathon, der das Braille-Jahr auf Initiative des DBSV begleitet. Mit einem Ausschnitt aus dem Buch "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry fesselte er seine Zuhörer. Bis zum Ende der Tour werden es ihm landauf, landab viele blinde Vorleser gleichtun. Ihr gemeinsames Ziel: die Blindenschrift erlebbar machen und damit mehr öffentliches Bewusstsein für die Situation blinder und sehbehinderter Menschen schaffen.

Die Geschichte hat es so gewollt, dass gerade in Frankreich die entscheidenden Schritte gemacht wurden, um blinde Menschen aus der Isolation herauszuführen. Darauf ging der französische Botschafter in seiner Rede ein und würdigte nicht nur Louis Braille und sein bis heute konkurrenzloses Schriftsystem, sondern auch Valentin Haüy, der 1784 in Paris die weltweit erste Blindenschule gründete.

Und wie ist es heute  –  viele Generationen nach Braille  –  um die sechs Punkte bestellt? Wir leben in einer Wissensgesellschaft, Information und Kommunikation sind zu Schlüsselbegriffen geworden. Wer an dieser Gesellschaft teilhaben möchte, muss zuallererst alphabetisiert sein. Deshalb möchte Renate Reymann, Präsidentin des DBSV, die Tour de Braille mit der Botschaft verbunden wissen, dass die Blindenschrift für Menschen jeden Alters erlernbar ist. Während sie selbst erst mit Ende 40 die Schulbank der sechs Punkte drückte, erwarb Yvonne Hardrath ihre Lese- und Schreibfähigkeit von Anfang an taktil. Sie gehörte ebenfalls zu den Gästen der Gesprächsrunde, die von Dr. Thomas Kahlisch, Direktor der Deutschen Zentralbücherei für Blinde (DZB) zu Leipzig und Mitglied des DBSV-Präsidiums, moderiert wurde. Als Studentin der Musikwissenschaft sprach sie über die Blindennotenschrift, die ebenfalls von Louis Braille erfunden wurde, und forderte im Sinne einer besseren Medienversorgung die engere Vernetzung von Blindenbibliotheken nicht nur im Inland, sondern auch über Ländergrenzen hinweg.

Das Braille-Jahr 2009 bietet Anlass, die großen Fortschritte in Bildung, Information, Selbstbestimmung und Lebensqualität zu feiern, und gibt der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe eine öffentliche Bühne, um ihre Forderungen zu artikulieren. Für Öffentlichkeit sorgt auch die geplante Ausstellung "Sechs Richtige  –  Louis Braille und die Blindenschrift" im Museum für Kommunikation in Berlin, die Jürgen Lubnau, Vorsitzender des Fördervereins des Deutschen Blinden-Museums, vorstellte. Und eben die Tour de Braille, der durch die Schirmherrschaft des Bundespräsidenten besondere Aufmerksamkeit sicher ist.

www.tour-de-braille.de

Irene Klein
Redakteurin der "Gegenwart"


Dazu Bilder:

    • Ließ seinen Landsmann Louis Braille hochleben: der französische Botschafter Bernard de Montferrand
    • Eröffnete die Tour de Braille mit einem Ausschnitt aus "Der kleine Prinz": Felix Steindorff aus Berlin

Initiative Braille

Im Braille-Jahr bietet die Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB) zu Leipzig in Kooperation mit dem DBSV ein Informationspaket zur Veranschaulichung der Brailleschrift an. Die Initiative Braille vermittelt grundlegende Kenntnisse über das für blinde Menschen unverzichtbare Schriftsystem. Nach einem einfachen Baukastenprinzip werden die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten dargestellt  –  von Gleichungen und Formeln aus der Mathematik und Chemie über die Notenschrift bis zu Strickmustern.

Zehn farbige Anschauungstafeln im Format DIN A2 illustrieren das Thema in Wort und Bild. Aufgrund des modularen Prinzips sind die Tafeln einzeln oder auch kombiniert als Poster-Set einsetzbar. Acht Motive stehen zusätzlich als Werbemittel in Form von Postkarten zur Verfügung. Durch ein Begleitheft, das Wissenswertes über Louis Braille und sein Schriftsystem enthält, wird das Informationspaket abgerundet.

Weitere Informationen zur Initiative Braille, auch zu den Bestellmöglichkeiten der Info-Materialien, bei der

DZB
Tel.: 03 41 / 71 13-148 (montags bis freitags, 8 bis 12 Uhr)
E-Mail: braille@dzb.de
www.dzb.de/braille

Fühlbare Genialität

Der Blindenschriftverlag Paderborn gibt im Februar 2009 ein Buch über Louis Braille in Brailleschrift heraus. Der Historiker Michael Mellor zeichnet in sieben Kapiteln den Lebensweg und die außergewöhnliche Persönlichkeit von Louis Braille nach. Seine umfassende Darstellung  –  hier in deutscher Übersetzung  –  enthält zahlreiche bisher nicht veröffentlichte Dokumente und Briefe. Durch seine eigenen Worte kommt der Mensch Louis Braille dem Leser besonders nahe  –  mit seiner labilen Gesundheit, seiner Leidenschaft für die Sache der Blinden, seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten. Neben der Entwicklung der Brailleschrift beschreibt der Autor den Weg, den das Schriftsystem einschlägt, hin zum universellen Kommunikationsmittel für blinde Menschen.


C. Michael Mellor: Louis Braille  –  Fühlbare Genialität
Punktschrift (Kurzschrift), 160 Seiten
geheftet: 15,80 Euro
gebunden: 18,80 Euro


Bestellungen bei der
Blindenschrift-Verlag und -Druckerei gGmbH "Pauline von Mallinckrodt"
Tel.: 0 52 51 / 688 88-0
E-Mail: info@pader-braille.de

Mein Braille

Erlebtes, Gefühltes und Gedachtes: Im Braille-Jahr veröffentlicht die "Gegenwart" persönliche Geschichten über die sechs Punkte.


Die andere Welt


Ich lernte lesen und schreiben wie alle Kinder.

Ob es mir Mühe gemacht hat, weiß ich nicht mehr,

aber als ich es konnte, wurde es so selbstverständlich

wie Essen und Schlafen, und auch so genussvoll.

Kein Fest ohne Buch,

jedes Buch ein Fest,

ich wurde nie satt.


Dann, plötzlich, war alles zu Ende.

Keine noch so großen Lettern halfen mir.

Selbst den Brief konnte ich nicht mehr entziffern,

in dem stand: Ich liebe Dich.

Mir war, ich stünde am Rande der Welt.


Doch uns're Erde ist rund.

Mein nächster Schritt stürzte mich nicht ins Chaos,

sondern führte mich in eine andere Welt,

eine fremdartige, die ich noch nicht kannte.

In ihr wurde ich wieder zum Kind,

denn ich lernte alles noch einmal ganz von vorn,

auch Lesen und Schreiben.


Doch diesmal war es Mühe,

war Anspannung bis zur Erschöpfung.

Wie sollte man diese Papierflöhe nur fangen?

Sie wiedererkennen, sie unterscheiden?

Auch hatte ich bisher nicht gewusst,

dass man an Fingerkuppen schwitzen kann.

Doch man lernt viel, wenn man muss,

und ich musste,

denn ich wollte wieder lesen und schreiben können.


Und das Wunder geschah,

allmählich fügten sich die Punkte meinen Fingern,

wurden zu Straßen in der anderen Welt.

Sie erschlossen mir das Unbekannte,

führten mich zu neuen Freunden

und brachten mir auch die alten zurück,

meine Bücher.


Ich danke es dir, Louis, Sattlersohn,

meinem Bruder.



Dazu Bild: Ursula Patzschke (1929-2001) arbeitete in Halle als Sachbearbeiterin und Disponentin, später wegen ihrer nachlassenden Sehkraft als Telefonistin. Als sie Ende der 1980er Jahre vollständig erblindete, hatte sie längst zu schreiben begonnen  –  nicht zuletzt zur Bewältigung ihrer veränderten Lebenssituation.



Mein Braille: die Leseraktion im Jubiläumsjahr

Was bedeutet Ihnen die Punktschrift? Was haben Sie mit den sechs Punkten schon alles erlebt? Glücksmomente, Enttäuschungen, kleine Begebenheiten  –  schreiben Sie uns, was Sie berührt oder berührt hat. Wir veröffentlichen während des Braille-Jahres ausgewählte Geschichten, entweder unter der Rubrik "Mein Braille" in der "Gegenwart" oder im Internet unter www.tour-de-braille.de

Kontakt:
DBSV
Redaktion "Gegenwart"
Rungestr. 19, 10179 Berlin
E-Mail: gegenwart@dbsv.org

DAISY:

DAISY2009. Zukunft denken.

DAISY ganz groß: Im September 2009 kommen deutsche und internationale Experten sowie DAISY-Anwender beim Kongress DAISY2009 in Leipzig zusammen. Eine Auszeichnung beim Wettbewerb "365 Orte im Land der Ideen" ist der Veranstaltung bereits sicher  –  ebenso eine neue Reihe in der "Gegenwart".


Mit DAISY ist vieles möglich  –  in Hörbüchern schmökern, Lesezeichen setzen, Hör- und Textinhalte gleichzeitig nutzen, kurz: Informationen barrierefrei erschließen. Damit sich diese digitale Technologie weiterentwickelt, noch mehr Anwendungsmöglichkeiten entstehen und auch Träume  –  wie der einer globalen Bibliothek für Menschen mit Leseeinschränkungen  –  Realität werden können, müssen Experten weiter forschen und sich vernetzen. Deswegen veranstaltet die Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB) zu Leipzig das Großprojekt DAISY2009.

Was geschieht vom 21. bis 27. September in Leipzig? Die größte Veranstaltung ist ohne Zweifel die internationale technische Konferenz rund um das Thema DAISY. Hier werden Fachleute aus aller Welt zusammentreffen, um über die neuesten DAISY-Standards, -Technologien und -Anwendungsmöglichkeiten zu diskutieren.

Für DAISY-Experten und -Nutzer gleichermaßen interessant ist die Fachtagung mit dem Titel "Barrierefreie Aufbereitung von Dokumenten". Anwender adaptiver Technik haben die Möglichkeit, mit Vertretern von Verlagen, Bibliotheken und IT-Unternehmen in einen intensiven Wissens- und Erfahrungsaustausch zu treten.

Als Bindeglied zwischen diese beiden Konferenzen ist ein öffentliches Anwenderforum geschaltet. Im Hinblick auf die deutschlandweite Einstellung der Kassettenausleihe in den Medibus-Büchereien bis Ende 2009 richtet sich die DZB an Nutzer, Neueinsteiger und Interessierte von DAISY. Zahlreiche Hilfsmittelfirmen stellen ihre DAISY-Geräte und -Dienstleistungen vor. Gleichzeitig wird es Zeit und Raum geben, gemeinsam mit DAISY-Trainern neue Abspielgeräte auszuprobieren und sich so mit der DAISY-Technik vertraut zu machen. Zusätzlich finden Präsentationen, Vorträge und Diskussionen statt  –  die DZB möchte an diesem Tag so viel wie möglich erklären und aufklären.

Die Schirmherrschaft für DAISY2009 hat Eva-Maria Stange, Sächsische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, übernommen. Organisatorisch wird die DZB von Medibus (Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen), dem DBSV, dem DVBS (Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf) und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels unterstützt. Dass die Zeichen für DAISY2009 auf Erfolg stehen, zeigt auch die Auszeichnung der DZB Leipzig im Rahmen des Wettbewerbs "365 Orte im Land der Ideen". Denn DAISY bedeutet Zukunftsfähigkeit, Leistungs- und Innovationskraft  –  drei Aspekte, die Bundesregierung und Wirtschaft mit ihrer Standortinitiative fördern wollen.

Jenni Handschack  
Konferenzmanagerin DAISY2009


DAISY 2009

21.9. Medibus-Tag: Vorstandssitzung und Mitgliederversammlung

21.  –  23.9. Fachtagung "Barrierefreie Aufbereitung von Dokumenten" für Anwender und Experten aus der Verlags- und IT-Branche (Konferenzsprache: Deutsch)

23.9. DAISY-Anwenderforum: Präsentationen, praktische Vorführungen, Diskussionsrunden, Hilfsmittelausstellung

24.9. Auszeichnung der DZB Leipzig als "Ausgewählter Ort im Land der Ideen"

24./25.9. International DAISY Technical Conference: Vorträge und Präsentationen, Workshops und Diskussionen (Konferenzsprache: Englisch)

26./27.9. Arbeitstreffen des DAISY-Konsortiums, des EBU-Präsidiums und der EBU-Technologiekommission

www.daisy2009.de

Internationales:

Europa in fünf Schritten: Wie die Europäische Union entstand

Seit ihren Anfängen hat sich die Europäische Union von einer Wirtschaftsgemeinschaft zu einer politischen Organisation mit europäischer Werteordnung entwickelt. Die Rechte der Bürger, auch die Belange behinderter Menschen, erfahren dabei immer mehr Beachtung. Im ersten Teil der angekündigten "Gegenwart"-Reihe geht es um die Geschichte der Union.


Noch bevor die Idee der europäischen Einheit zum politischen Ziel wurde, stellte sie eine Vision in den Köpfen der Philosophen und Intellektuellen des 19. Jahrhunderts dar. "Der Tag wird kommen", rief Victor Hugo den Delegierten des Pariser Friedenskongresses von 1849 zu, "da die Nationen dieses Kontinents sich zu einer höheren Gemeinschaft zusammenschließen, ohne ihre besonderen Eigenheiten und ihre ruhmreiche Individualität einzubüßen. Der Tag, an dem es keine anderen Schlachtfelder mehr geben wird als die Märkte, auf denen Ideen miteinander wetteifern. Der Tag, an dem Kugeln und Bomben durch die Stimmzettel der Bürger ersetzt werden." Indessen sollten mehr als ein Jahrhundert und zwei blutige Weltkriege vergehen, ehe sich diese prophetischen Worte erfüllten und die Einsicht in die Notwendigkeit wuchs, eine Ordnung zu schaffen, die dauerhaften Frieden und Wohlstand bringt.

Einen ersten Schritt zu einer engeren Zusammenarbeit unternahmen die westeuropäischen Staaten mit der Gründung des Europarates im Jahre 1949. Sechs Länder wollten jedoch mehr als bloß ihren Willen zu einer den Menschenrechten verpflichteten europäischen Friedensordnung zu bekunden. Am 9. Mai 1950 legte der französische Außenminister Robert Schuman seinen Plan zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) vor. In dem Vertrag, der am 18. April 1951 in Paris unterzeichnet wurde, vereinbarten Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande, ihre Kohle- und Stahl- industrie unter eine gemeinsame Verwaltung zu stellen und sie nicht länger für Kriegszwecke einzusetzen. Eine "Gemeinsame Hohe Behörde" wachte darüber, dass die Wettbewerbsregeln eingehalten wurden und die Preise transparent blieben. Zweck des gemeinsamen Marktes war die Ausweitung der Wirtschaft, die Steigerung der Beschäftigung und die Verbesserung des Lebensstandards der Menschen. Der Schuman-Plan gilt als Grundstein der heutigen Europäischen Union. Der 9. Mai wurde später zum Europatag erklärt.

Die Bilanz der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl ist durchweg positiv. Die nach dem Krieg erforderlichen industriellen Umstrukturierungen wurden erleichtert; Produktion und Handel wuchsen. Große Bedeutung erhielten auch die im Rahmen der Gemeinschaft eingeführten Sozialsysteme, die unter anderem die Möglichkeit des vorgezogenen Ruhestandes, vorübergehende Zuschüsse, Mobilitätsbeihilfen und Maßnahmen zur Berufsbildung vorsahen. Die sechs Mitgliedstaaten weiteten deshalb ihre Zusammenarbeit auf andere Wirtschaftsbereiche aus. Grundlage hierzu bildeten die Verträge von Rom vom 25. März 1957. Diese umfassten den Euratom-Vertrag, der die Energiepolitik auf eine gemeinsame Grundlage stellte, und den EWG-Vertrag, durch den die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft errichtet wurde. Mit ihr entstand ein gemeinsamer Markt mit einem breiteren Angebot an Waren und Dienstleistungen. Außerdem wurden Zölle und Einfuhrbeschränkungen im Handel zwischen den Mitgliedstaaten abgeschafft.

Das europäische Projekt war so erfolgreich, dass Dänemark, Irland und das Vereinigte Königreich beschlossen, der neuen Gemeinschaft beizutreten. Diese erste Erweiterung von sechs auf neun Mitgliedstaaten fand im Jahre 1973 statt. Gleichzeitig wurden neue Sozial- und Umweltpolitiken umgesetzt. Der 1972 geschaffene Wechselkursmechanismus war eine erste Voraussetzung für die Einführung des Euros 30 Jahre später. 1975 wurde der Europäische Fonds für regionale Entwicklung geschaffen, um das Wohlstands- und Sozialgefälle zwischen den Mitgliedstaaten abzubauen.

Einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zur europäischen Gemeinschaft verzeichnete das Jahr 1979 mit den ersten direkten Wahlen zum Europäischen Parlament, die vom 7. bis 10. Juni stattfanden. Vorher wurden die Abgeordneten von den nationalen Parlamenten entsandt. Die Mitglieder des Europäischen Parlaments gehören länderübergreifenden Fraktionen wie den Sozialisten, Liberalen, Konservativen oder Grünen an. Wahlen zum Europäischen Parlament finden seitdem alle fünf Jahre statt. Der Einfluss des Parlaments nahm ständig zu.

Der weltweite wirtschaftliche Abschwung in den frühen 1980er Jahren hatte eine Woge des Euro-Pessimismus im Gefolge. Neue Hoffnungen erwuchsen erst wieder im Jahre 1985, als die Europäische Kommission einen konkreten Zeitplan zur Vollendung des Gemeinsamen Europäischen Marktes bis zum 1. Januar 1993 festlegte. Dieses ehrgeizige Ziel wurde durch die Einheitliche Europäische Akte (EEA) verankert, die am 1. Juli 1987 in Kraft trat. Die EEA gab dem europäischen Einigungsprozess neue Schubkraft, um die Vollendung des Binnenmarktes zu bewirken. Im gleichen Zeitraum erfolgte die zweite Erweiterung der EU: 1981 trat Griechenland der Gemeinschaft bei, gefolgt von Spanien und Portugal im Jahre 1986.

Die politische Landschaft Europas erlebte im Jahre 1989 im Zuge des Falls der Berliner Mauer eine dramatische Veränderung. Neben der Wiedervereinigung Deutschlands ist die Demokratisierung der osteuropäischen Länder die unmittelbare politische Folge. Gleichzeitig handelten die Mitgliedstaaten den Vertrag von Maastricht aus, der am 1. November 1993 in Kraft trat, jedoch bereits vier Jahre später durch den Vertrag von Amsterdam ergänzt wurde. Der Maastrichter Vertrag regelte Einzelheiten für die Einführung der gemeinsamen Währung und legte Vorschriften für die verschiedenen Politikbereiche fest. Zudem ging die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft in der neu gegründeten Europäischen Union (EU) auf. Der Amsterdamer Vertrag sah vor allem eine Reform der EU-Organe vor, die im Hinblick auf den Beitritt weiterer Länder  –  Finnland, Österreich, Schweden im Jahre 1995  –  sowie der erwarteten Osterweiterung dringend erforderlich war, um die Handlungsfähigkeit der Union zu erhalten. Zweck des Vertrags war ferner die Stärkung der Bürgerrechte. Für die europäische Behindertenbewegung ist der Vertrag ein Meilenstein, weil in Artikel 13 die Europäische Union ermächtigt wird, gegen Diskriminierung aufgrund einer Behinderung oder anderer Gründe vorzugehen. Während die Sozial- und Beschäftigungspolitik in den Verträgen von Rom noch eine untergeordnete Rolle einnahm, machte der Vertrag von Amsterdam die Bekämpfung von Diskriminierungen zu einer der vordringlichsten Aufgaben der EU überhaupt.

Als größte Leistung der Europäischen Union kann die Schaffung einer gemeinsamen Währung gelten. Als Buchgeld, mit dem Banken und Wirtschaft rechnen, wurde der Euro bereits am 1. Januar 1999 eingeführt. Drei Jahre später folgten die Münzen und Scheine. Druck, Prägung und Ausgabe in zwölf Mitgliedstaaten waren eine enorme logistische Herausforderung. Über 80 Milliarden Münzen wurden in Umlauf gebracht. Die neuen Münzen und Scheine sind so gestaltet, dass auch blinde und sehbehinderte Menschen sie gut unterscheiden können.

Mit dem Beitritt Estlands, Lettlands, Litauens, Maltas, Polens, der Slowakei, Sloweniens, Tschechiens, Ungarns und Zyperns im Jahre 2004 sowie Bulgariens und Rumäniens im Jahre 2007 wuchs die Zahl der EU-Mitgliedstaaten auf 27 an. Um ihre Handlungsfähigkeit zu bewahren, braucht die Union eine grundlegende Reform, die mehr Transparenz der Entscheidungen, eine klarere Abgrenzung der Zuständigkeiten zwischen EU und Mitgliedstaaten, eine größere Effektivität der Entscheidungsmechanismen, eine Charta der Grundrechte als Grundlage einer europäischen Werteordnung und mehr Rechte für das Europäische Parlament gewährleistet. Der Reformvertrag von Lissabon, der an die Stelle der gescheiterten Europäischen Verfassung trat, enthält alle diese Elemente. Für sein Inkrafttreten ist allerdings die Ratifikation durch sämtliche 27 Mitgliedstaaten erforderlich. Bislang haben die Parlamente in 21 Mitgliedstaaten zugestimmt. Die irische Bevölkerung hatte den Vertrag in einem Referendum im Juni 2008 abgelehnt. Neben Irland müssen zudem noch Tschechien, Spanien, Italien, Belgien und Schweden zustimmen. Insofern ist es fraglich, ob der Reformvertrag, wie geplant, rechtzeitig vor den Europawahlen im Juni 2009 in Kraft treten kann.

Hans Kaltwasser  
Referent des DBSV für internationale Zusammenarbeit


Dazu Bild: Geburtsstunde der Europäischen Union: Robert Schuman, französischer Außenminister, unterzeichnet am 18. April 1951 den Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl

Nachruf Sir John Wall

Unermüdlicher Einsatz für die Integration blinder und sehbehinderter Menschen


Die Europäische Blindenunion (EBU) trauert um Sir John Wall, der am 30. November 2008 im Alter von 78 Jahren verstarb. Mit ihm verliert die europäische Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe eine ihrer markantesten Führungspersönlichkeiten.

Von 1994 bis 1996 war John Wall Generalsekretär der EBU, 1996 bis 2003 leitete er deren Geschäfte als Präsident. In seinem Amt trug er maßgeblich dazu bei, dass sich die EBU höchstes internationales Ansehen erwarb. Zu seinen größten, bleibenden Leistungen gehört die Erkenntnis, dass die Einflussnahme auf die europäische Gesetzgebung für die Durchsetzung der Anliegen blinder und sehbehinderter Menschen unerlässlich ist.

John Wall erblindete im Alter von acht Jahren. Nach seinem Schulabschluss am Worcester College for the Blind widmete er sich dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität von Oxford, das er 1951 mit großem Erfolg abschloss. Seine Karriere begann Wall als Solicitor und Rechtsberater für eine Reihe britischer Behindertenorganisationen, bevor er als angesehener Anwalt für verschiedene Kanzleien arbeitete. Nach seinem Ausscheiden als Partner der renommierten Kanzlei Middleton Lewis wurde John Wall im Jahre 1991 als erster blinder Jurist zum Richter am High Court of Justice ernannt.

Sein Wirken ging weit über seine außergewöhnlichen beruflichen Leistungen hinaus. So setzte sich John Wall unermüdlich für das Wohl blinder und sehbehinderter Menschen auf europäischer und internationaler Ebene ein. Für das Royal National Institute of Blind People (RNIB) war John Wall ab 1962 tätig, zunächst als Mitglied des Vorstandes, ab 1975 als stellvertretender Vorsitzender und von 1990 bis 2000 als Vorsitzender dieser Organisation. Daneben engagierte er sich für zahlreiche andere britische Behindertenorganisationen. Für sein ehrenamtliches Engagement erhielt John Wall eine Vielzahl von Auszeichnungen und wurde von der britischen Königin zum Commander des Britischen Empire (CBE) und Ritter geschlagen.

Aufgrund seiner einzigartigen Begabungen, großen Erfolge und seines unermüdlichen Engagements bleibt John Wall ein Vorbild für alle blinden und sehbehinderten Menschen. Die deutsche Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe wird ihm ein ehrenvolles Andenken bewahren.

Hans Kaltwasser  
Referent des DBSV für internationale Zusammenarbeit

Hilfsmittel:

FotoVisionen

Sehbehinderung und Fotografie: Passt das zusammen? Ja, und zwar ganz besonders im digitalen Zeitalter. Durch die technische Entwicklung der letzten Jahre hat die digitale Fotografie eine bedeutende Rolle für den Einsatz im Low-Vision-Bereich gewonnen. Die Entdeckung eines zeitgemäßen und kreativen Hilfsmittels.


Wer hätte sich vor zehn bis 15 Jahren vorstellen können, ein kleines elektronisches Kästchen aus der Hosentasche zu ziehen, damit in die ganze Welt zu telefonieren, Textnachrichten zu versenden, gestochen scharfe Fotos zu machen und diese auch noch überall hinsenden zu können? In diesem kleinen Kästchen, das wir Handy nennen, steckt bei weitem mehr Computertechnik als bei der ersten Mondlandung 1969 zur Verfügung stand.

Derartig rasanten Entwicklungen im Elektronikbereich verdanken wir auch, dass es für Menschen mit Sehbeeinträchtigung inzwischen ein vielseitiges Spektrum an nützlichen Helfern gibt, die aus dem Alltag  –  ob Freizeit, Hobby, Schule oder Beruf  –  nicht mehr wegzudenken sind. Schauen wir uns dieser Tage auf einer Hilfsmittelausstellung um, so entdecken wir eine Vielzahl von Geräten, von den handtaschengroßen elektronischen Lupen bis zum bekannten Klassiker, dem Bildschirmlesegerät. Und auch für den PC-Anwender gibt es unterschiedliche Vergrößerungsprogramme mit und ohne Sprachausgabe, die uns das Arbeiten leichter machen.

Neben der Computertechnik und der Mobiltelefonie gibt es eine weitere Revolution auf dem Elektroniksektor, welche in besonderer Weise unsere Aufmerksamkeit verdient: die digitale Fotografie. Mit der Einführung der digitalen Fotografie für den Hobbyfotografen Ende der 1990er Jahre steht ein völlig neues Medium auch für den Einsatz im so genannten Low-Vision-Bereich zur Verfügung.

Die Frage, ob Fotografieren überhaupt etwas für Menschen mit Sehbehinderung ist, wird immer wieder gestellt. Um gute Fotos machen zu können, müsse man doch gut sehen können usw. Nichtsdestotrotz hören wir, dass es sogar blinde Fotografen gibt, die mit ihren Arbeiten für Aufmerksamkeit sorgen oder dass der eine oder andere Mensch mit Sehbehinderung gerne fotografiert. So machten sich vor etwa drei Jahren einige Betroffene, unter ihnen Pernille Sonne aus Leipzig und Thomas Vallentin aus Berlin, Gedanken, inwieweit man das Thema "Digitale Fotografie" im Rahmen eines Sehbehindertenseminars aufgreifen könne. Ebenso wurden unterschiedliche Anwendungsbeispiele in verschiedenen Fachzeitschriften diskutiert.

Beim Workshop "Digitale Fotografie" im Rahmen eines Seminars der AG Sehbehinderte des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS) wurde 2006 schließlich der Begriff "Digitale Fotografie als kreatives Hilfsmittel" geboren. Bei diesem und weiteren Workshops, zuletzt im April 2008 beim Seminar für Menschen mit Sehbehinderung des DBSV in Bad Meinberg unter der Leitung von Franz Rebele und Gerhard Frühwald, konnten die Teilnehmer schnell erkennen, dass digitale Fotografie weit mehr bedeutet, als nur nette Bilder zu knipsen. Je mehr mit den Kameras ausprobiert wurde und Erfahrungen ausgetauscht wurden, umso mehr Ideen kamen, wie die digitale Kamera als Hilfsmittel im Alltag eingesetzt werden kann. Aus Ideen wurden Visionen  –  "FotoVisionen"!

Im Folgenden werden einige Beispiele genannt, wie ein digitaler Fotoapparat als kreatives Hilfsmittel eingesetzt werden kann. Da wir mit sehr unterschiedlichen Sehproblematiken konfrontiert sind, ist nicht jedes Beispiel für jeden geeignet. Während es dem einen zu dunkel ist, kann helles Licht für einen anderen sehr störend wirken usw.

Um die Kamera wie ein digitales Monokular einzusetzen, muss das Display ausreichend lichtstark sein und sollte eine Bildschirmdiagonale von mindestens sieben Zentimetern haben, was heutzutage bereits Standard ist. Damit ist es zum Beispiel möglich, am Bahnhof die Zugabfahrtstafel anzuvisieren, das Bild entsprechend heranzuzoomen  –  und schon weiß ich, auf welchem Gleis der Zug abfährt. Während ein herkömmliches Monokular oft als stigmatisierend empfunden wird, ist man hier nur einer von vielen, die mit einer Kompaktkamera fotografieren. Die Digitalkamera lässt sich auch mit einer Lupenbrille bzw. einem Hyperokular kombinieren. Vorteil ist, dass die Aufnahme im Display näher ans Auge gebracht werden kann und durch die vergrößernde Brille nochmals vergrößert wird.

Schlechtes Sehen lässt sich unter anderem dadurch kompensieren, dass man ein Motiv länger, sozusagen als Standbild, betrachtet. In der Realität hat das natürlich Grenzen. So würde es vermutlich ein peinliches Missverständnis auslösen, wenn ich meiner Nachbarin, deren Augenfarbe ich endlich mal erfahren möchte, unnötig lange in die Augen schaue. Ein Foto macht's möglich! Man kann sich das Ergebnis in Ruhe im Display, Fernseher, digitalen Fotorahmen oder am PC betrachten und alle möglichen Details entdecken.

Einer der wesentlichen Vorzüge der digitalen Fotografie ist die Verbindung mit dem PC. Die Aufnahmen können gespeichert, archiviert und bearbeitet werden. Für die Bildbearbeitung gibt es eine breite Palette an Programmen, mit welchen sich die unterschiedlichsten Effekte erzielen lassen. Für unsere Zwecke genügt bereits ein einfaches, kostenloses und leicht bedienbares Bildbetrachtungsprogramm mit den Standardfunktionen. Mit ein paar wenigen Klicks lassen sich Helligkeit, Kontrast und Farben verändern und Bildausschnitte den individuellen Bedürfnissen entsprechend vergrößern. Bei abfotografierten Texten etwa lassen sich die Farben invertieren, was auch stark sehbehinderten Menschen mit geringem Kontrastsehvermögen zu einem passablen Ergebnis verhilft, ähnlich wie bei einem herkömmlichen Bildschirmlesegerät.

Aufgrund der technischen Entwicklung der letzten Jahre ist manch hochwertige Kamera, welche speziell für den Einsatz im Low-Vision-Bereich geeignet ist, schon ab ca. 250 Euro erhältlich. Bei der Auflösung lassen sich die Hersteller nicht mehr lumpen: 8 Millionen Bildpunkte (Megapixel) und mehr sind praktisch Standard, was für die nachträgliche Vergrößerung einzelner Bildausschnitte von Vorteil ist. Viele Kompaktkameras sind zudem mit einem ausreichend guten optischen Zoom (mindestens 5fach) ausgestattet, so dass das gewünschte Motiv entsprechend herangezoomt werden kann.

Die digitale Fotografie ist somit nicht nur ein Hobby für normalsichtige Menschen, auch Sehbehinderte können vieles damit anfangen. Sogar für den Einsatz als blindenspezifisches Hilfsmittel gibt es inzwischen eine Texterkennungssoftware, welche aus einem Fotohandy ein mobiles Vorlesegerät mit Sprachausgabe macht (vgl. "Gegenwart" 10/2008).

Bei meinen Recherchen bin ich auf die Geschichte eines sechsjährigen geburtsblinden Jungen gestoßen, der seine nähere Umgebung mit einer Kompaktkamera fotografierte und sich die Aufnahmen von seinen sehenden Eltern beschreiben ließ. Fantastisch! Durch den Einsatz dieses fotopädagogischen Elements bekam die Fotografie eine völlig neue Bedeutung. Für den kleinen Jungen bewirkten die Fotos eine Erweiterung seines Horizontes. So konnte er entdecken, was Normalsichtige in ihrer Umgebung sehen können.

Durch die digitale Fotografie und die vielseitigen Möglichkeiten der Bildverarbeitung können Menschen mit Sehbehinderung auch die eigenen so genannten inneren Bilder reflektieren. Beim späteren Betrachten der Aufnahmen bestimmter Motive und Gegenstände werden die im Gehirn abgespeicherten Bilder eventuell korrigiert und ergänzt. Dies schließt auch Selbstporträts ein: Man kann sein eigenes Spiegelbild in Ruhe und in der nötigen Vergrößerung und Helligkeit betrachten und sich wie ein Normalsichtiger mit seinem eigenen Erscheinungsbild auseinander setzen. Hierzu passt auch ein Zitat des berühmten Fotografen Edward Steichen: "Die Aufgabe des Fotografen ist es, dem Menschen den Menschen zu erklären und ihm zur Selbsterkenntnis zu verhelfen."

Gerhard Frühwald  
Low-Vision-Trainer, Augenoptiker und Erzieher am bbs Nürnberg
Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte


Dazu Bilder:

    • Neue Horizonte: Eine sehbehinderte Seminarteilnehmerin erkundet die Digitalkamera
    • Straßenschilder werden lesbar: Die digitale Bildbearbeitung macht's möglich!

Workshops "Digitale Fotografie"

11.3.-13.3.2009
Fotografie für Sehbehinderte
Leitung: Thomas Vallentin
AURA-Hotel Boltenhagen

Nähere Informationen beim
AURA-Hotel "Ostseeperlen" Tel.: 03 88 25 / 37 00
E-Mail: ostseeperlen@t-online.de
www.ostseeperlen.de


30.4.-3.5.2009
Offenes Seminar der DBSV-Koordinationsstelle "Leben mit Sehbehinderung"
Mit Workshop "Digitale Fotografie" unter Leitung von Pernille Sonne und Gerhard Frühwald
AURA-Zentrum Bad Meinberg

Nähere Informationen bei
Irmgard Badura
Leiterin der Koordinationsstelle
E-Mail: irmgard.badura@bbsb.org


1.-4.10.2009
BBSB-Seminar "nicht blind, nicht sehend"
Mit Workshop "Digitale Fotografie" unter Leitung von Pernille Sonne und Gerhard Frühwald
AURA-Hotel Saulgrub

Nähere Informationen bei
Andrea Kuchenreuther
Sehbehindertenbeauftragte des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes
E-Mail: AM.Kuchenreuther@t-online.de

Leben:

Integration zu Ende denken

Das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, der Gesellschaft nicht mehr zu nützen, treibt die einen in die Einsamkeit, die anderen zu übertriebener Selbstständigkeit. Warum nicht sein Anderssein akzeptieren und damit die Gesellschaft erst zu einem Ganzen machen? Dieser Frage geht Christa Rupp nach, um zu einem zeitgemäßen Verständnis von Integration zu gelangen. Die "Gegenwart" dokumentiert einen Vortrag, den die Pädagogin im Rahmen der Woche des Sehens in Saarbrücken gehalten hat.


Wenn ich mich dem Thema "Integration" auf eine sehr persönliche Weise zu nähern versuche, so hat dies mehrere Gründe: Schulische und berufliche Integration werden von kompetenter Seite in den entsprechenden Medien, Fachgruppen und auch in dieser Veranstaltung behandelt  –  sehr wichtige Themen, wie ich denke, da sicherlich noch lange nicht zu Ende gedacht und viel weniger zu Ende gelebt. Wirklich fest im Erwerbsleben steht allerdings nur ein sehr geringer Teil unseres Personenkreises im arbeitsfähigen Alter und mit abgeschlossener Berufsausbildung, und so können und dürfen nur einige von uns ihren Anteil am gesellschaftlichen Leben auf dem ersten Arbeitsmarkt leisten.

Der Verlust der Sehfähigkeit tritt häufig erst im Erwachsenenalter ein, wenn der Beruf erlernt und gewählt ist, und in nicht wenigen Fällen folgt dann sehr rasch die vorzeitige Berentung. Zu der alles verändernden Erfahrung des Verlustes unseres wichtigsten Sinnes kommt für viele die Erfahrung hinzu, nicht mehr gebraucht zu werden, dieser Gesellschaft nicht mehr "nützen" zu können, und häufig ist die persönliche Isolation eine Folge. Die weitaus größte Zahl der Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderung muss ihren Alltag ohne berufliche Tätigkeit, oft auch ohne Partner, viel zu oft mit zu wenigen Freunden leben und die Hilfen, die sie zur Bewältigung ihres Alltags braucht, "einkaufen". Mobilitätstraining und das Erlernen lebenspraktischer Fertigkeiten sind hierzu unabdinglich und notwendig. Wie gut, wenn uns das Land, in dem wir leben, diese Möglichkeiten bietet, indem es Nachteilsausgleiche gewährt.

Was bedeutet nun aber Integration für den Einzelnen, der sich trotz oder sogar wegen seiner Sehbehinderung oder Blindheit bemüht, am Leben dieser Gesellschaft, in die er nun mal eingebunden ist und auch sein will, nicht nur teilzuhaben und teilzunehmen, sondern vor allem auch Anteil zu nehmen und so ein Teil dieses "Ganzen" zu werden  –  unabhängig davon, ob er im Beruf steht oder nicht?

Ich selbst war überrascht, wie unterschiedlich im Vorfeld meiner Überlegungen meine Frage beantwortet wurde, ob er oder sie sich integriert fühle und welche Bedeutung dieser Begriff, vor allem aber dieses Erleben, habe. Die Eigenständigkeit der Lebensführung  –  Einkäufe, Haushaltsführung, Arztbesuche, Geldangelegenheiten  –  all dies führt wesentlich zu einem Gefühl und Erleben von Unabhängigkeit und dem Bewusstsein, ein "ganz normales" Leben zu führen. Allein den Alltag meistern zu können, die größte Einschränkung des Sehverlustes, nämlich die mangelnde Mobilität, weitestgehend zu überwinden, dies scheint für viele ein Zeichen von erfolgreicher Integration zu sein.

Mobilität, Flexibilität, Individualität sind wesentliche Merkmale unserer modernen Gesellschaft. Der Einzelkämpfer, der die anderen nur hin und wieder braucht, um sich herauszuheben, der frei ist und keinen festen Bindungen verpflichtet sein möchte, dieser Einzelkämpfer lebt in einem System, das ihn trägt und immer tragen soll, wenn dies gewünscht ist. Diesem Prinzip haben sich auch viele von uns angepasst: Wer möglichst viel allein regeln kann, die anderen also nur selten benötigt und weitgehend auf deren Hilfe verzichten kann, der gehört zu den "Hochleistungsblinden"  –  auch weil er dafür sorgt, dass sich möglichst wenige Menschen mit dieser etwas anderen Lebenserfahrung auseinander setzen müssen, einem Leben ohne den Sehsinn, der eine hohe soziokulturelle Bedeutung besitzt. Eine große Entlastung unserer Um- und Mitwelt  –  vielleicht!

Dennoch begegne ich im persönlichen Gespräch immer wieder einem Erleben, das sich in unserer mobilen Gesellschaft bei vielen Menschen, vor allem aber bei älteren und behinderten Menschen breit macht und schmerzhaft wahrgenommen wird: der Einsamkeit. Menschen mit einer Behinderung, noch dazu mit einer, die von fast allen als die schwerwiegendste erlebt und beurteilt wird, haben gelernt, dass sie in vielen Bereichen die Nehmenden sind. Viel zu selten wird uns vermittelt, dass wir, wenn wir in einem funktionierenden System unseren Platz finden und einnehmen wollen, auch Gebende sein können, sein müssen und oft auch sind. Jede und jeder von uns will doch letztlich eingebunden sein in ein kleines, stabiles soziales Geflecht, und wir müssen uns die Frage stellen und stellen lassen, wie wir diesem sozialen Geflecht unsere ureigenen Fäden einweben können; das ganz persönliche Selbstbewusstsein ist der wichtigste Schritt in diese Richtung. Unsere ureigene Sichtweise, unsere intensive Wahrnehmung mit allen Sinnen, die uns geblieben sind, das kritische Hinterfragen äußerer Erscheinungsbilder und deren Bedeutungslosigkeit für das "Eigentliche", das "Hinschauen", Hinhören, Hinspüren auf Zwischentöne, das alles haben wir zu geben, und das alles kann, wenn wir es bewusst einsetzen und dazu stehen, dieser Gesellschaft einen vielleicht nur winzigen, aber wichtigen Stempel verleihen.

Wie schwer ist es aber, jenes "Anderssein" zu akzeptieren! Auch wenn wir wissen, dass jede Erkrankung, jede Behinderung, jede Lebenskrise einen Menschen prägt und damit die Persönlichkeit nahezu immer maßgeblich verändert. Wie groß ist und bleibt die Sehnsucht nach diesem "Augenblick", der Nähe schaffen kann, diesem "Blickkontakt", der den Kontakt zu anderen so wesentlich erleichtert und oft erst herstellt!

Ich selbst bin blind geboren, und mir ist auch heute noch, trotz einer fundierten Schul- und Ausbildung, diese "sehende" Welt manchmal fremd und unbekannt. Die wichtigsten Helfer im Verstehen waren und sind mir bis heute die Literatur, die Gespräche, die Erlebnisse und Erfahrungen mit sehenden Freunden und nicht zuletzt mit meinen Kindern. Ich erinnere mich gut an eine Situation: Ich war etwa vierzehn Jahre alt und bat meine um zwei Jahre jüngere Schwester, mir zu zeigen, wie ein Lächeln auszusehen hat. Lachen, Grinsen, wie sich das anfühlt, wusste ich natürlich, aber was ist ein Lächeln? Selbst als ich ungefähr wusste, wie es sich in meinem Gesicht anfühlen musste, konnte ich mein Lächeln nie wirklich an ein Gegenüber verschenken. Auch wenn ich im alltäglichen Umgang mit mir vertrauten Personen eine Reihe von Möglichkeiten gefunden habe, Anteilnahme, Zuneigung, aber auch Nähe und Distanz zu vermitteln, so gibt es doch Grenzen der Kommunikation und damit auch der zwischenmenschlichen Kontaktaufnahme, die mir meine Behinderung setzt und die ich akzeptieren muss.

Wenn ich und mit mir viele meiner blinden und sehbehinderten Freunde wirklich begriffen haben werden, dass Integration nicht bedeuten kann, so zu sein wie alle, sondern dass wir dem sozialen System, in dem jeder von uns lebt, unseren ureigenen Farbtupfer und damit diesem Geflecht eine ganz neue und eigene Buntheit verleihen können, und wenn unser kleines soziales System das zulässt, dann sind auch Menschen mit Behinderung integriert, ebenso wie all diejenigen, die sich von der Norm abheben, weil das "Ganze" ohne sie nicht "ganz" sein kann. Wenn Menschen sich bereit zeigen, Hilfs-"Bedürftigkeit" in gewissen Situationen zuzugeben und auch um Hilfe zu bitten, und wenn sie vielleicht im Gegenzug ihre Fähigkeit des Zuhörens, der Geduld, des Innehaltens und des Wartenkönnens vermitteln und verschenken, dann ist Gegenseitigkeit nicht nur möglich, sondern selbstverständlich und Integration im persönlichen Umfeld weitestgehend gelungen.

Wenn Sie, meine Damen und Herren, liebe Freunde, bis hierher zugehört haben und mir dadurch das Gefühl und das Erleben vermittelt haben, dass ich Ihnen etwas zu sagen habe, dann ist das auch meine Vorstellung von Integration und Teilhabe! Dafür: Danke!

Christa Rupp
Vorstandsmitglied im Blinden- und Sehbehindertenverein für das Saarland und
Leiterin der Bezirksgruppe Saarlouis-Merzig, zuständig für die Psychosoziale Beratung beim BSV Saar  

Menschen:

"Ich bin Fischer"  –  Familie Ahator

"Wenigstens bin ich nicht faul, nur weil ich blind bin"

Kwabla Ahator, 48

"Eines Tages fühlten sich meine Augen an, als würde die Sonne sie durchfluten. Ich wurde sofort in verschiedene Krankenhäuser gebracht, bin aber schließlich auf beiden Augen erblindet. Ich war verzweifelt und habe viel geweint. Doch mein Vater sagte, dass viele Menschen blind seien und dass sie Vieles tun können. Er meinte: 'Es gibt viel Hoffnung für dich.'

Ich bin immer bereit, fischen zu gehen. Es ist eine Arbeit, die ich in Würde tun kann und die mich glücklich macht. Mein Vater und meine Großeltern waren Fischer. Fischen gibt mir neue Kräfte. Selbst wenn ich morgen in der Lotterie gewinnen würde, würde ich weiter fischen.

Es ist etwas Besonderes, ein blinder Fischer zu sein. Die Leute denken, ich hätte ein sehr beschwerliches Leben und ich denke, dass das, was ich mache, andere ermutigt. Ich unterstütze meine jüngeren Geschwister und bin stolz darauf, dass in unserer Familie kein Kind betteln gehen muss.

Wer weiß, was man über mich denken wird, wenn ich sterbe, oder was man heute über mich denkt? Aber wenigstens bin ich nicht faul, nur weil ich blind bin. Ich gehöre zu den Menschen, die hart arbeiten, und ich hoffe, dass man sich deswegen an mich erinnern wird. Niemand macht sich über uns lustig. Wir nehmen an allen Gemeindeversammlungen teil. Ich mag die Leute, die es gut finden, dass ich hart arbeite. Was ich auf dieser Welt verabscheue, sind Menschen, die sehen und faul sind.

Unser Dorf ist der einzige Ort, den wir kennen, aber es ist wunderschön hier. Ich liebe die Brise, den Wind im Schatten der Bäume, den Klang unserer Kirchengesänge, unsere traditionellen Tänze, die spielenden Kinder, die Vögel, die mich jeden Morgen wecken, den Duft von kochendem Reis, das Gefühl, wie die Fische näherkommen, wenn es regnet und der Fluss anschwillt. Aber die Landschaft macht mir auch große Angst. Ich habe Angst vor dem Unbekannten. Was ist, wenn von einem Baum ein Ast abbricht und auf mich fällt? Wie kann ich ihm ausweichen?

Auch wenn ich blind bin, war Gott bisher sehr gut zu mir: Ich habe meine Arbeit gemacht, ohne Probleme und ohne Unfälle. Ich bin ein einfacher Mann und Gott hat mich gelehrt, jedem zu vergeben. Ich werde nie wütend, aber ich führe ein einsames Leben. Ich bin nicht verheiratet. Ich versuche, mit Frauen zusammen zu sein, aber nach einer gewissen Zeit sagen sie immer, dass sie leiden würden, wenn sie mich heiraten würden, und dass ich nicht für sie sorgen könnte. Aber wenn ich in der Lage bin, Geld zu verdienen, kann ich auch heiraten. Geld, eine Frau und Kinder  –  das verschafft einem Respekt. Wenn ich Geld hätte, würden alle kommen und sich bei mir einschmeicheln."

"Wir haben viele Sinne, die uns beim Fischen nützlich sind"

Yaovi Ahator, 35

"Mein Bruder Kwabla ist viel älter als ich, aber wir waren uns schon immer nahe. Als wir jung waren, folgten wir unserem Vater überallhin. Er erzählte uns Geschichten und brachte uns bei, im Fluss zu fischen.

Ich bin als Kind blind geworden. Mein Bruder und meine Schwester waren schon blind, aber ich war trotzdem nicht darauf gefasst. Ich war sehr niedergeschlagen, wütend und bemitleidete mich selbst. Ich erinnere mich, wie ich mich fragte: 'Warum gerade ich unter den vielen Leuten im Dorf?' Ich stand mit dem Rücken zur Wand. Ich konnte keine Spiele mehr spielen. Ich konnte nichts mehr tun. Eine Zeit lang wollte ich nicht mehr leben.

Mein Vater versuchte immer, mir zu helfen. Er sagte: 'Du bist ein guter Arbeiter. Du kannst nicht aufgeben, nur weil du blind bist.' Ich habe ungefähr drei Jahre gebraucht, um damit fertig zu werden. Dann hatte ich begriffen, dass ich genauso stark bin wie jeder, der sehen kann, und ich bin wieder fischen gegangen. Es war viel schwieriger und ich brauchte Zeit, um mich umzugewöhnen und die Kunst, zu fischen, neu zu erlernen.

Als ich ein Kind war, noch bevor ich blind wurde, wollte ich viele Dinge machen. Wenn ich an all die Dinge denke, die ich hätte machen können, werde ich traurig. Aber wenn ich auf mein Leben zurückblicke, dann ist es in Wahrheit so, dass ich gerade durch meine Blindheit strahle. Ich glaube, es ist mutig von mir, als Fischer zu arbeiten. Alles, was sehende Menschen tun können, kann ich auch tun. Wenn sich das Netz verhakt, tauche ich ins Wasser und löse es  –  manche sehende Fischer sind dazu nicht in der Lage. Wir fischen morgens um 4 Uhr und nachmittags um 4 Uhr. Wir brauchen eine sehende Person, die uns führt. Aber sobald wir bei unseren Fallen sind, können wir sie einholen und die Fische einsammeln. Wir haben viele Sinne, die uns beim Fischen nützlich sind. Mit unserem Tastsinn können wir alle möglichen Netze erkennen. Wir riechen die Bambusfallen  –  sie haben einen besonderen Geruch  –  und wenn darin Fische gefangen sind, hören wir sie zappeln. Wir können genauso schnell fischen wie sehende Menschen. Wir können sie sogar schlagen! Manchmal kommen Leute, die Blinde noch nie haben fischen sehen, um uns zuzuschauen, und sind beeindruckt, wie schnell wir arbeiten. Sie denken, dass wir nicht arbeiten und kein Geld verdienen können, weil wir blind sind. Aber tatsächlich gehören wir in unserem Dorf zur bevorzugten Klasse  –  wir haben einen Kahn und die Gemeinschaft respektiert uns.

Ich lache gern. Wenn wir fischen gehen, singe ich lustige Lieder, um die Langeweile zu vertreiben. Manchmal schlage ich mit Stöcken auf den Kahn und wir singen alle im Rhythmus. Ich mache die ganze Zeit Witze und die Leute im Dorf mögen mich dafür. Die Leute, die sehen, arbeiten nur selten, also ziehe ich sie auf: 'Schaut her  –  ich bin blind und ich arbeite. Ihr könnt alle sehen, aber ihr sitzt nur herum.' Meistens lachen sie darüber. Die Leute werden sich an mich erinnern, weil ich hart arbeite. Sie werden sagen: 'Mit der Kraft, die er hat, hätte dieser Mann so viel tun können, wenn er nur sehen könnte.'"

"Unsere Familie kann nicht so viel erreichen wie andere  –  das ärgert mich"

Isaac Keku, 25

"Ich bin der Neffe von Kwabla und Yaovi und der jüngere Sohn von Abla. Ich bin Fischer und führe meine Onkel. In meiner Familie sind viele erblindet. Manchmal denke ich, dass ich auch blind werden könnte, und das macht mir solche Angst, dass ich anfange zu weinen. Wer wird mir helfen?

Aber ich liebe meine Onkel. Obwohl sie blind sind, haben sie mir beigebracht zu fischen. Ich gehe gerne mit ihnen fischen. Sie sind gut drauf. Mein Onkel singt: 'Ein Mann, der reitet, kann keine Sandalen tragen ... Meine Mörder sind da ...' Der Mann aus dem Lied ist verzweifelt, er hat noch nicht einmal Sandalen. Er besitzt nur ein Pferd, aber jemand versucht, ihn aus Eifersucht zu töten. Ob man reich ist oder arm, man hat immer Feinde  –  das ist die Moral des Liedes. Meine Onkel mögen solche lustigen Lieder.

Unsere Familie kann nicht so viel erreichen wie andere  –  das ärgert mich. In Wirklichkeit arbeiten Sehende schneller als wir. Aber ich bin stolz auf meine Familie. Wir sind nicht schnell, dafür aber um so effektiver. Deshalb sind unsere Fänge besser als die der anderen. Ich muss jetzt gehen. Ich bin wie ihre Beine und ohne mich ... Ich muss immer da sein."

"Man heiratet und sieht diesen Mann nie wieder"

Abla Ahator, 43

"Ich bin mit 20 Jahren erblindet. Mein Bruder ist vor mir erblindet, aber ich habe trotzdem nicht damit gerechnet. Am Anfang war es sehr schwierig, nicht mehr mobil zu sein. Ich konnte nicht arbeiten und war völlig isoliert, immer zu Hause. Dann kam 'Sight Services' und brachte mir Dinge bei, die ich vorher nicht tun konnte, zum Beispiel Waschen und Fegen. Das hat mir geholfen, und jetzt bin ich nicht mehr so schüchtern.

Ich war verliebt, aber wenn man einen Mann liebt, der einen nicht liebt  –  was bedeutet das? Die Männer kommen, machen einen Heiratsantrag und  –  nachdem sie mit mir geschlafen haben  –  lassen sie mich mit einem Kind zurück. Man heiratet und sieht diesen Mann nie wieder  –  er lässt einen einfach allein  –  das kann man doch keine Ehe nennen. Ich weiß nicht, ob sie mich ausnutzen, weil ich blind bin  –  aber genau das ist passiert. Ich sorge allein für meine beiden Kinder. Ich bin stolz auf meine Söhne. Ich verlasse mich auf sie, aber ich habe Angst, dass ihnen das Gleiche passiert wie mir und meinen Brüdern. Ich helfe meinen Brüdern, indem ich Fisch für den Markt räuchere, und sie sorgen immer für uns.

Ich liebe den Geruch von geräuchertem Fisch und ich liebe meine Arbeit. Ich verdiene nicht viel Geld, aber es reicht für das, was ich brauche. Gleichzeitig hoffe ich auf eine bessere Zukunft, denn ich denke einfach, dass ich etwas Besseres aus meinem Leben machen könnte."

(Übersetzung: Irene Klein)


Dazu Bilder:

    • Abgestorbene Bäume ragen aus dem Wasser. Auf einem kleinen Holzboot zwei dunkelhäutige Fischer. Der ältere der beiden  –  er ist blind  –  wirft im Stehen eine Leine aus. Neben ihm liegt ein großes Fischernetz. Der andere Mann sitzt am Ruder und hat ein Bein auf den Bootsrand gelegt.
    • Zwei blinde dunkelhäutige Männer in seichtem Gewässer: Der Ältere, Ende 40, sitzt auf einem morschen Baumstamm, der hell aus dem unbewegten Wasser aufragt. Er trägt ein langes, gemustertes Hemd und hält einen Blindenstock. Der Jüngere, Mitte 30, steht ein paar Meter hinter ihm. Sein Oberkörper ist nackt, über der Schulter liegt ein Tuch. Die irislosen weißen Augen der Männer sind geradeaus gerichtet.
    • Vor einer großen Baumruine steht eine dunkelhäutige junge Frau an einem Lehmofen. Darin brennen Holzscheite. Die Frau trägt ein langes, bunt gemustertes Kleid und ein weißes Kopftuch. Im Hintergrund stehen Stroh gedeckte Lehmhütten.

Menschen aus aller Welt

Eine Serie von Porträts blinder und sehbehinderter Menschen in Kooperation mit "Colors Magazine". Abdruck mit freundlicher Genehmigung von "United Colors of Benetton" aus "Without Colors  –  dedicated to the blind and visually impaired".

"Colors Magazine" Nr. 72 (zweisprachig: Englisch plus Italienisch, Spanisch oder Französisch) kann inkl. CD zum Preis von 10 Euro bestellt werden bei:

STAFF Srl, via Bodoni 24
20090 Buccinasco (MI), Italien
Tel.: 00 39 / 02 45 70 24 15
Mail: abbonamenti@staffonline.biz
www.colorsmagazine.com

Verkehr:

Mobil am Flughafen

Im Juli vergangenen Jahres trat der zweite Teil der EU-Verordnung über die Rechte behinderter Flugpassagiere in Kraft. Darin sind die Assistenzleistungen geregelt (vgl. "Gegenwart" 7-8/08). Der Flughafen Nürnberg hat sich mächtig ins Zeug gelegt, auch über die gesetzlichen Anforderungen hinaus.


Der Airport Nürnberg, bekannt als Flughafen der kurzen Wege und im Ranking der deutschen Verkehrsflughäfen stets gut beurteilt, bringt es mit steigender Tendenz bereits auf mehr als 4,2 Millionen Reisende und 12.000 Assistenzleistungen für mobilitätseingeschränkte Passagiere im Jahr.

Am nördlichen Stadtrand, nahe der Autobahn A3 gelegen, ist der Flughafen vom Hauptbahnhof in zwölf Minuten mit der U-Bahn zu erreichen. Als Abholpunkte (Pick up Points) für den EU-rechtlich geregelten und kostenlosen Transfer blinder und sehbehinderter Menschen vereinbarten die Flughafen Nürnberg GmbH und der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) den Taxistand, die U-Bahnstation und die Servicerufsäule, wenige Meter vom U-Bahnaufzug entfernt und mit einem deutlich hörbaren Auffindesignal ausgestattet. Ankommende Reisende werden bis zum Taxistand oder bis zur U-Bahn (Drop off Points) begleitet.

Wer den Transfer in Anspruch nehmen möchte, muss bei der Buchung, spätestens jedoch 36 Stunden vor dem Abflug oder der Ankunft (nach EU-Recht sind es sogar 48 Stunden) den Flughafen kontaktieren (Tel.: 09 11 / 93 700, www.airport-nuernberg.de ) und zwei Stunden vor der Startzeit am vereinbarten Abholpunkt sein. Selbstverständlich versucht der Flughafen, den Service auch zu erbringen, wenn diese Fristen nicht eingehalten werden.

Wie die Assistenzleistungen im einzelnen organisiert sind, erfahren Interessierte bei besonderen Flughafenführungen für den BBSB. Alle relevanten Informationen können auch über das menügeführte Telefoninfosystem (09 11 / 93 700) oder auf der barrierefreien Internetseite www.airport-nuernberg.de abgehört und gelesen werden. Um gerade in der Startphase breit zu informieren, ließ der Flughafen Nürnberg zusätzlich eine Audio-CD herstellen, die von den Beratungs- und Begegnungszentren des BBSB in Nürnberg, Würzburg, Bamberg und Regensburg und darüber hinaus in Südthüringen vom Blinden- und Sehbehindertenverband Thüringen kostenlos abgegeben wird.

Aber das ist nicht alles: Um Menschen, die nicht oder nicht genug sehen können, eine Grundorientierung auf dem Vorplatz, in den Abflughallen und in der Ankunftshalle zu ermöglichen, ließ die Flughafen Nürnberg GmbH als deutschlandweit einmalige Serviceleistung von der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) einen taktil und visuell gestalteten Plan, bestehend aus vier Karten im Format DIN A3, herstellen (kostenlose Bestellung beim Flughafen Nürnberg, Terminalmanagement, Flughafenstr. 100, 90411 Nürnberg, Tel.: 09 11 / 937-17 25, E-Mail: giese-lutz@airport-nuernberg.de oder über die Beratungs- und Begegnungszentren des BBSB in Nürnberg, Würzburg, Bamberg und Regensburg).

Mit im Boot sitzt nicht zuletzt die Stadt Nürnberg. Das Tiefbauamt, zuständig für alle baulichen Maßnahmen der U-Bahn, erweitert das Leitsystem auf dem Flughafenbahnsteig und baut in der Königstorpassage, dem bedeutendsten Umsteigeknoten unter dem Bahnhofsplatz, Rillen und Noppen zur besseren Orientierung ein.

Gustav Doubrava  
Mitglied des DBSV-Präsidiums


Dazu Bild: Flughafen Nürnberg als Pilot: Zum Service gehören taktil und visuell gestaltete Pläne von Gebäude und Vorplatz

Glücklich über den Wolken

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Erfahrungen einer Flugreisenden, die auf Risiko gesetzt hat.


Ich bin sehbehindert und gehe mit dem weißen Langstock. Im Jahr 2003 habe ich die Azoren entdeckt. Seitdem fliege ich fast jedes Jahr zu einem Kuraufenthalt nach San Miguel. Aus Berlin kommend, geht es mit der Lufthansa nach Frankfurt, dann weiter nach Lissabon und schließlich mit einer portugiesischen Fluglinie nach Ponta Delgada. In Frankfurt traf ich immer ein befreundetes Ehepaar aus Hamburg, das mich begleitete, denn trotz der Meldung "blind (ohne Hund) und Rollstuhl" klappte der Service beim Umstieg fast nie. Oft war die Zusatzbuchung im Computer nicht mehr auffindbar  –  eine Erklärung dafür hatte niemand. Bei meinem letzten Flug vor zwei Jahren war bei der Lufthansa nicht mal der weiße Langstock als Blindenstock bekannt!

Dieses Jahr sollte nun alles anders werden  –  wegen der EU-Verordnung über die Rechte behinderter Flugpassagiere. Ich bekam einen Flug von Berlin nach Frankfurt mit der Lufthansa und dann, nach etwa zwei Stunden Aufenthalt, einen Direktflug mit der portugiesischen Fluglinie TP nach Ponta Delgada. Wunderbar! Meine Freunde flogen direkt von Hamburg aus. Störte mich nicht, es sollte doch diesmal alles anders sein!

Doch der Abflug aus Berlin verzögerte sich um anderthalb Stunden. Wegen der schlechten Witterung sollten auch die Anschlussmaschinen in Frankfurt nicht starten können, so die Auskunft. Denkste!! Wir landeten bei Sonnenschein, die TP war gestartet und damit der letzte Direktflug dahin. Ich rastete ganz schön aus, weil es doch noch nie so richtig geklappt hatte und ich nun ohne meine Freunde auskommen musste. Aber diesmal sollte wirklich alles anders werden.

Man kümmerte sich um mich, besorgte mir Hotel und Weiterflug (allerdings über Lissabon). Ich bekam meinen Koffer und außerdem eine Übernachtungstasche. Die Betreuer haben Laufzettel, auf denen alles notiert ist, und stehen per Handy mit den so genannten Umsteige-Aufenthaltsräumen in Verbindung. Verloren gehen kann man da nicht. Auch im InterCity-Hotel wurde ich bestens betreut, einschließlich Hilfe beim Büffet.

Das Umsteigen in Lissabon jedoch stand noch bevor. Aber auch hier klappte es. Es gab zwar keine Aufenthaltsräume wie in Frankfurt, aber der Betreuer bemühte sich um mich. Er meinte: "Wir wurden geschult." Ich entgegnete: "Das merkt man." Ich wurde immer als erste ins Flugzeug gebracht und gefragt, ob ich mit der Sicherheit vertraut sei. Bei der TP bot man mir die Sicherheitsvorschriften sogar in Braille an. In Ponta Delgada wurde ich abgeholt. Mein Gepäck zu finden und einen Taxifahrer, der mich nach Furnas brachte  –  alles kein Problem. Ich war glücklich! Wunschlos! Auch mit einem Kurtagverlust!

2010 will ich wieder auf die Azoren und da hoffe ich, dass sich die Betreuung nicht geändert hat. Allerdings werde ich wohl bereits vorher eine Nacht im InterCity-Hotel verbringen. Ist für meine Nerven besser!

Karin Hartwig  

Aus aller Welt:

Olympische Spiele, Teil 2

Zwar liegen die Paralympics in Peking schon ein paar Monate zurück. Für einen Rückblick ist es dennoch nicht zu spät. Schon gar nicht, wenn es um die "Langzeitwirkungen" des sportlichen Weltereignisses geht. Dr. Sven Degenhardt, Professor für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik und obendrein Chinakenner, fragt, was die Spiele bewegt haben.


Man sollte mit absoluten Formulierungen wie "Das war das Größte" zurückhaltend sein. Dennoch: Die Paralympischen Spiele im September 2008 waren derart intensiv, bewegend und angefüllt mit kulturellen und fachlichen Anregungen, dass sie für mich auf jeden Fall unvergessen bleiben werden. Der Besuch der Paralympics in Peking wurde mir durch eine Ehrengastakkreditierung des Nationalen Paralympischen Komitees (NPC) und durch die Verbindung mit der Projektarbeit in der VR China (gefördert durch das Hilfswerk Misereor) ermöglicht  –  allen beteiligten Institutionen und Personen darf ich an dieser Stelle ausdrücklich danken. Es ist nun an mir, die auch im Interview mit der "Gegenwart" (vgl. Ausgabe 9/2008) geäußerten Erwartungen  –  insbesondere in Bezug auf positive "Langzeitwirkungen" zugunsten von Menschen mit Behinderung in China  –  wieder aufzugreifen und zu hinterfragen.


Paralympics als Volksfest oder Die Olympischen Spiele, Teil 2

Schon häufig war zu hören, dass die Paralympischen Spiele für die Chinesen und insbesondere für die Pekinger die eigentlichen Spiele waren. Das mag auch daran gelegen haben, dass die Eintrittskarten und Nebenkosten (Getränke, Essen, Events ...) für viele Familien bezahlbar und dass durch das geringere internationale Besucherinteresse (!) auch mehr Karten auf dem Markt waren. In der Tat: Die chinesischen Besucher haben die Paralympics zu ihren und vor allem zu "gleichrangigen" Spielen gemacht  –  es waren die Olympischen Spiele, Teil 2#n!

Die deutsche Presse verweist gerne auf organisierte Besucherblöcke und verordneten Jubel und reduziert die Tatsache, dass es Kartenkontingente gab, die zum Beispiel als Auszeichnung an Beschäftigte von Betrieben vergeben wurden, ausschließlich auf politische und zu wenig auf historische und kulturelle Wurzeln. Wie auch immer, es waren tausende von Familien und unzählige kleine Gruppen von jungen Leuten unterwegs und die Stadien waren zu allen Zeiten gut gefüllt  –  häufig sogar ausverkauft. Es war eine Mischung aus einer Art "Eroberung der imposanten Sportstätten" (Vogelnest, Wasserwürfel, Olympic Green) und einem noch nie da gewesenen Interesse an den sportlichen Leistungen der Paralympioniken. Auch die abgeschlagenen Letzten wurden mit Applaus über die Ziellinie "getragen" und jeder, der im Rollstuhlbasketball nach einem Sturz oder Foul allein oder mit Hilfe wieder zurück in die Spielposition kam, wurde mit Jubel bedacht. Der hierzulande oft in die nationalistische Ecke gestellte Extra-Jubel für chinesische Sportler war durchweg fair und nicht übergriffig; das tausendfach skandierte "Zhongguo Jia You" (wörtlich "China, füll' Treibstoff nach!" und übertragen "Vorwärts China!") hat zwar die Stadien zum Beben gebracht, mich aber weniger irritiert als die dumpfen "Steh auf, wenn du ein Deutscher bist"-Gesänge zur letzten Fußball-Weltmeisterschaft.

Besonders verblüffte mich die Fachkenntnis des chinesischen Publikums, sind doch die Regeln durch die kombinierten Behinderungsklassen innerhalb eines Starterfeldes nicht immer selbsterklärend. Die größte Weite oder ein Weltrekord führen nicht automatisch zu einer Goldmedaille. Diese Kenntnisse waren auch ein Ergebnis der enormen Medienaufmerksamkeit: Ein Sender des zentralen chinesischen Fernsehens (CCTV) und ein Pekinger Regionalsender berichteten ganztägig live von den Spielen; auf allen Sendern liefen Werbespots und Reportagen über die Regeln des Behindertensports, aber auch über das tägliche Leben und Wirken von Menschen mit Behinderung. Neben Sendungen über nationale und internationale Künstler mit Behinderung (zum Beispiel über den kanadischen Singer-Songwriter Justin Hines) gab es auch Berichte etwa über einen jungen Chinesen mit Querschnittslähmung, der als Volontär bei den Paralympischen Spielen mit dabei war. Die Medien hatten weiterhin entscheidenden Anteil daran, dass es eine Art Starrummel gab  –  die Autogrammjäger hatten gut zu tun!


Peking  –  eine Stadt wächst über sich hinaus

Ich muss gestehen, Peking gehörte in meiner privaten Hitliste chinesischer Städte schon immer an die Spitze. Aber anlässlich der Spiele wurden noch einmal alle Register gezogen: Volontärs und Polizisten halfen beim ersten fragenden Blick, die Straßen waren sauber, der Müll wurde getrennt, die Luft war sauberer und die jahrelangen "Ansteh-Übungen" der Pekinger trugen Früchte: Man stellte sich tatsächlich an  –  an den Sicherheitskontrollen vor dem Olympic Green, an der neuen Olympialinie der U-Bahn, an den Haltestellen der Olympiabusse ... Selbst das Rauchen in den Restaurants wurde eingeschränkt. Alles irgendwie ungewohnt und für mich ganz und gar "unchinesisch"!

Bleibt an dieser Stelle das typisch deutsche, kritische Nachhaken: Alles verordnet und nach den Spielen wieder dahin? Nun gut, das Abschalten der produzierenden Industrie über Wochen, das Einstellen aller Bauarbeiten in Peking, das Fahrverbot für jeweils die Hälfte der privaten PKW's  –  all dies sind Maßnahmen, die uns nur schwer umsetzbar erscheinen. Aber eines haben sie bewirkt: Die Pekinger haben intensiv erlebt, dass ihre Umweltprobleme nicht nur hinzunehmen sind, sondern dass etwas getan werden kann  –  sowohl auf der individuellen Ebene beim Umgang mit Müll als auch auf der "großen" Ebene, indem man der industriellen Produktion nicht ungezügelt Raum geben muss.


Was bleibt?

Die Frage nach dem "Was bleibt?" hat schon während der Paralympischen Spiele jedes Gespräch mit Freunden und Kollegen in Peking bestimmt. Voller Hoffnung, dass die positive bis euphorische Stimmung nachwirkt und das Wahrnehmen wie die Anerkennung der Leistungen und Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung Schritt für Schritt in den chinesischen Alltag eingehen, haben wir konkrete Anhaltspunkte für einen positiven Ausblick gesammelt:

  • Die zahlreichen Materialen für die Schulung der Volontärs (darunter das Handbuch "Wie gehe ich mit sehgeschädigten Menschen um?", das ich mit Professor Dr. Zhi-Liang Qian von der Pädagogischen Hochschule in Peking und mit Unterstützung von Misereor herausgeben durfte) werden weiterhin für die fachliche und die Öffentlichkeitsarbeit verwendet.
  • Die Möbel des olympischen Dorfes wurden an chinesische NGOs (Nichtregierungsorganisationen) verteilt, die diese für den Eigenbedarf oder über Versteigerungen für die Aufbesserung ihrer Finanzen verwenden durften.
  • Die VR China hat bereits zum 1. August 2008 die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung ratifiziert und sie damit als verbindlichen Vertrag für das eigene Handeln anerkannt.
  • Die chinesische Regierung hat bis 2020 die Entwicklung eines Masterplans in Auftrag gegeben, in dem Modelle für die Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung entworfen werden sollen. Mit diesem Plan wird auch eine Stärkung der Sonderpädagogik an chinesischen Hochschulen angestrebt. So erhält die Beijing Normal University erhebliche zusätzliche Mittel für Forschung und Lehre. (Nebenbei: Die bundesdeutschen Hochschulen streichen seit Jahren in großem Umfang die Mittel in diesem Bereich!)
  • In drei Schritten (2012, 2020, 2040) soll in der VR China ein Sozialnetz aufgebaut werden, in dem neben dem Problem des Stadt-Land-Gefälles auch die Verbesserung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben Beachtung finden soll.

Wenn man interkulturelles Lernen ernst nimmt und nicht als Einbahnstraße versteht, muss man sich aber auch fragen, was wir aus diesen Paralympics im fernen und unbekannten China lernen können und sollten! Auch dazu ein paar, zugegebenermaßen unsortierte Gedanken:

  • Der paralympische Sport hat sich weltweit professionalisiert, sei es durch das direkte Engagement vieler Staaten oder staatsnaher Träger, die wirklich relevante Unterstützung durch Sponsoren oder Traditionen wie etablierte Collegemeisterschaften auch im Behindertensport. Die bundesdeutsche Realität erscheint vor diesem Hintergrund stellenweise  –  Entschuldigung!  –  hausbacken. Es reicht auch auf diesem Gebiet nicht, eine konkrete und nachhaltige Förderung durch schöne Festansprachen, Ehrungen und Verlautbarungen zu ersetzen.
  • Auch wenn die Präsenz der Paralympics in den bundesdeutschen Medien den Bodensatz des Jammertals der zurückliegenden Spiele und des Behindertensports allgemein verlassen hat, darf gefragt werden, in wie vielen der zahlreichen Jahresrückblicke die Paralympischen Spiele überhaupt aufgetaucht sind und bei wie vielen chinakritischen Berichterstattungen die besonderen Chancen der Spiele eine Rolle gespielt haben.
  • Und wenn wir schon beim Fragen sind: Wie viele Bundesbürger kennen eigentlich Goalball? Wie viele Basketballfans waren jemals bei einem Spiel in der Rollstuhlbasketball-Liga?
  • Aber auch selbstkritisch bleibt zu hinterfragen, wie viele schulische Einrichtungen aus den entsprechenden Feldern die Paralympischen Spiele genutzt haben, um zum Beispiel in Form von Projektwochen die paralympische Idee bei ihren Schülern zu befördern? Welche Rolle nimmt der paralympische Sport überhaupt in der Pädagogik und Selbsthilfe ein?
  • Und wie soll die Nachwuchsarbeit perspektivisch gestaltet werden, wenn mit dem Konzept inklusiver Schulen die tradierten einrichtungsnahen Trainingsszenarien in Frage stehen? Haben Pädagogik und Selbsthilfe bei ihren Diskussionen um die Zukunft der Bildung diese Frage im Blick?

In einem bin ich mir sicher: Die Paralympischen Spiele in Peking hatten und haben das Potenzial, sowohl in China als auch bei uns zu Hause Veränderungen auf verschiedenen Feldern anzustoßen. Lassen Sie uns alle gemeinsam weiter daran mitwirken und uns von den grandiosen Leistungen der Sportler anstecken. Denn sie waren die Stars der Paralympics und sie haben es verdient, nicht wieder bis London 2012 auf Aufmerksamkeit warten zu müssen.

Dr. Sven Degenhardt, Professor für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik an der Universität Hamburg, hat eine enge Zusammenarbeit mit chinesischen Blindenbildungseinrichtungen begründet und führt dort seit mehr als zehn Jahren Projekte im Bereich Low Vision durch.


Bildunterschriften:

    • Mehr Karten, günstigere Preise: Bei den Paralympics 2008 eroberten sich die Chinesen ihre Spielstätten, so auch das Olympiastadion, besser bekannt als "Vogelnest"
    • Eine von 89 Goldmedaillen: China wurde im Goalball Olympiasieger

Medien:

Bücher

Barack Obama

Ein Buch-Tipp von Manfred Duensing, Deutsche Blinden-Bibliothek

Menschenmassen jubeln ihm zu, viele sehen in Barack Obama den neuen Hoffnungsträger der Welt. Grund genug, sich einmal näher mit ihm zu beschäftigen. Das Porträt von Markus Günther zeichnet sich durch kritische Distanz aus, indem Obama nicht nur als sympathischer Idealist dargestellt wird, sondern auch als skrupelloser Machtpolitiker, der seinen eigenen Lebensweg für politische Zwecke nachgewiesenermaßen gefälscht hat. Am stärksten ist das Hörbuch in seiner kenntnisreichen Schilderung amerikanischer Verhältnisse, wo Wahlkämpfe immer auch Inszenierungen sind und in denen das Geld eine für europäische Verhältnisse überragende Bedeutung hat. Durch zahlreiche Zitate aus Reden von Barack Obama gibt Günther dem Hörer Gelegenheit, sich eine eigene Meinung zu bilden  –  nicht das Schlechteste, was man über eine Biografie sagen kann.


Markus Günther: Barack Obama
Wißner Verlag
Sprecherin: Eva Neumann
1 CD DAISY (407 Minuten)

Die achte Sünde

Ein Buch-Tipp von Anja Beduhn, Norddeutsche Blindenhörbücherei

Bei Nacht und Nebel rast ein Fiat über die Autostrada Richtung Norden. Kardinalsstaatssekretär Gonzaga und sein Privatsekretär sind in höchst brisanter Mission unterwegs und führen ein Stück Stoff von unschätzbarem Wert mit sich, das einer geheimen Bruderschaft zu wissenschaftlichen Zwecken übergeben werden soll. Zur selben Zeit reist der Münchner Antiquar Lukas Malberg mit dem Nachtzug nach Rom, um die wertvolle Büchersammlung einer verarmten Marchesa zu erwerben. Den Tipp hat er von seiner Schulfreundin Marlene, die mittlerweile in Rom wohnt. Als die schöne Marlene nicht zum vereinbarten Treffen erscheint, geht Malberg zu ihrer Wohnung und erlebt eine grauenvolle Überraschung: Die Wohnungstür ist angelehnt, und Marlene liegt in der Badewanne  –  tot. Auf dem Schreibtisch findet Malberg ein aufgeschlagenes Notizbuch mit lateinischen Eintragungen. Im Gegensatz zur Polizei glaubt er nicht an Selbstmord. Seine Recherchen führen ihn in den Vatikan und zu einer Burg am Rhein, die auf einen bestimmten Code ihre Tore öffnet.

Ein Schmöker für alle, die historisch fundierte Thriller im Stil von Dan Brown lieben und für die Wissenschaft und Religion keine Gegensätze darstellen.


Philipp Vandenberg: Die achte Sünde
Verlagsgruppe Lübbe
Sprecher: Markus Launhardt
1 CD DAISY (855 Minuten)

Kalte Heimat

Ein Buch-Tipp von Heidrun Fruggel, Westdeutsche Blindenhörbücherei

Nach dem Zweiten Weltkrieg flohen mehr als 14 Millionen Menschen aus den deutschen Ostgebieten oder wurden vertrieben. Der überwiegende Teil kam in die westlichen Besatzungszonen. Diese Vertriebenen waren alles andere als willkommen. Auf das Trauma von Flucht und Vertreibung folgte die äußerst bittere Erfahrung von Ausgrenzung und Diskriminierung, denn für die Einheimischen waren die Heimatlosen meist Eindringlinge. Ihre Anwesenheit bildete aber auch einen sehr wichtigen Beitrag zur Modernisierung der Bundesrepublik, denn ohne die Mobilität der Neubürger sowie deren Fleiß und Anpassungsbereitschaft wäre das Wirtschaftswunder kaum denkbar gewesen.

Andreas Kossert, Historiker am Deutschen Historischen Institut in Warschau, beschreibt die Entwicklung eindrucksvoll und lässt weder die Diskussion um das Lastenausgleichsgesetz aus noch den Einfluss der Vertriebenenverbände. Dieses wichtige Buch schließt eine Lücke. So einfühlsam und verständnisvoll sind die bedrückenden Erfahrungen, welche die Vertriebenen in ihrer neuen Heimat machen mussten, noch nicht erzählt worden. Gerade auch die Nachgeborenen können durch diese Beschreibungen viel erfahren, was die Elterngeneration nicht erzählen konnte.

Andreas Kossert: Kalte Heimat
Siedler Verlag
Sprecherin: Beate Reker
1 CD DAISY (953 Minuten)


Medibus-Katalog

Im Online-Katalog der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen (Medibus) sind inzwischen 100.000 Punktschrift- und Hörbuchtitel verzeichnet. Diese Titel können über alle angeschlossenen Blindenhörbüchereien ausgeliehen werden. Informieren Sie sich bei Ihrer Bücherei vor Ort oder stöbern Sie selbst im Internet unter www.medibus.info

Aus den Ländern:

Baden-Württemberg

"Ich sehe was, was du nicht siehst": ein Theaterprojekt

In unserer visuell dominierten Welt ist Blindheit für Sehende zugleich erschreckend, faszinierend und unvorstellbar. Theater ist für Blinde eher uninteressant, weil es sehr bildhaft ist. Der Widerspruch reizt, beide Gruppen zu einer Forschungsreise über das Sehen auf die Bühne zu schicken. Unter der Regie von Heinke Hartmann haben sieben blinde und sehbehinderte sowie acht sehende Laienschauspieler aus Konstanz und der Ostschweiz das Theaterprojekt "Ich sehe was, was du nicht siehst" erarbeitet, um das Sichtbare auch für Nicht-Sehende hörbar und erlebbar zu machen und den Sehenden die Augen für das Unsichtbare zu öffnen. Es wird reflektiert, getanzt, verblüfft, gefragt, gerochen, gesungen, gespielt, erzählt, geschmeckt, gerapt. Es wird provoziert und es werden die Rollen getauscht. Und es gibt eine zarte Liebesgeschichte, die die Grenzen überwindet.

Am zweiten Adventssonntag waren zum Abschluss der einjährigen Tournee auch 50 blinde und sehbehinderte Besucher aus ganz Baden-Württemberg in das ausverkaufte Theater Ravensburg gekommen. Leute vom Fach, die dem Stück mit ihrem Lachen und Zwischenapplaus seine Authentizität bescheinigten. "Es war ein Spiegelbild, in dem ich viele alltägliche Situationen wiedererkannt habe", so ein begeisterter Besucher.

Auf der Bühne wurde gezeigt, was Blinde und ihre sehenden Partner als eine offene und ehrliche Darstellung eines Lebens mit Blindheit empfinden. Dargestellte Alltagskomik, in der das Publikum sich lachend erkennt. Eine Präsentation, nie belehrend, aber zuweilen mit ungeschminkt klaren Worten aufklärend. Theater vom natürlichen und manchmal schmerzhaften Umgang mit Blindheit und Sehbehinderung.

Von dem Theaterstück ist eine Hörfilmfassung als DVD erschienen, die für 15 Euro zzgl. 2,50 Euro Versandkosten bestellt werden kann bei

Hanspeter Hafen
Tel.: 0 75 31 / 7 64 66
E-Mail: hp.hafen@vdk.de


Dazu Bild: Das Sichtbare hören, das Unsichtbare spüren: Blinde und sehende Laienschauspieler bringen ein Theaterstück über das Sehen auf die Bühne

Berufsorientierung für Schulabgänger

Der Landesblinden- und Sehbehindertenverband Baden-Württemberg veranstaltete vom 6. bis 8. November 2008 wieder ein Kompaktseminar für Schulabgänger und deren Eltern. Etwa 90 Teilnehmer nahmen das Angebot wahr, zum Teil Absolventen der neun Blinden- und Sehbehindertenschulen in Baden-Württemberg, zum Teil Schüler, die integrativ beschult werden und demnächst vor der Berufswahl stehen. Ziel des Seminars ist es, die jungen Menschen über mögliche Ausbildungen und Berufsfelder zu informieren.

Auszubildende berichteten über handwerkliche und kaufmännische Berufe, über den Bereich Bürokommunikation und über die Ausbildung zum Masseur und Physiotherapeuten. Außerdem waren Fachoberschüler und Studierende verschiedener Fachrichtungen zu Gast. Neben den Talkrunden stellten Berufsbildungs- und -förderungswerke aus vier Bundesländern ihre Ausbildungsangebote und Weiterbildungsmaßnahmen vor.

Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Durch Information und Beratung, Gespräche und Diskussionen wurden den Schulabgängern Perspektiven für den weiteren Bildungsweg aufgezeigt. Auch in diesem Jahr soll das Seminar für Schulabgänger wieder stattfinden  –  vom 12. bis 14. November.

Bayern

"S'Münchner Herz  –  wia's singt und klingt"

Der unvergessene August Everding sagte einmal begeistert: "S'Münchner Herz  –  es singt und klingt nicht nur, es hilft auch! Möge es dieses noch lange tun." Worte, die offenbar Wirkung zeigen  –  jedenfalls war es bereits die 16. Benefizveranstaltung zugunsten blinder und sehbehinderter Menschen, die im Oktober unter dem Titel "S'Münchner Herz" stattfand. Die "Opernbayern", deren bayerisch adaptierte Opernfassungen mittlerweile Kultstatus haben, sorgten mit dem "Troubadour" und "La Traviata" für ein vollbesetztes Prinzregententheater  –  und einen Reinerlös von 11.300 Euro. Einen Scheck über diese Summe übergab am 4. Dezember 2008 Max Spiegl, Mundart-Autor, München-Experte und Initiator der Benefizveranstaltung, zusammen mit dem Münchener Bürgermeister Hep Monatzeder an den Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB). Diese wertvolle Unterstützung geht diesmal an die Bezirksgruppe Oberbayern-München des BBSB.

Nürnberg im Miniaturformat

Anlässlich seines 35-jährigen Bestehens machte der Lions Club Meistersinger der Stadt Nürnberg ein ganz besonderes Geschenk: ein Bronzemodell der Innenstadt. Von geladenen Gästen und neugierigen Passanten umringt, enthüllten Bürgermeister Horst Förther und Dr. Arnulf von Ulmann vom Lions Club das 28.000 Euro teure und von Egbert Broerken geschaffene Modell der Sebalder Altstadt. Dass die Stadt ihr jüngstes Geschenk zu würdigen weiß, zeigt der attraktive Platz des Modells: Es steht, richtig eingenordet, in der Burgstraße gegenüber vom alten Rathaus vor der traditionsreichen Kugelapotheke. Mit seinen Maßen von ca. 170 mal 110 Zentimetern gehört es neben den Stadtmodellen von Hamburg und Lübeck zu den großen seiner Art. Im Maßstab 1:700 bildet Broerken unter Berücksichtigung der Topografie jede Gasse und jedes Haus der nördlichen Altstadt zwischen der Pegnitz im Süden, dem Vestnertorgraben im Norden, dem Hallertor im Westen und dem Laufer Tor im Osten ab. Der besseren Orientierung dienen eingearbeitete Straßennamen in erhabener Druckschrift und, wo immer möglich, auch in Braille.


Dazu Bild: Nürnberger Altstadt in Bronze: Gustav Doubrava, DBSV-Präsidiumsmitglied (re.), bei der Enthüllung des Tastmodells

Die andere Seite:

Wie kommen Sie mit Ihren guten Vorsätzen auf Touren?

Ich bin ein Mensch, der Vorsätze mag. Sie helfen mir durchaus, wichtige Ziele im Auge zu behalten. Auf der anderen Seite geben sie mir immer wieder Gelegenheit, Großmut zu üben, wenn ich liebevoll darüber hinwegsehe, welche gut gemeinten Pläne ich trotz ernsten Bemühens letztlich nicht realisieren konnte.

Dass meine Frau mir jeweils in den ersten Tagen des neuen Jahres meine guten Vorsätze auf einer mehr oder weniger umfangreichen Liste zusammenstellt, empfinde ich eher als hilfreich. Ich vermute, dass sie sich dabei hauptsächlich von unserem Hausarzt beraten lässt, mit dem wir seit vielen Jahren befreundet sind. Das ist mir recht, denn sein Hang zu restriktiven Maßnahmen lässt sich leicht dadurch umgehen, dass ich ihn hin und wieder zum Essen zu uns einlade und er an diesen Tagen gegen etwas Sahne an der Soße und eine zweite Flasche Wein niemals etwas einzuwenden hat.

So überraschte es mich nicht, als ich Mitte Januar ein Zettelchen zugesteckt bekam, auf dem stand: "Ich will mich 2009 von der Tour inspirieren lassen." Da bereits der gesunde Menschenverstand die Annahme ausschließt, dass mich meine Frau zu einem Paar Radlershorts oder einer EPO-Behandlung überreden möchte, hielt ich diesen leicht kryptischen Text zunächst für eine Anspielung auf die deutlich sichtbar werdende Staubschicht auf meinem Trimmrad. Dies entpuppte sich jedoch zu meinem großen Erstaunen als völlige Fehlinterpretation. Nach meiner zehnten schweißtreibenden Strampelsitzung lobte meine Frau nämlich nicht nur vehement meine Bemühungen, mich der Weltelite des Radsports anzunähern, sondern vor allem den Umstand, dass ich von ganz allein auf diese gute Idee gekommen sei.

Wie sich herausstellte, zielte der Vorsatzzettel gar nicht auf die Tour de France, sondern auf die Tour de Braille, die am 4. Januar 2009 in der französischen Botschaft  –  sicherlich ebenfalls mit einigen Flaschen wundervollem Bordeaux  –  eröffnet worden war (siehe Seite 22). Da meine Frau natürlich Recht hat und meine völlige Unfähigkeit, Brailleschrift zu lesen, mir seit langem ein Dorn im Auge ist, werde ich mich nun endlich zu einem Braillekurs anmelden. Trimmrad fahren muss ich trotzdem weiter. Das habe ich mir mit meinem Übereifer selbst eingebrockt. Immerhin hat mich meine Frau zur Belohnung zu unserem Lieblingsitaliener eingeladen.

Johannes Willenberg
Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen  

Rätsel

Februar-Rätsel

In den folgenden zehn Wörtern ist je ein Komponist versteckt. Wer findet sie?

Dorffest  –  Zauberei  –  Sportereignis  –  Zwischenzeit  –  Mausefalle  –  Wegkreuzung  –  Bogenschütze  –  Alleinverdiener  –  Schatzbergung  –  Madame


Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 20. Februar 2009 an den

DBSV
Rungestr. 19, 10179 Berlin oder per
E-Mail an gegenwart@dbsv.org


Lösung des Januar-Rätsels

    1. Krawatte
    2. Uffizien
    3. Perlpilz
    4. Finnland
    5. Ecclesia
    6. Rotfeder
    7. Nausikaa
    8. Arroganz
    9. Trompete
    10. Taoismus
    11. Effusion
    12. Rosmarin

Lösungswort: Kupfernatter


Die Glücksfee gratuliert!

Wer im vergangenen Jahr alle "Gegenwart"-Rätsel richtig gelöst hat, war bei der Auslosung dabei.

Die Glücksfee hat drei Gewinner gezogen, die sich nun über die folgenden Preise freuen dürfen:

1. Preis: Birgit und Bruno Berger, Schraplau
Zeitschriften-Abo nach Wahl (DAISY oder Punktschrift), Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB)

2. Preis: Michaela Barnstorf, Wolfenbüttel
"Blindsight" (DVD mit Audiodeskription), Deutsche Hörfilm gGmbH

3. Preis: Brigitte Harland, Bielefeld
"Viva Polonia" von Steffen Möller (DAISY-Hörbuch), Argon Verlag

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Zur weiteren Planung wird um eine Anmeldung gebeten. Diese schicken sie bitte bis spätestens 30.08.2009 an folgende E-Mail-Adresse: Jeannette.Borowsky@web.de oder Sie rufen mich unter der Tel.: 0 33 01 / 202 99 80 an.

Für das leibliche Wohl wird mit einem kleinen Buffet gesorgt.

Bitte geben Sie die Information auch an diejenigen weiter, mit denen Sie aus Ihren oder anderen Jahrgängen in Verbindung stehen.

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  • Variante Pilotton im Taster

Alle Informationen im Internet:
www.rtb-bl.de
Tel.: +49(0)52 52-9706-0

HÖRFILM-FORUM

Hörfilm-Sendetermine Februar


So, 01.02.09, 14.45 Uhr, ORF 1
Winnetou (I)
D/YU 1963, Abenteuerfilm, 97 Min.
Regie: Harald Reinl, mit Mario Adorf, Lex Barker, Pierre Brice u.a.


So, 01.02.09, 00.00 Uhr, SWR/SR
Luther
D 2003, Drama, 121 Min.
Regie: Eric Till, mit Joseph Fiennes, Bruno Ganz, Sir Peter Ustinov u.a.


Di, 03.02.09, 20.15 Uhr, 3Sat
Die Quittung
D 2003, Krimi, 90 Min.
Regie: Niki Stein, mit Heikko Deutschmann, Katharina Thalbach u.a.


Do, 5.2.09, 17.55 Uhr, ZDF
Ein Fall für Zwei: Unter Freunden
D 2003, Krimiserie, 55 Min.
Regie: Rolf Liccini, mit Paul Frielinghaus, Claus Theo Gärtner u.a.


Do, 05.02.09, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Geld verjährt nicht
D 1992, Krimiserie, 55 Min.
Regie: Hajo Gies, mit Claus Theo Gärtner, Rainer Hunold, August Zirner u.a.


Fr, 06.02.09, 21.45 Uhr, ARD
Polizeiruf 110: Dunkler Sommer
D 2006, Krimi, 85 Min.
Regie: Hendrik Handloegten, mit Uwe Steimle, Felix Eitner, Ingeborg Westphal u.a.


Sa, 07.02.09, 20.15 Uhr, BR
Unter Geiern
D/F 1964, Abenteuerfilm, 87 Min.
Regie: A. Vohrer, mit P. Brice, S. Granger u.a.


Sa, 07.02.09, 00.15 Uhr, BR
Der Ölprinz
D/YU 1965, Abenteuerfilm, 86 Min.
Regie: H. Philipp, mit P. Brice, S. Granger u.a.


Mo, 09.02.09, 21.00 Uhr, NDR
Tatort: Außer Kontrolle
D 2003, Krimi, 90 Min.
Regie: O. Kreinsen, mit P. Sodann u.a.


Do, 12.2.09, 17.55 Uhr, ZDF
Ein Fall für Zwei: der Tod und die Sterne
D 2003, Krimiserie, 55 Min.
Regie: Erich Neureuther, mit Paul Frielinghaus, Claus Theo Gärtner u.a.


Do, 12.02.09, 20.15 Uhr, ARD
Agathe kann's nicht lassen  –  Mord im Kloster
D/AU 2005, Krimikomödie, 90 Min.
Regie: Helmut Metzger, mit Ruth Drexel, Hans Peter Korff u.a.


Do, 12.02.09, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Schwarze Schafe
D 1990, Krimiserie, 55 Min.
Regie: D. Rönfeld, mit R. Hunold u.a.


Sa, 14.02.09, 10.20 Uhr, MDR
Heimatgeschichten: Annahme verweigert
D 1999, Familienserie, 45 Min.
Regie: Christa Mühl, mit Anne Kaparik, Andreas Schmidt-Schaller, Edgar Külow, u.a.


Sa, 14.02.09, 22.00 Uhr, MDR
Wunschfilm  –  Ausstrahlung abhängig von der Wahl der Zuschauer
Zur Auswahl u.a. der Hörfilm: Der Clou
USA 1973, Komödie, 124 Min.
R.: G. R. Hill, mit P. Newmann, R. Redford u.a.


Sa, 14.02.09, 22.10 Uhr, SF 2
Ein ungezähmtes Leben
USA 2005, Drama, 108 Min.
Regie: Lasse Hallström, mit Jennifer Lopez, Morgan Freeman, Robert Redford u.a.


Di, 17.02.09, 20.15 Uhr, 3Sat
Delphinsommer
D 2004, Drama, 85 Min.
Regie: Jobst Christian Oetzmann, mit Anna Maria Mühe, Birge Schade u.a.


Mi, 18.02.09, 11.30 Uhr, 3Sat
Delphinsommer
s.o.


Mi, 18.02.09. 22.05 Uhr, MDR
Polizeiruf 110: Keiner schreit
D 2008, Krimi, 90 Min.
Regie: Jürgen Brauer, mit Jaecki Schwarz, Wolfgang Winkler, Antje Schmidt u.a.


Do, 19.02.09, 17.55 Uhr, ZDF
Ein Fall für Zwei: Tödliche Verbindung
D 2005, Krimiserie, 55 Min.
Regie: Martin Gies, mit Paul Frielinghaus, Claus Theo Gärtner u.a.


Sa, 21.02.09, 20.15 Uhr, MDR
Heimweh nach drüben
D 2007, Komödie, 90 Min.
Regie: Hajo Gies, mit Wolfgang Stumph, Katrin Sass, Udo Schenk, Winnie Böwe u.a.


Mi, 25.02.09, 22.05 Uhr, MDR
Tatort: Atlantis
D 2003, Krimi, 90 Min.
Regie: Hajo Gies, mit Peter Sodann, Bernd Michael Lade u.a.


Do, 26.02.09, 17.55 Uhr, ZDF
Ein Fall für Zwei: Die letzte Chance
D 2005, Krimiserie, 55 Min.
Regie: Michael Zens, mit Paul Frielinghaus, Claus Theo Gärtner u.a.


Do, 26.02.09, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Blutige Rosen
D 1989, Krimiserie, 55 Min.
Regie: Jörg Grünler, mit Rainer Hunold u.a.


Sa, 28.02.09, 23.50 Uhr, MDR
Marnie
USA 1964, Thriller, 124 Min.
Regie: Alfred Hitchcock, mit Tippi Hedren, Sean Connery u.a.

Hörfilm-Sendetermine März

So, 01.03.09, 00.00 Uhr, SWR/SR
Vatel
F/GB 2000, Komödie, 98 Min.
Regie: Roland Joffé, mit Gérard Depardieu, Uma Thurman, Tim Roth u.a.


Mi, 04.03.09, 23.00 Uhr, SWR/SR
Die Akte
USA 1993, Polit-Thriller, 123 Min.
Regie: Alan J. Pakula, mit Julia Roberts, Denzel Washington u.a.


Do, 05.03.09, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Der kalifornische Traum
D 1997, Krimiserie, 55 Min.
Regie: Martin Weinhart, mit Rainer Hunold, Claus Theo Gärtner u.a.


Do, 12.03.09, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Bruderhass
D 1990, Krimiserie, 55 Min.
Regie: Wolfgang F. Henschel, mit Claus Theo Gärtner, Rainer Hunold u.a.


Fr, 13.03.09, 20.15 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Der Tod und die Sterne
D 2003, Krimiserie, 55 Min.
Regie: Erich Neureuther, mit Paul Frielinghaus, Claus Theo Gärtner u.a.


Do, 19.03.09, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Kopfgeld
D 1991, Krimiserie, 55 Min.
Regie: Jörg Grünler, mit Rainer Hunold u.a.


Fr, 20.03.09, 20.15 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Mord aus Liebe
D 2004, Krimiserie, 60 Min.
Regie: Peter Adam, mit Claus Theo Gärtner, Paul Frielinghaus u.a.


Do, 26.03.09, 23.00 Uhr, ORF 2
Ein Fall für Zwei: Donnerstag, letzter Akt
D 1988, Krimiserie, 55 Min.
Regie: Bernd Fischerauer, mit Rainer Hunold, Claus Theo Gärtner u.a.


Hinweis

Inhaltsangaben zu den oben aufgeführten Hörfilmen finden Sie im Internet unter www.hoerfilm.de sowie auf unserem Service-Telefon (0 30) 21 99 77 11.


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