Gegenwart Ausgabe 06/2010

"Die Gegenwart" Heft 06/2010

Inhaltsverzeichnis Heft 06/2010

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Impressum

FÖRDERANZEIGE

Editorial

DBSV-Nachrichten:

"Ich höre quer durch Deutschland"

Kurzinfo: DBSV-Verbandstag 2010

Vier Jahre  –  acht Rückblicke

Meldungen

Offenes DBSV-Frauenseminar

Wegweiser ins Internet jetzt auch in Hörbüchereien ausleihbar

DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Thema: Medizin

Verhütung von Blindheit: Wie weit ist die Forschung?

Kurzinfo: Weltkongress der Augenheilkunde in Berlin

Patientensymposium: "Risiken, Forschung, Therapien  –  die Augenheilkunde im Jahr 2010"

Meldungen

Am Start: der Beratungsdienst Auge im DBSV

Neue DBSV-Broschüren zu Augenkrankheiten

"Rund ums Auge  –  gut beraten"

Vom Dialog zum Trialog

In Kürze:

Reisen

Sport für Wiedereinsteiger

Freizeit

Dunkelgänger-Diplom und Dunkelerfahrungen in Nürnberg

Singwochenende in Bad Meinberg

Anfassen erlaubt im Mannheimer Technoseum

Akustische Reise durch Hagenbecks Tierpark

Seminare und Tagungen

Smalltalk im Beruf und Privatleben

Nicht blind, nicht sehend

Von Pflegeversicherung bis Klimaschutz: Themen für Senioren

Kultur:

"Musik ist etwas ganz Elementares"

Leseraktion:

Nicht sehen und gesehen werden

Kurzinfo: Leser schreiben für Leser

Sehbehindertentag:

"Der erste Schritt ist wichtig, auch wenn der Weg kilometerlang ist"

Kurzinfo: Evangelische Blinden- und Sehbehindertenseelsorge

Meldungen

Von Bibellesung bis Lichtkirche

Gut lesbare Gemeindebriefe

Woche des Sehens:

Augen im Blickpunkt

Rehabilitation:

Mobil mit Digicam

Kurzinfo: Tipps für den Kamerakauf

Leben:

Blind Date mit René Koch

LPF-Tipps:

Wie wirke ich eigentlich auf andere?

Menschen:

"Manche sammeln Briefmarken, ich sammle Menschen"

Kurzinfo: Mut zur Schönheit

Testlabor:

Elektrogrills für Draußen

Barrierefreiheit:

Jahrmarkt der Reisen

Eine U-Bahn-Nacht, die sicher macht

"Close your eyes and see"

Medien:

Wissen ist Teilhabe ist Leben

Braille-Seasons  –  Bücher für junge Leute

Bücher

Die Rache des Kaisers

Limit

Kompass Recht: Fachbuchreihe mit DAISY-Hörfassung

Kurzinfo zum Medibus-Katalog

Hörfilme

Wüstenblume

Sport:

Südafrika 2010: Fußball-Fans im WM-Fieber

WM-Geschichte auf DAISY

"Einwurf" mit WM-Schwerpunkt

Blista-Schüler als Reporter für taubblinde Fußball-Fans

Einblicke ins Gastgeberland

Meldungen

Blinder Schachspieler behauptet sich gegen sehende Konkurrenz

Sportabzeichen-Statistik geplant

Aus den Ländern:

Baden-Württemberg

Alte Feuerwache ist neues Domizil für behinderte Menschen

Bayern

Barrierefreier Bayerntext

Brandenburg

Miteinander Leben

Sachsen

Kulturelle Teilhabe in Sachsen

Rätsel:

Juni-Rätsel

Lösung des Mai-Rätsels

Nachruf:

Humorvoll und immer hilfsbereit

Visionär mit Bodenhaftung

Anzeigen:

Die Bundesfachgruppe

Private Kleinanzeigen

Verkaufe

Suche

Partnersuche

Gewerbliche Anzeigen

Hilfsmittelvertrieb

Blindenlangstöcke

Schulze & Schulze

Helmut Ernst

Der Blindenhörbuchladen

SynPhon GmbH

Kolless Spezialuhren

AASB Maria Seidling

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

Aura-Hotel Kur- und Begegnungszentrum Saulgrub

Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Berufsförderungswerk Würzburg gGmbH

RTB GmbH & Co. KG

Hörfilm-Forum:

Aktuelle Hörfilm-Sendetermine

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Titelbild:
Mikrotechnik in großem Maßstab: Augenmodell mit Netzhaut-Implantat, das Wissenschaftler aus Cambridge (USA) entwickelt haben. Augenärzte und Forscher aus aller Welt kommen im Juni beim Weltkongress der Augenheilkunde (WOC) in Berlin zusammen  –  für die "Gegenwart" Anlass für einen Schwerpunkt mit medizinischen Themen.


Rückseite:
Festivalgesichter: Besucher des Louis Braille Festivals der Begegnung sprechen über ihre Wünsche
"Ich wünsche mir eine Welt, in der ich mich genauso selbstverständlich bewegen und informieren kann wie sehende Menschen. Das bedeutet, dass ich jedes Buch digital bekommen kann, dass mich Leitstreifen überall hinführen, ich jede Ampel, jedes technische Gerät oder jeden Supermarkt ohne Hilfe nutzen kann. Zwischen Menschen mit und ohne Behinderung wünsche ich mir ein selbstverständliches Miteinander."
        Rita Schroll (46) aus Marburg



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Rat und Hilfe erhalten Blinde und Sehbehinderte unter der bundesweiten Rufnummer
(01805) 666 456.

(0,14 € / Min.)

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Impressum


"Gegenwart",
Magazin für blinde und sehbehinderte Menschen und ihre Freunde,
64. Jahrgang.


Herausgeber:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV)
Rungestr. 19, 10179 Berlin
Präsidentin: Reynate Reymann
Geschäftsführer: Andreas Bethke (V.i.S.d.P.)


Redaktion:
Irene Klein (Leitung), Inka Strunk
Tel.: (030) 28 53 87-293
Fax: (030) 28 53 87-200
E-Mail: gegenwart@dbsv.org


Die "Gegenwart" erscheint monatlich (Juli/August als Doppelnummer) in Punktschrift, Schwarzschrift und ist Bestandteil der DAISY-CD DBSV-Inform, die Mitglieder aller DBSV-Landesvereine kostenfrei abonnieren können.


Jahresbezugspreis der Printausgaben:
38,50 Euro für Inhaber der DBSV-Karte,
sonst 44 Euro,
halber Preis für Abonnenten unter 21 Jahren.

DBSV-Zeitschriftenverlag:
Petra Wolff
Tel.: 030 / 28 53 87-220
E-Mail: p.wolff@dbsv.org

Kündigungen des Abonnements für das Folgejahr bis Ende September


Anzeigenverwaltung:
Inka Strunk
Tel.: 030 / 28 53 87-293
E-Mail: i.strunk@dbsv.org

Private Kleinanzeigen bis 180 Zeichen kosten 5 Euro, jedes weitere Wort 50 Cent.
Für gewerbliche Anzeigen und Beilagen bitte Preisliste anfordern.
Anzeigenschluss ist jeweils der 1. des Vormonats (für die Januar-Ausgabe der 20.11.).


Gestaltung: pusch:mann:schaft
Schwarzschriftdruck: Druck Center Meckenheim
Punktschriftdruck: Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB)
DAISY-Produktion: DZB und Berola Film GmbH


FÖRDERANZEIGE

Die Bert Mettmann Stiftung unterstützt körperlich behinderte, speziell blinde Personen und Hilfeeinrichtungen für Blinde.

Für den Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband beteiligt sich die Stiftung durch Spenden an der Förderung der Projekte:

  • "Beratungsdienst Auge (BDA)" und
  • "Sicherung der Qualität der Blindenführhundeausbildung und der Weiterbildung von Gespannprüfern in Deutschland"

Bert Mettmann Stiftung
Landhausstraße 31, 10717 Berlin
www.bertmettmann-stiftung.de

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

zwei Großereignisse stehen ins Haus, beide im Juni, beide in Berlin. Vom 16. bis 19. Juni tagt das höchste Gremium des DBSV: der Verbandstag. Schon seit Anfang des Jahres zieht sich das Thema wie ein roter Faden durch die "Gegenwart". Da wurde auf breiter Basis über die Schwerpunktthemen diskutiert  –  von Seniorenarbeit und Ehrenamt über Barrierefreiheit bis zu den Organisationsstrukturen von morgen. Da haben Delegierte geschrieben, was sie sich vom Verbandstag erhoffen, und es war zu erfahren, wie die Wahl des neuen Präsidiums abläuft. In dieser Ausgabe ist es nun an der Zeit, Bilanz zu ziehen. DBSV-Präsidentin Renate Reymann, die sich erneut zur Wahl stellt, schaut im Interview auf vier Jahre Verbandsarbeit zurück. Und auch die acht weiteren Präsidiumsmitglieder erzählen kurz und knapp, was für sie am wichtigsten war oder woran sie sich besonders gerne erinnern.

Zwei Wochen zuvor, vom 3. bis 9. Juni, verwandelt sich Berlin in das Mekka der Augenheilkunde. Augenärzte und Wissenschaftler aus aller Welt reisen zum Weltkongress der Augenheilkunde, um die neuesten Forschungserkenntnisse zu diskutieren. Für die "Gegenwart" Anlass genug, dem Thema "Medizin" einen Schwerpunkt zu widmen.

Größer geht es nicht, weder in der Augenheilkunde noch in der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe. Und doch werden diese beiden Ereignisse im Juni noch getoppt: von der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Die "Gegenwart" gibt Tipps, wie blinde, sehbehinderte und auch taubblinde Fußball-Fans mehr über das Turnier und das Gastgeberland erfahren können.

Ob mit den Ohren, den Händen oder den Augen  –  ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre.

Irene Klein
Redaktion "Gegenwart"  

DBSV-Nachrichten:

"Ich höre quer durch Deutschland"

Vier Jahre lang hat sie die Geschicke des DBSV gelenkt und möchte es gerne weitere vier Jahre tun: DBSV-Präsidentin Renate Reymann stellt sich beim Verbandstag Mitte Juni erneut zur Wahl für das höchste Amt des Verbandes. Im Interview mit der "Gegenwart" zieht sie Bilanz.


Frau Reymann, Sie sind seit 2006 Präsidentin des DBSV. Im Juni findet nun in Berlin der Verbandstag statt, bei dem nicht zuletzt ein neues Präsidium gewählt wird. Ich will die unvermeidliche Frage ganz an den Anfang stellen: Treten Sie wieder an?

Renate Reymann: Ja, ich trete wieder an. Ich habe mir vor vier Jahren etwas für den Verband vorgenommen, und wir haben gemeinsam mit dem Präsidium, der Geschäftsstelle und den Landesverbänden viel auf den Weg gebracht und uns in vielen Positionen gestärkt. Aber ich möchte meine Handschrift gerne noch weiter in den Verband einbringen und mich mit dem neuen Präsidium und mit weiteren Beschlüssen des Verbandstages noch einmal an die Arbeit machen.


Das Ende einer Präsidentschaft legt den Rückblick nahe. Da müssen wir zum Verbandstag 2006 zurückgehen. Denn bei Verbandstagen werden Beschlüsse gefasst, die sich dann auf der Agenda des Präsidiums wiederfinden. Fangen wir mit dem Thema Beratungsqualität an. Ausgangspunkt war vor vier Jahren, dass die Beratung auf sehr unterschiedlichem Niveau stattfand. Wie sieht's heute aus?

Hier haben wir einen riesengroßen Schritt nach vorn gemacht. Wir haben ein Qualitätshandbuch erarbeitet, nach dem die Landesvereine heute arbeiten. Es gibt schon einige Landesvereine, die ihre Mitarbeiter mit einem Zertifikat auszeichnen, wenn sie sich weiterqualifiziert haben. Und mit diesem Zertifikat in der Hand ist es leichter, die Tür beim Augenarzt oder beim Sozialamt zu öffnen. Das war natürlich nicht der Hauptgrund. Der Hauptgrund war, in allen Landesvereinen eine vergleichbare Beratungsqualität anzubieten. Wir möchten nicht, dass blinde Menschen in Nord, Ost, Süd oder West unterschiedliche Möglichkeiten haben, sich beraten zu lassen und Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Hier sind wir ein großes Stück vorangekommen. Und wir werden auch weiterhin Qualifizierungen anbieten, um möglichst viele Mitarbeiter zu schulen und ihnen in der Beratung mehr Sicherheit zu geben.


Mit sehr viel Ehrgeiz ist das Thema Mitgliedergewinnung angegangen worden. Das Projekt 2010 hat das Ziel festgeschrieben, in vier Jahren einen Mitgliederzuwachs von zehn Prozent zu erreichen. Ich will es mal vorwegnehmen: Es ist nicht gelungen. Aber: Woran hat's gelegen und gibt es inzwischen die richtigen Ansätze, um dem Ziel näher zu kommen?

Dieses Projekt war eine riesengroße Herausforderung. Es ist ein Beschluss des Verbandstages gewesen. Wir müssen uns mehr um blinde und sehbehinderte Menschen kümmern, die nicht wissen, an wen sie sich mit ihren Fragen wenden können. Ein weiterer Punkt, warum Mitgliederwerbung so wichtig ist, ist die politische Lobbyarbeit. Denn als Verband finde ich mit meinen Forderungen nur Gehör, wenn ich sagen kann: Ich vertrete die Interessen von so und so viel Tausenden Betroffenen. Und schließlich haben wir als positives Produkt der Mitgliedergewinnung mehr Mitgliedsbeiträge zur Verfügung, um unser großes Aufgabenspektrum zu erfüllen. Sie haben es schon vorweggenommen: Das Ziel ist in diesen vier Jahren nicht erreicht worden. In einigen Landesverbänden gibt es Mitgliederzuwächse. Die Mehrheit der Landesverbände musste aber zunächst große Anstrengungen unternehmen, um den Mitgliederschwund aufzuhalten. Wir wissen alle, dass wir eine sehr hohe Altersstruktur haben. Deshalb war es erst einmal das Ziel, die verstorbenen Mitglieder durch neue Mitglieder zu ersetzen und damit die Mitgliederzahl zu halten. In einigen Verbänden haben wir aber gute Konzepte entwickelt, die nachahmenswert sind. Und es gab auch erste Angebote, sich bei dieser Aufgabe innerhalb des DBSV zu vernetzen.


Ein weiterer Auftrag des Verbandstages 2006 war, ein Festival durchzuführen. Das ist im vergangenen Jahr, im Louis-Braille-Jahr, in Hannover über die Bühne gegangen. Weshalb war es so wichtig, dieses Festival zu veranstalten und dieser Premiere auch weitere Festivals folgen zu lassen?

Im Gegensatz zum Projekt 2010 hatte dieser Beschluss nur eine knappe Mehrheit. Ich erinnere mich noch sehr gut, dass viele skeptisch waren. Wir haben es trotzdem angefasst. Und der Erfolg hat uns gezeigt, dass sich die Anstrengungen gelohnt haben. Es war ein Ereignis, wo sehr viele junge Leute waren, wo jeder auf seine Kosten kommen konnte, wo man mit vielen Menschen quer durch Deutschland ins Gespräch gekommen ist, wo Sehende mit Blinden gesprochen haben  –  es war einfach eine ganz tolle Veranstaltung. Und was ich auch wichtig fand: Wir haben sie in das Louis-Braille-Jahr gelegt und hatten damit einen Anknüpfungspunkt an ein ganz wichtiges blindenspezifisches Thema.


Wenn wir schon beim Louis-Braille-Jahr sind, dürfen wir die Tour de Braille nicht auslassen. Im letzten Jahr wurden knapp 300 Punktschriftlesungen quer durch Deutschland durchgeführt. Was hat der DBSV mit dieser Aktion bewirken können?

Diese Aktion hat uns nach innen wie nach außen unheimlich gestärkt. Wir konnten viele Menschen motivieren, die Brailleschrift zu erlernen, die bislang noch nicht den Mut hatten, weil sie glaubten, dass sie zu alt dafür seien, dass die Finger nicht gelenkig genug seien oder was da immer angeführt wird. Es ist uns weiterhin gelungen, die Gemeinsamkeit unserer großen Verbandsfamilie darzustellen, indem der gesamte Verband in 300 Veranstaltungen gezeigt hat, was es bedeutet, blind zu sein und doch teilzuhaben an Informationen, an der Kommunikation. Wir haben ganz groß begonnen in der Französischen Botschaft in Berlin, wo am 4. Januar zu Louis Brailles 200. Geburtstag die erste Etappe stattfand. Und die Zieletappe auf dem Festival der Begegnung war ein ebenso großes Ereignis. Dort haben sich der blinde Leser Reiner Unglaub und der sehende Leser Mario Adorf mit Tucholsky-Texten einen fantastischen Lesewettbewerb geliefert.


Beim letzten Verbandstag gab es eine wegweisende Satzungsänderung: Der DBSV hat sich Augenpatienten gegenüber geöffnet und ist damit zu einer Patientenorganisation geworden. Um diesen Bereich aufzubauen, soll der so genannte Beratungsdienst Auge eingerichtet werden. Das steht schon sehr lange fest, aber der Start hat sich immer wieder verzögert. Woran hat es gelegen?

Wir mussten einfach warten, bis wir die beantragte Förderung bewilligt bekommen. Das ist ein Projekt, das erhebliche finanzielle Mittel bindet. Wir wollen Menschen beraten, die sich als Augenpatienten fühlen, die sehr viel Hoffnung haben, dass ihr Augenlicht erhalten werden kann. Es soll deutschlandweit ein Netz aufgebaut werden, das allen Landesverbänden zugute kommt, und damit allen Patienten, egal wo sie leben. Nachdem wir die Fördermittel bewilligt bekommen haben, sind wir sofort in die Startlöcher gegangen und haben Ausschreibungen gemacht, so dass das Projekt noch in diesem Frühjahr beginnen kann.


Wie wir alle wissen, ist die finanzielle Situation des DBSV nach wie vor angespannt. Bei der letzten Verwaltungsratssitzung im Oktober 2009 wurde das Thema breit diskutiert  –  mit dem Ziel, den Dachverband dauerhaft auf eine sichere Grundlage zu stellen. Das geht nicht ohne die Landesvereine. Solidarität ist also gefragt. Haben Sie diese Solidarität spüren können?

Ja, die hat man spüren können. Es ist uns von den Landesverbänden bestätigt worden, dass die Arbeit des DBSV in den letzten Jahren sehr angezogen hat, dass wir sehr viele Dinge angepackt haben, dass wir Angebote und Dienstleistungen verbessert haben. Den moralischen Beistand hat man schon sehr stark gespürt. Aber man darf auch nicht erwarten, dass Landesverbände, die sich finanziell selbst in sehr angespannten Verhältnissen befinden, aufspringen und Hurra! rufen, wenn wir den Beitrag erhöhen. Da bedurfte es einer gewissen Überzeugungsarbeit. Wir haben deswegen einen Runden Tisch ins Leben gerufen. Und ich meine, dass dieser Runde Tisch auch in Zukunft gut eingesetzt werden kann, wenn wir Themen für den Verwaltungsrat haben, wo es Diskussionsbedarf gibt. Am Runden Tisch sind ja alle Landesvereine beteiligt, und so weiß man schon vorab, ob die Landesverbände bereit sind, die eine oder andere Aufgabe nicht nur mit zu tragen, sondern auch mit zu erfüllen.


Der Kampf ums Blindengeld ist ein Dauerthema. Auch in Ihrer Amtszeit musste die Selbsthilfe zusammenstehen, um Kürzungspläne abzuwehren oder zumindest einzudämmen, so auch in Ihrer Heimat, in Mecklenburg-Vorpommern. Wie sehen Sie angesichts hochverschuldeter Haushalte in die Zukunft: Wird das Blindengeld dem Spardiktat zum Opfer fallen?

Es wäre schlimm, wenn ich alles schwarz sehen würde. Ich weiß aus vielen Diskussionen, ob das hier in Mecklenburg-Vorpommern, in Thüringen oder in anderen Ländern war, dass die Politiker immer wieder versuchen, die Schraube dort anzuziehen, wo sie den geringsten Widerstand erwarten. Wie uns die Vergangenheit gezeigt hat, sind sie wenig lernfähig. Sie lernen weder aus den Demonstrationen der vergangenen Jahre noch aus Diskussionen. So entwickelt sich ein Kellertreppeneffekt: Die Politiker in dem einen Land schielen auf das andere Land, und wenn es dort gelungen ist, das Blindengeld zu kürzen, dann fühlen sie sich ermutigt, auch im eigenen Land wieder die Stellschraube anzusetzen. Leider lassen sich die Politiker nicht von unseren Argumenten überzeugen, weil sie letztendlich nur finanzielle Erwägungen sehen. Das schmerzt mich schon, insbesondere wenn ich daran denke, dass wir gerade das europäische Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung haben und die Bundesregierung im Sommer eine Kampagnenwoche mit dem hübschen Titel "Der Sozialstaat funktioniert!" starten wird. Ich meine, hier müsste eher ein Fragezeichen als ein Ausrufezeichen stehen. Jedenfalls werden wir, auch das neue Präsidium, nicht locker lassen. Wir werden weiterhin immer sofort auf der Matte stehen, wenn in einem Land an den Blindengeldgesetzen geschnippelt werden soll, und gemeinsam mit dem Landesverband vor Ort unsere Stärke zeigen.


Der Zusammenhalt innerhalb des DBSV fällt umso leichter, je mehr man voneinander weiß. Dazu leistet auch DBSV-Inform einen wichtigen Beitrag. Offenbar ist mit dem Projekt der Nerv der Landesvereine getroffen worden, denn es sind inzwischen fast alle dabei. Wie nutzen Sie selbst das Medium? Hören Sie quer durch Deutschland?

Ich höre quer durch Deutschland. Zunächst warte ich immer schon auf den ersten des Monats, wenn DBSV-Inform im Kasten ist und informiere mich über das Inhaltsverzeichnis. Nun gehe ich nicht jeden Monat über alle Landesinformationen, aber ich wähle immer so zwei, drei aus und horche da mal rein. Und ab und an höre ich dann etwas und denke: Mensch, das wäre doch auch etwas für den eigenen Landesverein. Ich kann nur hoffen, dass viele Landesvereine dieses Medium nutzen, um aus der Erfahrung anderer zu lernen und vielleicht das eine oder andere Angebot für sich selbst zu prüfen, um es in den eigenen Leistungskatalog mit aufzunehmen.


Zum Abschluss noch ein wenig aufs politische Parkett: Welches waren die politischen Themen, bei denen der DBSV in den vergangenen Jahren punkten konnte?

Es würde zu weit führen, alle Pluspunkte aufzuzählen. Ich versuche mal zu rekapitulieren, wo unsere Forderungen ganz konkret umgesetzt wurden. Das war einmal die Anerkennung des weißen Langstocks als Verkehrsschutzzeichen auch für Sehbehinderte. Es ist uns gelungen, die DIN-Norm Kontraste auf den Weg zu bringen  –  das war allerdings ein sehr zäher und sehr langwieriger Arbeitsgang. Es ist uns weiterhin gelungen, uns in die Diskussion für mehr Therapiesicherheit von Patienten mit Altersabhängiger Makula-Degeneration einzubringen. Wir haben auch in prominenten Medien und bei der Pharmaindustrie Gehör gefunden. So etwas ist ganz wichtig, dass ein Verband nach außen zeigen kann: Wir haben die Kompetenz, wir haben das Fachwissen, wir können hier mitreden. Über die Blindengeldkämpfe haben wir ja schon gesprochen. Seitens des Präsidiums haben wir regelmäßig mit Politikern aus dem Bundestag, aus Ausschüssen und Bundesministerien gesprochen und haben nicht nur unsere Forderungen im persönlichen Gespräch angebracht, sondern auch neue Kontakte geknüpft. Das ist ganz wichtig für die Lobbyarbeit ...


Damit wären wir beim Thema Vernetzung. Wie wir alle wissen, ist man im Bündnis stärker als allein. Deswegen sucht auch der DBSV Allianzen mit anderen Behindertenverbänden, mit Sozialverbänden, auch auf internationaler Ebene. Wie hat sich der DBSV in dieser Beziehung gestärkt?

Da haben wir ein sehr dichtes Netzwerk geknüpft. Wir arbeiten in den Vorständen der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe, wir sind in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisation vertreten. Ich selbst bin im Verbandsrat des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, wir sind im Deutschen Behindertenrat. Auch hier würde es zu weit führen, die einzelnen Knüpfpunkte des Netzes zu nennen. Das ist eine sehr zeitintensive Arbeit, aber es lohnt sich für alle. International ist Wolfgang Angermann im Präsidium der Europäischen Blindenunion. Hier war es ganz wichtig, uns bei den Richtlinien, die auf europäischer Ebene erlassen worden sind, aktiv einzubringen. Ich erwähne nur mal die Fernsehrichtlinie, die Belange behinderter Fluggäste oder behinderter Reisender im Bus- und Schienenverkehr, das Urheberrecht. Da gibt es eine Reihe von Entscheidungen, die die Rechte behinderter Menschen stärken.


Wenn man den Blick noch etwas weiter richtet, über Europa hinaus auf die UN-Ebene: Mit welchen Gefühlen schauen Sie in die Zukunft und damit möglicherweise auf Ihre nächste Amtszeit? Da tut sich ja ein enormes Spannungsfeld auf zwischen der UN-Behindertenrechtskonvention, auf der große Hoffnungen ruhen, und politischen Tendenzen zum Abbau des Sozialstaates ...

Die UN-Behindertenrechtskonvention ist in Deutschland vor über einem Jahr ratifiziert worden. Und in diesem Jahr hat sich politisch noch nicht sehr viel getan. Ein erstes Land hat einen Aktionsplan erarbeitet, das ist Rheinland-Pfalz. Das finde ich sehr bemerkenswert. Aber die Bundesregierung muss ein bisschen zum Jagen getragen werden. Da sind wir Behindertenverbände uns einig, dass wir das tun wollen, dass wir die Umsetzung einfordern wollen und dass wir der Politik immer wieder plausibel machen müssen: Die Behindertenrechtskonvention ist in Deutschland nicht schon umgesetzt und gilt nur für die Entwicklungsländer. Auch in Deutschland gibt es noch sehr, sehr viel zu tun. Natürlich kann man nicht alles in einem Jahr schaffen, aber man darf nicht sagen: Wir haben kein Geld. Man muss mit Schritten anfangen. Und dabei bieten wir uns der Politik als kompetente Partner an.

Dieses Gespräch führte Irene Klein.
(Originalton auf DBSV-Inform)


Dazu ein Bild: "Ich möchte meine Handschrift noch weiter in den Verband einbringen", erklärt Renate Reymann zu ihrer erneuten Kandidatur als DBSV-Präsidentin


Kurzinfo: DBSV-Verbandstag 2010

Alle vier Jahre tritt der Verbandstag des DBSV zusammen. Vom 16. bis 19. Juni werden in Berlin die Leitlinien festgelegt, die für die nächsten Jahre die Richtung der Verbandsarbeit vorgeben. Satzungsgemäß setzt sich der Verbandstag aus den Delegierten der ordentlichen Mitglieder, sprich der Landesvereine, je einem Vertreter der korporativen Mitglieder sowie den Ehrenmitgliedern des Verbandes und dem Präsidium zusammen. Sie wählen unter anderem das neue Präsidium, das seine Arbeit an den Beschlüssen des Verbandstages ausrichtet.

Vier Jahre  –  acht Rückblicke

Vier Jahre Präsidiumsarbeit  –  das heißt 20 Mal zu den Präsidiumssitzungen nach Berlin reisen, Berge von Sitzungsunterlagen durchackern, den DBSV bei verschiedensten Anlässen repräsentieren, Verantwortung für gute wie für weniger gute Entwicklungen übernehmen. Was für die acht DBSV-Präsidiumsmitglieder in den vergangenen Jahren am wichtigsten war, lesen Sie in den folgenden Statements.


Hans-Werner Lange,
Vizepräsident des DBSV und Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Niedersachsen

"Für mich gehörte zu den wichtigsten Aufgaben der letzten vier Jahre, die Position des DBSV als Spitzenverband nach innen und nach außen zu stärken. Dabei haben wir die Zusammenarbeit mit den Sozialverbänden und anderen Behindertenorganisationen intensiviert, um die Belange blinder und sehbehinderter Menschen noch effektiver zu vertreten. Der Kampf um das Landesblindengeld in Niedersachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern hat eindrucksvoll gezeigt, dass gemeinsames Handeln zusammenschweißt und nach außen sozialpolitische Schlagkraft sichert. Für unseren inneren Zusammenhalt hatte das Louis Braille Festival der Begegnung einen besonderen Stellenwert: Gegenseitige Akzeptanz, emotional empfundene Solidarität und viele persönliche Kontakte haben das Festival zu einem Ereignis werden lassen, das unser Zusammengehörigkeitsgefühl nachhaltig prägt und unsere Gemeinschaft stärkt."


Wolfgang Angermann,
Geschäftsführer des Deutschen Taubblindenwerks

"Als jemand, der taubblinden Menschen eng verbunden ist, bin ich sehr froh darüber, dass  –  getragen von den Impulsen aus dem Präsidium  –  der gemeinsame Fachausschuss, der für diese Themenbereiche steht, seine Arbeit deutlich intensiviert und erweitert hat. Als deutsches Mitglied des Präsidiums der Europäischen Blindenunion konnte ich erleben, wie internationale Themen  –  an erster Stelle die UN-Konvention  –  zunehmend auch in der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe die Bildung von Überzeugungen und Entwicklung von Ideen beeinflussen. Ich habe die Zusammenarbeit im Präsidium als freundschaftlich und solidarisch wahrgenommen. Und wenn ich mich jetzt wieder ausschließlich auf meine Funktion beim Deutschen Taubblindenwerk konzentriere, dann mit einem erweiterten Schatz an Erfahrungen."


Gustav Doubrava,
Ehrenvorsitzender des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes

"Als wir 1998 daran gingen, den Familiensinn im DBSV zu thematisieren, schwebte mir die 'Gegenwart für alle' vor; doch so eine Informationsplattform war nicht zu finanzieren. Mit DBSV-Inform konnten wir dem Ziel näher kommen. Immer mehr Menschen nutzen dieses Medium. Das führt dazu, dass wir alle etwas mehr übereinander und über die Arbeit vor Ort und auch über das politische Netz wissen, in das wir überall fest eingeknüpft sind. In der DBSV-Geschäftsstelle um Andreas Bethke sind fleißige und erfolgreiche Netzwerker präsent, um unsere Positionen zu vertreten und Verbündete zu gewinnen. Ich werde dem nächsten Präsidium definitiv nicht mehr angehören. Eigentlich schade, denn die Arbeit wird so richtig spannend  –  da brauche ich wohl nur UN-Konvention zu sagen."


Klaus Hahn,
Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenvereins Westfalen

"Vor vier Jahren habe ich bei meiner Kandidatur erklärt, dass ich kein Spezialthema im Präsidium bearbeiten wolle, sondern mich den Aufgaben stellen werde, die auf mich zukommen. Im letzten Sommer kam auf mich zu, den DBSV bei der Siegerehrung der Blindenfußball-Bundesliga zu vertreten. Gern hätte ich mich gedrückt, denn  –  ohnehin kein Fußballfan  –  konnte ich dem Gedanken, blind Fußball zu spielen, erst recht nichts abgewinnen, und ich wollte nicht in die Lage kommen, vor Publikum und Mannschaften Begeisterung zu heucheln. Doch dauerte es keine Halbzeit am Spielfeldrand, und ich war von dem sportlichen Einsatz der Mannschaften und ihrer Spielfreude, dem unbändigen Willen zum Sieg und der Fairness ganz tief berührt. Dieses kleine Erlebnis hat bei mir mehr bewirkt als manche spannende Diskussion am Konferenztisch  –  ohne die es natürlich auch nicht geht."


Dr. Thomas Kahlisch,
Direktor der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig

"Die arbeits- und ereignisreichen Jahre im Präsidium des DBSV vergingen für mich wie im Fluge. Noch nie waren wir in unserer Selbsthilfearbeit mehr gefordert als zum aktuellen Zeitpunkt. Die Umsetzung der UN-Konvention stellt hohe Anforderungen an die Gesellschaft und fordert uns in hohem Maße. Ich freue mich über das neue Selbstverständnis und das klare Bekenntnis zu qualitativ hochwertiger Bildung, dem Einsatz neuer Medien und zur Brailleschrift, welches in der Tour de Braille zum Ausdruck kam. Beeindruckend ist es für mich immer wieder, wenn blinde Menschen zeigen, was sie leisten und welche starke Gemeinschaft sie bilden, die sogar in der Lage ist, politische Entscheidungsprozesse zu gestalten."


Hans-Joachim Krahl,
Vorsitzender des Blinden- und Sehbehinderten-Verbandes Sachsen-Anhalt

"Als ich 2006 wieder ins Präsidium gewählt wurde, erfüllte sich meine Hoffnung, die begonnene Netzwerkarbeit über die inzwischen 'gehäuften' Ämter in der BAG Selbsthilfe, der Bundesagentur für Arbeit und im Beirat des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales fortsetzen zu können. Seitdem konnten wir einige Erfolge mit Signalwirkung erringen. So ist die zentrale Vermittlungsstelle (ZAV) für behinderte Hochschulabsolventen, die bei der Umstrukturierung der Bundesagentur 'eingespart' wurde, wieder installiert worden. Und das Engagement der 'vermittelnden Stellen' vor Ort ist auf ein spürbar höheres Niveau gebracht worden, indem Handlungsprogramme zur Beratung schwerbehinderter Arbeitssuchender eingeführt wurden. Bei der politischen Arbeit sind Bündnisse mit anderen Behindertenverbänden und Sozialverbänden von enormer Bedeutung."


Helga Neumann,
Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Niedersachsen

"Die Jüngeren erklären DAISY und die Älteren verraten ihre besten Alltagstricks: Das war die Aufgabe, die uns das EU-Projekt 'Intergen' stellte. Also bin ich mit meiner Prägezange zum Markieren von Lebensmitteln, einem sprechenden Messbecher und weiteren kleinen und großen Hilfsmitteln für Küche und Haushalt zu den Workshops in Hannover gefahren. Zwar verteilt sich das Wissen in der Praxis nicht ganz so eindeutig auf die verschiedenen Generationen, aber was viel wichtiger ist: Wir haben gelernt, wie sich das Konzept der Generationensolidarität mit Leben füllen lässt. Plötzlich war es ganz selbstverständlich, offen und auch ein wenig neugierig aufeinander zuzugehen, sich zuzuhören, auszutauschen und besser zu verstehen. Das sollten wir uns auch für die Verbandsarbeit zu Herzen nehmen. Denn nur in der Gemeinschaft von Jung und Alt können wir unsere ganze Kraft entfalten."


Rudi Ullrich,
Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei der Deutschen Blindenstudienanstalt (Blista)

"Die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe in Deutschland hat in den letzten Jahren bewiesen, dass sie politisch viel bewegen kann  –  die Wiedereinführung des Blindengeldes in Niedersachsen und Thüringen zum Beispiel. Es wurden in den letzten vier Jahren wichtige Weichen für die Zukunft gestellt: die Erarbeitung eines Beratungshandbuchs, die Einrichtung des Beratungsdienstes Auge, die Gründung der Rechtsberatungsgesellschaft (rbm) oder DBSV-Inform, um nur einige zu nennen. Deutlicher denn je ist aber auch, dass wir in den nächsten Jahren alle Kräfte bündeln müssen, um den Mitgliederrückgang zumindest zu stoppen und um neue Wege zur Finanzierung unserer Arbeit zu erschließen. Hier können und müssen wir viel voneinander lernen."

Meldungen

Offenes DBSV-Frauenseminar

Alle Frauen, die sich für die Frauenbelange des Verbandes interessieren und einsetzen möchten, sind herzlich eingeladen zum nächsten offenen DBSV-Frauenseminar im bayerischen Saulgrub. Vom 21. bis 24. Oktober tauschen sich die Teilnehmerinnen dort über ihre Erfahrungen in der regionalen Frauenarbeit aus, besprechen neue Projekte, gemeinsame Aktivitäten und hören interessante Vorträge. Unter dem Motto "Politisch agieren, vernetzen und repräsentieren" berichtet die bayerische Landesbehindertenbeauftragte Irmgard Badura über ihre Tätigkeit. Buchautorin Heike Herrmann diskutiert mit den Teilnehmerinnen über "Blinde Schönheit" und Referentin Helene Klaus erklärt, wie es sich "mit Würde altern" lässt.

Nähere Informationen und Anmeldung (bis 30.6.) beim
DBSV
Torsten Resa
Tel.: 030 / 28 53 87-281
E-Mail: t.resa@dbsv.org

Wegweiser ins Internet jetzt auch in Hörbüchereien ausleihbar

So wie der BAGSO-Wegweiser durch die digitale Welt ein Renner bei sehenden Senioren ist, stößt dessen Hörfassung mit blindenspezifischen Ergänzungen (vgl. "Gegenwart", 4/2010) auch bei blinden und sehbehinderten Senioren auf große Nachfrage. Beim DBSV sind noch einige Restexemplare der DAISY-CD verfügbar -

Bestellungen bei
Torsten Resa
Tel.: 030 / 28 53 87-281
E-Mail: t.resa@dbsv.org


Abonnenten von DBSV-Inform konnten den Ratgeber, der den Weg ins Internet ebnet, als Extrabuch in der April-Ausgabe hören. Nun gibt es eine weitere Möglichkeit, die Broschüre zu bekommen: Sie steht bei der Deutschen Blindenhörbücherei zur Ausleihe bereit (Bestell-Nr. 01 673351) und kann per Fernleihe über alle Medibus-Hörbüchereien bezogen werden.



DBSV-Karte: Mehr als ein Mitgliedsausweis

Wer Inhaber einer DBSV-Karte ist, lebt günstiger. Mitglieder der Landesvereine profitieren von einer Reihe attraktiver Vergünstigungen:

  • Deutscher Hilfsmittelvertrieb (DHV)
    5% auf alle Hilfsmittel
  • Landeshilfsmittelzentrum für Blinde und Sehbehinderte Sachsen (LHZ)
    5% auf alle Produkte
  • Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB)
    5% auf alle Zeitschriften-Abos
  • Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV)
    "Gegenwart"-Abo (Punkt- und Schwarzschrift) für 38,50 Euro statt 44 Euro; kostenfreies Abo von DBSV-Inform (DAISY)
  • Dussmann das KulturKaufhaus, Berlin
    10% auf Hörbücher und Hörspiele
  • SUS ® Franchise GmbH
    10% auf Dienstleistungen im Rahmen des Umzugsservice
  • NH-Hotels
    Sonderkonditionen auf den Übernachtungspreis (auch für Begleitpersonen)
  • MANRA Limited
    Nachlässe auf Mobilfunk-, Festnetz- und Internettarife sowie bei neuen Mobilfunkverträgen und Vertragsverlängerungen auch auf Handysoftware und DAISY-Player

Die Angebote werden ständig erweitert. Aktuelle Informationen in der "Gegenwart".

Außerdem haben viele Landesvereine zusätzliche Rabattaktionen mit ihren Partnern vor Ort vereinbart.


Mitgliedschaft lohnt sich!


Nähere Informationen beim
DBSV
Tel.: 030 / 28 53 87-190, sowie im
Internet unter www.dbsv.org/dbsv-karte

Thema: Medizin

Was in der Augenmedizin Rang und Namen hat, trifft sich in diesem Jahr in Berlin. Zum ersten Mal seit 1966 findet der Weltkongress der Augenheilkunde vom 3. bis 9. Juni wieder auf deutschem Boden statt. Ärzte und Wissenschaftler aus aller Welt diskutieren die neuesten Erkenntnisse aus der augenmedizinischen Forschung und wie sich daraus neue Diagnose- und Therapieverfahren entwickeln lassen. Für die "Gegenwart" Anlass genug, dem Thema Medizin einen Schwerpunkt zu widmen. Ausgewiesene Experten stellen den aktuellen Forschungsstand zur Behandlung verschiedener Augenkrankheiten und zur Verhütung von Blindheit vor. Im Anschluss daran spannt sich ein Bogen von dem Vorschlag, das Gespräch zwischen Arzt und Patient um einen Berater aus der Selbsthilfe zu erweitern, über eine erfolgreiche medizinische Vortragsreihe des ABSV bis zur Vorstellung des Beratungsdienstes Auge, der unter dem Dach des DBSV seine Arbeit aufgenommen hat.

Verhütung von Blindheit: Wie weit ist die Forschung?

In den westlichen Industrieländern sind immer mehr Menschen von altersbedingter Blindheit und Sehbehinderung betroffen. Hauptursache ist die steigende Lebenserwartung. Die Augenmedizin reagiert mit verstärkten Forschungsaktivitäten. Über neue Therapieansätze bei verschiedenen Augenerkrankungen berichten Dr. Robert P. Finger und Professor Dr. Nicole Eter von der Universitäts-Augenklinik Bonn.


Ursachen für Sehbehinderungen und Erblindung

Die häufigsten Ursachen für Sehbehinderung und Erblindung in Deutschland sind die Altersabhängige Makula-Degeneration, der Grüne Star (Glaukom) und Netzhautveränderungen durch die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus Typ I und II (diabetische Makulo- und Retinopathie). Ferner führen auch Verschlüsse von Netzhautgefäßen und erbliche Netzhauterkrankungen häufig zu Sehbehinderung und Erblindung im Sinne des Gesetzgebers.


Altersabhängige Makula-Degeneration

Bei der Altersabhängigen Makula-Degeneration (AMD) kommt es zu einem Verlust der zentralen Sehschärfe, da es sich hierbei um eine Erkrankung der Makula, der Stelle des schärfsten Sehens, handelt. Das Wahrnehmen feiner Details, das Lesen und das Erkennen von Gesichtern werden zunehmend schwieriger. Das Gesichtsfeld bleibt weitestgehend intakt, so dass das räumliche Orientierungsvermögen erhalten bleibt. Im Verlauf der Erkrankung kommt es durch altersbedingte Stoffwechselstörungen zu Ablagerungen unter der Netzhaut, welche im Frühstadium keine oder nur eine minimale Sehverschlechterung verursachen können. Für dieses Frühstadium wird nun neben den bereits bekannten Vitaminkombinationen (Vitamin C und E, Beta-Carotin und Zink) die Einnahme von Lutein und Zeaxanthin sowie von ungesättigten sowie langkettigen Omega-3-Fettsäuren getestet. Dies soll ein Fortschreiten der Seheinschränkung verlangsamen.

Im Spätstadium unterscheidet man eine fortgeschrittene trockene und eine feuchte Form. Bei der trockenen AMD kommt es zu einem kontinuierlich fortscheitenden Absterben von Sehzellen im Bereich der Makula, so dass der Gesichtsfeldausfall im Zentrum langsam immer größer wird. Für diese Form werden nun erstmals klinische Studien durchgeführt, zurzeit mindestens sieben in den USA und zwei in Europa. Die Medikamente werden teils als Augentropfen, Tabletten oder Injektionen neben oder in das Auge getestet. Vorläufige Ergebnisse zur Wirksamkeit gibt es noch nicht, die Verträglichkeit scheint bei allen gut zu sein.

Bei der feuchten AMD wachsen Blutgefäße unter die zentrale Netzhaut und führen durch undichte Stellen zu einer Flüssigkeitsansammlung und/oder Blutung an der Stelle des schärfsten Sehens. Es kommt zu einer raschen Sehverschlechterung mit Verzerrtsehen. Derzeit ist nur eine Therapie mit Spritzengabe in den Augapfel verfügbar. In Deutschland werden hauptsächlich Lucentis® (zugelassen für die AMD) und Avastin® (nicht zugelassen für die Verwendung am Auge) eingesetzt. In verschiedenen Studien werden zurzeit andere Medikamente, die ähnlich wirken, getestet. Man hofft, dass mit einer anderen Darreichung bzw. einem anderen Wirkstoff weniger Injektionen ausreichen, oder man vielleicht sogar mit Augentropfen ausreichend behandeln kann. Einige dieser Medikamente werden wahrscheinlich im Laufe des nächsten Jahres zugelassen. Ob diese etwa im Vergleich zu Lucentis® eine bessere Wirksamkeit haben, wird sich im klinischen Alltag zeigen. Einige Präparate sind als zusätzliche Therapie zum Beispiel zu Lucentis® gedacht.


Grüner Star (Glaukom)

Beim Grünen Star (Glaukom) handelt es sich um eine neurodegenerative Erkrankung des Sehnervs, der unsere Wahrnehmungen ins Gehirn übermittelt. In den meisten Fällen ist der Augeninnendruck durch verminderten Abfluss des Kammerwassers zu hoch (Normwerte: 10 bis 21 mmHg) und erlaubt trotz normalem Blutdruck keine ausreichende Durchblutung des Sehnervs. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen der Augendruck normal ist und es trotzdem zu einer Schädigung des Sehnervs kommt. Diese macht sich bemerkbar durch Gesichtsfeldausfälle, welche im Frühstadium vom Patienten häufig unbemerkt bleiben. Das Spätstadium kann zum Röhrengesichtsfeld ("Tunnelblick") oder sogar zur Erblindung führen.

Wird der Grüne Star erkannt, so kann er medikamentös mit unterschiedlichen Augentropfen oder mittels Operation oder Lasereingriff gut behandelt werden. Die angewandten Tropfen bzw. ihre Kombinationen werden in verschiedenen klinischen Studien optimiert, ebenso wie die Operationstechniken. Bei der in Deutschland häufigsten Form des Grünen Stars, dem so genannten Chronischen Offenwinkel-Glaukom, konnte nachgewiesen werden, dass es zu einer Proteinfehlfaltung in Zellen im Auge kommt, die beim ungehinderten Abfluss des Kammerwassers eine große Rolle spielen. Darauf basierend wird nach einem Wirkstoff gesucht, der diese Fehlfaltung von Proteinen reduziert bzw. aufhebt, so dass es wieder zu einem ungehinderten Abfluss aus dem Auge kommt.


Diabetische Makulo- oder Retinopathie

Als diabetische Makulo- oder Retinopathie bezeichnet man Veränderungen der Netzhaut, die als Folge einer Zuckererkrankung auftreten. Wie auch im restlichen Körper sind die Blutgefäße bei Diabetikern verändert und brüchiger als bei gesunden Menschen. Daher kommt es vermehrt zu Durchblutungsstörungen der Netzhaut, zu Gefäßverschlüssen, zu Netzhautblutungen und Flüssigkeitsansammlungen im Zentrum, an der Stelle des schärfsten Sehens. Dies kann zu einem zunehmenden Sehschärfeverlust, zu Verzerrtsehen und zu Gesichtsfeldausfällen führen. Insgesamt werden diese Veränderungen vom Patienten meist nicht sofort bemerkt. In fortgeschritteneren Stadien kann es zu Blutungen ins Augeninnere (in den Glaskörperraum) oder zu Netzhautablösungen kommen. Dies äußert sich durch einen plötzlichen Sehverlust auf dem betroffenen Auge.

In jedem Fall sind bei allen Diabetikern eine gute Einstellung des Zuckers und des Blutdrucks sowie regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt notwendig. In späteren Stadien können auch eine Therapie mit dem Laser oder sogar eine Operation nötig werden. Bei Schwellung der zentralen Netzhaut kann die Injektion zum Beispiel von Lucentis®, Avastin® oder dem Kortisonpräparat Triamcinolon ins Auge erwogen werden. Diese Therapien sind bislang nicht für diabetische Augenerkrankungen zugelassen; erste Zulassungsstudien werden jedoch durchgeführt, so dass in den kommenden Jahren mit einer Zulassung in Deutschland gerechnet werden kann. Nichtsdestotrotz bleibt die Laserung der Netzhaut in vielen Fällen der Goldstandard, da sie sich im Vergleich auch langfristig als sehr wirksam erwiesen hat.


Verschlüsse von Netzhautgefäßen

Bei Verschlüssen von Netzhautgefäßen kommt es zu einem Verschluss in einer Arterie oder Vene der Netzhaut, die je nach Umfang des betroffenen Gebiets zu Gesichtsfeldausfällen oder auch einer völligen Erblindung führen kann. Bei Verschlüssen von Venen der Netzhaut ist häufig eine Laserung der Netzhaut notwendig, um Komplikationen wie weitere Sehverschlechterungen, einen Druckanstieg und Schmerzen zu verhindern. Ebenso wie bei der diabetischen Makulopathie kommen der Einsatz von Lucentis® oder Avastin® in Frage, wenn es zu einer Schwellung der zentralen Netzhaut gekommen ist. Seit kurzem ist in den USA und der Schweiz bei Venenverschlüssen ein weiterer Wirkstoff für die Injektion ins Auge zugelassen: Osurdex®. Dieser wirkt relativ lang und muss wahrscheinlich nur alle drei bis sechs Monate injiziert werden. Mit einer baldigen Zulassung in Deutschland ist zu rechnen.


Erbliche Netzhauterkrankungen

Erbliche Netzhauterkrankungen wie Retinitis Pigmentosa oder Morbus Best und Morbus Stargardt führen häufig schon in sehr jungen Jahren zu einer deutlichen Sehbehinderung, wenn nicht gar zur Erblindung. Eine mögliche Therapie, um das Sehen zu erhalten bzw. wieder herzustellen, ist nur mittels Prothesen, der Gen- oder Stammzelltherapie möglich.

An künstlichen Augen wird schon sehr lange geforscht, und vor einigen Jahren kam es zu ersten Testreihen unterschiedlicher Modelle, die einigen Patienten, die völlig erblindet waren und fast kein Licht mehr wahrnehmen konnten, eingepflanzt wurden. Fast alle Prothesen wurden gut vertragen. Je nach Modell konnten die Patienten wieder Hell und Dunkel, zum Beispiel ein helles Fenster in einem dunklen Raum wahrnehmen. In einigen wenigen Fällen konnten die Patienten sogar sehr große Buchstaben mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig benennen (vgl. "Gegenwart" 11/2009).

Die Gentherapie wurde verhältnismäßig erfolgreich in sehr kleinen Studien bei RPE65  –  Leberscher Amaurose erprobt (vgl. "Gegenwart" 9/2008). Behandelte Patienten, die zuvor völlig blind waren, konnten nach der Therapie undeutliche Umrisse wahrnehmen und zwischen Hell und Dunkel unterscheiden sowie sich sicherer im Raum bewegen. Zurzeit werden für diese Erkrankung größere Studien geplant, bei anderen Erkrankungen befindet sich die Testung erst im Tiermodell.

In der Stammzelltherapie gibt es bislang noch keine Versuche am Menschen. Zunächst findet die Testung am Tiermodell statt, wobei geklärt werden muss, wie man die Zellen überhaupt in die Netzhaut integrieren kann. Dieser Therapieansatz ist zurzeit noch am weitesten vom klinischen Einsatz entfernt.


Fazit

Es gibt viele sehr vielversprechende neue Therapieansätze für Erkrankungen, die in Deutschland zu den Haupterblindungsursachen gehören. Diese Therapieansätze sind in sehr unterschiedlichen Phasen der Testung, teils in der vorklinischen Testung, wo noch Versuche mit Zellkulturen oder Tieren durchgeführt werden, teils in der klinischen Testung, wo der Einsatz am Patienten erprobt wird. In Abhängigkeit von den Ergebnissen wird es erfahrungsgemäß nur ein kleiner Teil der getesteten Therapien zu einer Zulassung und damit auch Anwendung in der klinischen Praxis bringen.

Dr. Robert P. Finger und Professor Dr. Nicole Eter
Universitäts-Augenklinik Bonn


Kurzinfo: Weltkongress der Augenheilkunde in Berlin

Mit dem World Ophthalmology Congress (WOC) richtet Deutschland im Jahr 2010 den größten internationalen Kongress der Augenheilkunde aus. Vom 3. bis 9. Juni diskutieren Ärzte und Wissenschaftler aus aller Welt im Berliner ICC die neuesten Erkenntnisse aus der augenmedizinischen Forschung. Unter dem Dach des WOC 2010 finden auch der 108. Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und die Augenärztliche Akademie Deutschland (AAD) statt. Die Veranstalter erwarten mehr als 8000 Teilnehmer aus etwa 120 Ländern.

Als kompetente Partner der Augenärzte stellen sich verschiedene Organisationen der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe, darunter der DBSV als Spitzenverband, an einem Gemeinschaftsstand vor. An einem weiteren Stand präsentieren sich Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation. Hier wie dort ist es das Ziel, Augenärzte auf die vielfältigen Angebote aufmerksam zu machen und die Zusammenarbeit im Sinne der Patienten zu intensivieren.

Patientensymposium: "Risiken, Forschung, Therapien  –  die Augenheilkunde im Jahr 2010"

Gibt es neue Hoffnung für die ca. vier Millionen Augenpatienten, die allein in Deutschland an der Makula-Degeneration leiden? Wie können sich allgemeine Erkrankungen auf das Sehvermögen auswirken? Welche Augenkrankheiten werden zukünftig vielleicht heilbar sein?

Um diese und viele weitere Fragen geht es beim Weltkongress der Augenheilkunde (WOC), der vom 3. bis 9. Juni im Berliner ICC stattfindet. Damit auch die Betroffenen selbst aus erster Hand von neuesten Forschungsergebnissen erfahren, bieten DBSV und ABSV gemeinsam eine Vortragsveranstaltung für Augenpatienten an. Am 3. Juni referieren drei namhafte Experten über aktuelle Entwicklungen in der Augenheilkunde und stehen anschließend für Fragen zur Verfügung. Die Moderation übernimmt Dr. Christine Stamm, Leiterin der Berliner Beratungsstelle für Sehbehinderte. Der Eintritt ist frei.


Programm:

  • Prof. Dr. Carl Erb, Schlosspark-Klinik Berlin: "Allgemeinerkrankungen und ihre Auswirkungen auf das Auge"
  • Dr. Robert P. Finger, Universitäts-Augenklinik Bonn: "Der Weltkongress der Augenheilkunde in Berlin  –  zum Stand der Forschung zur Verhütung von Blindheit im Jahr 2010"
  • Prof. Dr. Nicole Eter, Universitäts-Augenklinik Bonn: "Neue Therapien zur Behandlung der Makula-Degeneration  –  neue Hoffnung?"

Termin:
Donnerstag, 3. Juni, 9 bis 13 Uhr
ICC Berlin, Raum Stockholm


Anmeldung unbedingt erforderlich beim
ABSV
Tel.: 030 / 895 88-0


Dazu drei Bilder:

    • Aus der Sicht eines AMD-Patienten: der Eiffelturm mit verzerrten Stahlträgern und einem gräulichen Fleck in der Mitte
    • Bei der Glaukom-Untersuchung unverzichtbar: die Messung des Augeninnendrucks
    • Netzhaut-Implantat: Die Mikroelektrodenfolie am rechten Ende wird auf der Netzhaut fixiert. Sie ist über eine ultraflexible Verbindung mit der Antennenspule verbunden, über die Daten und Energie übertragen werden. So wird die Netzhaut stimuliert, Sehwahrnehmungen werden möglich.

Meldungen

Am Start: der Beratungsdienst Auge im DBSV

Mit der Öffnung des DBSV hin zu einer Patientenorganisation wurden die Weichen gestellt. Jetzt kann der Beratungsdienst Auge seine Arbeit aufnehmen. Im Mai bzw. Juni haben Angelika Ostrowski (53) als Projektleiterin und Juliane Willuhn (37) ihr Büro in der DBSV-Geschäftsstelle bezogen. Ihre Aufgabe ist es, binnen fünf Jahren ein Netzwerk aufzubauen, um für Menschen mit Sehbehinderungen bundesweit eine kompetente und ganzheitliche Beratung sicherzustellen. Damit erweitert der DBSV sein Profil um ein wegweisendes Dienstleistungsangebot.

Der Beratungsdienst Auge soll die Lebenssituation von Augenpatienten in allen Phasen ihrer Erkrankung verbessern. Wie auch immer die Diagnose lautet  –  die Betroffenen und ihre Angehörigen sollen begleitet, unterstützt und aufgefangen werden. Hierzu sind auf der Grundlage der bestehenden Selbsthilfestrukturen spezielle Beratungs- und Unterstützungsangebote von der Bundesebene bis in die Ortsebene hinein aus- und aufzubauen. Besondere Schwerpunkte liegen auf medizinischen und psychosozialen Fragestellungen sowie auf der Hilfsmittelberatung. Um die Interessenvertretung der Augenpatienten zu stärken, soll darüber hinaus die Vernetzung mit Vertretern aus der Medizin, Optik, Rehabilitation, Pädagogik und Industrie intensiviert werden.

Angelika Ostrowski, selbst sehbehindert, bringt umfangreiche Erfahrungen aus der Behindertenarbeit mit. Die Rehabilitationspädagogin, Fachrichtung Sehgeschädigte, war zuletzt als Ausbildungsleiterin an einem Zentrum für berufliche Rehabilitation, Berufsvorbereitung und Ausbildung Jugendlicher und junger Erwachsener mit Behinderung tätig. Juliane Willuhn, Diplomingenieurin und Erwachsenenpädagogin, war lange in einem Pharmaunternehmen beschäftigt, bevor sie als Beraterin in die Bildungsarbeit ging.


Dazu zwei Bilder: Neue Netzwerkerinnen beim DBSV: Angelika Ostrowski (li.) und Juliane Willuhn bauen den Beratungsdienst Auge auf

Neue DBSV-Broschüren zu Augenkrankheiten

Broschüren zu Augenkrankheiten gibt es viele  –  was hat den DBSV bewogen, drei weitere auf den Markt zu bringen? Beim Sichten der "Konkurrenzprodukte" wurde schnell klar: Informationen aus medizinischer Sicht bieten sie allesamt  –  aber helfen sie einem Angehörigen, sich in die Mutter hineinzuversetzen, die gerade die Diagnose "Makula-Degeneration" bekommen hat? Und wie wird mit dem Thema "Bewältigung einer drohenden Sehbehinderung" umgegangen? Der Eindruck, der sich aufdrängte: Es geht wenig um Patienten, sondern fast ausschließlich um Augapfel, Netzhaut, Makula und Co.

Die neuen DBSV-Broschüren bieten nicht nur konzentrierte Informationen, sondern geben auch erste Hilfestellungen für Augenpatienten und deren Angehörige. Natürlich sind die Fachbeiträge von Professor Dr. Ulrich Kellner aus Siegburg zentrale Bestandteile. Zusätzlich gibt es aber jeweils das Kapitel "Was passiert mit mir?", in dem es um die seelische Bewältigung von Augenkrankheiten geht. Außerdem werden Beispieldarstellungen angeboten, damit Angehörige sich vorstellen können, wie der Seheindruck sich durch die Erkrankung verändert.


  • Broschüre "Glaukom (Grüner Star)"
  • Broschüre "Altersbedingte Makula-Degeneration (AMD)"
  • Broschüre "Diabetische Retinopathie"

Jeweils 16 Seiten, DIN lang, mit zahlreichen farbigen Abbildungen
Schutzgebühr: 0,50 Euro


Bestellungen bei Ihrem
Landesverein
Tel.: 0 18 05 / 666 456 (0,14 Euro/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min.)

Barrierefreie PDF-Dateien unter
www.dbsv.org/infothek/broschueren-und-mehr

"Rund ums Auge  –  gut beraten"

Was vor fünf Jahren mit einer Veranstaltung im Roten Rathaus begann, entwickelt sich immer mehr zu einem Erfolgsprojekt: die medizinische Vortragsreihe "Rund ums Auge  –  gut beraten". Der Allgemeine Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin zeigt, dass dahinter mehr steckt als "nur" gute Patientenarbeit.


Als die ersten neuen Medikamente zur Behandlung der feuchten Altersabhängigen Makula-Degeneration (AMD) in Studien getestet wurden, gab es bei den Betroffenen ebenso viele Hoffnungen wie Unsicherheiten. Für den Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin (ABSV) war dies der Anlass, beim Sehbehindertentag 2005 unter anderem zwei Arztvorträge zur AMD zu organisieren. Patienten aus ganz Berlin kamen, um sich über die neuen Behandlungsmethoden zu informieren. Viele von ihnen sind inzwischen eng mit dem Verein verbunden  –  als Mitglied und/oder als regelmäßige Teilnehmer des Makula-Stammtisches.

Hier treffen sich mehrmals im Jahr interessierte Menschen, die an AMD erkrankt sind. Die Mitarbeiter des ABSV-Sozialdienstes moderieren die Veranstaltung und informieren zu konkreten Fragestellungen. Darüber hinaus werden regelmäßig Experten der Augenheilkunde eingeladen. Neben dem "festen Stamm" gibt es immer wieder neue Teilnehmer, die frisch erkrankt sind und Hilfe bzw. Austausch mit anderen Betroffenen suchen. Die nach wie vor bestehenden Unschärfen bei der Finanzierung der Behandlung verunsichern die Patienten und sorgen für einen hohen Informationsbedarf.

Aus der positiven Erfahrung im Umgang mit AMD-Patienten entstand die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, auch Veranstaltungen für Menschen mit anderen häufigen Augenerkrankungen anzubieten und daraus eine Veranstaltungsreihe in den Räumlichkeiten des Vereins zu konzipieren. Nachdem die ersten Kontakte geknüpft waren und renommierte Experten der Augenheilkunde ihre Unterstützung zugesichert hatten, konnte der Versuch starten: Im vergangenen Jahr hat der ABSV drei Veranstaltungen zu den Themen Glaukom (Grüner Star), Diabetische Retinopathie und Altersbedingte Makula-Degeneration durchgeführt. Die Resonanz übertraf alle Erwartungen. Zwei Veranstaltungen waren mit je 200 Teilnehmern restlos ausgebucht, so dass es sich lohnte, Wartelisten für Folgeveranstaltungen anzulegen.

Unter den Teilnehmern waren viele Betroffene, die den ABSV noch nicht kannten, aber auch Mitglieder, die sich über aktuelle Behandlungsmethoden informieren wollten. Wegen des großen Interesses werden die Vorträge in diesem Jahr gleich mehrfach wiederholt.

Die Veranstaltungen werden in den Medien des ABSV sowie durch Anzeigen in den Berliner Tageszeitungen angekündigt. Außerdem bekommen Augenärzte die notwendigen Informationen, um ihre Patienten auf die Termine hinzuweisen. Dabei stellte sich heraus, dass die Fachleute gerne an den Patientenveranstaltungen teilnehmen würden, wenn diese als Fortbildung anerkannt sind. Diese Anregung hat der ABSV aufgegriffen und die Veranstaltungen beim Berufsverband der Augenärzte Deutschlands zur Zertifizierung eingereicht, so dass die teilnehmenden Augenärzte nun Fortbildungspunkte erhalten.

Neben den neuen Erkenntnissen, die die Teilnehmer für sich ganz persönlich gewinnen, haben die Vorträge für den ABSV einen Nutzen in vielfacher Hinsicht: bei der Erhöhung seines Bekanntheitsgrades, bei der Gewinnung neuer Mitglieder und bei der Kontaktpflege zu Augenärzten und Augenoptikern. Im letzten Jahr konnte nach vielen Jahren der Stagnation wieder ein Mitgliederzuwachs verzeichnet werden. Die Vortragsreihe trägt dazu bei, diesen Trend fortzusetzen.

Paloma Rändel,
Allgemeiner Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin

Vom Dialog zum Trialog

Bei seltenen Erkrankungen kann es sinnvoll sein, den klassischen Arzt-Patient-Dialog in besonderen Situationen durch einen Patientenvertreter zum "Trialog" zu erweitern. Solche besonderen Situationen können zum Beispiel nach der Erstdiagnose oder bei eher nichtmedizinischen Beratungsthemen (Hilfsmittel, alternative Therapien, psychologische Beratung etc.) auftreten. Der "Dritte im Bunde" muss freilich vom Arzt akzeptiert und der Nutzen der Selbsthilfe für ihn selbst und für seinen Patienten erkannt werden.


Arzt und Selbsthilfe ergänzen sich

Etwa vier Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer seltenen Erkrankung, die selbst den Fachärzten oftmals unbekannt ist. Eine dieser seltenen Erkrankungen trägt den Namen "Retinitis Pigmentosa" (RP). In Deutschland sind etwa 25.000 Menschen von dieser unheilbaren, zur Erblindung führenden Netzhauterkrankung betroffen. Die Diagnose ist in der Regel ein schwerer Schock für die Betroffenen. Viele Patienten klagen darüber, dass sie bei der Erstdiagnose vom Augenarzt nicht einfühlsam und partnerschaftlich, sondern eher unverständlich und unvollständig aufgeklärt wurden. Die genaue Diagnose kann sich daher über mehrere Jahre verzögern, so dass der Betroffene und die Angehörigen mit der Erkrankung über einen langen Zeitraum allein gelassen werden, bevor sie, oftmals zufällig, von der Patientenselbsthilfe "aufgefangen" werden. Das Einbringen des Erfahrungswissens der Gleichbetroffenen in den ärztlichen Beratungsprozess kann in unterschiedlichen dialogischen und trialogischen Situationen erfolgen und trägt erheblich zur Optimierung der Versorgung des Patienten bei.


Gute Bedingungen für den Trialog

Eine Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung in Bayern bei ihren Mitgliedern hat vor zwei Jahren ergeben, dass mehr als 90 Prozent der Ärzte die Zusammenarbeit mit der Patientenselbsthilfe für sinnvoll halten, dass aber nur ca. ein Drittel tatsächlich konkrete Erfahrungen mit dieser Zusammenarbeit besitzt. Unter Ärzten wird zunehmend das Konzept der "partnerschaftlichen Entscheidungsfindung" bei der Beratung und Behandlung der Patienten propagiert, und die Mehrheit der Patienten wünscht ein Mitspracherecht bei der Behandlung. Bei der praktischen Umsetzung dieses Konzepts fühlen sich jedoch Arzt und Patient oftmals überfordert  –  hier kann der "Selbsthelfer" behilflich sein.

Chronisch kranke Patienten wünschen sich vom Arzt umfassende Aufklärung nebst Informationen über den Umgang mit der Erkrankung und über den Behandlungserfolg bei Gleichbetroffenen. Die Vorgaben des Sozialgesetzbuchs und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zum "Qualitätsmanagement in der ärztlichen Praxis" sehen die Möglichkeit der Einbeziehung einer dritten Person in den Arzt-Patient-Dialog vor. Schließlich ist in der psychiatrischen Behandlung das Konzept der "trialogischen Kommunikation" bereits seit vielen Jahren als anerkannte Beratungsoption eingeführt, wobei der "Dritte im Bunde" oftmals ein Angehöriger ist.

Allerdings gilt es zu bedenken: Das Verhältnis Arzt-Patient ist traditionell von hohem Vertrauen des Patienten in die Kompetenz und Verschwiegenheit des Arztes geprägt. Die Hinzuziehung einer dritten Person bedarf daher unbedingt der vorherigen Zustimmung beider Seiten. Der "Selbsthelfer" darf das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient nicht zerstören; die Selbsthilfe sollte von Arzt und Patient als nützlich empfunden werden (zum Beispiel unmittelbar nach der Erstdiagnose); das Aufeinander-Zugehen von Arzt und Selbsthilfe ist oft keine "Liebe auf den ersten Blick", sondern stellt einen andauernden Prozess des Kennen- und Schätzenlernens dar.


Der Trialog  –  neue Kommunikationsform

Die zentrale Frage an eine von der Selbsthilfe mitgestaltete Arzt-Patient-Schnittstelle lautet: Wie, von wem und zu welchem Zeitpunkt sollte die "kollektive Erfahrung" der Selbsthilfe bei der Bewältigung einer schweren chronischen Erkrankung in den Arzt-Patient-Dialog eingebracht werden? Hierzu sind vier "Kommunikationsmodelle" denkbar:

a) "Klassisches Dialogmodell": Der niedergelassene oder klinische Facharzt weist seinen Patienten nicht oder allenfalls "passiv", also auf Nachfrage des Patienten, auf die Existenz der Selbsthilfe hin.

b) "Verweismodell": Arzt und Patient verbleiben im klassischen Dialog, der Arzt verweist jedoch auf eine Patientenorganisation, wo sich der Patient mit Gleichbetroffenen separat austauschen kann.

c) Modell "Patientensprechstunde": Der Arzt unterstützt die zusätzliche Selbsthilfeberatung im unmittelbaren zeitlich-örtlichen Zusammenhang mit seiner eigenen Untersuchung und Beratung.

d) "Trialog-Modell": Arzt und Patient einigen sich darauf, beispielsweise im Rahmen eines an die Erstdiagnose anschließenden Zweitgesprächs, einen qualifizierten, möglichst gleichbetroffenen Vertreter einer Selbsthilfegruppe hinzuzuziehen.


Mischvarianten und Kombinationen dieser Modelle sind ebenfalls denkbar. Das Festhalten am "klassischen Dialogmodell" geht in der Regel mit einer geringen Bereitschaft des Arztes einher, sich Kenntnisse über die Selbsthilfe anzueignen. Beim "Verweismodell" hält sich der Arzt über die Arbeit der Patientenorganisation auf dem Laufenden, der "Verweis" an die Selbsthilfe erfolgt meist durch Broschürenweitergabe oder Hinweis auf die Internetadresse. Die beiden Kommunikationsmodelle "Patientensprechstunde" und "Trialog" sind hingegen durch bewusste Neugestaltung der klassischen Arzt-Patient-Schnittstelle und Überwindung der Grenzen zwischen den beiden "Parallelwelten" gekennzeichnet. Die hierbei involvierten Ärzte weisen ein hohes und durch aktive Mitarbeit gekennzeichnetes Erfahrungspotential in der Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen auf, zum Beispiel durch Mitgestaltung von gemeinsamen Symposien oder Forschungskolloquien, durch Beteiligung an der Redaktion von Informationsbroschüren oder durch Beratung von Regionalgruppen.


Schulungsfilm für Ärzte und Studenten

Die geschilderte Problematik der Arzt-Patient-Selbsthilfe-Kommunikation bei seltenen Erkrankungen wurde in einem Drehbuch aufgearbeitet, das im Rahmen des vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geförderten Projekts "Patientenselbsthilfe und Versorgungsqualität bei seltenen Erkrankungen" entstand. Dieses Drehbuch soll Grundlage sein für einen an Ärzte und Medizinstudenten gerichteten Schulungsfilm, der am Beispiel der seltenen Netzhautdegenerationen (hier: Retinitis Pigmentosa) zeigen soll, wie durch die Erfahrungen der Selbsthilfe die Kommunikation zwischen Arzt und Patient, insbesondere bei der Vermittlung der Erstdiagnose und deren Folgen, verbessert und um nicht-medizinische Informationen ergänzt werden kann. Dabei wird in kurzen Gesprächsszenen der Nutzen der Kommunikationsform "Trialog" für Arzt und Patient herausgearbeitet.

Das Drehbuch wurde im Juli 2008 am TINKO Unternehmenstheater in Gießen in Form einer Probelesung in Anwesenheit von Augenärzten, Pädagogen und Aktiven der Pro Retina umgesetzt. Ein Antrag zur Finanzierung der filmischen Umsetzung soll bei der Bosch-Stiftung eingereicht werden.

Wer Interesse am Bezug des Drehbuchs hat ("Vom Dialog zum Trialog: Ich sei, gewährt mir die Bitte, in Eurem Bunde der Dritte"), wendet sich bitte direkt an

Dr. Rainald von Gizycki
Tel.: 0 60 32 / 3 34 99
E-Mail: rainald.vongizycki@charite.de

Dr. Rainald von Gizycki,
Ehrenpräsident der Pro Retina Deutschland e.V.; Ko-Projektleiter des vom BMG geförderten Projekts "Patientenselbsthilfe und Versorgungsqualität bei seltenen Erkrankungen" (2006-2008), das an der Charité in Berlin durchgeführt wurde.

(Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von "Retina aktuell")

In Kürze:

Reisen

Sport für Wiedereinsteiger

Lauf-Trainer "Lauflars" Ahrens lädt blinde und sehbehinderte Sportmuffel zum Wiedereinstieg in die Bewegung ein. Vom 31. August bis 4. September stehen im AURA-Zentrum Bad Meinberg gemeinsame sportliche Aktivitäten auf dem Programm. Männer und Frauen, die sich fit machen möchten, können mit Wassergymnastik, Rückenworkshop, Kegeln und Körperwahrnehmung sanft in Gang kommen.

Nähere Informationen und Anmeldung (bis 16.8.) im
AURA-Zentrum
Oberförster-Feige-Weg 1, 32805 Bad Meinberg
Tel.: 0 52 34 / 904-253
E-Mail: info@aura-zentrum.de
www.aura-zentrum.de

Freizeit

Dunkelgänger-Diplom und Dunkelerfahrungen in Nürnberg

Zum 13. Mal hat der Hirsvogelbunker in Nürnberg seine Tore als "Dunkelstation" des Erfahrungsfeldes zur Entfaltung der Sinne geöffnet. Bis zum 12. September können die Besucher die Welt im Dunkelgang und im Dunkelcafé auf besondere Weise erleben. In absoluter Finsternis erfahren sie, wie ihr Tastsinn, ihr Geruchssinn, das Gehör und der Geschmackssinn funktionieren. Das Nürnberger "Dunkelgänger-Diplom" kann noch am 20. August (14 und 15 Uhr), am 3. September (14 und 16 Uhr) und am 10. September (14 und 16 Uhr) erworben werden. Zum ersten Mal gibt es das Angebot "Frühstücken im Dunkeln" (13. Juni und 5. September, 10 bis 11.30 Uhr) sowie die Möglichkeit, eine Kindergeburtstagsfeier im Dunkeln zu buchen (ab 8 Jahren). Weitere Highlights: die Besuche des blinden Fotografen Heinrich Hartl am 9. Juni und des blinden Rennfahrers Ralf Mackel am 18. Juli.

Für alle Veranstaltungen ist eine Voranmeldung unter Tel.: 09 11 / 231 54 45 erforderlich.

Singwochenende in Bad Meinberg

Das Singwochenende der Fachgruppe für Frauen, Familie und selbstständige Lebensführung der Blinden- und Sehbehindertenvereine Nordrhein-Westfalen findet in diesem Jahr auf vielfachen Wunsch mit einem Verlängerungstag vom 27. bis 30. August im AURA-Zentrum Bad Meinberg statt. Zum Abschluss ist ein Konzert in einer Meinberger Kirche geplant. Gesungen werden mehrstimmige Gospels und Volkslieder, zum Teil aus dem bisherigen Repertoire. Das Material wird zuvor als DAISY-CD versandt und kann auch von Neueinsteigern leicht erlernt werden.

Nähere Informationen bei
Margret Gajewski
Tel.: 02 09 / 81 44 50 (bis 20 Uhr)
E-Mail: margret.gajewski@t-online.de

Anfassen erlaubt im Mannheimer Technoseum

Das Landesmuseum für Technik und Arbeit oder auch "Technoseum" in Mannheim bietet ab sofort spezielle Führungen für blinde und sehbehinderte Besucher an. Premiere feierte das Angebot am 16. Mai. Die Führung rund um die Geschichte der Papierherstellung und der Weberei wurde von einer sehbehinderten Historikerin erarbeitet. Haptische und akustische Eindrücke stehen beim Rundgang durch das Museum im Mittelpunkt: Objekte wie eine Lochkarte des Jacquard-Webstuhls oder verschiedene Papier- und Stoffproben dürfen ertastet werden.

Privatgruppen (bis 15 Personen) können eine Führung beim Technoseum buchen.

Tel.: 06 21 / 42 98-839
E-Mail: paedagogik@technoseum.de


Dazu ein Bild: Fühlbares Technoseum: In der Weberei können verschiedene Stoffe ertastet werden

Akustische Reise durch Hagenbecks Tierpark

Vorbei an Löwen, Giraffen und Bären  –  einen akustischen Rundgang durch Hagenbecks Tierpark in Hamburg können blinde und sehbehinderte Zoo-Freunde nun mit Hilfe einer DAISY-CD antreten. Gerd F. Feldhusen, Redakteur von "Dat Hörblatt op Platt", einem plattdeutschen Hörmagazin für blinde und sehbehinderte Menschen, hat den Streifzug durch die Tierwelt erstellt. Ein halbes Jahr besuchte er den Park, um die Tiere und ihre Gehege ausführlich zu beschreiben, Wege zu erläutern und alle Infotafeln vorzulesen. Zusätzlich zur CD gibt es eine Info-Mappe in Groß- oder Brailleschrift. Rückmeldungen von Nutzern sind erwünscht, um die zweite Auflage, die im Herbst erscheinen soll, noch weiter zu verbessern.

Die DAISY-CD "Hagenbecks Tierpark" kostet 10 Euro und ist erhältlich bei

Gerd F. Feldhusen
Tel.: 040 / 57 87 10
E-Mail: gote@alice-dsl.net

Seminare und Tagungen

Smalltalk im Beruf und Privatleben

Ob bei einer Geburtstagsparty, bei der Arbeit oder auf Reisen  –  jeder Kontakt beginnt mit einem Smalltalk. Wie man das kurze Gespräch effektiv nutzt, lernen blinde und sehbehinderte Menschen bei einem Seminar des Vereins "Bildung Ohne Barrieren" vom 16. bis 18. Juli im KVJS Tagungszentrum im baden-württembergischen Gültstein. Dozentin und Stilberaterin Salka Schwarz vermittelt die Kunst, geeignete Situationen zu erkennen, Gesprächspartner strategisch auszuwählen, einen Smalltalk zu beginnen und dann das Thema zu wechseln. Ziel des Seminars ist es, vom Gesprächseinstieg bis zum eleganten Abschied ein angeregtes Gespräch zu führen, das wichtige Türen öffnen kann.

Nähere Informationen und Anmeldung (bis 30.6.) bei
Bildung Ohne Barrieren
Tel.: 0 78 44 / 91 15 02
E-Mail: info@bildung-ohne-barrieren.de
www.bildung-ohne-barrieren.de

Nicht blind, nicht sehend

Unter dem Titel "Nicht blind, nicht sehend" bietet der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) im AURA-Hotel Saulgrub einen Kurs in Orientierung und Mobilität speziell für Menschen mit Sehbehinderung an. Vom 2. bis 5. Oktober lernen die Teilnehmer mit zwei Rehabilitationslehrern und einer Psychologin, sich im Straßenverkehr wieder sicher zu fühlen. Strategien zur Orientierung bei Tageslicht, Dämmerung und Dunkelheit werden vorgestellt und praktisch angewandt. Gemeinsam mit den teilnehmenden Begleitpersonen werden auch Führ- und Begleittechniken geübt. Hilfsmittel wie optische Sehhilfen, die im Alltag verwendet werden, sollten mitgebracht werden.

Informationen und Anmeldung (bis 31.8.) beim
BBSB
Andrea Kuchenreuther
Tel.: 09 61 / 634 24 41
E-Mail: andrea.kuchenreuther@bbsb.org

Von Pflegeversicherung bis Klimaschutz: Themen für Senioren

Die Gruppe Ruhestand im Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS) lädt vom 9. bis 16. Oktober zu ihrem diesjährigen Seminar ins AURA-Hotel Saulgrub ein. Es stehen vielseitige Themen auf dem Programm: von der UN-Konvention über die gesetzliche Neuregelung der Pflegeversicherung bis zur Patienten- und Betreuungsverfügung, von fernöstlicher Heilkunst über Bilder des Alterns bis zur Frage, wie und was Blinde träumen. Darüber hinaus geht es um Fragen des Klimaschutzes und Energiesparens sowie um Überlegungen zur Gestaltung benutzerfreundlicher Produkte. Gemeinsame Ausflüge und Entspannungsangebote runden das Programm ab.

Nähere Informationen bei
Dr. Johannes-Jürgen Meister
Tel.: 0 81 61 / 665 69

Anmeldung (bis 15.6.) beim
DVBS
Andreas Wohnig
Tel.: 0 64 21 / 948 88 23
E-Mail: wohnig@dvbs-online.de

Kultur:

"Musik ist etwas ganz Elementares"

Petti West, Sängerin, Gitarristin, Komponistin und Koordinatorin der Woche des Sehens, steht beim großen Abschlusskonzert der Hamburger Kulturwoche auf der Bühne. Mit ihrem ganz eigenen Mix aus Rock, Poesie und Spiritualität setzt sie auf Musik abseits des Mainstreams. Ein Interview über Kindheitsträume, den Umgang mit der eigenen Sehbehinderung und den Klang der japanischen Sprache.


Man kennt Sie als Sängerin eingängiger Rocksongs und gefühlvoller Balladen mit kräftiger, ausdrucksstarker Stimme. Woher haben Sie das Talent?

Petti West: "Ich werde mal Sängerin!", habe ich schon als Fünfjährige zu meiner Oma gesagt. Klavierunterricht war nicht möglich, so lernte ich früh Gitarre und sang, wann immer es ging. Bis heute ist meine Begeisterung für die positive Wirkung der Musik ungebrochen. Musik ist etwas ganz Elementares, hat mich immer begleitet und geprägt.


Kulturwoche in Hamburg: Warum haben Sie sich beworben?

Wie der Zufall so spielt: Als Koordinatorin der Woche des Sehens wurde ich darauf aufmerksam. Ich liebe Hamburg, und das Festival mit seinem vielfältigen Programm ist eine spannende Geschichte. Ich habe mich einer Musik verschrieben, die anders ist als die "musikalische Industrieproduktion", wie ich es nenne. Da geht die Individualität verloren. Auch deshalb die Entscheidung für die Kulturwoche.


Sie singen ein Lied auf Japanisch. Wie sind Sie dazu gekommen?

Die musikalische Zusammenarbeit mit einer Japanerin führte dazu, dass sie einen meiner Songs ins Japanische übersetzt hat. Ich finde, die japanische Aussprache ist eine Mischung aus Deutsch und Englisch und lässt sich sehr schön singen. Ich singe gerne in anderen Sprachen, am liebsten in Englisch. Englisch ist eine weiche Sprache und lässt wunderbare Modulationen mit der Stimme zu.


Die Hamburger Blindenstiftung als Initiatorin der Woche setzt gezielt auf Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Handicap. Was sagen Sie als Betroffene dazu?

Es ist sehr gut, dass nicht auf einen "Bonus" für Behinderte gesetzt wird  –  nach dem Motto: "Erstaunlich, was ein behinderter Mensch alles kann!" Das würde auch ich bei meinen Auftritten nie herausstellen. Ich gleiche meine Sehbehinderung ziemlich gut mit dem Gehör aus. Im Übrigen steht für mich die Kunst im Vordergrund.


Sie sind extrem blendempfindlich und stehen als Künstlerin im vollen Rampenlicht. Wie geht das?

Mich blendet insbesondere das Streulicht der Sonne. Deshalb muss ich bei Auftritten unter freiem Himmel eine Sonnenbrille tragen. Viele denken dann, ich sei cool, aber spätestens bei meinen Ansagen merken sie, dass ich das gar nicht bin. Bei normalem Scheinwerferlicht trage ich keine Sonnenbrille. Ich kann aber das Publikum kaum sehen, was in Sachen Lampenfieber ein Vorteil sein kann.

Dieses Gespräch führten Rainer Krais und Andrea Hötger. (Originalton auf DBSV-Inform)


Kurzinfo:
Abschlusskonzert mit Petti West, Gaetana Chiaramonte und Andrea Eberl

  • 29. August, 18 Uhr, Markthalle
  • Tickets unter 0 18 05 / 44 70 (0,14 Euro/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min.) sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen
  • Das vollständige Programm der Kulturwoche finden Sie im Internet unter www.blindenstiftung.de

Dazu ein Bild: Petti West ist sich sicher: Musik kann das soziale Miteinander verbessern

Leseraktion:

Nicht sehen und gesehen werden

Der Erste nimmt es leicht, der Zweite ärgert sich, der Dritte philosophiert darüber: Wenn Sehende und Nicht-Sehende einander begegnen, wird es manchmal schwierig. Leser der "Gegenwart" erzählen.


Schreck mit Happy End

Bei mir als blindem Menschen kommt es häufiger vor, dass ich mich mal erschrecke. Aber auch ich habe "unsichtbaren" Zuschauern schon Schrecksekunden beschert. Zum Beispiel durch einen Streich, den ich einem ehemaligen Arbeitskollegen gespielt habe. Er hatte mich mit seinem Auto abgeholt und unterwegs machten wir noch Halt bei einem Supermarkt. Während er ins Geschäft lief, wartete ich im Auto auf dem Parkplatz. Als ich bemerkte, dass er den Schlüssel hatte stecken lassen, packte es mich: Ich stieg aus und tastete mich um das Auto herum, nahm auf dem Fahrersitz Platz und startete den Wagen. Mit laufendem Motor wartete ich auf meinen Kollegen, der große Augen machte. Was ich jedoch nicht wusste: Ein älterer Mann hatte mein Manöver beobachtet und meine gelbe Binde mit den drei schwarzen Punkten entdeckt. Als ich das Auto startete, stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Gerade bevor er eingreifen wollte, tauchte mein Bekannter auf und wir konnten die Situation aufklären.

Ein anderes Mal war ich heilfroh über einen heimlichen Beobachter. Ich stand auf einer Brücke über einem Teich und fütterte Enten. Wegen meiner Lähmung kann ich nur mit einer Hand agieren. Ich holte also die Brotkrumen aus meiner Tasche, warf sie ins Wasser und hatte unter denselben Arm meinen nagelneuen Langstock geklemmt. Bei einem schwungvollen Wurf spürte ich, wie er abrutschte und durch das Brückengeländer ins Wasser plumpste. Ich hatte ihn schon abgeschrieben, als mir ein Mann den nassen Stock reichte. Eine Schrecksekunde mit Happy End  –  diesmal für mich.

Stephan Konzagk (44) erblindete durch eine Schädigung beider Sehnerven in Folge eines Unfalls. Dabei erlitt der Berliner auch eine Lähmung des linken Arms.


Kurzinfo: Leser schreiben für Leser

Unter dem Motto "Nicht sehen und gesehen werden" ruft die "Gegenwart" zur Leseraktion 2010 auf und veröffentlicht ausgewählte Geschichten.

Kontakt:
DBSV
Redaktion "Gegenwart"
Rungestr. 19, 10179 Berlin
E-Mail: gegenwart@dbsv.org

Sehbehindertentag:

"Der erste Schritt ist wichtig, auch wenn der Weg kilometerlang ist"

Rund eine Million Menschen sind in Deutschland von einer Sehbehinderung betroffen  –  ihren Alltag will der DBSV beim Sehbehindertensonntag am 6. Juni gemeinsam mit der katholischen und evangelischen Kirche erlebbar machen. Holger Johansen vom Dachverband der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge spricht im "Gegenwart"-Interview über seine Hoffnungen und Wünsche rund um diesen Tag.


Herr Johansen, der Sehbehindertentag am 6. Juni fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag. Grund genug für den DBSV, die evangelische und katholische Kirche mit ins Boot zu holen und gemeinsam den "Sehbehindertensonntag" zu veranstalten. Was versprechen sich die Kirchen von dieser Kooperation?

Holger Johansen: Es geht darum, in den Gemeinden darauf aufmerksam zu machen: Ihr habt auch blinde und sehbehinderte Mitglieder. Der Sehbehinderte wird ja viel zu wenig wahrgenommen. Über diese Aktion kann man das Bewusstsein schärfen, dass die Menschen hingucken und eher die Frage stellen: "Brauchen Sie Hilfe?" Eine Verlebendigung von Gemeinde durch Sensibilisierung, so würde ich es zusammenfassen.


Können Sie ein paar Beispiele geben, was für Aktivitäten in Planung sind?

Wir haben eine Broschüre gemacht mit den fünf häufigsten Sehbehinderungen, aber auch mit Aktionsideen und einem Gottesdienstentwurf für beide Kirchen  –  also bewusst so breit und so ökumenisch wie möglich. Jeder, der Theologie studiert hat, ist damit in der Lage, einen Gottesdienst zum Thema Sehbehinderung zu halten, von der Kanzel in die Welt hineinzuwirken, um im Alltag etwas zu verändern. In Köln in der Kartäuserkirche ist ein Ganztagesprogramm mit Vorträgen in Planung. In Düsseldorf laden Sehbehindertenverein, Pro Retina und die Kirche nach dem Gottesdienst in ein Café ein. In Essen ist etwas vor dem Gottesdienst geplant. Was ich spannend finde: In Dresden wollen sie nicht speziell am 6. Juni etwas machen, sondern für alle Gemeinden vorbereitende Elemente, Einzelaktionen zur Sensibilisierung. Insgesamt hoffe ich, dass sich viele Gemeinden beteiligen, denn Sehbehinderte gibt es überall.


Was muss generell in der Kirche oder im Gottesdienst anders werden, welche Barrieren muss man abbauen, um blinde und sehbehinderte Menschen mehr einzubinden, Kirche erlebbarer zu machen?

Manche Sachen von früher sollte man reaktivieren, zum Beispiel dass man die Liedtexte ansagt, dass man die Lieder zehn Minuten übt, wenn mehrere blinde oder sehbehinderte Besucher da sind  –  solche Kleinigkeiten. Oder wenn Menschen nicht merken, dass man aufsteht. Wir haben ja viele Menschen, die sich mit Gottesdienst nicht auskennen. Wenn man bestimmte Dinge ansagt, nimmt man die Unsicherheit.


Sehbehinderung betrifft in Deutschland rund eine Million Menschen, vor allem Ältere. Auch Kirchenbesucher sind traditionell eher älter  –  kann der Sehbehindertensonntag helfen, eine wertvolle Verbindung zu schaffen zwischen Selbsthilfe und Kirche?

Der Impuls, den wir jetzt geben, ist: Macht euch bewusst, dass es Sehbehinderung gibt, dass sie viele betrifft und sehr viele Gesichter hat. Wir haben zum Beispiel ein Gesangbuch im Maxi-Druck. Vielen ist gar nicht bewusst, dass es solche Hilfen gibt. Ein wichtiges Thema ist natürlich die Barrierefreiheit bei der Vielzahl an Gebäuden: Die Lichtschalter in Gemeindehäusern sind oft in weiß auf weißer Wand  –  das ist für Sehbehinderte schlecht. Der Sehbehindertensonntag ist ein erster Schritt, damit die Leute vor Ort sagen, ich bin auch Kirche oder Gemeinde und wir gründen jetzt mal eine Barrierefreiheitsgruppe. Ich weiß, dass in vielen Gemeinden die Bereitschaft da ist, etwas zu verändern, aber man weiß nicht wie. Der Fachmann für Sehbehinderung ist eben der Sehbehinderte selbst.


Sie sind nicht nur Pfarrer der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge, sondern auch selbst blind. Überall ist in Zeiten der UN-Konvention die Rede von Inklusion. Wie sehen Sie das in der Kirche in Bezug auf Menschen mit Behinderung? Läuft schon viel gut oder muss noch viel getan werden?

Der Punkt ist, dass es immer etwas zu verbessern gibt. Wie schon angedeutet, mit den Lichtschaltern, den Stufen oder im Miteinander. Da liegt es auch an mir, wie ich mit den Nichtbehinderten umgehe, so dass sie wissen, wie sie mit mir umgehen müssen. Wenn man einen moderaten Umgangston hat, kann man im Alltag viel miteinander durchexerzieren. Verbesserung im baulichen Bereich  –  das dauert. Das ist ein Prozess, der sich über 20, 30, 40 Jahre hinzieht, bis wir nur annähernd erreichen, was in der UN-Konvention steht. Aber der erste Schritt von einem Weg, und wenn er eine Million Kilometer lang ist, ist halt der erste Schritt. Man muss also losgehen und anderen Mut machen, auch loszugehen.


Wenn Sie sich eine Zeitungsschlagzeile für den Sehbehindertensonntag wünschen könnten  –  welche wäre das?

"Sehbehinderte neu entdeckt"  –  weil ich in der Vorbereitung das Gefühl habe: Wir Blinden sind schon augenfällig, wir haben ja den Stock. Sehbehinderte haben nicht so ein Sprachrohr. Oder "Sehbehinderte in Bewegung"  –  damit klar ist, dass sich etwas tun wird, als erster Schritt auf dem Weg.

Dieses Gespräch führte Inka Strunk. (Originalton auf DBSV-Inform)


Kurzinfo: Evangelische Blinden- und Sehbehindertenseelsorge

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) stellt ihr Engagement für blinde und sehbehinderte Menschen strukturell auf neue Füße. Dazu wurde der Dachverband der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge (DeBeSS) eingerichtet. Zuvor hatte die Selbsthilfeorganisation Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst in Deutschland (EBS) die Dachverbandsarbeit mit übernommen.

Das Hauptziel von DeBeSS besteht in der Unterstützung der Landeskirchen bei der Blinden- und Sehbehindertenseelsorge, der Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit innerhalb der Kirche und der Kontaktpflege mit Blinden- und Sehbehindertenorganisationen. Das Team in Kassel sorgt auch für die Umsetzung von evangelischen Medien in Großdruck, Braille und DAISY.

DeBeSS ist Teil des gemeinsamen Vereins zur Unterstützung der Gehörlosen-, der Schwerhörigen- und der Blinden- und Sehbehindertenseelsorge (GSBS) in der EKD. Über den Trägerverein GSBS wird sich DeBeSS in Zukunft auch als korporatives Mitglied im DBSV engagieren.

Kontakt:
DeBeSS
Ständeplatz 18, 34117 Kassel
Tel.: 05 61 / 72 98 71 61
E-Mail: buero@debess.de


Dazu ein Bild: Ermutigt sehbehinderte Menschen, Barrieren in der Kirche zu beseitigen: Holger Johansen, Pfarrer und selbst blind.

Meldungen

Von Bibellesung bis Lichtkirche

Sehbehindertensonntag: Ausgewählte Aktionen quer durch Deutschland

Gottesdienst hier, Arztvortrag dort, im Anschluss Kaffeetrinken hier, dann frisch gestärkt zur Hilfsmittelausstellung dort ... In Mannheim ist am 6. Juni ein munterer Pendelverkehr geplant. Weil die Geschäftsstelle des Badischen Blinden- und Sehbehindertenvereins gleich gegenüber der evangelischen Friedenskirche liegt, entschloss man sich, ein gemeinsames Programm an beiden Orten anzubieten.

In Berlin kann der Sehbehindertensonntag mit Laufkundschaft rechnen, denn die zentrale Veranstaltung findet in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche statt. Der Gottesdienst wird von sehbehinderten Menschen mitgestaltet  –  von der Bibellesung über die Schilderung eigener Erlebnisse bis zur musikalischen Begleitung.

Auch in Dresden findet der Sehbehindertensonntag an prominenter Stelle statt: In der Frauenkirche wird vor dem Gottesdienst eine kostenlose Führung speziell für blinde und sehbehinderte Menschen angeboten. Und in Bad Nauheim trifft man sich sogar in einem sakralen Kunstwerk: Die Lichtkirche auf der Hessischen Landesgartenschau ist die weltweit erste mobile Kirche aus Plexiglas. Der Gottesdienst zum Sehbehindertensonntag trägt den passenden Titel "Lichtstark".

Volker Lenk
DBSV-Pressesprecher  

Gut lesbare Gemeindebriefe

Die Lesergruppe von Pfarr- und Gemeindebriefen besteht zum großen Teil aus älteren Menschen mit häufig geringem Sehvermögen. Der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) informiert in der pünktlich zum 6. Juni neu aufgelegten Broschüre "Pfarr- und Gemeindebriefe gut lesbar gestaltet", wie die Lesbarkeit durch einfache Tipps verbessert werden kann.

Die Broschüre kann für 2 Euro zzgl. Versandkosten bestellt werden beim

BBSB
Waltraud Stangl
Tel.: 089 / 559 88-231
E-Mail: waltraud.stangl@bbsb.org

Woche des Sehens:

Augen im Blickpunkt

Die neunte Woche des Sehens findet vom 8. bis 15. Oktober 2010 statt. Unter dem Motto "Augen im Blickpunkt" bietet die Aufklärungskampagne auch in diesem Jahr ein "breites Dach", unter dem viele Aspekte des Sehens und Nicht-Sehens Platz finden. Die Partner aus den Bereichen Augenmedizin, Entwicklungszusammenarbeit und Selbsthilfe haben hierfür drei Themenstränge entwickelt.


Krankheiten früh entdecken

Mit modernen Untersuchungsmethoden können Augenärzte Augenkrankheiten schon in ihren Anfängen entdecken und so krankhafte Prozesse oftmals stoppen, bevor das Sehvermögen der Patienten gravierend beeinträchtigt wird. Aber auch zahlreiche Allgemeinerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder rheumatische Erkrankungen lassen sich anhand von Veränderungen im Auge feststellen. Während der Woche des Sehens bieten Augenärzte Vorträge und Informationsveranstaltungen an, bei denen sie erklären, warum es so wichtig ist, die eigenen Augen stets im Blick zu haben, welche Möglichkeiten der Vorsorge bestehen und was im Fall einer Erkrankung getan werden kann.


Vorbeugen lautet weltweit die Devise

Die internationalen Hilfswerke (Christoffel-Blindenmission, Deutsches Komitee zur Verhütung von Blindheit und Hilfswerk der Deutschen Lions) fördern vielseitige Vorsorgeprogramme zur Verhütung von Blindheit. Zu den Maßnahmen zählen Reihenuntersuchungen, Impfungen, Kurse in Gesundheits- und Ernährungslehre, Verteilung von Medikamenten sowie Brunnenbohrungen. Durch Vorbeugung kann das Ausbrechen einer Augenkrankheit oft verhindert werden und mittels ganz einfacher und vergleichsweise günstiger Methoden kann vielen Menschen in armen Ländern das Augenlicht bewahrt werden.


Tipps und Tricks für mehr Lebensqualität

2009 erweiterte die Selbsthilfe ihren Fokus erstmals zugunsten des Themas Sehbehinderung, wodurch mehr Menschen für die Anliegen der Woche des Sehens begeistert werden konnten. Auch diejenigen, die es nach eigener Definition "nur ein wenig mit den Augen haben", sollten durch die Aktionen erreicht werden. Das Ergebnis waren weniger Berührungsängste bei betroffenen Menschen wie auch deren Angehörigen. Die Anzahl der Veranstaltungen lag deutlich höher als im Jahr zuvor.

Damit wäre das Ziel der Selbsthilfe für dieses Jahr hochgesteckt. Zentrales Thema ist der Erhalt von Lebensqualität trotz Seheinschränkung. Wir leben in einem Zeitalter des Sehens und nehmen etwa 80 Prozent aller Wahrnehmungen mit den Augen auf. Umso gravierender ist es, wenn diese nicht (mehr) richtig mitspielen. Aber Betroffene kennen viele Tipps und Tricks und können diese anschaulich vermitteln. Die möglichen Themen und Angebote bieten ein breites Feld und reichen von der Mobilität im Straßenverkehr über Hilfsmittel bis hin zu Beratung bei Fragen zur Alltagsbewältigung oder rechtlichen Problemen. Die Selbsthilfe wird darüber hinaus ihre immer zahlreicher werdenden Angebote für Augenpatienten thematisieren.


Schirmherrin Gundula Gause

Auch in diesem Jahr unterstützt die Fernsehmoderatorin Gundula Gause die Projektwoche. Ein mit ihr produzierter Hörfunkspot erreichte im vergangenen Jahr über 14 Millionen Hörer und wird in diesem Jahr erneut gesendet. Der Radiospot macht auf die Bedeutung guten Sehens aufmerksam und weist auf die Aufklärungskampagne hin  –  im Internet nachzuhören unter www.woche-des-sehens.de.


Die Partner der Woche des Sehens 2010

Die Woche des Sehens ist ein gemeinsames Projekt der Christoffel-Blindenmission, des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes, des Berufsverbandes der Augenärzte, des Deutschen Komitees zur Verhütung von Blindheit, der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf, des Hilfswerks der deutschen Lions sowie der Pro Retina Deutschland.

Petti West
Koordinatorin der Woche des Sehens


Dazu ein Bild: "Augen im Blickpunkt": das Kampagnenmotiv der Woche des Sehens 2010.

Rehabilitation:

Mobil mit Digicam

Immer mehr sehbehinderte Menschen entdecken Digitalkameras. Objekte in der Ferne werden erkennbar, Kleingedrucktes wird lesbar (vgl. "Gegenwart" 2/2009). Im Berufsförderungswerk Würzburg werden Digitalkameras seit Ende 2009 auch beim Mobilitätstraining eingesetzt. Eine erste Zwischenbilanz ergibt: Digitalkameras sind vielfältiger als Monokulare.


Die technische Entwicklung der Digitalkamera

Die Fotografie mit digitalen Kameras und das Arbeiten mit ihren elektronischen Bildern hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Verbesserter Autofokus und Blendenautomatik versetzen heute auch Anfänger in die Lage, ordentliche Fotos zu machen. In der Preiskategorie bis zu 200 Euro gibt es mittlerweile Fotoapparate mit qualitativ hochwertigen Objektiven. Ein 3- bis 5-faches optisches Zoom ist dabei Standard. Immer größere Kameramonitore mit hoher Auflösung ermöglichen es zudem, einen Bildausschnitt mindestens bis zur 8-fachen Größe zu zoomen. Eine verbesserte Stromversorgung sorgt für höhere Blitz-Reichweiten bei Dunkelheit; die Helligkeit des Blitzes wird dabei automatisch geregelt. Das erstellte Foto kann auf dem PC gespeichert und bearbeitet werden. Bei den aktuellen Kameramodellen gibt es, unabhängig vom Preis, in der Regel auch kein Speicherplatzproblem mehr.


Welchen Nutzen haben sehbehinderte Menschen von Digitalkameras?

Sehbehinderte Menschen nutzen im Alltag meist optische Hilfsmittel wie das Monokular. Eine Digitalkamera ist im Jahr 2010 nicht nur preiswerter, sondern auch vielseitiger einsetzbar.

Zum Erkennen von Hindernissen, Gegenständen oder Schildern muss das Motiv nicht zwingend zentral anvisiert werden. Auch eine Aufnahme am Bildrand ermöglicht eine scharfe Darstellung auf dem Monitor der Digitalkamera. In der Regel reichen der optische Fokus und die Zoomfunktion aus, ohne dass der Auslöser gedrückt werden muss. Falls nicht, wird einfach ein Foto gemacht und dieses mit Hilfe des Monitordisplays bis zur Lesbarkeit vergrößert. Kommt man auch so noch nicht zum optimalen Ergebnis, kann ein Foto mit optischem Fokus erstellt und anschließend noch einmal auf dem Display vergrößert werden.

Weiterer Vorteil gegenüber früher: Das Display leuchtet von selbst, die Information muss nicht beleuchtet werden. Schatten, die auf das Lesematerial geworfen werden, gehören damit der Vergangenheit an. In der Dunkelheit nur schemenhaft erkennbare Objekte wie Straßenschilder, Hausnummern, Busfahrpläne usw. können mit Hilfe des eingebauten Kamerablitzes aufgehellt und auf dem Monitor gut erkannt werden.


Vielseitiger als das Monokular

Die Digitalkamera kann mehr als das Monokular. Menschen mit Gesichtsfeldeinschränkung haben durch die im Vergleich zum Monokular weitaus größere Suchfläche des Displays bessere Chancen, das Zielobjekt schon beim ersten Versuch zu finden. Zudem können durch die Zoomfunktion nicht nur Buchstaben, sondern auch Piktogramme oder Gesichter erkannt werden. Schnell wechselnde Informationen wie elektronische Anzeigen, Laufbänder, einfahrende Züge usw. können als Momentaufnahme festgehalten werden und werden dadurch erst lesbar.

Weiterer Vorteil: Viele Menschen mit Sehproblemen haben Hemmungen, das Monokular zu nutzen, weil sie sich so unmissverständlich als sehbehindert zu erkennen geben. Mit der Digitalkamera in der Hand geht man als Hobbyfotograf durch.

Fazit: Digitalkameras sind preiswerter als Monokulare und können mehr. Einziger Engpass ist die Stromversorgung. Die weitere technische Entwicklung der Fotohandys wird dafür sorgen, dass elektronische Hilfsmittel bei der Informationserfassung das gute alte Monokular mehr und mehr ablösen. Inwiefern es gelingt, dass Kassen und Leistungsträger die Digitalkamera als offizielles Hilfsmittel anerkennen, ist fraglich. Im Sinne der Betroffenen wäre es allemal.


Aufruf zum "Digicam-Dialog"

Die Erfahrungen der drei BFW-Mobilitätslehrer mit dem Hilfsmittel Digitalkamera stehen noch am Anfang. Daher laden sie alle "Gegenwart"-Leser zum Gedankenaustausch ein. Bitte mailen Sie Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse rund um das Thema Sehbehinderung und digitale Fotografie an die Adresse
platz@bfw-wuerzburg.de.

Hellmuth Platz
Rehabilitationslehrer im Berufsförderungswerk Würzburg


Kurzinfo: Tipps für den Kamerakauf

Sie sind sehbehindert und möchten sich eine Digitalkamera anschaffen? Dann sollten Sie beim Kauf folgende Faktoren beachten:

  • einfache und klare Bedienung
  • mindestens 5-faches optisches Zoom
  • großer Monitor
  • mindestens 8-faches Monitorzoom
  • Blitzreichweite für Einsatz im Dunkeln
  • gute Akkuleistung

Dazu ein Bild: Wie heißt die Straßenbahn-Haltestelle? Der sehbehinderte BFW-Teilnehmer Steven Johne kann den Namen stark vergrößert auf der Digitalkamera lesen.

Leben:

Blind Date mit René Koch

Er ist ein Meister der Schminkkunst und macht die Schönen dieser Welt noch schöner. Jetzt hat Star-Visagist René Koch auch sein Herz für blinde Frauen entdeckt. Wie es dazu kam, erzählt eine Berlinerin, die auf den ganz direkten Weg vertraute und ihm einfach eine Mail schrieb.


Wie es oft mit guten Ideen ist, sie entstehen spontan in geselliger Runde  –  so auch diese. Wir saßen nett zusammen in einem Berliner Restaurant unter den S-Bahnbögen in der Nähe der Friedrichstraße. Wir, das ist eine kleine Gruppe von blinden und sehbehinderten berufstätigen Männern und Frauen im "Mittelalter". Wir treffen uns seit zwei Jahren regelmäßig, um alles Mögliche zu unternehmen, vom "Nur-Rede-Abend" über Berlinale-Besuche bis hin zum  –  ach nein, das wollte ich ja noch nicht gleich verraten ...

Also, wir saßen zusammen und planten unsere Unternehmungen für das Jahr 2010, wir brainstormten also, um mal einen Anglizismus einfließen zu lassen. Da kamen wir Frauen auf das Schminken, was die meisten von uns aufgegeben haben. Ja, wenn uns das mal jemand beibringen würde ... Und so überlegten wir, jemanden zu suchen, der uns eine Art Kurs geben könnte. Warum nicht ganz oben anfangen und René Koch, den prominentesten Visagisten der Stadt, fragen? Gesagt, getan  –  ich fand seine E-Mail-Adresse im Internet und schrieb ihm eine Mail, natürlich etwas lustig, sie sollte ja auffallen. Hier kam mir endlich mal meine Anzeigenschreiberei zugute. Ich beschrieb also die Idee, schlug ihm vor, etwas mehr Farbe in unser Leben zu bringen und fragte am Schluss, ob wir uns vielleicht auf ein Blind Date treffen wollten.

Ein paar Tage später hatte ich Antwort und dachte: Na ja, ist bestimmt sein Agent, der schreibt. Ich rief die angegebene Telefonnummer an und fast wäre mir der Hörer aus der Hand gefallen, als Herr Koch sich selbst meldete. Ein paar Sekunden war ich sprachlos, das kommt bei mir selten vor. Aber dann hatten wir ein sehr gutes Gespräch. Er hatte übrigens gedacht, es sei ein Scherz von wer weiß wem.

Als wir uns zum ersten Mal trafen, war ich sehr beeindruckt von all den Dingen, die er mir zeigte, zum Beispiel seine Lippenstiftsammlung, deren ehemalige Besitzerinnen keine Geringeren als Marlene Dietrich oder Joan Collins waren. Schließlich probierten wir einiges aus und Michaela, eine Frau aus unserem Kreis, wurde gleich ein bisschen neidisch. Jedenfalls war ich toll geschminkt  –  und das weitestgehend alleine.

So entstand der Termin, zu dem wir zu acht bei Herrn Koch einfielen, um durch eigene Hand zu den Schönsten im ganzen Land zu werden. Sogar einige Zeitungen hatten Interesse an der Aktion angemeldet und auch TV Berlin, ein Regionalsender der Stadt, war vor Ort. Ein bisschen kamen wir uns schon wie kleine Stars vor, als die Kameras um uns herum blitzten. Und Herr Koch passte gut auf, dass nicht geknipst wurde, wenn wir das Rouge auftrugen und gerade einen Froschmund machten.

Wir lernten, wie man Rouge aufträgt und dass man für den Lippenstift am besten den Finger benutzt. Neben vielen weiteren Tipps gab es für jede von uns die passenden Farbempfehlungen. Zwischendurch saßen wir bei einer Tasse Kaffee zusammen und versuchten, die Sehenden unter den Anwesenden über unser Leben aufzuklären. "Warum schminken sich Blinde überhaupt?", fragte ein Reporter und erntete nur Achselzucken. Was soll denn diese Frage? In meinem Kollegenkreis habe ich aber genau die gleiche Frage gehört. Also, allen Sehenden sei gesagt: Wir sind auch nur Menschen. Man  –  ähem  –  Frau fühlt sich einfach besser mit etwas Farbe im Gesicht, umso mehr, wenn auch noch Komplimente kommen. Und ich kann allen Leserinnen versichern: Die Komplimente kamen. Also, ran an die Schminkkästen!

Susanne Emmermann (51) arbeitet bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) im finanziellen Projektmanagement. Vor knapp 20 Jahren wurde bei ihr Retinitis Pigmentosa diagnostiziert. Inzwischen ist sie bis auf einen minimalen Sehrest erblindet.


Kurzinfo:

In Zusammenarbeit mit René Koch und weiteren Kosmetikerinnen sollen deutschlandweit Schminkkurse für blinde und sehbehinderte Frauen angeboten werden.

Interessierte wenden sich bitte an

Susanne Emmermann
Tel.: 01 76 / 38 53 11 82
E-Mail: maulwuerfe-on-tour@gmx.de


Dazu ein Bild: Rangetastet: Starvisagist René Koch zeigt Susanne Emmermann, wie sie am einfachsten Lippenstift auftragen kann  –  mit dem eigenen Finger.

LPF-Tipps:

Wie wirke ich eigentlich auf andere?

Sitzen meine Haare? Sind meine Fingernägel gepflegt? Und habe ich auch nicht zu viel Rouge aufgetragen? Wenn es um das eigene Aussehen geht, will man sicher sein, dass alles stimmt. Zum Glück gibt es viele Tipps und Tricks, die hier helfen können. Stichwort Nagelpflege: Dass die Fingernägel und natürlich auch die Fußnägel gepflegt sein sollten, ist nicht nur eine Frage des Aussehens. Wenn man an Diabetes erkrankt ist, ist ein regelmäßiger Besuch der professionellen Nagel- und Fußpflege ratsam, damit sich gerade bei den Füßen nichts entzündet. Sonst empfiehlt sich eine halbrunde Nagel-feile, die es im Hilfsmittelhandel gibt. Der Nagel wird beim Feilen in einer Rille geführt. So kann man die Nägel mit beiden Händen wieder gut in Form bringen.

Für das Schminken lohnt sich ein Besuch bei einer Kosmetikerin, die Sie unter anderem bei der Farbwahl beraten kann. Einige sehr gute Schminktipps erhalten Sie sogar in Punktschrift von der Firma Yves Rocher (erhältlich beim Deutschen Hilfsmittelvertrieb). Zu Beginn sollten Sie Ihr Gesicht in aller Ruhe abtasten, um genau zu wissen: Wie verlaufen meine Augenbrauen? Und wie sieht mein Mund aus? Und zum richtigen Auftragen von Rouge, Lippenstift, getönter Tagescreme, Lidschatten und anderem lieber an den Tisch setzen und immer mit beiden Händen gleichzeitig arbeiten. Benutzen Sie so wenig Hilfsmittel (Pinsel usw.) wie möglich, da Ihr Finger im direkten Hautkontakt die bessere Kontrolle bietet.

Jacqueline Boy und Christel Burghof
Rehabilitationslehrerinnen für LPF  


Kurzinfo:

Eine Schulung in Lebenspraktischen Fähigkeiten (LPF) hilft, den Alltag selbstständig zu meistern. Das Training erfolgt im Einzelunterricht und wird von qualifizierten Rehabilitationslehrern durchgeführt.

Über das Angebot in Ihrer Nähe informiert Sie Ihr
Landesverein
Tel.: 0 18 05 / 666 456 (0,14 Euro/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min.)

Menschen:

"Manche sammeln Briefmarken, ich sammle Menschen"

Christa Zeidler, 77

Schön finde ich an mir, dass ich mir weitgehend meine Figur bewahren konnte. Ich bin schlank, aber nicht dürr. Ferner finde ich meine immer noch vollen Haare schön. Von der Gesamterscheinung geht ja besonders in jungen Jahren die Anziehungskraft aus. Ich wusste, dass ich begehrt wurde und habe mich immer bemüht, meinen Körper durch Pflege, bewusstes Essen und Sport elastisch und schlank zu halten. Meine Haare sind in meiner Naturfarbe getönt. Mein Stil ist sportlich elegant. Ich benutze Lippenstift, Make up und lasse mir die Augenbrauen färben. Alles andere unterlasse ich lieber, denn ich möchte nicht als verrutschte Zeichnung herumlaufen.

Ich lege Wert auf meine Kleidung und vergewissere mich, dass alles gut zusammenpasst. Ich weiß sehr genau, was ich will. Allerdings bekomme ich manche Anregung auch während des Einkaufs. Ich muss die Dinge in die Hand nehmen, anziehen und mir genau beschreiben lassen. Im Kleiderschrank erkenne ich die Sachen nach Gefühl. Jedes Kleidungsstück hat seine Besonderheit, die ich mir einpräge. Zu Farben habe ich eine sehr intensive Beziehung. Ich habe ja mal gesehen und achte daher darauf, dass an meiner Person und in der Wohnung die Farben aufeinander abgestimmt sind. Ich gelte als gut angezogene Frau und weiß mich auch für verschiedene Gelegenheiten passend zu kleiden.

Sicherlich haben Menschen ganz unterschiedliche Schönheitsbegriffe. Wenn ich etwas anfasse, müssen mich die Formen anrühren. Düfte haben für mich eine sehr große Anziehungskraft. Ich könnte ganze Parfümläden leer kaufen. Ich genieße auch den Duft und Geschmack von Wein oder von Obstsäften und Kaffee. All diese Genüsse, Anregungen, Erlebnisse wecken Emotionen, führen zu Auseinandersetzungen, sind Lebenselixier. Das trifft auch auf schön empfundene Menschen zu und ist nicht vom Alter abhängig. Ein altes, gütiges Gesicht kann genauso schön sein wie das Gesicht eines jungen Menschen, der erwartungsvoll das Leben betrachtet. Bei Gorki habe ich einmal gelesen: "Nur das Gesicht ist schön, das beim Lachen noch schöner wird."

Den Weg zu meiner eigenen Attraktivität fand ich, indem ich mich anerkannt und begehrt fühlte. In erster Linie half mir meine Familie, aber auch die Erfahrung, dass man nur Hilfe erhält, wenn man zu seiner Behinderung steht. Obwohl ich blind war, wollte ich meine "Frau" stehen. Ich wollte meinem sehenden Mann eine gute Frau, meinen Kindern eine gute Mutter sein.

Den weißen Stock kann ich mit meinem Schönheitsempfinden vereinbaren und als Hilfsmittel akzeptieren, im Gegensatz zur gelben Binde, die ich nie genommen habe. Da ich immer das Mögliche getan habe, sei es im Haushalt, in der Kindererziehung, im gesellschaftlichen Leben, erntete ich meist Anerkennung. Stigmatisierung  –  etwa wenn in der Zeitung stand: "Die blinde Christa Zeidler"  –  konnte vielmehr meinen Mann aufregen. Ich nahm das relativ gelassen. Ich weiß ja, dass ich blind bin und andere sollen es mir erstmal nachmachen. Fakt ist, dass mich die gesellschaftliche Tätigkeit gefordert und gefördert hat. Ich wurde angespornt, meine Grenzen weiter abzustecken. Ich war lange Abgeordnete im Stadtparlament, bin Mitglied in einem Chor und besuche gern Konzerte, Theater und Museen.

Flirten konnte ich immer nur mit Worten. Meine Partnerschaft funktionierte durch Zärtlichkeit, Wortwahl, Tonfall. Als sehende Frau hätte ich sicher mehr geflirtet, aber es hat mir in der Partnerschaft nichts gefehlt. Sie dauerte über 50 Jahre bis zum Tod meines Mannes und war, was Erotik betraf, sehr glücklich und andauernd. Als blinde Frau sollte man aber immer daran denken, dass wir in einer Welt der Sehenden leben. Das eigene Erscheinungsbild weckt beim sehenden Partner erotische Gefühle. Auch in einer langjährigen Beziehung sollte deshalb Raum für Überraschungen sein, wobei liebgewordene Gewohnheiten durchaus gepflegt werden können.

Phasen, in denen man unter der Blindheit leidet, in denen man sich hässlich und unweiblich vorkommt, gibt es durchaus. In fremder Umgebung kann man seine Körpersprache nie so entfalten wie andere. Man weiß, dass man keine schönen, sprechenden Augen hat. Umso mehr muss man die Eigenschaften nutzen, die einem zu Gebote stehen, etwa Charme und Freundlichkeit. Ich bin stolz darauf, dass ich trotz Blindheit Menschen anziehe, schnell Kontakt finde und dass mir ein besonders warmherziges Zugehen auf die Menschen bestätigt wird. Manche sammeln Briefmarken, ich sammle Menschen.

Christa Zeidler aus Naunhof ist durch eine Augenerkrankung mit 30 Jahren erblindet. Die ehemalige Blindenstenotypistin ist verwitwet und hat zwei Kinder. Im Blinden- und Sehbehinderten-Verband Sachsen engagiert sie sich als Vorsitzende der Kreisorganisation Landkreis Leipzig.


Bildbeschreibung: Das Foto zeigt eine ältere Dame im Porträt. Sie trägt eine Seidenbluse mit einem dunklen Blazer und lächelt in die Kamera  –  ihr Lippenstift Ton in Ton mit der Bluse. Ihre Haare sind kurz, gewellt und dunkel getönt. Sie trägt eine leicht verzierte Brille mit goldenem Gestell und getönten Gläsern; ihre linke Linse ist getrübt.


Kurzinfo: Mut zur Schönheit

Blinde und erblindende Frauen schreiben über Weiblichkeit, Eitelkeit, Schönheit. Sie sind einem gemeinsamen Aufruf von Heike Herrmann und Jennifer Sonntag gefolgt, aus dem zwei Anthologien hervorgegangen sind. Die "Gegenwart" stellt einige der Autorinnen vor. Dieser Text wurde in gekürzter Fassung aus dem folgenden Buch übernommen:

Heike Herrmann und Ulrich Hofstetter (Hg.): Blinde Schönheit
Authentische Texte und Fotos von blinden Frauen
Eigenverlag
DAISY-Format (1 CD): 16,95 Euro
Audio-Format (3 CDs): 19,95 Euro


Bestellungen bei
Heike Herrmann
Tel.: 0 64 21 / 16 67 34
www.captain-handicap.de
oder im Buchhandel

Testlabor:

Elektrogrills für Draußen

Mit Beginn der schönen Tage im Jahr wächst bei vielen das Bedürfnis, in netter Runde größere und kleinere Grillhappen zu sich zu nehmen. Gerade bei mangelndem Sehvermögen ist ein Holzkohlengrill nicht immer die richtige Wahl. So wird mancher für seine Grillparty auf einen elektrischen Grill zurückgreifen. Die "Gegenwart" hat sich einen Überblick über das Angebot verschafft.


Für unterschiedliche Ansprüche und Geldbeutel sind verschiedene Geräte erhältlich, wenn man auch den Eindruck haben muss, dass der Markt für Elektrogrills fest in der Hand der Firma Tefal ist; im "Testlabor" wurden aber auch Geräte der Firmen Severin, Elta und Unold begutachtet.


Kunststoff oder Wasser als Wärmepuffer

Was die Wärmedämmung betrifft, können bei Elektrogrills zwei Systeme unterschieden werden. So nutzt die eine Bauform hitzebeständige Kunststoffe, um eine möglichst gute Wärmeisolierung zu erreichen. Eine Formgestaltung, welche die Luftzirkulation begünstigt, tut ein Übriges. Bei der anderen Bauform dient eine mit Wasser gefüllte Wanne als Wärmepuffer. Da Wasser bei 100 Grad zu verdampfen beginnt, kann es sich nicht darüber hinaus erhitzen. Die Methode ist nicht neu: Wer einmal "Moby Dick" gelesen hat, weiß, dass sie bereits auf den alten Walfängern angewandt wurde, um die Hitze der Trankessel von den hölzernen Decksplanken fernzuhalten.


Grillrost oder Grillplatte

Ursprünglich werden beim Grillen die Speisen über einer Glut auf einem Rost gegart; auf wärmeleitenden Kontakt kommt es dabei nicht an. Bei vielen Elektrogrills wird statt der Holzkohle ein schlangenartig gewundener Grillstab erhitzt. Die Reflektionsfähigkeit von Wasser und Metallwanne verstärkt die Wärmestrahlung nach oben. Durch Regulierung der Heizleistung und bei manchen Modellen auch durch Höheneinstellung des Rostes lässt sich der Garprozess beeinflussen. Das Fett, das auf den Grillstab tropft und dort verbrennt, erzeugt beim Grillgut ein Aroma, das an einen Kohlengrill erinnert; das mag als zusätzlicher Reiz empfunden werden.

Andere Elektrogrills arbeiten nach dem Kontaktprinzip, wobei eher gebraten als gegrillt wird. An die Stelle des Rostes tritt eine Platte, welche die Hitze auf die Speisen überträgt. Zum Auffangen des austretenden Fetts ist jeweils eine kleine Schublade vorgesehen. Die Platte ist zumeist mit einem Rippenmuster versehen, das an einen Grillrost erinnert. Es gibt aber auch glatte, so genannte Teppan-Yaki-Platten, die auf die japanische Grilltradition zurückgehen. Manche Grills weisen eine Kombination aus beiden Formen auf (Tefal BBQ Ultracompact, ca. 65 Euro). Ein Einwirken von Aromastoffen wie beim offenen Grill findet hier nicht statt, was zwar gesünder sein mag, geschmacklich aber weniger ergiebig ist. Wegen der niedrigeren Oberflächentemperatur ist man beim Hantieren nicht einer solchen Hitze ausgesetzt wie bei offener Glut. Für blinde und sehbehinderte Menschen ist das von Vorteil.


Sparen lohnt sich nicht

Da Grillen nicht nur eine Frage des Geschmacks, sondern durchaus auch eine sicherheitsrelevante Angelegenheit ist, sollte an solider Gerätegestaltung und -ausstattung nicht gespart werden. Zwar sind Elektrogrills schon für sehr wenig Geld zu bekommen (Elta EG104 für ca. 10 Euro und Elta EG115N mit Ständer für ca. 13 Euro), doch ist deren Konstruktion in Bezug auf Handhabung und Sicherheit so labil, dass sie nicht guten Gewissens empfohlen werden können. Auch der Unold 5850 für ca. 25 Euro mit sehr grobmaschigem Drahtrost, durch den kleinere Teile leicht durchrutschen, kommt eher nicht in Frage, auch wenn er über eine Höhenverstellung verfügt.


Kaufempfehlungen für offene Grills

Bei den offenen Grills kann der Tefal BBQ Easygrill Cuisine (Preis: ca. 100 Euro) empfohlen werden. Dieser Grill ist ca. 45 * 35 Zentimeter groß. Der Rost ist eine durchbrochene beschichtete Metallplatte; die Wasserwanne ist kunststoffverkleidet. Der Temperaturregler (robuster Knebelschalter mit eingeritztem Pfeil) befindet sich vorn in der Mitte. Als Zubehör gibt es eine Pfanne, die über dem Rost eingehängt werden kann. Kommt sie nicht zum Einsatz, kann sie an der Rückseite als Wind- und Spritzschutz angebracht werden. Der kleinere Bruder zu diesem Modell ist der Tefal BBQ Easygrill Contact für ca. 60 Euro. Der Tefal BBQ Ovation für ca. 120 Euro ist in einen Holzrahmen eingelassen und wirkt dadurch besonders edel; Holz isoliert nebenbei auch gut gegen die Hitze.

Von der Firma Severin gibt es neben dem Tischmodell PG1525 (Preis: ca. 50 Euro) das Standmodell PG2330 (Preis: ca. 150 Euro) mit einem stabilen Holzgestell. Hier gibt es diverse Ablagemöglichkeiten bis hin zu Flaschenhaltern im unteren Bereich; allerdings wird auch reichlich Standfläche benötigt.


Kaufempfehlungen für Kontaktgrills

Bei den Kontaktgrills lautet die Empfehlung Tefal BBQ Family (Preis: ca. 200 Euro). Dieses Modell fällt durch eine besonders solide und großzügige Ausstattung auf. Das Gerät ist großflächig gestaltet (ca. 52 * 35 Zentimeter). In ein robustes Kunststoffgehäuse sind nebeneinander zwei Grillplatten eingesetzt, die separat über zwei stabile Knebelknöpfe regelbar sind. Dadurch ist es zum Beispiel möglich, eine Platte zum Grillen und eine zum Warmhalten zu nutzen. Die beschichteten Platten sind mit einem Rippenmuster versehen, das sich zu dem Spalt zwischen den Platten hin öffnet. Darunter steckt eine lange schmale Schublade, die das ausgebratene Fett auffängt. Eine ca. sieben Zentimeter hohe Umrandung hinten und an den Seiten bietet Wind- und Spritzschutz.

Die Platten können leicht abgenommen und problemlos  –  auch in der Spülmaschine  –  gereinigt werden. Als kleiner ergonomischer Makel muss gelten, dass hinter den Entriegelungshebeln die Ecken der Grillplatten etwas herausgezogen sind, was eine unnötige Verletzungsgefahr darstellt. Die großzügige Grillfläche macht entspanntes Hantieren beim Belegen und Wenden des Grillguts möglich. Die Temperaturregelung fällt nach kurzer Einarbeitung sehr leicht; mit etwas Sehvermögen können auch die Kontrolllampen der Thermostaten beobachtet werden.

Wer ein Standmodell bevorzugt, kann sich für den Kontaktgrill Tefal BBQ largo entscheiden (Preis: ca. 230 Euro). Der Grillwagen (ca. 70 Zentimeter breit) ist sehr standsicher; ergänzend zu den ohnehin vorhandenen Ablageflächen können seitlich kleine Tischchen ausgeklappt werden. Der Grill ist mit einer kombinierten Grill- und Teppan-Yaki-Platte ausgestattet.


Lothar Rehdes
Förderzentrum für Blinde und Sehbehinderte
Tel.: 030 / 790 13 69 36
E-Mail: rehdes@fzbs.de
www.fzbs.de


Die Rubrik "Testlabor" wird gefördert durch die Lotterie "Glücksspirale".

Dazu ein Bild: Kompakt, solide und gut bedienbar: Der Kontaktgrill BBQ Family von der Firma Tefal überzeugt auf ganzer Linie.

Barrierefreiheit:

Jahrmarkt der Reisen

"Tourismus für alle": Endlich ist das Thema auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin angekommen. Die Reiseindustrie erkennt das Marktpotenzial und die Betroffenen präsentieren sich als Experten in eigener Sache. Dabei kann sich der DBSV mit Fug und Recht zu den Pionieren zählen.


Als Zielgruppe sichtbar werden: der DBSV auf der ITB

Carsten Müller betreibt ein kleines Reiseunternehmen in Berlin. Auf Tourismusmessen geht er gelegentlich. Seine Busse sind auf Rollstuhlfahrer eingerichtet. Überrascht war er schon, als er beim Bummel über die Internationale Tourismusbörse (ITB) in Berlin in Halle 7 auf das Banner "Tourismus für alle" zusteuerte und auf einen Informationsstand des DBSV traf. Auch blinde Menschen sind bereits unter seinen Kunden gewesen. Wenn er hier aber schon auf Experten in dieser Sache trifft, kann er sie auch gleich fragen, welche speziellen Interessen und Wünsche er bedenken soll, wenn er sich um Gäste mit Seheinschränkungen bemühen will.

Sehen und gesehen werden  –  darauf kommt es bei jeder Messe an. Kontakte werden geknüpft und gepflegt. Nicht anders geht es zu auf der weltgrößten Reisemesse, zu der sich jedes Jahr im März Anbieter, Veranstalter, Dienstleister und Lobbyisten aus der ganzen Welt auf dem Messegelände am Berliner Funkturm tummeln. David Ruiz ist der allgegenwärtige Seniormanager der ITB. Auch im Jahr 2010 konnte er am Ende trotz weltweiter Wirtschafts- und Finanzkrise einen Zuwachs der Aussteller- und Besucherzahlen vermelden lassen: 11.127 Aussteller aus 187 Ländern warben um das Interesse von 179.317 gezählten Besuchern.

Aber es geht der Messeleitung nicht nur um pure Zahlen, sondern um ein umfassendes Abbild des Tourismus. Dass dazu auch die Belange von Reisenden mit Behinderungen zählen, ist für die Verantwortlichen unbestritten. Offenbar werden Menschen mit Behinderung aber noch zu wenig als Zielgruppe wahrgenommen. Um das zu ändern, müssen die Betroffenen sichtbar und ansprechbar werden. So jedenfalls sieht es die Koordinationsstelle Tourismus (KosT) im DBSV, und so sieht es auch David Ruiz, der ein Kennenlerngespräch der Messeleitung mit den DBSV-Touristikern wichtig genug fand, um persönlich daran teilzunehmen. Zu großzügigen Konditionen wurde dem Verband ein eigener Stand zugesagt und die Möglichkeit gegeben, sich aktiv ins Veranstaltungsprogramm einzubringen. Der DBSV seinerseits lud die Nationale Koordinationsstelle Tourismus für alle (Natko) zur Teilnahme am Messestand ein. Diese vertritt in Deutschland die Interessen aller Reisenden mit Behinderungen.

Am DBSV-Stand gab es gut zu tun. 83 Fachbesucher hinterließen nach intensiven Gesprächen ihre Visitenkarten. Malte Wetzel zum Beispiel ist ein alter Bekannter mit immer wieder frischen Ideen, die er als Projektleiter im Nationalpark Eifel verwirklicht (vgl. "Gegenwart" 6/2009). Er gehörte schon zu den Referenten der DBSV-Fachtagung zum Naturtourismus 2008 in Heilbad Heiligenstadt (vgl. "Gegenwart" 9/2008). Auch für die bevorstehende Fachtagung Kulturtourismus, die der DBSV am 15. Oktober auf der Zeche Zollverein in Essen organisiert, konnten auf der ITB Interessenten gewonnen werden. Internationale Anbieter von Audioguides fragten an, wie sie am besten auf blinde Nutzer eingehen sollen. Forscher aus Logistik und Informationsbereitstellung suchten das Gespräch ebenso wie die Abgesandte eines Hotels im fernen Patagonien.


"Gut erklärt hilft allen": ein Workshop für Reiseveranstalter

Wenn blinde Menschen auf Reisen gehen, möchten sie ebenso frei und selbstbestimmt wählen können, wie alle anderen Touristen auch. Nachdem sich die KosT schon ausgiebig mit Spezialanbietern befasst hatte, nutzte sie die Gelegenheit und bot im Rahmen der ITB einen Workshop an, bei dem es darum ging, wie Blinde und hochgradig Sehbehinderte in Pauschal- und Gruppenreisen integriert werden können. Dazu hat die KosT Empfehlungen für Reiseveranstalter veröffentlicht, die künftig in die Schulungen der zentralen Weiterbildungsstätte der deutschen Tourismuswirtschaft einfließen sollen, wie Gabriele Hartmann vom Deutschen Seminar für Tourismus (DSFT) während des Workshops bekannt gab.

62 Teilnehmer zählte Hans-Karl Peter vom DBSV, der den Workshop in der Messelounge im ICC organisiert hatte. Zu den Referenten, die KosT-Leiter Dr. Rüdiger Leidner gewinnen konnte, gehörte auch Norbert Tödter von der Deutschen Zentrale für Tourismus. Interessant an seinen Ausführungen war, dass Untersuchungen der DZT sehr deutlich zeigen, dass die Bundesrepublik in Sachen Barrierefreiheit international, auch von blinden ausländischen Touristen, als Land mit Defiziten wahrgenommen wird. Heinz Kordy von der Auslandsgesellschaft Nordrhein-Westfalen konnte ängstlichen Anbietern Mut zusprechen. Er war in seiner 25-jährigen Tätigkeit als Reiseleiter mit blinden Menschen fast überall auf der Welt. Man braucht mehr Zeit, muss gründlicher planen und sich um manche Sondergenehmigung kümmern. Allerdings sollte bekannt sein, wie mobil die Teilnehmer sind. Und natürlich gibt es genügend Situationen, die eine gute Assistenz erfordern.

Qualifizierte Reiseassistenz ist einer der Arbeitsschwerpunkte der DBSV-Touristiker. Zu den Gesprächspartnern, die ganz gezielt zu dem Messestand gekommen sind, gehörte eine Holländerin, die eine Service-Agentur für Reiseassistenz in Deutschland etablieren möchte.


ITB barrierefrei  –  mit Audioguide

"Tourismus für alle" ist noch ein junges Gewächs, aber auf der ITB 2010 konnten schon einige muntere Triebe beschaut werden. Die Arbeitsgemeinschaft barrierefreie Reiseziele in Deutschland lud bereits zu ihrem dritten Workshop ein. Ihr gehört nach dem Ruppiner Land, der Sächsischen Schweiz, dem Fränkischen Seenland, der Stadt Erfurt, der Eifel und der Insel Langeoog nun auch die Niederlausitz an. Das bedeutet keineswegs automatisch, dass es dort genügend Angebote gibt, die auf Menschen mit Seheinschränkungen zugeschnitten sind. Dafür müssen sich die Betroffenen als Experten in eigener Sache einbringen.

Für Dr. Detlef Friedebold ist besonders erfreulich, dass hier gerade das Land Brandenburg zu den Trendsetzern gehört, organisiert er doch für den Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin (ABSV) auch Ausflüge ins Berliner Umland. Seine ITB-Führung war gleichfalls voll ausgebucht. Auch dieser schon zum dritten Mal stattfindende Rundgang wird von der Messegesellschaft Berlin unterstützt. Ein modernes Tourguide-System sorgt dafür, dass die Teilnehmer im Trubel der Messehallen per Kopfhörer gut den Erläuterungen an den besuchten Ständen folgen können. Besonderen Anklang fand dabei der Messestand der HoGa profIT, einem Firmenkonsortium, das Informationssysteme für Hotels und Kliniken entwickelt. Im Vorjahr stellte HoGa profIT in unmittelbarer Nachbarschaft zum DBSV-Stand sein intelligentes Fernsehen für Hotelgäste vor. Man kam miteinander ins Gespräch und stellte fest, dass es zeitgemäß ist, Informationen zweisinnig zur Verfügung zu stellen. Und so konnten die blinden Teilnehmer des ITB-Rundgangs in diesem Jahr ein Labormuster bestaunen, bei dem über die Fernbedienung des TV-Geräts im Hotel- oder Patientenzimmer nützliche Informationen akustisch zugänglich sind und sogar Bestellungen und Buchungen blind erledigt werden können.

Es dürfte zur guten Bilanz des zweiten Messeauftritts des DBSV gehören, dass die Messeleitung schon signalisiert hat, dass der Verband als Aussteller auch 2011 wieder gern gesehen ist. Und von Dr. Detlef Friedebold ist zu erfahren: Auch die spezielle Führung für blinde ITB-Besucher wird es wieder geben.

Dr. Jürgen Trinkus
stellvertretender Leiter der Koordinationsstelle Tourismus im DBSV  


Kurzinfo:

Informationen und Dokumente aus der Arbeit der Koordinationsstelle Tourismus im DBSV finden Sie im Internet unter www.tourismus.dbsv.org

Eine U-Bahn-Nacht, die sicher macht

Die Angst fährt bei blinden und sehbehinderten U-Bahn-Fahrgästen oftmals mit. Der Langstock wird eingeklemmt, man verpasst die Tür und stürzt ins Gleis  –  solche Szenarien entstehen im Kopf. Und werden manchmal traurige Realität, wie beim tödlichen Sturz einer 28-jährigen Frau in München im Sommer 2009. Den tragischen Vorfall nahm der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) zum Anlass, um in Nürnberg eine U-Bahn-Nacht zum ausgiebigen Tasten, Hören, Erkunden und Fragen anzuregen.


Samstag, 6. März, 0.44 Uhr, U-Bahnhof Maxfeld, Nürnberg: Der letzte Zug rollt in die vorläufige Endstation der vollautomatischen, fahrerlosen U-Bahnlinie 3. Menschen steigen aus, den weißen Langstock in der Hand. Auf Einladung der Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG) Nürnberg erleben sie hier zu später Stunde eine "U-Bahn-Nacht, die sicher macht". Rund 100 VAG-Fahrgäste versammeln sich in der Nürnberger Unterwelt, um ungestört und mit fachkundiger Unterstützung mit allem vertraut zu werden, was U-Bahn ausmacht. Darunter sind auch Trainer aus dem Reha- und Mobilitätsbereich. Geführt von VAG-Mitarbeitern, kommen die Gäste Schritt für Schritt mit Hand und Fuß, mit Stock und Auge den Details des Systems U-Bahn näher, so wie es zu Betriebszeiten nicht möglich wäre.

Während ihres Rundgangs erkunden die Teilnehmer viele Vorrichtungen, die blinden und sehbehinderten Menschen das U-Bahn-Fahren erleichtern: Bodenindikatoren an allen Eingängen, taktile Handläufe, das Leitsystem auf dem Bahnsteig, Kontraste an Treppenstufen und Anzeigetafeln oder die Sprachausgabe im Aufzug oder bei Einfahrt des Zuges. Neben der Position der Fahrpläne und der Bahnsteigmöbel werden auch die Sprechstellen zur Leitzentrale und die Nothalteinrichtungen gezeigt und direkt erprobt. Diese sind, abgesehen von zentralen Umsteigebahnhöfen, immer an derselben Stelle.

Ein fahrerloser Langzug steht bereit. Das Ein- und Aussteigen im vollautomatischen Betrieb erfolgt innerhalb einer festgelegten Zeit. Obwohl der Weg zur nächsten Tür kurz ist, bleibt die Zeit knapp, um den Türtaster zu finden, so die Erfahrung blinder Nutzer. Hilfe bieten hier Gummileisten mit einem Pyramidenprofil unterhalb der Türtaster. Bevor sich die Tür öffnet, verschließt ein Schiebetritt den Spalt zwischen Wagen und Bahnsteigkante. Das Schließen der Türen wird optisch und akustisch durch ein Signal von ca. drei Sekunden Dauer angekündigt. Befindet sich ein Mensch, ein Gegenstand oder auch nur ein dünner Langstock im Türbereich, öffnet sich die Tür wieder ein Stück weit. Erst wenn das "Hindernis" beseitigt ist, schließen die Türen ganz und der Zug kann abfahren. "Davor eingeklemmt zu werden, hab ich jetzt keine Angst mehr", so eine junge Frau mit Langstock.

Die Gefahr, ins Gleis zu stürzen, besteht nur noch im Langkuppelbereich, also dort, wo zwei Kurzzüge zu einem Langzug verbunden werden. Im Ernstfall könnte der Zug dank einer Langkuppelüberwachung nicht anfahren. Trotzdem wird vor Ort diskutiert, ob nicht eine mechanische Sicherung dieser gefährlichsten Stelle am Zug sinnvoll wäre. Auch im Zug wird alles erklärt und ausprobiert. Die Position der Sitzplätze für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste, die Haltestangen an den Türen, Notbremse und Sprechstelle. Der fehlende Kontrast an einigen Haltestangen wird bemängelt, Lob gibt es dagegen für die Lautsprecherdurchsagen.

Anschließend geht es auf sonst verbotenes Terrain, in den Gleisbereich. "Obwohl heute nichts passieren kann, hab ich ein mulmiges Gefühl, wenn ich daran denke, hier herunterzufallen", gesteht eine Frau. Der VAG-Mitarbeiter zeigt die Bahnsteigkante in 1,10 Meter Höhe und den darunter liegenden Schutzraum von 70 cm Höhe und 70 cm Tiefe über die gesamte Bahnsteiglänge. Er weist auf die Gefahr der Stromschiene in Kniehöhe hin und erklärt die elektronische Gleisüberwachung, die unterhalb der Bahnsteigkante installiert ist und Körper einer bestimmten Größe im Gleisbereich erkennen und eine Sperrung des Gleises einleiten kann. Tödliche Verletzungen wie in München können so ausgeschlossen werden.

Wieder auf dem Bahnsteig angelangt, ist zu hören, dass diese Nacht etwas gebracht hat. In kritischen Situationen könne man nun besser reagieren, so manche Ängstlichkeit war unbegründet und das Vertrauen in die fahrerlose U-Bahn ist gestiegen. Aber nicht nur die Teilnehmer wissen nun mehr, auch die VAG-Mitarbeiter haben einiges dazugelernt im unmittelbaren Kontakt mit blinden und sehbehinderten Fahrgästen. Um 4 Uhr geht eine spannende Nacht im U-Bahn-Schacht zu Ende.

Gustav Doubrava
BBSB-Verkehrsbeauftragter und Mitglied des DBSV-Präsidiums  


Dazu zwei Bilder: U-Bahn-Nacht in Nürnberg: Blinde Fahrgäste ertasten den Schiebetritt am Wageneinstieg und untersuchen die technischen Anlagen im Gleisbett.

"Close your eyes and see"

Eine neue Ästhetik von Tastmodellen erwartet die Besucher der EXPO 2010 in Shanghai. Vor vier Jahren stellte der Deutsche Bundestag Modelle des Reichstagsgebäudes und seiner Umgebung vor, die von der Technischen Universität Berlin unter Mitarbeit von DBSV-Vertretern gebaut wurden. Die Stadt Berlin hat das Konzept nun aufgegriffen und zeigt vom 4. bis 16. Juni in China die Ausstellung "Close your eyes and see" (Schließ die Augen und sieh).

Am deutschen Pavillon setzt sich der EXPO-Besucher eine Dunkelbrille auf und startet am Hauptbahnhof. Dort wird er mit der Ansage "Welcome to Berlin" und typischen Bahnhofsgeräuschen begrüßt und kann das Gebäude anhand eines Modells mit Händen begreifen. Auf seinem Weg zur schönsten Frau Berlins geht er über Pflastersteine und Asphalt, bis er zur Museumsinsel gelangt und Nofretete in die Arme schließen kann. Tastobjekte wie Fernsehturm, Brandenburger Tor, Siegessäule, Reichstag und andere Attraktionen machen den Besucher am anderen Ende der Welt zum Berlin-Touristen.

Nach der EXPO soll die Installation durch europäische Metropolen auf Reisen gehen. So stellt sich Berlin weltweit anhand seiner Erfahrbarkeit ohne Augen vor.


Dazu ein Bild: Berlin unter den Fingern  –  auf der EXPO 2010 in Shanghai.

Medien:

Wissen ist Teilhabe ist Leben

Nur zwei Prozent der jährlich veröffentlichten Bücher sind für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglich. Bei Sach- und Fachbüchern ist die Quote noch deutlich niedriger. Der Zugang zu Wissen ist aber entscheidend für den Erfolg in Schule und Beruf und damit für Teilhabe. Das Projekt "Leibniz" der DZB soll neue Wege weisen.


Am Welttag des Buches, dem 23. April, unterzeichnete die Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) einen Kooperationsvertrag mit der E-Book-Plattform libreka!. Im Rahmen des Projekts "Leibniz" fördert libreka! den Aufbau einer globalen Bibliothek für blinde und sehbehinderte Menschen. libreka! stellt der DZB künftig digitalisierte Buchdaten zur Verfügung, aus denen Titel im Braille- oder DAISY-Format produziert werden. Voraussetzung für die Weitergabe der Buchdaten ist die Zustimmung der jeweiligen Verlage.

"Als zentraler Partner der Buchbranche engagiert sich libreka! dafür, dass blinde und sehbehinderte Menschen leichter Zugang zu Bildung und Wissen erhalten", sagt Ronald Schild, Geschäftsführer der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH, die libreka! betreibt. "Ich hoffe, dass möglichst viele Verlage die DZB aktiv unterstützen." Nur ein Bruchteil der rund 100.000 Titel, die jährlich erscheinen, ist auch für blinde und sehbehinderte Menschen aufbereitet. Dabei handelt es sich zumeist um belletristische Literatur, Sach- und Fachbücher hingegen werden kaum zugänglich gemacht. "Die Kooperation mit libreka! ist ein wichtiger Schritt, um das Angebot der Medibus-Bibliotheken deutlich auszubauen", erklärt Dr. Thomas Kahlisch, Direktor der DZB. "Fachwissen ist die Basis, um selbstständig und bewusst in der Gesellschaft zu agieren. Bildung braucht vor allem Zugang zu den entsprechenden Informationen. Um diesen zu ermöglichen und zu erweitern, wurde das Projekt 'Leibniz' in der DZB initiiert."

Im Vordergrund des Projekts "Leibniz", das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales unterstützt wird, steht zunächst die Entwicklung von IT-Verfahren, die eine individuelle Übertragung von Sach- und Fachbüchern für blinde und sehbehinderte Menschen ermöglichen. Parallel dazu werden Kooperationen mit Verlagen und Dienstleistungsfirmen ausgebaut. "Die E-Book-Plattform libreka! ist einer der Partner, der sich für effektive Arbeitsabläufe bei der Aufbereitung gedruckter Publikationen in barrierefreien Formaten einsetzt und damit ein Bewusstsein für universelles Design schafft", so Projektkoordinatorin Julia Dobroschke.

In den nächsten drei Jahren wird durch das "Leibniz"-Team ein universelles Werkzeug entwickelt, um später jedem Nutzer der DZB dringend benötigte Fachinformationen so zur Verfügung zu stellen, wie es seinen individuellen Bedürfnissen und Wünschen entspricht. Die Einbindung der Projektergebnisse in bestehende nationale und internationale Aktivitäten zielt schließlich auf die Realisierung der Vision einer globalen Bibliothek für Menschen ab, die gedruckte Informationen nicht lesen können.

Katja Lucke  
Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB)


Dazu ein Bild: Öffnet den Buchmarkt für mehr Barrierefreiheit: Julia Dobroschke vom Team "Leibniz"

Braille-Seasons  –  Bücher für junge Leute

Gemeinsam mit MediBraille stellt der DBSV-Jugendclub viermal im Jahr ein Jugendbuch in Punktschrift vor. Das Sommerbuch 2010 heißt "Schließ die Augen und sag mir, was du siehst" und ist von der niederländischen Autorin Lieneke Dijkzeul. Es geht um den zwölfjährigen Raaf, der weiß, dass er nach und nach erblinden wird. Die Schrift an der Tafel kann er kaum noch lesen. Ständig wird er mit seiner Sehverschlechterung konfrontiert. Auch seine Eltern, Lehrer und Freunde müssen lernen, mit dieser Situation umzugehen. Sie sind alle rücksichtsvoll, was Raaf aber gar nicht gefällt. Also zieht er sich immer mehr zurück und schwänzt die Schule. Bis sein Vater ihn auf eine Schule speziell für blinde Kinder schicken möchte. Doch Raaf lehnt ab.

Aus dem Buch: "Er tat, als würde er den Seufzer seiner Mutter nicht hören, als er sein Fahrrad aus dem Schuppen schob. Sie versuchte schon seit Wochen, ihm das Rad auszureden. Und seit Wochen gelang es ihr nicht. Mütter waren sturer als Esel.

'Hast du alles?' Er rückte den Träger seines Rucksacks zurecht. 'Klar.'  –  'Auch deine Brille?'  –  'Ja-ha.' Die Brille lag oben in seinem Zimmer, aber das würde sie erst nachher sehen, wenn sie es überprüfte. 'Bis heute Mittag', sagte sie leise. 'Tschüß.'

Er wusste, dass sie ihm bis zur Kurve nachschaute, wie sie es in all den Jahren getan hatte, auch als er es nicht mehr wollte. Wenn er gut gelaunt gewesen war, hatte er sich manchmal noch einmal umgeschaut und seine Hand grüßend gehoben, weil er wusste, dass sie sich darüber freute. Jetzt machte er absichtlich eine schlingernde Bewegung, lenkte bei und nahm die Kurve so eng, wie er sich traute."


Das Braille-Seasons-Quiz zum Sommerbuch:

1.  Welchen Vogel hält Raaf im Garten für einen "schwarzen Fleck"?

a) Spatz

b) Rabe

c) Amsel

2.  Was schenkt der Lehrer Marten den Schülern zum Abschied?

a) Sticker

b) Muschel

c) CD

3.  Wen trifft Raaf am Strand, als er die Schule schwänzt?

a) Sven

b) Maren

c) Kees


Antworten an
DBSV-Jugendclub
Reiner Delgado, Rungestr. 19
10179 Berlin
Tel.: 030 / 28 53 87-240
E-Mail: r.delgado@dbsv.org


Verlost wird das Herbstbuch 2010.

Lieneke Dijkzeul: "Schließ die Augen und sag mir, was du siehst"
Blindenkurzschrift auf Papier oder für Braillezeile
Preis: 21,50 Euro zzgl. Versandkosten


Bestellungen bei der
Deutschen Blindenstudienanstalt
Tel.: 0 64 21 / 60 60
E-Mail: bestellservice@blista.de

Bücher

Die Rache des Kaisers

Ein Buch-Tipp von Christa Röbbecke, Westdeutsche Blindenhörbücherei


Der 15-jährige Jakob muss erleben, wie das Dorf, in dem er lebt, überfallen und dem Erdboden gleich gemacht wird. Unter den Opfern des Überfalls befinden sich seine Eltern und Geschwister. Nur durch Zufall kann er dem Massaker entgehen und begibt sich fünf Jahre später auf die Fährte der Mörder seiner Familie.

Den historisch gut recherchierten Hintergrund des Romans bilden die Wirren der Reformation und der Bauernkriege zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Jakob reist durch ein von Kriegen zerrüttetes Europa. Über Venedig, Rom und Wien durch Frankreich und Andalusien, sogar bis nach Venezuela führt ihn seine Suche.

Gisbert Haefs gelingt es, den Leser von Beginn an zu fesseln und auf ebenso spannende wie informative Weise zu unterhalten. Ein rundum gelungener Lesespaß bzw. Hörgenuss, der noch lange nachklingt.


Gisbert Haefs: Die Rache des Kaisers
Verlag Page & Turner
Sprecher: Manfred Spitzer
1 CD DAISY (670 Minuten)

Limit

Ein Buch-Tipp von Anja Beduhn, Norddeutsche Blindenhörbücherei


Mai 2025: Die Energieversorgung der Erde scheint gesichert, seit die USA auf dem Mond das Element Helium-3 fördern. Bahnbrechende Technologien des Konzerngiganten Orley Enterprises haben die Raumfahrt revolutioniert, in einem erbitterten Kopf-an-Kopf-Rennen versuchen Amerikaner und Chinesen, auf dem Trabanten ihre Claims abzustecken. Während der exzentrische Konzernchef Julian Orley mit einer Schar prominenter Gäste zu einer Vergnügungstour ins All aufbricht, soll Detektiv Owen Jericho, den eine unglückliche Liebe nach Shanghai verschlagen hat, die untergetauchte Dissidentin Yoyo ausfindig machen. Was nach Routine klingt, ist tatsächlich der Auftakt zu einer alptraumhaften Jagd von China über Äquatorialguinea und Berlin bis nach London und Venedig. Denn auch andere interessieren sich für Yoyo, die offenbar im Besitz streng gehüteter Geheimnisse und ihres Lebens nicht mehr sicher ist.

Ein Science-Fiction-Roman, ein Thriller, ein wissenschaftlich fundiert recherchiertes Buch mit komplexer Handlung: Frank Schätzings neuer, 1.320 Seiten starker Roman ist nun auch im DAISY-Format erhältlich.


Frank Schätzing: Limit
Kiepenheuer & Witsch
Sprecher: Volker Lohmann
2 CDs DAISY (3.220 Minuten)

Kompass Recht: Fachbuchreihe mit DAISY-Hörfassung

Der Kohlhammer-Verlag entdeckt DAISY. In einer einzigartigen Kooperation mit dem Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS) erscheint die 30-bändige Fachbuchreihe "Kompass Recht" mit zusätzlicher CD-ROM. Darauf befindet sich neben ergänzenden Arbeitsmaterialien zu dem jeweiligen Einzelband auch eine DAISY-Hörfassung. "Hörbücher sind im Kommen. Warum also nicht jedem Buch eine Hörfassung beilegen?", fragte sich der Herausgeber Professor Dieter Krimphove von der Universität Paderborn. "So wäre sehbeeinträchtigten Menschen geholfen und die Bücher könnten von jedermann unterwegs gehört werden." Auch dem Kohlhammer-Verlag gefiel die Idee. Für die ersten beiden Staffeln übernahm ein Spender des DVBS die Patenschaft. Sechs Bände mit beiliegender CD sind inzwischen lieferbar.

Die neue Reihe "Kompass Recht" deckt das gesamte Spektrum des deutschen Rechts ab. Kompakt auf jeweils etwa 150 Seiten werden die Inhalte und Fragestellungen verschiedener Rechtsgebiete allgemeinverständlich und zugleich wissenschaftlich fundiert dargestellt. So entsteht mit der Zeit ein Kompendium, das sowohl Studenten bei der Prüfungsvorbereitung als auch Praktiker im Berufsalltag unterstützt. Die Autoren der Einzelbände sind durchweg namhafte Wissenschaftler, Praktiker und Richter deutscher Obergerichte.


Kompass Recht: Kompaktes Wissen für Studium und Beruf
Schwarzschrift inkl. CD-ROM mit DAISY-Hörfassung
Kohlhammer-Verlag
Erhältlich im Buchhandel


Bestellungen auch beim
DVBS
E-Mail: stolz@dvbs-online.de
zzgl. 1,60 Euro Versandkosten


Kurzinfo zum Medibus-Katalog

Im Online-Katalog der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen (Medibus) sind inzwischen 100.000 Punktschrift- und Hörbuchtitel verzeichnet. Diese Titel können über alle angeschlossenen Blindenhörbüchereien ausgeliehen werden. Informieren Sie sich bei Ihrer Bücherei vor Ort oder stöbern Sie selbst im Internet unter www.medibus.info

Hörfilme

Wüstenblume

Geboren in der Wüste Afrikas, wächst Waris im ständigen Kampf ums Überleben auf. Als sie mit 13 Jahren zwangsverheiratet werden soll, flieht sie. Die Familie ihrer Mutter verschafft ihr eine Stellung als Dienstmädchen in der somalischen Botschaft in London, wo sie jahrelang das Haus nicht verlassen darf. Als ihr die Rückkehr nach Somalia droht, flieht Waris erneut, taucht unter, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Bis sie entdeckt wird und zu einem der bestbezahlten Models der Welt avanciert. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere erzählt sie im Interview von der grausamen Tradition der Frauenbeschneidung, deren Opfer sie selbst wurde. Die Veröffentlichung löst weltweit eine Welle von Mitgefühl und Protest aus.


Wüstenblume
Drama, Deutschland/Österreich/Frankreich 2009
Regie: Sherry Hormann
Mit Liya Kebede, Sally Hawkins u.a.
Majestic Home Entertainment
Audiodeskription: Bayerischer Rundfunk
Preis: 14,90 Euro


Bestellungen beim
BIT-Zentrum
Tel.: 089 / 559 88-136 oder -144
E-Mail: bit-bestellservice@bbsb.org

Sport:

Südafrika 2010: Fußball-Fans im WM-Fieber

Ab Mitte Juni schaut die Fußball-Welt gebannt nach Südafrika. 32 Mannschaften treten bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 gegeneinander an. Rund um das sportliche Topereignis gibt es zahlreiche Angebote für blinde und sehbehinderte Fans.

WM-Geschichte auf DAISY

Wer anlässlich des Turniers in Südafrika in die Geschichte der Fußball-WM eintauchen möchte, kann das mit dem DAISY-Hörbuch von Helmut Ernst tun. Der Fußball-Begeisterte hat Informationen zu allen Weltmeisterschaften seit 1930 recherchiert, die besten drei Mannschaften aller WMs sowie Biografien von erfolgreichen Trainern und Spielern zusammengestellt. Der Spielplan der WM 2010 ist ebenfalls enthalten.

Die DAISY-CD ist für 15 Euro erhältlich bei
Helmut Ernst
Tel.: 05 61 / 400 95 60
E-Mail: info@he24.de

"Einwurf" mit WM-Schwerpunkt

Als Vorbereitung auf das Turnier am Kap bietet die Deutsche Blindenstudienanstalt (Blista) über drei spannende Audiostunden für Fußball-Fans. In einer Sonderedition widmet sich das monatliche Sportmagazin "Einwurf" den Spielen der Fußball-WM, analysiert Chancen und Ziele der einzelnen Mannschaften, stellt mögliche Stars des Turniers vor und beleuchtet die Möglichkeiten der deutschen Nationalmannschaft. Ein WM-Tippspiel rundet das Angebot ab.

Ein unverbindliches Probeexemplar ist erhältlich bei der
Deutschen Blindenhörbücherei
Tel.: 0 64 21 / 60 60
E-Mail: info@blista.de

Der "Einwurf" im Jahresabo kostet 31 Euro, Schüler und Studenten zahlen die Hälfte.

Blista-Schüler als Reporter für taubblinde Fußball-Fans

Der 17-jährige Blista-Schüler Kevin Barth berichtet für die "Tagesnachrichten für taubblinde Menschen" als Sportreporter von der WM in Südafrika. Über alle Deutschland-Spiele, das Halbfinale und Finale wird es aktuelle Reportagen geben. Bereits während der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland hatte der damals 13-Jährige auf eigene Initiative das Geschehen im Stadion für taubblinde Menschen beschrieben. Seine Berichte erschienen in der kleinsten Tageszeitung der Welt, die der DBSV in Punktschrift herausgibt und die rund 80 Abonnenten erreicht. Für sein ehrenamtliches Engagement wurde Kevin Barth vom Burda-Verlag mit einem "Bambi" ausgezeichnet. Nach der EURO 2008 ist der blinde Schüler nun bereits zum dritten Mal im Einsatz.

Kostenloses Abonnement der Tagesnachrichten für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen beim

DBSV
Christine Günzel
Tel.: 030 / 28 53 87-210
Fax: 030 / 28 53 87-200
E-Mail: braille@dbsv.org


Dazu ein Bild: Macht die WM 2010 auch für taubblinde Menschen erlebbar: Hobby-Sportreporter Kevin Barth

Einblicke ins Gastgeberland

Um blinden und sehbehinderten Fußball-Interessierten einen Einblick in das Gastgeberland der diesjährigen Weltmeisterschaft zu bieten, hat die Blista zwei Hörbücher produziert. In seinem Buch "Laduuuuuma! Wie der Fußball Afrika verzaubert" beschäftigt sich Bartholomäus Grill mit der Rolle, die der Fußball in der südafrikanischen Gesellschaft und auf dem gesamten afrikanischen Kontinent spielt. Wer wüsste das besser als der Afrika-Experte, der in Johannesburg eine Jugendelf trainiert hat.

Edith Werner zeichnet in "Südafrika: Ein Land im Umbruch" ein Porträt des aktuellen Südafrika, seiner Kultur, seiner Gesellschaft, seiner Naturschönheiten, aber auch seiner Problemfelder. Mit großer Offenheit und Sympathie begegnet die Autorin, die fünf Jahre lang in Südafrika gelebt hat, dem Land und den Menschen.


Bartholomäus Grill: Laduuuuuma!
Wie der Fußball Afrika verzaubert
Hoffmann und Campe
1 CD DAISY


Edith Werner: Südafrika: Ein Land im Umbruch
Bundeszentrale für politische Bildung
1 CD DAISY


Ausleihbar über alle Medibus-Hörbüchereien.

Meldungen

Blinder Schachspieler behauptet sich gegen sehende Konkurrenz

Vom 5. bis 13. März fand in Bad Liebenzell die Deutsche Meisterschaft im Schach statt. Unter den 44 Teilnehmern befand sich auch Oliver Müller aus Bremen als Vertreter des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbundes (DBSB). Der DBSB besitzt im Deutschen Schachbund den Status eines Landesverbandes und darf deshalb einen Vertreter zur Meisterschaft entsenden. Müller spielte ein sensationelles Turnier, besiegte einen Großmeister und nahm einem anderen ein Remis ab. Am Ende belegte er den 18. Platz  –  das beste Ergebnis, das ein blinder oder sehbehinderter Spieler je bei der deutschen Meisterschaft erzielen konnte.

Sportabzeichen-Statistik geplant

Ein sportlicher Bayer ist in diesem Jahr kurz davor, sein 50. Behindertensportabzeichen abzulegen und dafür die goldene Ehrennadel des Deutschen Sportbundes entgegenzunehmen. Damit ist er vermutlich derjenige, der am häufigsten die für das Abzeichen erforderliche Punktzahl in fünf Disziplinen erreicht hat. Sicher ist das jedoch nicht, denn bisher gibt es keine Statistik auf diesem Gebiet. Dies soll sich nun ändern. Sportler, die bereits über 48 Mal am Wettbewerb teilgenommen haben, werden daher gebeten, sich beim Landessportreferenten von Niedersachsen, Wolfgang Noltemeier, zu melden.

Tel.: 0 44 21 / 6 07 65

Aus den Ländern:

Baden-Württemberg

Alte Feuerwache ist neues Domizil für behinderte Menschen

Ein barrierefreies Zuhause in Stadtnähe finden blinde, sehbehinderte und mehrfach behinderte Erwachsene seit Ende April im Franz-Mersi-Haus der Nikolauspflege in Mannheim. Aus einem Verwaltungsgebäude der ehemaligen Feuerwache ist ein modernes Stadthaus mit einer Gesamtfläche von 2.700 Quadratmetern geworden. 40 Wohnplätze sind auf fünf Etagen und mehrere Wohngruppen verteilt, in jedem Stockwerk gibt es Gemeinschaftsräume wie Wohnbereich und Küche. Neben der individuellen Wohnform bietet das Franz-Mersi-Haus einen Förder- und Betreuungsbereich sowie eine Kooperation mit den Diakonie-Werkstätten Rhein-Neckar. Das Haus in Zentrumsnähe wurde bewusst gewählt, um Menschen mit und ohne Behinderungen einander näher zu bringen. Mit dem Paul-und-Charlotte-Kniese-Haus, einer ähnlich konzipierten Einrichtung in Weinheim, hat die Nikolauspflege bereits seit 2001 positive Erfahrungen gesammelt.

Bayern

Barrierefreier Bayerntext

Seit April ist der Bayerntext, der Videotext des Bayerischen Fernsehens, für sehbehinderte Zuschauer gut zugänglich. Mit Hilfe des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes (BBSB) und des Fachbereichs Design der FH Potsdam hatte der Sender im vergangenen Jahr die Lesbarkeit des Videotextes analysiert. Ergebnis: Der helle Hintergrund führt bei sehbehinderten Menschen zu Blendeffekten und auch die unterschiedlichen farblichen Darstellungen verursachen Irritationen. Daraufhin wurde ein neues Layout-Konzept erarbeitet und nun in einer großen Aktion mit der Anpassung tausender Seiten, Makros und Templates umgesetzt. Jede Videotextseite erscheint nun mit heller Schrift auf dunklem Hintergrund, die Verwendung von Farbe wurde reduziert und das Layout vereinheitlicht. Erste Reaktionen von sehbehinderten Nutzern waren sehr positiv.

Brandenburg

Miteinander Leben

Vom 8. bis 10. April drehte sich bei der Messe "Miteinander Leben" der Bundesländer Berlin und Brandenburg im Estrel Convention Center in Berlin alles um die Themen Rehabilitation, Pflege und Mobilität. Traditionell gestalten die Mitgliedsverbände der Landesarbeitsgemeinschaft für Selbsthilfe Brandenburg auf der alle zwei Jahre stattfindenden Messe einen Gemeinschaftstand. Dabei vertritt der Blinden- und Sehbehinderten-Verband Brandenburg (BSVB) auch den DBSV.

Mehr als 200 Menschen, Verbandsmitglieder, Schwerbehindertenvertreter und Messegäste, die in der sozialen Arbeit tätig sind, informierten sich an dem Messestand rund um die Themen Sehbehinderung und Blindheit. Erstaunen erregte die Tatsache, dass immer noch viele Pädagogen und Sozialarbeiter, die mit behinderten Kindern und Jugendlichen zu tun haben, bei Problemen und Fragen zu Sehbehinderung relativ unwissend sind. Hier ergaben sich interessante Gespräche mit den Mitarbeitern der Integrationsämter von Berlin und Brandenburg.

Das Begleitprogramm zur Messe bot mehrere interessante Workshops. Das größte Interesse fand ein Forum des Brandenburgischen Integrationsamtes für Schwerbehindertenvertreter von Betrieben.


Ausführliche Berichterstattung im "BSVB-Magazin", Buch 8, auf DBSV-Inform

Sachsen

Kulturelle Teilhabe in Sachsen

Der Blinden-und-Sehbehinderten-Verband Sachsen (BSVS) engagiert sich verstärkt für die Verbesserung der kulturellen Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen. Mit Hilfe des Leitfadens der Koordinationsstelle Tourismus im DBSV hat sich der Verein intensiv in die Planung einzelner Ausstellungen und musealer Konzepte eingebracht.

Neuland betritt beispielsweise das "Daetz-Centrum" in Lichtenstein bei Chemnitz, das sich ganz der internationalen Holzschnitzkunst widmet, mit "Berührungen  –  Die fühlbar andere Ausstellung". Erstmalig wurde hier eine Ausstellung unter dem Fokus Blindheit und Sehbehinderung geplant. Bei einer vorbereitenden Jurysitzung entschied BSVS-Vorsitzende Angela Fischer mit, welche Exponate gezeigt werden. Schirmherr des Projekts ist der Beauftragte der Sächsischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Stefan Pöhler. Menschen mit und ohne (Seh-)Behinderung sind vom 9. Juli bis 12. September eingeladen, 28 Skulpturen und fünf Reliefs aus verschiedenen Hölzern zu ertasten.

Auch bei der Neueröffnung des "Albertinums" der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden war der BSVS aktiv. Der Museumsbau in der Dresdner Altstadt zeigt nach umfangreichen Umbauarbeiten ab Juni wieder die Ausstellungen "Neue Meister" und die "Skulpturen-/Antikensammlung". Die neuen Audioguides wurden unter Beachtung der Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Besucher konzipiert. Am 25. Juni wird eine Führung mit dem BSVS angeboten, die der Auftakt für eine kontinuierliche Zusammenarbeit sein soll.

Mehr Informationen unter www.bsv-sachsen.de


Kurzurlaub in der AURA-Pension "Villa Rochsburg" mit Besuch des "Daetz-Centrums".

Nähere Informationen zum Pauschalangebot des BSVS bei

Frau Friedemann
Tel.: 03 73 83 / 83 80 25


Dazu ein Bild: Macht sich in sächsischen Museen für integrative Kulturerlebnisse stark: BSVS-Vorsitzende Angela Fischer (re.), hier in der Dresdner Skulpturensammlung

Rätsel:

Juni-Rätsel

Halbinsel  –  Galgenhumor  –  Paradestück  –  Stulpenstiefel  –  Genussmittel  –  Weichenstellung  –  Blindenhund  –  Braunkohle  –  Perlenkette


In jedem der vorstehenden Wörter versteckt sich in zusammenhängenden Buchstaben ein botanischer Begriff. Bei richtiger Lösung ergeben die Anfangsbuchstaben der gefundenen Begriffe, der Reihe nach gelesen, den Namen einer Zierpflanze.

Bitte senden Sie das Lösungswort bis zum 20. Juni an den
DBSV
Rungestr. 19, 10179 Berlin oder per
E-Mail an gegenwart@dbsv.org


Alle richtigen Einsendungen nehmen Ende Dezember an einer Verlosung teil. Zu gewinnen sind drei Überraschungspreise.

Lösung des Mai-Rätsels

Beil  –  Mai  –  Hase  –  Laub  –  Hefe  –  Leck  –  Sago  –  Kamm  –  Reim  –  Maat  –  Leid  –  Sole  –  Bar  –  Weib  –  Mali  –  Scheit  –  Wert  –  Pose  –  Herz  –  Stau  –  Luv  –  Imago  –  Tier


Gesuchtes Sprichwort: Liebe kommt der Bitte zuvor

Nachruf:

Humorvoll und immer hilfsbereit

Am 6. Mai verstarb nach knapp einjähriger Krankheit im Alter von nur 54 Jahren Ilona Nicolai. Unser besonderes Mitgefühl gilt ihrer trauernden Familie. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband verliert mit Ilona Nicolai eine langjährige und hochgeschätzte Mitarbeiterin, das Team der DBSV-Geschäftsstelle eine liebgewonnene Kollegin und Freundin, viele Leserinnen und Leser der "Gegenwart" ihre ihnen vertraute Ansprechpartnerin.

Bereits in den 1990er Jahren half Ilona Nicolai mit, den Weg des DBSV nach Berlin zu ebnen, indem sie den Aufbau der Außenstelle Berlin mitgestaltete. Für viele Menschen war sie die Stimme des DBSV, sie wusste immer Rat und beantwortete eine Unmenge von Anfragen. Als Redaktionsassistentin hielt sie aber auch den komplexen Produktionsprozess einer in vier Medienformen erscheinenden Zeitschrift zusammen und unterstützte ihren Ehemann und Redakteur, Dr. Thomas Nicolai, bei vielen Tätigkeiten nach innen und außen.

Mit Ilona Nicolai wurde uns ein immer aktiver, hilfsbereiter, freundlicher und humorvoller Mensch genommen. Wir trauern um diesen viel zu frühen Weggang und werden Ilona Nicolai ein dankbares Andenken bewahren.

Andreas Bethke  
Geschäftsführer des DBSV


Dazu ein Bild: Ilona Nicolai

Visionär mit Bodenhaftung

Am 13. April verstarb unerwartet Torsten Brand, der Pionier der mobilen Kommunikation für blinde und sehbehinderte Menschen, im Alter von nur 47 Jahren. Er hinterlässt seine Frau und vier Kinder. Mit diesen Zeilen drückt die deutsche Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe seiner Familie ihr großes Mitgefühl über den schmerzlichen Verlust aus.

Schon als ich Torsten in den 1980er Jahren kennen lernte, war er voller Ideen für innovative Hilfsmittelprojekte. Von kleineren Programmen wie einem Taschenrechner für die Commodore Heimcomputer führte der Weg über Brailletreiber für Handytech-Zeilen zur Mitarbeit an der Entwicklung von ProTalk, einem der ersten Screenreader für Windows.

Bereits mit der beginnenden Verbreitung von Mobiltelefonen in den späten 1990er Jahren richteten sich seine Überlegungen auf die Zugänglichkeit dieser Geräte. Und als ich im Jahr 2001 den ersten Prototyp eines sprechenden Nokia Communicators sah, wusste ich, dass ein Durchbruch geschafft war. Von diesem Zeitpunkt an nahm die Erfolgsgeschichte von Talks ihren Lauf und ebnete blinden und sehbehinderten Menschen den Zugang zur mobilen Kommunikation. Für diese bahnbrechende Entwicklung, die Torsten mit seinem Partner Markus Gröber ständig vorantrieb, sind ungezählte Menschen in aller Welt dankbar.

Trotz aller Errungenschaften ist Torsten ein Mensch geblieben, dem seine Erfolge nicht zu Kopf gestiegen sind. Er war immer ein interessanter Gesprächspartner, der sein enormes Wissen und seine Visionen großzügig mit anderen teilte. Torsten, du hast uns einen großen Schritt weiter auf dem Weg zur Unabhängigkeit geführt. Dein Weggang, der viel zu früh kam, hat eine Lücke gerissen. Wir alle, die sprechende Mobiltelefone zur Hand nehmen, werden dir ein dankbares Andenken bewahren.

Peter Brass  
1. Vorsitzender der Interessengemeinschaft sehgeschädigter Computerbenutzer (ISCB)

Anzeigen:

Private Kleinanzeigen, in denen elektronische Hilfsmittel zum Verkauf angeboten werden, müssen den Zusatz "Privateigentum" enthalten. Anzeigen, die diesen Zusatz nicht enthalten, werden künftig nicht angenommen. Auch dürfen diese Anzeigen nicht unter Chiffre-Nummer geschaltet werden. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Die Redaktion  

Die Bundesfachgruppe

Informationstechnologie bietet Blinden und Sehbehinderten, die in IT-Berufen arbeiten oder ausgebildet werden, die Mitgliedschaft an. Hierzu gehören auch Angestellte in technischen Hotlines, Helpdesk oder Administratoren. Die Bundesfachgruppe IT veranstaltet Jahrestagungen und Workshops. Außerdem gibt es den IT-Report mit Artikeln zu aktuellen IT-Themen und eine Mailingliste zum Erfahrungsaustausch.

Weitere Informationen finden Sie auch unter
www.bfg-it.de oder bei
Heiko Folkerts
Tel.: 05 31 / 2 39 66 88
E-Mail: heiko_folkerts@web.de

Private Kleinanzeigen

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NOKIA E 51 Silver Edition, inkl. 1 GB Speicherkarte & Sprachausgabe Talks 60, TOP-Handy für Blinde! Preis 289 Euro

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Nokia 6720 Classic mit Sprachausgabe Talks, Premium Software ohne Simlock, Handy im Januar 2010 gekauft und kaum benutzt, Zubehör vorhanden, Preisvorstellung: 500 Euro VB

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"Flugzeugabsturz über Ungarn", Film, der in SAT.1 im Januar ausgestrahlt wurde, als DVD und die Audiodeskription der Winnetoufilme, wenn auch nur auf CD

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Hallo, ich heiße Lilo, bin 58 Jahre alt, 1,68 m groß, habe blaue Augen, bin schwer sehbehindert und habe einen kleinen Hund. Ich bin treu und häuslich. Meine Hobbys: Spazieren und Kochen. Ich suche einen ehrlichen Partner, der ebenfalls behindert ist, im Raum Essen.

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Egal, ob ein neuer PC, Schulungen oder Datenrettung. Bei uns bekommen Sie alles aus einer Hand. Des Weiteren bieten wir das Navigationssystem Kapten für Blinde und Sehbehinderte schon ab 249 Euro an.

Gerne beraten wir Sie persönlich unter 0 82 32 / 803 99 96.

Weitere Informationen und unser Bestellformular finden Sie unter www.schulzeundschulze.net !

Helmut Ernst

Achtung Fußballfreunde!

Rechtzeitig zur Fußball-WM haben wir ein DAISY-Hörbuch mit nützlichen und wichtigen Informationen für Fußballfreunde erstellt.

Auf der CD sind u.a. zu hören: Informationen zu allen WMs seit 1930, die besten 3 Mannschaften aller WMs, die erfolgreichsten Torschützen seit 1930, Biografien der erfolgreichsten Trainer und Spieler. Selbstverständlich ist auch der komplette Spielplan der WM in Südafrika auf der CD.

Daneben sind auch noch alle Telefonnummern der Servicestationen der Bahn sowie aller Bahnhofsmissionen enthalten.

Die CD ist zum Preis von 15 Euro erhältlich.

Helmut Ernst
Tel.: 05 61 / 400 95 60
info@he24.de

Der Blindenhörbuchladen

Hörbücher suchen, finden und bestellen! Der MetaGIS-Blindenhörbuchladen bietet Ihnen dies in einem für Sie optimierten Web-Zugang. Besuchen Sie dazu unsere Internetseite unter: www.blindenhoerbuchladen.de

Sie können uns auch direkt erreichen unter:

Tel.: 06 21 / 72 73 91 20
Fax: 06 21 / 72 73 91 22 oder
über E-Mail: werner@metagis.de

SynPhon GmbH

Legen Sie stets das Gewünschte in Ihren Einkaufskorb? Essen Sie, worauf Sie Lust haben? Finden Sie beim Kochen sofort das gewünschte Gewürz? Behalten Sie bei Ihrer CD-Sammlung oder bei den Papieren in Ihren Leitzordnern immer den Überblick? Wie soll das funktionieren? Ganz einfach, mit dem EinkaufsFuchs, dem hilfreichen Heinzelmännchen. Neugierig geworden?

Wir freuen uns auf Ihren Anruf.

SynPhon GmbH
Tel.: 0 72 50 / 92 95 55
E-Mail: synphon@t-online.de
www.synphon.de

Kolless Spezialuhren

Ihr Spezialist für Uhren bei Sehbehinderung und Blindheit, Uhren für Senioren.

Schicke Uhren modisch bis klassisch!

Fordern Sie unseren Katalog an!

www.blindenuhren.de
info@blindenuhren.de
Tel.: 0 61 96 / 230 11

AASB Maria Seidling

  • Lesesystem Lesephon® USB
    Das Lesephon auf einem USB-MP3-Stick
        400 Euro
  • Lesephon® Lesesysteme mit Sprache, Texterkennung, Option Videotext, DAISY-Player, TextToMP3, Editor, Spracheingabe
        ab 2917 Euro
  • AUDIOCHARTA Compact Lesesystem
    geschlossenes Vorlesesystem
        ab 3539,22 Euro
  • Braillezeilen, 40/70/80 Module, auch als Kassenmodell
        Preis auf Anfrage
  • Bildschirmlesesysteme
        Preis auf Anfrage
  • Aktuelle JAWS-Version, Screenreader mit Stimme "Eloquence/Steffi/Yannik"
        ab 1679,34 Euro
  • Angebot: bei Neukauf JAWS: 3 Tage Schulung, 2 Tage zahlen.

Seit dem 11.12.2007 ist die Firma AASB nach DIN ISO 9001 zertifiziert.

AASB M. Seidling
Tel.: 0 91 22 / 8 24 04
Homepage: www.aasb-seidling.de
E-Mail: aasb@aasb-seidling.de

Landeshilfsmittelzentrum Dresden

NEU IN UNSEREM SORTIMENT:

  • Füllstandsanzeiger mit Vibration und Piepton
    Mit deutlich hörbaren Pieptönen als auch sehr kräftigen Vibrationen warnt er vor dem Überlaufen der Tasse oder des Glases, für kalte und heiße Flüssigkeiten geeignet, zwei Warnstufen durch unterschiedlich schnelle Pieptöne u. Vibrationen, drei Kontakte, Füllhöhe einstellbar, langlebige Lithium-Batterie.
        H333  –  19 Euro
  • Schneiderbandmaß, Länge 150 cm
    Kunststoffbeschichtetes Leinenband, leicht ertastbar. Das Band ist seitlich im Abstand von 1 cm mit gut greifbaren Löchern versehen, zur schnellen Orientierung im Abstand von 5 cm größerer Lochdurchmesser u. alle 10 cm zweites Loch auf der Gegenseite.
        H432  –  6,50 Euro
  • Wecker, mechanische Ausführung
    stabile Ausführung, rundes, mit Chromringen abgesetztes, anthrazitfarbenes Metallgehäuse, abtastbares Zifferblatt mit schwarzen Zeigern und Ziffern, tastbarer Punktabstand 1 cm. Zifferblattdurchmesser ca. 90 mm. Glockenalarmwerk.
        U244  –  45 Euro

WIEDER EINGETROFFEN:

  • Porzellan-Kaffeebecher
    Mit dem tastbaren Punktschriftzitat "Man sieht nur mit dem Herzen gut" und Rankenornamenten ansprechend gestaltet, ca. 11 cm hoch, Dm. 8 cm mit Henkel. 6er Pack.
        H080  –  42 Euro (Einzelner Becher: H081  –  9 Euro)

Fordern Sie unseren Katalog in Schwarzschrift, in Punktschrift oder auf Daisy-CD an!

Bitte besuchen Sie auch unseren barrierefreien Onlineshop unter www.lhz-sachsen.de


Blinden-und-Sehbehinderten-Verband Sachsen e.V.  –  Landeshilfsmittelzentrum
Louis-Braille-Str. 6, 01099 Dresden
Tel.: 03 51 / 809 06 24
Fax: 03 51 / 809 06 27
E-Mail: lhz@bsv-sachsen.de

Aura-Hotel Kur- und Begegnungszentrum Saulgrub

Kuren  –  Seminare  –  Urlaub

In unserem Haus fühlen sich nicht nur blinde und sehbehinderte Menschen wohl. Auch sehende und externe Gäste sind bei uns herzlich willkommen!


Es erwarten Sie:

  • Kegelbahn
  • Schwimmbad
  • Medizinische Badeabteilung für stationäre und ambulante Reha-Maßnahmen
  • Wellness & Kosmetik
  • Veranstaltungsräume für Seminare und private Feste

Fordern Sie unser aktuelles Programm an!

Wir freuen uns auf Sie!

Aura-Hotel Kur- und Begegnungszentrum Saulgrub
Alte Römerstr. 41- 43, 82442 Saulgrub / Obb.
Tel.: 088 45 / 99  –  0
Fax: 088 45 / 99 121
www.aura-hotel.de
info@aura-hotel.de


Träger: Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund e.V.

Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH

Mehr Unabhängigkeit im Alltag!


"Ilook"  –  die handliche elektronische Leselupe

Ideal für unterwegs. Drei besonders helle Leuchtdioden sorgen dafür, dass Sie die Lupe auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen einsetzen können. Der Vergrößerungsgrad ist zwischen 5-fach und 20-fach frei wählbar. Praktische Zusatzfunktionen: u.a. Teilung des Bildschirms in 2 Anzeigenfelder, rechte Seite zur starken Vergrößerung der Vorlage, linke Bildschirmhälfte bleibt bei 5-facher Vergrößerung oder "Einfrieren" des Bildschirmausschnitts per Tastendruck. Betrieb mit Netzteil oder mobil mit Akkus (im Lieferumfang enthalten). Maße ca. 12 * 5,5 * 2 cm, Gewicht ca. 106 g inklusive Batterien.

Die Lupe kostet 199,99 € und hat die Bestellnummer 178 0015-1.

Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH
Bleekstraße 26, D  –  30559 Hannover
Bestellservice: 01802/ 258312 (0,14 €/Anruf)
E-Mail: info@deutscherhilfsmittelvertrieb.de
Internet: www.deutscherhilfsmittelvertrieb.de

Verkauf Hannover
Telefon: 0511 / 95465-32

Verkauf Marburg
Telefon: 06421 / 6060

Berufsförderungswerk Würzburg gGmbH

wieder im Beruf!

Thorsten Schöndube (42), blind ...
... arbeitet jetzt als Protokollführer im Neuen Rathaus Hannover.

Berufsförderungswerk Würzburg gGmbH
Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte
Fon: 0931 9001-0
E-Mail: info@bfw-wuerzburg.de
www.bfw-wuerzburg.de

RTB GmbH & Co. KG

Sicher geleitet.


net.1

  • Vermeidung aufwendiger Erdarbeiten
  • Effektive Nutzung vorhandener Erdkabel zwischen LZA und Steuergerät
  • Optimale Verbindungen durch Datenbus

Akustik "Berlin"

  • Lautstärkeabhängige Regelung
  • Optimaler Lärmschutz durch Schallausrichtung
  • Einstellung und Wartung per Fernbedienung

Taster "Berlin"

  • Wahlweise Sensorfläche oder Mechanik
  • Vibration für Blinde/Pilotton im Taster
  • Alle Spannungsvarianten

RTB GmbH & Co. KG
Telefon 05252 9706-0
E-Mail info@rtb-bl.de

Hörfilm-Forum:

Aktuelle Hörfilm-Sendetermine

Di, 1.6.10, 15.00 Uhr, 3sat
37 Grad: Zur Heirat verurteilt


Di, 1.6.10, 18.00 Uhr, ZDF
Soko Köln: Warum musste Bubi Waldner sterben?


Di/Mi, 1.6.10, 0.20 Uhr, ARD
Die Ehe der Maria Braun


Mi, 2.6.10, 22.05 Uhr, MDR
Tatort: Ausweglos


Do, 3.6.10, 13.45 Uhr, BR
Blöde Mütze!


Do, 3.6.10, 21.30 Uhr, BR
Paradies in den Bergen


Fr, 4.6.10, 21.15 Uhr, ZDF
Soko Leipzig: Musikalisches Opfer


Sa, 5.6.10, 20.15 Uhr, NDR
Tatort: Tod eines Mädchens


Sa, 5.6.10, 21.15 Uhr, MDR
Romeo und Jutta


So, 6.6.10, 20.15 Uhr, ARD
Tatort: Heimwärts


So, 6.6.10, 21.00 Uhr, NDR
Tatort: Schlaflos in Weimar


So, 6.6.10, 23.30 Uhr, BR
Deutschland. Ein Sommermärchen


Mo, 7.6.10, 18.00 Uhr, ZDF
Soko 5113: Inas Rückkehr


Mo, 7.6.10, 23.30 Uhr, SWR
Die Meisterringer von Schifferstadt


Mo/Di, 7.6.10, 3.00 Uhr, arte
Wer früher stirbt, ist länger tot


Di, 8.6.10, 15.00 Uhr, 3sat
37 Grad: Mit 16 in die Ferne


Di, 8.6.10, 18.00 Uhr, ZDF
Soko Köln: Finger am Abzug


Di/Mi, 8.6.10, 0.00 Uhr, ORF 2
Marias letzte Reise


Mi, 9.6.10, 20.15 Uhr, ARD
Seine Mutter und ich


Mi, 9.6.10, 20.15 Uhr, ORF 2
Vaterherz


Mi/Do, 9.6.10, 0.00 Uhr, ORF 2
Trapez


Do, 10.6.10, 23.00 Uhr, ORF
Ein Fall für zwei: Blutige Noten


Fr, 11.6.10, 20.15 Uhr, ORF
Ein Fall für zwei: Bittere Erkenntnis


Fr, 11.6.10, 20.15 Uhr, arte
Emmas Glück


Fr, 11.6.10, 21.15 Uhr, ZDF
Soko Leipzig: Der menschliche Faktor


Fr. 11.6.10, 22.00 Uhr, ZDF
Soko Leipzig: Vier Zeugen und ein Todesfall


Fr, 11.6.10, 21.45 Uhr, ARD
Tatort: Wolfsstunde


So, 13.6.10, 11.00 Uhr, MDR
Apachen


So, 13.6.10, 20.15 Uhr, ARD
Polizeiruf 110: Rosis Baby


Mo,14.6.10, 22.45 Uhr, ARD
Vier Minuten


Di, 15.6.10, 15.00 Uhr, 3sat
37 Grad: Erst 17 und schon Vater


Di, 15.6.10, 18.05 Uhr, ZDF
Soko Köln: Gefrorene Tränen


Di/Mi, 15.6.10, 2.25 Uhr, ZDF
Soko Köln: Gefrorene Tränen


Mi, 16.6.10, 20.15 Uhr, ORF 2
Annas zweite Chance


Do, 17.6.10, 23.00 Uhr, ORF
Ein Fall für zwei: Schlechte Karten


Do, 17.6.10, 22.45 Uhr, ARD
Brokeback Mountain


Do, 17.6.10, 23.35 Uhr, MDR
Tage des Sturms

Fr, 18.6.10, 12.30 Uhr, MDR
Tage des Sturms


Fr, 18.6.10, 21.15 Uhr, ZDF
Soko Leipzig: Eine glückliche Familie


Fr, 18.6.10, 21.45 Uhr, ARD
Tatort: Liebeswirren


Fr, 18.6.10, 22.00 Uhr, ZDF
Soko Leipzig: Der Japaner


So, 20.6.10, 20.00 Uhr, SF1
Der Teufel hat gut lachen


Mo, 21.6.10, 18.05 Uhr, ZDF
Soko 5113: Street Art


Mo, 21.6.10, 21.45 Uhr, NDR
Tatort: Vergessene Erinnerung


Mo/Di, 21.6.10, 0.05 Uhr, ZDF
Durchfahrtsland


Di, 22.6.10, 15.00 Uhr, 3sat
37 Grad: Väter wider Willen


Di, 22.6.10, 20.15 Uhr, SWR
Tatort: Vermisst


Di, 22.6.10, 22.00 Uhr, BR
Blade Runner  –  The Final Cut


Mi, 23.6.10, 22.05 Uhr, MDR
Tatort: Tödlicher Galopp


Mi, 23.6.10, 22.30 Uhr, ORF 2
Agathe kann's nicht lassen  –  Mord im Kloster


Do, 24.6.10, 20.15 Uhr, arte
Betty


Do, 24.6.10, 23.00 Uhr, ORF
Ein Fall für zwei: Schnelles Geld


Fr, 25.6.10, 15.45 Uhr, MDR
Unser fremdes Kind


Fr, 25.6.10, 21.15 Uhr, ORF
Ein Fall für zwei: Morgen bist du tot


So, 27.6.10, 11.00 Uhr, MDR
Herrscher ohne Krone


So/Mo, 27.6.10, 0.35 Uhr, arte
Betty


Mo, 28.6.10, 14.45 Uhr, arte
Wer früher stirbt, ist länger tot


Mo, 28.6.10, 15.45 Uhr, MDR
Männer im gefährlichen Alter


Mo, 28.6.10, 21.45 Uhr, NDR
Tatort: Vergissmeinnicht


Mo, 28.6.10, 22.45 Uhr, ARD
Hundeleben


Mo/Di, 28.6.10, 3.00 Uhr, arte
Emmas Glück


Di, 29.6.10, 15.00 Uhr, 3sat
37 Grad: Frühstart, plötzlich war das Baby da


Di, 29.6.10, 15.42 Uhr, MDR
Brücken der Liebe


Di, 29.6.10, 17.55 Uhr, ZDF
Soko Köln: Abgeschossen


Mi, 30.6.10, 15.42 Uhr, MDR
Ich gehöre Dir


Mi, 30.6.10, 22.05 Uhr, MDR
Polizeiruf 110: Tod im Atelier



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